Der Oberösterreichische Bauernaufstand
im Dreissigjährigen Krieg
1626 bis 1627


Würfelspiel     Phase I     Phase II     Zeittabelle     Namen     Anhang

Es war die Zeit, in der der Astronom Johannes Kepler jene berühmten Keplerschen Gesetze entdeckte und damit die Wissenschaft Physik in die Erklärung der Sternenbewegungen einführte. Mit dem Prager Fenstersturz begann zugleich der Dreissigjährige Krieg. Das lag acht Jahre zurück. Der letzte große Bauernkrieg in Oberösterreich war vor dreissig Jahren. Der 1626 beginnende Aufstand der Bauern aber warf neue Fragen für die Rebellen auf, die in den vorangegangenen Revolten noch keine Rolle spielten.
Vor, während und nach seinem Verlauf verquicken sich ständig Innenpolitik und Außenpolitik der jeweiligen Oberklassen miteinander. Auch die vielschichtige Überlagerung der sozialen Auseinandersetzungen mit religiösen Konflikten, die geschickten Verwirrungen von Enteignungen, Rückgaben und Neuenteignungen und die damit verbundenen Massenvertreibungen, die komplexen Kombinationen von Bodenspekulationen und Münzfälschungen, all das ist selbst heute noch nicht ausreichend untersucht. Diese äußerst modern erscheinende Situation stellte selbstverständlich auch die damaligen Anführer der Bauern vor schwierige Entscheidungssituationen. Sie erklärt u.a. warum es kein eindeutiges Programm der Bauern gab. Dennoch kann man aus einer Überlieferung (L2 S.365) einige Beispiele sozialer Forderungen ablesen:

»Verzeichnuß der beschwer punckhte warumb die Burger und paurenschaften im Erzherzogtumb Österreich ob der Ennß zu dem Jezigen aufstand verursacht und getrugen worden«

 ♠  Wegfall des doppelten Freigeldes
 ♠  Wegfall des Besthauptes
 ♠  Wegfall des Tavernenzwanges
 ♠  keine Zahlung des Robotgeldes
 ♠  Abschaffung der ins Maßlose steigenden Begräbniskosten
 ♠  besseren Schutz vor Wildschäden



Sind Kaiser und Kurfürst einander Feinde?
Eine besondere Schwierigkeit für die Helden dieser Geschichte bestand darin, das den Bauern jene beiden Herrscher, Kaiser Ferdinand und Kurfürst Maximilian von Bayern anfangs als verfeindet erscheinen mussten. Während sich die Landleute als Untertanen des Kaisers fühlten und auf seine Unterstützung (zumindest zeitweilig) hofften galt ihnen der Kurfürst als feindlicher Besatzer. Schon 1610 waren Söldner des Passauer Bischofs durch Oberösterreich in Richtung Prag gezogen und hinterließen eine Spur der Verwüstung in den Dörfern. Anlaß dafür bildeten Streitigkeiten zwischen Fürsten. Die durch viele Einsätze im Ausland verrohten Söldner verachteten die Leute auf dem Land und jede Form der Arbeit und als sie nach Plünderungen die Wut der Dörfler schließlich am eigenen Leibe zu spüren bekamen, gelang ihnen kaum die Flucht. Das saß noch fünfzehn Jahre später tief im Erfahrungsschatz der Dörfer. Was den Bauern 1625 jedoch noch nicht bewußt wurde, war die Tatsache, das der deutsche Kaiser und der bayrische Kurfürst keinesfalls als Kriegsgegner operierten.
Beide Fürsten gehörten unterschiedlichen Adelshäusern an und regierten zuweilen als Kontrahenten. Stets mißtrauten sie einander und zeigten sich doch als Verbündete in der katholischen Liga, die der Bayer selbst gründete. Der Kaiser seinerseits verteidigte zäh die Oberhoheit. Von ihm erhielt der Bayer als Pfand für sein militärisches Engagement gegen die Protestantische Union auch Gebiete Oberösterreichs. Der Kaiser gabs nicht sehr gern aber immerhin versprach er sogar die Kurwürde dazu!

Stabiler Glaube?
In Glaubensfragen herrschte eine gewisse Instabilität. Gerade Bauern legen besonderen Wert auf stabile Verhältnissse, es liegt im Wesen ihrer Produktionstätigkeit. Die Mehrheit der Rebellen zählten sich zu den Protestanten, aber diese Religion war historisch noch jung. Seit 1520 agierte in Oberösterreich die Reformation, um 1550 waren die Bewohner mehrheitlich evangelisch. Ab 1600 setzte unter den Habsburger Kaisern (Rudolf II. und Nachfolger Matthias) die Gegenreformation ein. Als Antwort darauf verbündeten sich 1619 die einst zum Protestantismus konvertierten Adligen und die reiche Städteprominenz politisch mit den Länderbeschlüssen des nachbarlichen Böhmens. Das betraf aber nicht das Leben der Bauern.
Im Auftrag Kaiser Ferdinands II. besiegten Truppen des bayrischen Kurfürsten Maximilian ein Jahr später diese Gegner der Gegenreformation. So kamen sie unter die Herrschaft des bayrischen katholischen Fürsten. Der niedergerungene evangelische Adel hatte erneut zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Das aber konnte auch die Landleute betreffen. Nicht wenige Protestanten konvertierten zum Katholizismus zurück. Andere waren zur Auswanderung bereit. Das wird einigen Entwicklungen dieser Jahre besondere Schärfe geben.

Eine neue Situation in Mitteleuropa
Eine neue Besonderheit ergab sich für die Bauernanführer aus der Tatsache, das sich Innenpolitik und Außenpolitik ihrer fürstlichen Gegner aufs Modernste miteinander verquickten. Diese Vermischung der Interessen stellte Männer wie Fadinger, Zeller, Casparus und viele andere Rebellen vor besonders schwer zu beantwortende Fragen. Sollte man gegen kaiserliche Truppen kämpfen, wenn man eigentlich unter die kaiserliche Regierung wollte? War eine Koalition mit den kaiserfeindlichen Dänen Hochverrat? Aber es wäre eine Koalition für den Protestantismus! Protestanten, egal von Nord oder Süd sollten sich einander über Landesgrenzen verbünden! (L FS) Und und warum macht der Kaiser mit dem bayrischen Kurfürsten gemeinsame Sache, obwohl seine Bauern die kaiserliche Interessen verteidigen?

Versteht man unter Protestantischen Bewegung jene antispanisch-antihabsburgisch-antikatholischen Cliquen innerhalb der Mächtigen, so konnte man seit Anfang 1624 eine Veränderung der Konstellationen beobachten. Englands Herrscher stellten sich erneut in den Gegensatz zu den Spanischen, da Heiratspläne zwischen beiden Kronen scheiterten. Bisher hatte auch der Dänische König Christian IV. ein Bündnis mit den niederländischen Generalstaaten abgelehnt und ein Zusammengehen mit der Protestantischen Union ausgeschlossen. Das änderte sich mit den Siegen der Katholischen Heere im Norden Deutschlands, die den Streit um die Kurwürde militärisch entschieden. Unerwartet entspann sich eine neue Koalition aus England, Frankreich und den Niederlanden, der sich die Dänen anschlossen und die Niedersachsen später unterordneten.
Auf der Gegenseite, im spanisch-katholische Lager herrschten zwar gewisse Spannungen zwischen der spanischen Habsburger-Linie und dem Bayrischen Inhaber neuer Kurwürde. Aber die religiösen Ziele der gemeinsamen Gegenreformation einten beide Fraktionen. Als weiteren politischer Paukenschlag bot sich in Anbetracht der Siege des Kaisers eine Aussöhnung des protestantischen Sächsischen Kurfürsten mit den katholischen Bayern an.

Dann setzte sich der Dänenkönig kriegsbereit an die Spitze seiner neuen Alliierten in der Hoffnung, damit mehr Einfluss als die konkurrierenden Schweden zu gewinnen. Es ging in Wirklichkeit um die Neuerwerbungen der Bistümer Bremen, Verden und Osnabrück. Seine Propaganda erklärte das Vorgehen als Schutz des unterdrückten Protestantismus in den deutschen Landen und als Verteidigung der gefährdeten Libertät der protestantischen deutschen Stände (heute etwa vergleichbar mit der Mittelklasse).
Diese insgesamt neu entstandene Koalition stellte damit alle bisherigen Siege der katholischen Liga schlagartig in Frage. Während man in der Liga glaubte, die notwendigen Siege errungen zu haben, traten scheinbar plötzlich neue protestantische Truppen vom Norden her in Aktion. [F 1] Der nahe geglaubte Friede erwies sich als dumme Illusion.


Frankenburger Würfelspiel 15. Mai 1625
Am 14. Mai 1625 forderte der vom Kaiser für Oberösterreich eingesetzte Statthalter Graf Herberstorff, eigentlich ein ehemaliger Protestant, der rechtzeitig zum katholischen Glauben wechselte [F 2], die Landbevölkerung auf, sich auf das Feld bei Hausham nahe Vöcklamarkt zu begeben. Die Bauern, die zuvor zwei katholische Dienstleute verjagt hatten und Schloss Frankenburg zeitweilig umlagerten, waren längst wieder nach Hause gegangen. Da erst gab der Statthalter seinen Befehl heraus. Nach der Beschreibung eines Zeitgenossen versammelten sich daraufhin erneut an die 5000 Menschen. Herberstorff, von schwerbewaffneten Söldnern geschützt, verlangte, dass Richter und Ratspersonen aus der Menge hervortreten sollten. Diese vierunddreissig Männer mußten dann paarweise um ihr Leben würfeln. Schließlich wurden 17 Ausgewählte an einer einzeln stehenden Linde gehängt.
Die Erbitterung, die ein Jahr später zum Aufstand führen wird, ergab sich auch aus einer beachtenswerten Tatsache, die die Art der Bestrafung betrifft. Herberstorff wandte eine Strafe an, die für schuldige Söldner galt. Es war zuvor undenkbar, das man solche Methoden auf Zivilisten anwendete. Der Konvertit Herberstorff, der sich für seine neue Religion als besonders zuverlässig erweisen wollte, ging also unverhältnismäßig vor, denn es gab zuvor keine Gerichtsverhandlung. Falls der Statthalter geglaubt haben sollte, dadurch sein Ziel zu erreichen, forcierte er mit diesem Rechtsbruch genau das Gegenteil. In den ersten Gefechten 1626 mit den aufständischen Bauern mußten seine Einheiten ernste Niederlagen hinnehmen.



Erste Phase des Aufstandes
(17. Mai 1626 bis 7. September 1626)

Kaiser Ferdinand II., der 1619 den Thron bestieg, übergab das Gebiet von Oberösterreich an Herzog Maximilian von Bayern als Pfand für dessen militärische Unterstützung gegen die Ambitionen seines protestantischen Gegenspielers Friedrich von der Pfalz. Herzog Maximilian setzte als seinen Statthalter den ungeschickzen Graf Herberstorf ein, der den einziehenden bayrischen Truppen das Ausplündern der Dörfer indirekt gestattete. Die ohnehin schon schwierige kriegsbedingte Lage Oberösterreichs [F 3] spitzte sich daher zu als die neuen Truppen entschädigungslos zu versorgen waren. Zu den unbeliebten Einquartierungen kamen die brutalen Maßnahmen der Gegenreformation. Protestantische Schulen wurden geschlossen, Lehrer und Prediger mußten das Land verlassen. In den folgenden Ereignissen sollte sich erst später zeigen, das Maximilian von Bayern und Kaiser Ferdinand II. keine Gegner waren.
Dem gegenüber sahen sich die Bauern Oberösterreichs allein als Untertanen des Kaisers, allerdings als seine protestantischen Untertanen. Die Ankunft der Söldner des bayrischen Fürsten empfanden sie als militärische Besetzung und daher lautete eine ihrer Forderungen Widersherstellung der Zugehörigkeit zum Habsburger Kaiser Ferdinand. Die überlagerte sich mit dem Ruf nach Freiheit für die Ausübung protestantischer Gottesdienste entsprechend den Regeln des Augsburger Religionsfriedens. [F 4] Aus diesem Grund schlossen sich den Bauern auch Städtebürger und protestantische Adlige an. Viele aus Böhmen Geflüchtete bildeten besonders in der zweiten Phase des Aufstandes eigene Rebellen-Abteilungen zur Unterstützung der Bauern.

politische Absichten der Bauern im Mai 1626

 ♠  alle katholischen Priester müssen verjagt werden
 ♠  dafür sind protestantische Priester einzusetzen
 ♠  es wird Rache genommen am Statthalter Herbertstorff
 ♠  alle Auflagen des Statthalters sind ungültig
 ♠  die Unterwürfigkeit gegen die Obrigkeit ist zu beseitigen

Der gut organisierte Aufstand begann im Raum von Steyr, südlich von Linz. Linz, die Hauptstadt Oberösterreichs, wurde bald vom größten der sieben Bauernhaufen belagert. Vor Linz lagerten auch Stab und das Parlament der Rebellen.
Ab Juli 1626 sendete der Kaiser Vertreter für Verhandlungen in die Lager der Aufständischen. Das führte zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Anführern. Es ist heute eine der offenen Fragen in dieser Geschichte, ob hier der frühe Tod des Anführers Stefan Fadinger die schnelle Niederlage der Bauern herbeiführte. Eigentlich war der Aufstand gut organisiert. Fadinger war am 5. Juli bei einem Erkundungsritt an den Mauern des belagerten Linz schwer angeschossen worden, also kurz vor Beginn der Verhandlungen.
Ein Abgesandter des Dänischen Königs überbrachte eine am 6. Juni in Wolfenbüttel abgefasste Vollmacht, der den Bauern militärische Hilfe zusagte. Es hieß, man würde den Katholischen gleichfalls viel zu thun geben, daß er unser nit der Zeit vergeßen wird. (L5) Aber damit begannen die Bedenken unter den Anführern, die den Kaiser als einziges Oberhaupt anerkannten und sich gleichzeitig mit seinem Gegener verbünden würden. Auch musste ihnen nicht entgangen sein, das dänische Emissäre und schwedische Unterhändler an einem österreichisch-böhmischen Generaltumult interessiert waren. Der einheimische Adel selbst versuchte einerseits Neutralität zu wahren oder andererseits geheime Unterstützung zu üben. Offenes Bekenntnis zur Bauernsache zeigte er selten.

Belagerung von Linz 1626

Belagerung von Linz 1626 (B1)

Am 18. Juni fiel auch Christoph Zeller im Kampf um Linz. Während sich nun die Beratungen hinzogen, führte der Kaiser ein Landsknechtheer nach Oberösterreich und befahl einen sofortigen Friedensschluß. Dafür versprach er Amnestie für die Rebellen, Milderung des bayrischen Militärregimes und eine mögliche Wiederherstellung der Landeszugehörigkeit. Die führungslosen Rebellen gingen auf die Vorschläge ein und unterzeichneten das Friedensabkommen. Ende August brachen die Rebellen die Belagerung von Linz ab.

Bauernaufstand 1626

Von den Aufständischen eroberte oder belagerte Orte und Gefechte (Kreuz) (B2)





Zweite Phase des Aufstandes
(Oktober 1626 bis Januar 1627)

Die Truppen des bayrischen Herzogs begannen mit ihren Sühneaktionen. Die Teilnehmer des Aufstandes sollten bestraft werden. Eine Beschwerde-Delegation der Bauern mit der Bitte um Unterstützung wurde vom Kaiser nicht empfangen. Nicht nur über diesen Verrat erbittert brach der Aufstand im Herbst erneut los. Die nächsten Anführer, Achaz Wiellinger, David Spat und Ludwig Schorer, führten erfolgreiche Gefechte. Kloster Schlägl wurde niedergebrandt.
Maximilian von Bayern sah sich gezwungen seinen fähigsten Feldherrn der Katholischen Liga mit der gemeinsamen Bekämpfung der Auständischen zu beauftragen: Gottfried Heinrich zu Pappenheim.
Pappenheim, ebenfalls ein Konvertit, trat erst 1616 zum Katholizismus über. Im November 1626 schlug er mit überlegenen Kräften die Bauernformationen im Englinger Holz bei Eferding, in Pinsdorf bei Gmunden, in Völcklabruck und in Wofegg. In dieser zweiten Phase des Aufstandes kämpften die Bauern mit besonderer Erbitterung. Sie bewiesen unglaublichen Mut und außerordentlicher Opferbereitschaft. Auf ihrer schwarzen Fahne las man den Spruch (L4 S.381):

Weils gilt die Seel
und auch das Blut
So geb uns Gott ein Heldenmut
Es muß sein!

Die an Bewaffnung und militärisch überlegenen Streitkräfte Pappenheims trugen schließlich den Sieg davon. Anschließend wurden sogenannte Rädelsfüher hingerichtet. Die Oberösterreicher mußten die Einquartierung von 12000 Söldnern des bayrischen Herzogs hinnehmen und die Auflagen der Gegenreformation akzeptieren. Das Land aber war ähnlich verwüstet wie jene deutschen Gebiete, in denen der Dreissigjährige Krieg weiter tobte. Graf Pappenheim bewies fünf Jahre später seine speziellen Fähigkeiten bei der Zerstörung Magdeburgs.


Fußnoten:

[F 1] Hinweis: In dieser Situation betrat Wallenstein für ein Jahrzehnt die politische Bühne europäischer Geschichte.

[F 2] Renegaten, also Abtrünnige von Religionen, gab es sowohl auf katholischer wie auf protestantischer Seite. Vermutlich wechselten im 17. Jahrhundert mehr Protestanten zum Katholiszismus als umgekehrt. Aber auch innerhalb des Protestantismus gab es Kirchenübertritte, z.B. vom Luthertum zum Kalvinismus und umgekehrt. Meistens suchten die Konvertiten Vorteile aus dem Übergang zur neuen Religion, so z.B. Wallenstein, der vom Hussitentum zum Katholischen wechselte. Es gab aber auch Benachteiligte, die ihrem Glauben treu blieben, wie z.B. Johannes Kepler, dem die Kalvinisten heimliches Luthertum unterstellten, wähend die Lutheraner ihn den Kalvinisten zu zählten und ihm daher die Professur in Tübingen verweigerten. Kepler selbst weigerte sich beharrlich, zum katholischen Glauben zu wechseln. Erst aus heutiger Sicht wird deutlich, wie einschränkend verschiedene Religionen auf eine gemeinsame Gesellschaft wirken können.
Tatsächlich bekämpfte Graf Herbertstorff, also ein Ex-Protestant, Aufständische, die dem Protestantismus treu blieben.

[F 3] Siehe: ⇒ Boemisch_Pfaelzischer_Krieg (1618 bis 1623)

[F 4] Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 gilt allgemein als Grundlage für eine lange Friedensperiode, aber unterschwellig wirkten die religiösen Differenzen weiter. Schritt für Schritt führten Widersprüche immer weiter zu neuen Komplikationen.
Das konfessionelle Konfliktpotenzial sammelte sich bis 1618 an und gehört zu den latenten politischen Ursachen für den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges.





Zeittafel
  Jahr Ereignisse im Bauernkrieg milit. Operationen im 30-jähr. Krieg
1624 4.10. Kaiser Ferdinand erläßt Mandat, das alle unkatholischen Prediger und Schulmeister das Land verlassen müssen.(L1 S. 309)
 
1625 Mai In Frankenburg belagern 5000 Bauern das Schloß. sie wollen nicht päpstisch werden und kein Wochengeld mehr zahlen.(L1 S. 310)

15.5. Die Bauern werden bei Hausham von Söldnern umstellt. 36 ausgewählte Männer müssen um ihr Leben würfeln, die Verlierer werden gehängt. (Frankenburger Würfelspiel) (L1 S. 310)
25. März Dänenkönig Christian IV. wird Kreisoberer in Norddeutschland. Betreibt Rüstung unter Vorwand der Neutralität, zielt auf die Bistümer Bremen, Verden u. Osnabrück.
1626 April Befehl zur Abgabe der Waffen wird ignoriert. Die Bauern sehen als letzte Hilfe und Zuflucht die erlaubte natürliche Defension. Der Aufstand soll 31.5. beginnen.
17. Mai Ein blutiger Zusammenstoß zwischen Bauern und Soldaten Maximilians v. Bayern in der Marktgemeinde Lembach im Mühlkreis löst den Aufstand zu früh aus. Sturmglocken, Feuersignale und Ansager rufen zum bewaffneten Aufgebot im Mühl- und Hausruckviertel.
20. Mai Maximilian v. Bayern ersucht den Fürstbischof von Salzburg um Söldnerwerdung, aber ⇒ Paris von Londron gestattet keine Werbung auf seinem Territorium. (L1 S. 311)
21.5. Vernichtende Niederlage der Söldner bei Peuerbach.
Mai/Juni Aufstand breitet sich ins Machland und Traunviertel aus. Die Städte Wels, Steyr, Gmunden, Vöcklabruck werden Bauernstützpunkte. Das größte Bauernlager: Weiberau.
Juni Ein Abgesandter des Dänischen Königs sagt den Aufständischen militärische Hilfe zu. Man würde Wallensteins Armee im Norden binden (6.6.- ?). (L1 S. 311) Die Anführer der Bauern, die den Kaiser als ihr einziges Oberhaupt anerkennen, haben deswegen Bedenken. Sie haben Kenntnis über die Kriegslage in Niedersachsen und Schlesien.
23. Juni Londron wird auf Druck Leopolds v. Tirols gezwungen, vier Fähnlein zur Unterdrückung der oberennischen Bauern einzusetzen.
18. Juli Söldner Maximilians erreichen Linz nach Durchbrechen der Donauschanzen.
August Die Bauern beenden die Belagerung von Linz, Fadinger tödlich verletzt.
[Hinweis: Am 26./27. August wird das Heer des Dänenkönigs Christian IV. ⇒ bei Lutter (Niedersachsen) von Tilly endgültig geschlagen.]
7. September Waffenstillstand.
September Ein Kaiserliches Regiment unter Herzog Adolf von Holstein marschiert trotz der Verhandlungen in das Hausrückviertel ein. Auch ein bayrisches Korps unter Generalwachtmeister Thimar von Lindlo zieht in das Hausrückviertel ein.
Der Aufstand bricht erneut aus, die Bauern fügen Holstein und Lindlo schwere Niederlagen zu.
Die Wut richtet sich nicht mehr nur gegen die Soldaten sondern auch gegen katholische Mitbürger. Es herrscht Bürgerkrieg.
Oktober Nach Bruch des Waffenstillstandes erneute Erhebung des ganzen Hausruckviertels. Am 10. Oktober 1626 in der Schlacht bei Wels werden die Truppen Maximilians von den Bauern geschlagen.
Maximilian beauftragt Graf von Pappenheim mit der Niederschlagung des Aufstandes. Pappenheim entwickelt eine besondere Taktik zur Bekämpfung der Bauern. Pappenheim wird später Kommandeur in der Armee Wallensteins.
November Niederlagen der Bauern bei Eferding (9.11.), bei Pinzdorf nahe Gmunden (15.11.), bei Vöcklabruck (17.11) und bei Wolfsegg (20.11.).


25. April Wallenstein verhindert den Vormarsch Mansfelds nach Sachsen und Böhmen beim Sieg an der Dessauer Brücke. Dafür brandschatzt Mansfeld protestantische brandenburger Gebiete.



Juni Ein Abgesandter des Dänischen Königs sagt den Aufständischen militärische Hilfe zu. Man würde Wallensteins Armee im Norden binden (6.6.- ?). (L1 S. 311)



27. August Schlacht bei Lutter, das dänisch-niederländische Heer des Dänenkönigs Christian IV. wird von Tilly geschlagen.
1627 Unruhen im Ennstal bzw. in Losenstein. (L MS S.96 )
Bauernrevolten (L2 S.366)
Die kaiserliche Armee unter Wallenstein und die Liga-Armee unter Tilly drängen die protestantischen Armeen aus Holstein, Mecklenburg und Pommern.
1629   Durch den Frieden zu Lübeck scheidet Dänemark aus dem Krieg aus.
1631   Mai: Pappenheim gibt den Befehl zur Erstürmung Magdeburgs. Von den 30000 Einwohnern Magdeburgs überlebten vielleicht 5000. Ganz Europa war vor Schrecken erfasst. Noch nie war eine moderne Großstadt solcher Vernichtung anheim gefallen. Die weltliche Auffassung über reguläres Kriegführen änderte sich grundlegend.
1632 Bauernaufstand im Land ob der Enns
Anführer: Prädikant Jakob Greimbl
Bauern: Luegmayer und Nimmervoll. (L4 S. 421 - 429) Der Bauernprädikant Greimbl, beredet von österreichischen Exulanten und auf die Hilfe des Schwedenkönigs Gustav Adolf rechnend, versucht erfolglos einen Aufstand im oberösterreichischen Hausruckviertel auszulösen.
(L MS S. 96)
weitere Bauernrevolten (L2 S.366)
 
1634 - 1635 Bauernrevolten (L2 S.366)  
1648 Bauernrevolten (L2 S.366) Schweden und Franzosen stehen am Inn bzw. in Böhmen, als der Bauernführer Wenger aus Stadl-Paura mit dem schwedischen General Wittenberg in Prag Kontakt über einen Aufstand im Landl aufnimmt. (L MS S.96)








Namen
Namen auf der Bauernseite
Stefan Fadinger

Anführer der Bauern als Generalobrister im ganzen Land ob der Enns, Protestant, Hofbesitzer in Sankt Agatha. Stirbt bei der Belagerung von Linz. Damit verlor die Erhebung ihren markantesten Anführer, der in einer zeitgenössischen Darstellung mit einem hussitischen Streitkolben gezeigt wird. (L2 S.364, 366)
Mitte Mai setzte die versammelte Bauernschaft im Lager Peuerbach einen neuen Magistrat ein und wählte den gewandten, tätigen und kühnen Fadinger zum Anführer. Der teilte anschließend die Abteilungen ein, bestellte verschiedene Ausschüsse und Räte, ernannte Kriegskommissare, Proviantmeister und Feldschreiber. Fadinger gab die Allgemeine Defensionsordnung heraus, deren Entwurf aus der Zeit der Rebellion gegen Ferdinand II. stammte. Fadinger stärkte stets das Misstrauen der Bauern gegenüber allen Erklärungen des Statthalters.
Als in den Verhandlungen zutage trat, das der Kaiser die Bauerndelegation nicht selbst empfangen würde, (sondern nur der Hofkanzler) suchte er die Verbindung zu Holzknechten und Bergleuten der kaiserlichen Bergwerke. [L4 S. 390]
Zu Fadingers Tod, er war bei der Belagerung vor Linz schwer verletzt worden, hält sich die Sage, das er sich für unverletzlich hielt. Es ist eher zu vermuten, das er sich den schweren Fragen schiksalsergeben stellte, weil er keine eigenen klaren Antworten zu treffen wusste. Denn über geheime Verhandlungen mit Dänischen Unterhändlern muß er informiert gewesen sein. Aber ein gemeinsames Operieren mit regulären dänisch-niederländischen Truppen wäre deutlicher Landesverrat und eigentlich bestand das Ziel des Aufstandes in der Unterordnung unter kaiserlicher Landeshoheit.

Die Witwe Fadinger floh mit den Söhnen nach Norddeutschland, wo sie bei einer adeligen Protestantenfamilie aufgenommen wurden.

Christoph Zeller Anführer der Bauern als Oberhauptmann im Mühl- und Machlandviertel, Schenkwirt, Schwager Fadingers. [L2 S.364]
Kann bei Peuerbach die Einheit des Statthalters schlagen und aufreiben. Fällt im Kampf bei der Belagerung von Linz.
Studiosus Casparus Streitbarer Prediger vermutlich böhmischer Herkunft, steht in der letzten Phase des Aufstandes an der Spitze der Rebellen. [L2 S.366-367]
Wolfgang Madlseder

Stadtrichter, Mitglied der Steyrer Eisengesellschaft. Ein Haupträdelsführer, (L2 S.364) enthauptet und gevierteilt. Verbündeter Fadingers in Steyr. Verfasste die Eingabe an den Kaiser, die in der Wiener Hofburg überreicht werden sollte. (Link KHA)
Überzeugter Protestant, soll den Befehl erteilt haben, die Stadttore von Steyr für die Bauern zu öffnen. Fadinger war Gast bei Madlseder 1626. Nach der Niederlage wurde er der Ketzerei und des Hochverrats angeklagt. Sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Nach der Folter für Schuldig befunden. Gemeinsam mit Wiellinger und Holzmüller am 26.3.1627 in Linz hingerichtet. Die Köpfe aller Hingerichteten wurden aufgespießt und vor dem Rathaus in Steyr aufgestellt.

Dr. Lazarus Holzmüller Jurist, ein Haupträdelsführer. [L2 S.364] Verbündeter Fadingers in Steyr.
Achaz von Wiellinger Adliger, ein Haupträdelsführer. [L2 S.364]
Besitzer des Wasserschlosses Aistersheim, führte den Aufstand nach Fadingers Tod weiter. Wurde am 26. März 1627 am Linzer Hauptplatz gemeinsam mit Stadtrichter Madlseder und Advokat Holzmüller hingerichtet.
Hans Christoph Hayden zu Dorf Adliger, führte die Bauern bei der Belagerung und Einnahme von Freistadt.
Verhandelte mit dem Rat, aber die kaiserlichen Kommissare lehnten den Vergleich, den Freistadt mit den Bauern eingehen wollte, ab. Die Protestanten unter den kaiserlichen Soldaten rebellierten und ein Sympathisant ermöglichte den Belagerern den Einfall. Obwohl Hayden versuchte, die Sieger von Gewalttaten abzuhalten wurden nur die als protestantisch gekennzeichneten Häuser vor Plünderungen verschont. Der Bürgermeister wurde getötet, katholische Bürger mißhandelt und eingesperrt. Manche Überlieferung bietet eine Darstellung, von der sich vermuten läßt, das hier nicht ein Bauernkrieg statt fand sondern ein Bürgerkrieg - ein Religionskrieg. Es kämpften nicht Bauern gegen Unterdrücker sondern Protestanten gegen Katholiken.
Mitte August übergaben Freistädter Bürger die Stadt an die Kaiserlichen und lieferten Hayden (als Oberanführer im Machland) aus. (L4 S. 400)
[weiter bearbeiten!]
David Spat aus Haibach. Anführer, ließ das Kloster in Schlägl niederbrennen, das besonders unbarmherzig gegen protestantische Bauern vorging.
Ludwig Schorer Anführer, gemeinsam mit David Spat.
Georg Hoffmann Stadtschreiber von Steyregg, ein hingerichteter Rädelsführer.
der Richter von Lasberg Ein hingerichteter Rädelsführer.
Elias Vätterer Der Wirt von Tragwein, ein hingerichteter Rädelsführer.
Jakob Greimbl

Prädikant und Aktivist in mehreren Bauernaufständen. Vermutl. im Reichenthal im Mühlkreis geb., aktiv bei der Rebellion von 1626 als protestantischer Prediger.
Notizen zum Aufstand 1632:
Bekehrte sich nach Niederlage (1626?) zum Katholizismus, wurde begnadigt und ging nach Prag. Nahm im späteren Aufstand 1632 Verbindung mit ausgewanderten Oberösterreichern und kaiserfeindlichen Sachsen auf, bekannte sich wieder zum Protestantismus. Ging über Wien ins Machland und predigte in Freistadt, ... und Kesermarkt. Weil er dort nichts ausrichten konnte, dann in das obere Mühlviertel. Er gab sich als Abgesandter des Königs von Schweden und des Kurfürsten von Sachsen und versprach den Bauern deren Schutz. Nannte sich Pfarrer von Ecklehen und predigte zu Tausenden. Die Bauern Luegmayer und Nimmervoll (später Anführer) wurden zu Gustav Adolf nach Nürnberg gesandt, der ihnen versprach, 10 000 Mann zu schicken. Predigte im Hausrückkreis und motivierte die Bauern, um den Kaiser aus Österreich zu jagen und Gustav Adolf als Schutzherren anzuerkennen.
Kaisertreue Bauern im Traunkreis verhinderten gewaltsam den Übergang der Aufständischen in das Traunviertel. Im August (?) 1632 lehnte Greimbl Friedensangebote ab.
Wallenstein sandte im Oktober zwei Infantrieregimenter zur Niederschlagung. Tillys Truppenteile beteiligten sich ebenfalls. Niederlage im Oktober, Greimbl floh durch das Obere Mühlviertel nach Böhmen, wurde gefangen und nach Linz gebracht.
Am 18. Februar 1633 wurde Greimbl hingerichtet durch Abhauen der rechten Hand, anschließendes Köpfen und Aufspießen. Hinrichtungen weiterer Anführer 28. Februar und 8. März. (L4 S. 421 - 429)

Namen auf der Herrschaftsseite
Adam von Herberstorff

Graf, Statthalter, erhob das Garnisionsgeld in Höhe von 26 000 Gulden.
[L1 S.309]
Wechselte vom Protestantismus zum Katholizismus.
Der ehemalige Protestant Adam Graf von Herberstorff tat sich jahrelang bei der gewaltsamen Rekatholisierung Oberösterreichs hervor. Dafür wurde er mit mehreren Gütern enteigneter Protestanten belohnt.

Bei heutiger Gesamtkenntniss der Vorgänge kann die extrem zynische und scheinbar dumme Vorgehensweise des Konvertiten Graf Herberstorff statt ungeschickt auch als provokativ gedeutet werden.
Es waren viele verschiedene Kreise an Revolten in Oberösterreich interessiert. Es gab große Verschiebungen durch Hin- und Rückübertragungen der Besitzrechte, bei denen auch neureiche Städter Vorteile gewannen. Einst hatten sich begüterte Protestantenkreise an Kircheneigentum bereichern können, nun versprach die Gegenreformation ihren Feinden eine Umkehr der Verhältnisse während andererseits ein Einmarsch protestantischen Militärs einen Umkehrung der Umkehrung bedeutete.
Jede destabilisierende Revolte machte die Rechtslage unübersichtlicher, je unübersichtlicher die Situation, desto besser und unauffälliger konnte man sich fortgesetzt bereichern.
War das Frankenburger Würfelspiel 1625 eine erste Provokation, die noch nicht zum Ziel führte, um die Bauern zu früh heraus zu fordern? Die Vorgehensweise des Statthalters war doch nicht auf Ausgleich gerichtet. Fast genau ein Jahr später erfolgt die nächste Provokation.       Hier weiter bearbeiten und prüfen!

Paris von Londron Fürstbischof von Salzburg. [L1 S.311]
Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim Pappenheim war der Stiefsohn des Statthalters Herberstorff und gilt als Besieger der oberösterreichischen Bauern im Jahr 1626.
Das Adelsgeschlecht Pappenheim konvertierte im Verlauf der Reformation zu den Protestanten, Gottfried Heinrich wurde als Protestant getauft. Im Jahr 1616 konvertierte er seinerseits unter Einfluss Kardinal Klesl`s zum Katholischen Glauben.
1626 erhielt Pappenheim vom Kaiser seine Befehlsgewalt über das Kürassierregiment Die Pappenheimer. Er entwickelte die spezielle Angriffsmethode des Caracolierens zum Auflösen der gegnerischen Tercios.

Eng mit Pappenheim's Namen verbunden ist vor allem die Zerstörung Magdeburgs im Mai 1631, die er mit seinem Befehl eingeleitet haben soll, aus taktischen Gründen einige Häuser in der Nähe des Walls anzuzünden.

P. soll stets Distanz zu Wallenstein gehalten haben(?) als er aber bei Lützen schwer verwundet wurde, empfahl er seine Witwe und seine Kinder der Fürsorge Wallensteins. Er starb 17.11.1632 bei Leipzig. Wallenstein ließ für Pappenheim in Prag eine eindrucksvolle Totenfeier halten.
Pappenheim
Joachim von Mitzlaff Dänischer Rat, begleitet Mansfelds Heer als Commissarius im Auftrag Christians. Mansfeld hat ein Dänisches Korps von 7000 Mann, die nach Schlesien ziehen sollen. (L3 S. 304)
Adolf von Holstein (Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf) Sohn des evangelischen Fürstbischofs von Lübeck, führt aber seit 1623 ein katholisches Reiterregiment für Tilly und Wallenstein gegen Protestanten und später gegen dänische Truppen.
Thimar von Lindlo (?)
Bethlen Gabor Protestant-Kalvinist, verheiratet mit der Schwester des Kurfürsten von Brandenburg (Kalvinistin), die Gabor zu seinem letzten Feldzug 1626 überredete, den er gegen die Kaiserlichen Wallensteins verlor.
Johannes Kepler

(1571-1630) Hofmathematiker Kaiser Ferdinands II., Astronom und Universalgelehrter, entdeckte die Gesetze der Planetenbewegungen (u.a. Keplersche Gesetze I.,II., u. III.)
Kepler nahm keine eindeutige Für- oder Gegenposition zu den Aufständischen ein. Er arbeitete in der Stadt Linz als die Bauern Fadingers die Haupstadt Oberösterreichs belagerten. Kepler musste erleben, wie die katholischen Behörden seine Studierstube durchsuchten und zeitweilig versiegelten. Auch seine Bibliothek wurde durchsucht. (L JK S. 178-179)
Kepler gehörte zu den Benachteiligten, die ihrem Glauben treu blieben. Das galt auf beiden Seiten, sowohl für Protestanten wie für Katholiken. Auch unterstellten die (protestantischen) Kalvinisten dem Protestanten Kepler heimliches Luthertum, wähend die (protestantischen) Lutheraner ihn den Kalvinisten zu zählten und ihm daher die Professur in Tübingen verweigerten. Kepler selbst weigerte sich beharrlich, zum katholischen Glauben zu wechseln. Er betonte stets das gemeinsame Christliche. Erst aus heutiger Sicht wird deutlich, wie einschränkend verschiedene Religionen auf eine gemeinsame Gesellschaft wirken können.
Die schweren Zerstörungen des endlosen Krieges in den deutschen Landen ließen ihn vermutlich auch die Berufung an die (protestantische) Universität Rostock ablehnen. Er befürchtete das Einfallen der Dänen und das militärische Eingreifen des Schwedenkönigs Gustav Adolf in den Krieg, was später dann auch tatsächlich geschah.
In Linz erschien Keplers Weltharmonik, er widmete diese Arbeit dem englischen König Jakob I.








Anhang
Forderungen
der
Bauern

(L2 S. 365)

Verzeichnuß der beschwer punckhte warumb die Burger und paurenschaften im Erzherzogtumb Österreich ob der Ennß zu dem Jezigen aufstand verursacht und getrugen worden

 ♠ Wegfall des doppelten Freigeldes,
 ♠ Wegfall des Besthauptes,
 ♠ Wegfall des Tavernenzwanges,
 ♠ keine Zahlung des Robotgeldes,
 ♠ Abschaffung der ins Maßlose gesteigerten Begräbniskosten und
 ♠ besseren Schutz vor Wildschäden, die immer größere Ausmaße erreichten.

Freigeld

Die Beschwerden der Bauern richteten sie u.a. gegen die hohen Abgaben, die bei jeder Art von Besitzwechsel gefordert wurden. So betrug das Freigeld bei Besitzwechsel rund ein Drittel oder die Hälfte des Bauernvermögens. Das ist vor allem eine Forderung, die ein gewisses Vermögen voraussetzt. Im Land ob der Enns gab es relativ häufig wohlhabende Bauern.
Die Forderung auf Senkungen des Freigelds hatten auch einen aktuellen Hintergrund: auf Grund der erzwungenen Auswanderung von Bauern, die sich einem Glaubenswechsel nicht unterwerfen wollten, war der Verkauf ihres Besitzes zwingend notwendig. Viele Aufständische waren sogar zu dieser Auswanderung bereit wenn die Verbrechen beim Frankenburger Würfelspiel gesühnt würden, wenn der Kaiser wieder die Landeshoheit zurück bekäme und wenn sie ihren Besitz marktgerecht verkaufen dürften.

Stufen
des
Widerstands

Stufen des Widerstandes der Bauern gegenüber den Herrschaften:

  Stufe 1: kleine lokale Versammlungen wegen Aufstauen der Konflikte
  Stufe 2: Beschwerdeschriften an die Herrschenden
  Stufe 3: Einung, Bildung von Schwurgemeinschaften
  Stufe 4: Versuche, auf juristischem Weg eine Lösung herbeizuführen
  Stufe 5: Verweigerung von Abgaben
  Stufe 6: Befreiung von Gefangenen als Antwort auf Verhaftungen und Pfändungen

Weitere Eskalation durch die Obrigkeiten lösen den Aufstand aus, der auch örtlich zum (religiös geführten) Bürgerkrieg wird. Die Stufen des Widerstandes zeigen den Willen der Landleute, die Dinge lieber friedlich regeln zu wollen.
Protestant.
Vielfalt
im
17. Jahrhdt.
Dem Block der Katholischen Kirche standen nach 1600 verschiedenste protestantische Kirchen und Richtungen gegenüber, die keinesfalls eine einheitliche Stellung einnahmen und sogar feindlich zueinander auftraten. Hier nur genannt die Evangelische Kirche (Deutschland, Skandinavien, Baltikum), die Reformierte Kirche (Schweiz, Holland, Deutschland, England, Schottland, Irland,) und die Anglikanische Kirche (England, Schottland). Zu den verschiedensten Richtungen zählten auch die Lutheraner, Mennoniten, Baptisten, Hugenotten, Puritaner, Unitarier, Presbytarier usw.
Links, Literatur, Quellen, Hinweise
(L1) Deutsche Geschichte in zwölf Bänden, Band 3, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989
(L2) Dr. Max Steinmetz, Deutschland von 1476 bis 1648, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965
(L3) Herfried Münkler, Der Dreissigjährige Krieg, Berlin 2017
(L 4) Franz Xaver Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns: von der ältesten bis zur neuesten Zeit Band 2, Linz 1847 {insbes. ab S. 373 ff}
(L5) (L1 S.311) nach Hinweisen 108 u. 109: Oberösterreichisches Landesarchiv Linz, Starhemberg-Handschrift 16, fiol 313/314 und Memorial Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar, Okt.1626, Staatsarchiv Weimar, Kriegssachen H18, fol. 253-258
(L FS) Friedrich von Schiller, Historische Schriften, Phaidon Verlag Essen o.J.
darin: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges     ISBN 3-88851-24-4
Bd. entspricht den Bänden 13, 14 und 15 der Cottaschen Säkularausgabe in 16 Bänden
Friedrich Schiller erkannte in seiner Geschichte des Dreißigjährigen Krieges jene Neuartigkeit im Europäischen Geschehen als er feststellte, das die Reformation die Scheidewand zwischen den Staaten in Europa stürzte und ein näher liegendes Interesse als den Nationalvorteil... die ...einzelnen Bürger beseelte. (L FS S. 610) Selbst wenn in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Nationalstaaten im modernen Sinne noch nicht existierten, trifft seine Charakterisierung der Vorgänge zu. Heute können jedoch die Unterschiede zwischen den Interessen der Fürsten und denen der Bürger und Bauern deutlicher dargestellt werden. Auch die Differenzen zwischen den einzelnen protestantischen Glaubensrichtungen, die zum Teil sozial recht erheblich wirken konnten, sind heute besser darstellbar.
(L JK) Thomas Posch, Johannes Kepler - Die Entdeckung der Weltharmonie, Theiss Verlag 2017, ISBN 978-3-8062-3452-7
(L MS) Martin Scheutz, Konflikte der Untertanen mit der Obrigkeit in Ostösterreich und angrenzenden Regionen vom Spätmittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Wien München 2013
Link Franz, Günther, "Fadinger, Stephan" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 740 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129066524.html#ndbcontent     ⇒ NDB
(B 1) Bearb. HHL nach Vorlage aus Deutsche Geschichte in zwölf Bänden, Band 3, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989 (Ausschnitt aus einem zeitgenössischen Stich)
(B 2) HHL, Bilderst. nach Angaben oben angef. Quellen.
Link KHA Prof. Dipl.Ing. Karl-Heinz Auburger, C.H. Watzinger,
Internet 31.03.2001, www.bez-freistadt.at/heimat/bauerna.htm
Link www.ooegeschichte.at ⇒ Freigeld
Julius Strnadt Archiv Kurt Rossacher: Buch von Julius Strnddt Der Bauernkrieg in Oberösterreich, Wels 1902
hier S. 64 ff. Buch


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Notizen Bauernaufstand in Oberösterreich 1626  ♠  Frankenburger Würfelspiel 1625  ♠  beg.: 06.05.2019  ♠  Stand: 02.07.2019  ♠  Hans Holger Lorenz