Aufstände der Heloten
...der Tugend Besitz steht voran schweißtreibende Arbeit... (Hesiod um 700 v.u.Z.)

I. Notizen  ♦   II. Zeittabelle  ♦   III. Zeitgenossen  ♦   IV. Begriffe  ♦   V. Literatur und Quellen    

Abb.1: Bauer zu Markte ziehend, Relief aus hellenistischer Zeit
Erstmalig in der spätgriechischen Kunst widmeten sich Künstler der Aufgabe, einen Menschen in sozialer Hinsicht zu charakterisieren.


Wer waren die Heloten?
Die Historie der Antike beschäftigt sich oft mit den Adelsgeschichten des alten Griechenland. Spannend lesen sich diese Kämpfe zwischen Tyrannen und Demokraten. Weniger wird von der Sklavenexistenz erzählt. Aber absolut selten findet man Geschichten über das Leben der Bauern im aufregenden Jahrtausend vor der Zeitenwende.
Der erste antike Dichter, der uns darüber berichtete, der sich zugleich auch erstmalig mit eigenem Namen zu seinen Werken bekannte, nannte sich Hesiod. Sein Lehrgedicht Werke und Tage (Εργα και ημερα) widmete sich der harten bäuerlichen Arbeit. Die Dichtung beschreibt einen Arbeitsethos, der neben der aufrichtigen Hochachtung vor menschlichen Tugenden zugleich der Praxis des Alltags zugewandt ist. Genaue technische Ratschläge verband er mit Verhaltensregeln für das Familienleben, der Gesindeorganisation auf dem Bauernhof und mit Vorschriften für die Reinigung, für Tischsitten und das Eheleben. Bedeutsam für die spätere Entwicklung der Philosophie erwies sich seine Darstellung von Weltzeitaltern, wenngleich sein Pessimismus darin überwog.

Der Ursprung des Heloten-Systems ist schon seit dem Altertum Gegenstand endloser Spekulationen gewesen, und zweifellos ist die Existenz der Heloten eine soziale Erscheinung in der Antike, die der Phantasie des Historikers viel freien Raum läßt.[1] Wer oder was waren die Heloten? Gehörten sie einem Volksstamm an? Vielleicht nannten sich bestimmte Sklaven so, manche Historiker bezeichnen sie gar als Staatssklaven. Oder kennzeichnet der Begriff Helot eine besonders arme Schicht der antiken Bauernklasse? In der Blütezeit Spartas zählte man etwa 40 000 Spartiaken, 120 000 Periöken und 200 000 Heloten. Fügen wir zu den vielfältigen Überlegungen zum Thema Heloten eine weitere hinzu. Vielleicht lassen sich so soziale Zugehörigkeiten besser erkennen. Ein unbekannter Künstler der Antike schuf in einem aussagekräftigen Relief (wahrscheinlichaus aus dem 3. Jahrhundert v.u.Z.) die uns erstmalig überlieferte Charakteristik der harten Bauernexistenz.

Sklaven galten im alten Griechenland als lebende Werkzeuge, oft waren es Kriegsgefangene. Völlig rechtlos, hatten sie keinen Anspruch auf Besitz, nicht mal auf ihr eigenes Leben. Das galt für alle Sklaven, unabhängig davon, welchen individuellen Stand sie im Haushalt ihres Eigentümers u.U. erreicht hatten. Sklaven konnten feil geboten werden. Für die Heloten galt das nicht. Wenn sie in Sparta auch nicht den Boden besaßen, den sie bearbeiteten, so behielten sie jedoch erbliches Nutzungsrecht. In Sparta war der Verkauf von Grund und Boden bis zum 4. Jhd. v.u.Z. generell verboten. Die Heloten lebten mit ihren Familien also auf fester Scholle. Auch Werkzeuge blieben in ihrem Besitz. Zu den freien Spartanern zählten sie jedoch nicht. Sie mußten den größten Teil ihrer Produkte abliefern. Manche Historiker gehen in ihren Produktivitätsanalysen davon aus, das vier Helotenfamilien einen Spartaner versorgten.
Im 6. und 5. Jahrhundert v.u.Z. wurden die Anbaukulturen hochwertiger. Generell zeigte sich der Boden steinig und schlecht, die Gebiete in Messenien bildeten die Ausnahme. Hier ließen sich Obst, Wein und Oliven anbauen, eine Arbeit, die viel mehr Sorgfalt und Planung erforderte als die übliche Landarbeit bisher. Das erschwerte den Einsatz von Sklaven, denen stets der Sinn nach Freiheit stand und nicht nach den Ergebnissen langfristiger nachhaltiger Produktion. Die Heloten, die sich dafür sehr gut zu eignen schienen, waren aber auch keine Staatssklaven, wie manche Historiker vermuten. Es existierte weder ein Staatsbetrieb, für den sie produzierten, noch sorgte der Staat pflichtgemäß für sie, wie es für Sklaven dann seine Pflicht gewesen wäre. Heloten befanden sich auch nicht in Privatbesitz der freien Spartaner. Zwar gehörten sie der gesammten Gesellschaft Spartas, aber sie durften nicht einfach getötet werden wie Sklaven. Nach mehreren Generationen stellten sie auch nicht Kriegsgefangene dar, obwohl die Spartaner sie weiterhin als niedergerungene Messenier betrachteten und ihnen alljährlich den Krieg erklärten. Eine Probe zum spartanischen Ritterstand bestand für den betreffenden Bewerber darin, den sich vielleicht herauskristallisierten neuen Heloten-Anführer zu töten - das war ein gesellschaftlicher Auftrag, keine Privataktion. Wenn man so will, vermochten sich über die Zeit hinweg somit keine (helotischen) Fürsten oder Adligen aus ihrer Schicht hervorzuheben. Darf man daher mit Vorsicht von einer sozialen Gruppierung sprechen und liegt es nicht nahe, sie als besonders arme und besonders rechtlose Bauern zu bezeichnen? Tyrtaios [L1] berichtet uns über das Leben der Heloten:

      So wie die Esel, vom Joch mächtiger Lasten gedrückt,
      tragen auch sie, gebückt von traurigem Zwange, die Hälfte
      sämtlicher Früchte des Ackers in seine Scheuern dem Herrn



Messenien Aufstandsgebiet der Heloten

Karte: Messenien als Aufstandsgebiet der Heloten mit der Bergfeste Ithome

Sklavenaufstände ungleich Helotenaufstände
Auch wenn es zynisch klingt, das Sklavendasein beinhaltete auch eine gewisse Versorgungssicherheit. Der Sklavenhalter war zumindest daran interessiert, seine Sklaven am Leben zu halten, denn sie sollten für ihn arbeiten. Die soziale Gegenbewegung des Sklaven äußerte sich in erster Linie als Flucht. Diese Motivation zeigte sich besonders hoch, wenn die Sklaven zuvor das Leben von Freien (in den eroberten Landstrichen) geführt hatten. Wann immer der Sklave revoltierte, zuallererst ging es ihm um die Freiheit. Das kennzeichnet die Eigenart von Sklavenaufständen, die hier nicht zum Thema gehören.
Nun waren die ersten Heloten jene freien Messenier, die den Krieg gegen Sparta verloren hatten und somit Kriegsgefangene. Aber Sparta entschied sich für einen bis dahin historisch einmaligen Schritt, für den bisher auch keine Erklärung gefunden werden konnte. Die Gefangenen wurden nicht aufgeteilt, blieben auf ihrem Boden und in ihren Familien und erhielten die Pflicht, für die Spartaner zu sorgen. Die Sieger richteten ihrerseits die spartanische Gesellschaft ganz auf Militarisierung ein. Das begann etwa im 6. Jahrhundert v.u.Z. und bestimmte sowohl das Leben von Generationen der Heloten als auch der Spartaner.
Im Gegensatz zu den Sklavenaufständen wurden Revolten der Heloten nunmehr zu Versorgungsrevolten, gekennzeichnet als Erhebungen von Armen, von Menschen, die man zu heftig um das Ergebnis ihrer Arbeit brachte. Alle ihre Mühen schienen nahezu umsonst, wenn ihnen zuviel genommen und zu wenig blieb von den Produkten, die sie erzeugten. Benennt man sie als Bauern, und das waren sie im eigentlichen Sinne ihrer Arbeit nach, blieben es in dieser Konstellation die besonders armen und rechtlosen! Ihre Revolten erscheinen uns daher zuerst als soziale Revolten, vielleicht sogar als Hungeraufstände. Aber sie sind nicht identisch mit den Unruhen der völlig Besitzlosen oder mit den Aufständen der arbeitslosen freien Städter.
Die Vermutung, das es sich bei den Helotenaufständen um Bauernaufstände handelte, ist nicht ungerechtfertigt. Auch die Tatsache, das sich ausländische Mächte oft in soziale Kämpfe einmischten, fand hier vielleicht ihr erstes historisches Beispiel mit Athen, einem klassischen Gegner Spartas. Athen hatte keine Heloten als Schicht aufzuweisen. 425 v.u.Z. gab es sich als scheinbarer militärischer Verbündeter dieser Bauern. Kurzzeitig gestattete Athen sogar ihre Einwanderung, da bekannt war, das es sich um sehr gute Agrar-Produzenten handelte. Eine Generation zuvor riefen die spartanischen Könige die Athener noch um Hilfe zur Niederschlagung einer großen Helotenrevolte. Insgesamt blieb gar die Außenpolitik Spartas über lange Zeit stets mit der Situation seiner Heloten verknüpft. Es gibt also zahlreiche Indizien, die darauf verweisen, das wir in den Kämpfen der Heloten die ertsen Nachrichten darüber lesen, das sich die Bauern als soziale Schicht (oder Klasse) mutig erhoben hatten. Die Bauernfrage mußte von den Machthabern von nun an ständig in bestimmter Weise berücksichtigt werden.



Erweiterte Notizen über den historisch umstrittenen Gebrauch der Münzen und des Geldes
Einige Historiker führen für das 7. Jahrhundert v.u.Z. die »Entdeckung des Geldes« an und stellen diese »Erfindung« als hohe Kulturleistung dar. [2] Besser wäre jedoch, von einem Gebrauch der Münzen zu sprechen. Dabei ist diese Nutzung der Münzen nicht vergleichbar mit dem heutigen altäglichen Gebrauch des Geldes.
In diesem Zusammenhang müssen die Betrachtungen zwischen den Entwicklungen in Sparta und denen in Athen aufgetrennt werden.
Für Sparta vermuten Historiker, das es erst etwa ab 400 v.u.Z. in die Ware-Geld-Beziehungen hineingezogen wurde. Das bis dahin handelndes Gewerbe verachtende Sparta begann da erst mit einer eigenen Geldprägung. Ein neues Gesetz veränderte grundsätzlich die gesellschaftlichen Strukturen. Mit ihm wurde zeitgleich der Boden verkäuflich. Nicht lange danach befand sich deshalb der Landbesitz in den Händen weniger Spartiatenfamilien. Spätere Bodenreform-Versuche schlugen fehl. König Agis IV. als mutiger Initiator eines Schuldenerlasses und einer Bodenreform wurde getötet. Verarmte Spartaner mußten sich von nun an als Saisonarbeiter verdingen oder als Söldner im Ausland dienen. Der Niedergang Hellas begann.


Altgriechische Münzen

Abb.2: Altgriechische Münzen

Athen war im bedeutenden Vorteil gegenüber Sparta, was die Potentiale von Handel, Seehäfen und Silberminen betraf. Die Silbergruben von Laurion boten das notwendige Edelmetall und die Aristokratie begann die Geldwirtschaft für sich zu nutzen, was belegbar mit den aufgefundenen Wappenmünzen ist. Diese gelangten hier schon während des 6. Jahrhunderts v.u.Z. in Umlauf. Die sich daraus tatsächlich entwickelnde Schuldknechtschaft, die ein eigenes spannendes Kapitel in der Athener Historie aufschlägt, gehört hier leider nicht zum Gegenstand der Betrachtungen. Wichtiger wird vermutlich die Tatsache sein, das die Münz-Geld-Praxis durch die Handelbeziehungen mit Phönizien und Ägypten nach Griechenland herüber kam, und zwar in der Form von Handelskapital. Den Athenern diente das Silber-Geld aus den eigenen Vorkommen der Bezahlung ihrer Land-Streitkräfte und ihrer Flotte. Nicht anders wurden Gold-Münzen beim großen Gegner Persien eingesetzt: Dareios I. (549 v.u.Z. - 486 v.u.Z.) führte den in seinem ganzen Reich bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts v.u.Z. gültigen ⇒ Dareikos ein. Aus seinem Anwendungs-Wert kann man auf seine Handhabung schließen: ein Dareikos war der Monatssold eines schwerbewaffneten Kämpfers. [L2] Sowohl in Griechenland als auch bei den Persern dienten Münzen zur Vorausplanung ihrer Heeresgrößen. Man bekam so bessere Vorstellungen von notwendigen Versorgungsmengen. Zugleich vermittelten die Prägungen auf den Münzen Informationen über Anführer und Zugehörigkeiten (Wappen?).
In Athen kam indirekt erstmalig und vermutlich auch unbewußt die ökonomische Verbindung von Geld und Arbeit zustande. Als die Silbergruben von Laurion im 5. Jahrhundert v.u.Z. dem athenischen Staat gehörten, bildete sich eine neue Form der Bereicherung heraus. Die Eigentümer der Sklaven vermieteten ihre Sklaven für die Arbeit in den Minen. Es gibt Schätzungen, das davon bis zu 20 000 Sklaven betroffen waren. Das war die Athener Art, das Problem Staatssklaven zu umgehen. Während des Peleponnesischen Krieges sollen wegen der fürchterlichen Bedingungen, die sich aus der Anwendung von Blei bei der Silbergewinnung ergaben, Sklaven aus den Gruben zu den Spartanern übergelaufen sein.

Im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Münzen erschließt sich noch ein weiterer Aspekt, der darauf hinweist, das es sich nicht um ein Alltagsgeld im heutigen Sinne handelte. Der von den Historikern oft erwähnte Begriff des Geldes wird nicht im Zusammenhang gebracht mit einer notwendigen Fähigkeit zum Rechnen. Ohne die gesellschaftlich verbreitete Beherrschung der vier Grundrechenarten erscheint eine allgemein verbreitete Nutzung von Geld, auch in Form von Münzen, schwer möglich. Es gilt als erwiesen, das nur eine Minderheit der Bewohner das Lesen und Schreiben beherrschte. Wenn man nun hinzufügt, das die Ziffern und Zahlen jener Zeit in Form von Buchstaben geschrieben wurden, ist die Vermutung erlaubt, das die Fähigkeit zum Rechnen ebenfalls nur begrenzt verbreitet sein konnte. Sicher erforderte die Arbeit auf dem Lande gewisse Planungen und damit auch das Rechnen. Wie stand es damit? Bis in die Lebenszeit Hesiods hatte sich die Tätigkeit auf dem Acker als ehrenvoll gehalten, mit dem späteren Aufkommen von Geld gab es schon Veränderungen bis hin zu Schuldsteinen und Schuldsklaverei.


Landarbeit in der Antike

Abb.3: Landarbeit in der Antike

Das sachkundige Rechnen wurde vermutlich von Fachleuten auf Rechenbrettern mit Rechensteinen durchgeführt. Eine solche (ebenfalls umstrittene) ⇒ Rechentafel aus dem 4. Jhdt. v.u.Z. fanden Archäologen 1846 in Salamis. Die Mamorplatte ist 1,50 x 0,75 m groß und sie zeigt nicht die praktischen Möglichkeiten eines viel später entstandenen römischen Handabakus in Postkartengröße.[L3]

Die einfache Rechenkunst Griechenlands wurde durch die Nutzung von Buchstaben für Ziffern und Zahlen erschwert. Die Zahl 0, Stellenzahlen und die Nullstellen waren noch nicht erfunden.



Beispiele für die Dezimalzahl griechische Zahl (nach [L4])
43 μγ
560 φξ
2035 ,βλε
10 Δ
1000 Χ


Für die einzelnen Ziffern galten Buchstaben, die sich über die Jahrhunderte in der Zuordnung noch änderten, beispielsweise wurde aus 5 = ε später 5 = Γ und 10 = τ später zu 10 = Δ. Die älteste Schrift mit Zahlzeichen stammte aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v.u.Z. [3]. Privatleute sollen sie seit dem 3. Jahrhundert v.u.Z. benutzt haben können. Es setzt jedoch erheblichen Zeitaufwand voraus, die Vielzahl der Zeichen (jede Zahl entspricht einer eigenen Buchstabenkombination) zu erlernen und ebenso das Rechnen, das nach einer Art von verbalen Rezepten durchgeführt werden mußte, ohne das es bei großen Zahlen einfache Prüfungsmöglichkeiten gab. Es ist kaum denkbar, das wirtschaftliches Rechnen eine Alltagserscheinung für jedermann darstellte. Damit bleibt die Frage nach einem täglichen Gebrauch von Geld auch im Sinne von Preisgestaltung (und Preistafeln) nicht wirklich beantwortet und gestattet erhebliche Zweifel an der Behauptung, das Geld zum Alltag gehörte.
Ein Detail in der obigen Darstellung über die Landarbeit weist darauf hin, das das Schachern Möglichkeiten beim Austausch geringer Einheiten bot. Zwei Bauern halten sich gegenseitig die Hände vor Augen. Ähnlich dem Mora-Fingerspiel zeigen sie sich offenbar Zahlen. Bestimmte Handzeichen bedeuteten dann festgelegte Zählgrößen. Vermutlich wurde sie von den Ägyptern übernommen. Handzeichen erleichterten das Schachern - aber das ist kein eigentliches Preisausrechnen. Das dem entgegenkommende beliebte Moraspiel kannten die Griechen der Homerischen Zeit, wie Vasenmalereien beweisen. Die griechische Sage berichtet, das die schöne Helena das Moraspiel zum Zeitvertreib mit ihrem Geliebten Paris erfand.
Für die kleineren Familienwirtschaften, die sich zuweilen auch ein bis zwei Sklaven halten konnten und bei denen der Besitzer selbst mitarbeitete, mochten solche Händleraktivitäten noch angehen. Für militärstrategische Planungen wird das Fingerrechnen sicher nicht mehr ausgereicht haben.

Eine Kriminalepisode der Geldentwicklung sei hier noch angeführt. Ranke erwähnt in seiner wunderbaren Beschreibung des Alten Hellas auch die Münzprägungen des Atheners Solon. [L6] Dabei sei schon in der Antike das Verhältnis von Gold und Silber schwankend gewesen. Die Tätigkeit des Solon fiel in die Zeit 590er v.u.Z. Die Aufgabe, Manipulationen mit Edelmetallen zu entlarven, löste ein großer Naturwissenschaftler erst über zweihundert Jahre später. Die berühmt gewordene Legende des römischen Architekten Vitruvius über die Entdeckung des spezifischen Gewichts [L7] von Gold und Silber durch Archimedes (287 ? - 212 v.u.Z) beim Experiment mit der Krone des Königs Hiero stammt selbst aus dem noch späteren 1. Jahrhundert v.u.Z., ein langer Weg bis zum echten Geld beginnt sich hier abzuzeichnen...



Fußnoten:

[1] In der Geschichtswissenschaft finden sich unterschiedliche Einordnungen der Heloten. Hier sei nur die messenische Helotenexistenz im griechischen Sparta untersucht.

[2] Einige Historiker sehen keinen Zusammenhang zwischen Geld und Arbeit. Diese Feststellung ist auch erlaubt für manche moderne Wirtschaftstheoretiker.

[3] Offenbar waren die Babylonier mit ihrem 60er Zahlsystem einst wesentlich weiter voran gekommen.






Jahresangaben
v.u.Z.
Zeittabelle
8. Jhdt. Ausbildung der Adelsherrschaft


776 v.U.Z. Erste Olympische Spiele
Die Schrift mit einem von den Phönikern entlehnten Alphabet kehrt nach Griechenland zurück. Sie ging in Griechenland um 1200 ... 900 v.u.Z. durch Unruhen in der Einwanderungszeit und bei weiteren an das Mittelmeer grenzenden Völkern vermutlich verloren. (Das gilt nicht für Syrien und Ägypten)
um 750 Das Alphabet für die Schrift verbreitet sich von Euböa, Kreta oder Rhodos aus.
743 bis 724 I. Messenischer Krieg
Messenien mit seinen fruchtbaren Landschaften war Ziel der spartanischen Eroberung. Die kämpfe konzentrierten sich dabei um den Berg Ithome. Nach ihrem Sieg übernahmen die Spartaner einen Teil des Ackerlandes um ihre eigenen Ackerlose zu verdoppeln. Der andere Teil verblieb bei den Heloten zur Bearbeitung.
7. Jhdt. v.u.Z. »Erfindung« des Geldes (?!)
645 bis 628 v.u.Z. II. Messenischer Krieg
Aufstände der Periöken nutzen die Heloten, um ihrerseits zu revoltieren. Mit Unterstützung aus Argos, Arkadien und Pisa konnten sie die Spartiaken zeitweilig vertreiben. Der Anführer Aristomenes organisierte kühne Streifzüge der Messenier von der Bergfeste Ira aus bis hinein nach Lakonien. Nach ihrer Niederlage wanderten große Teile der messenischen Bevölkerung nach Italien und nach Kleinasien aus. Die Zurückbleibenden mußten als Heloten (Staatssklaven?) auf den Äckern für die Spartaner arbeiten. Ein Teil der Böden wurde Weideland, die Hafenplätze an der Küste verödeten.
Heloten-Aufstände gegen Sparta um 650 v.u.Z.
464 bis 452 464 v.u.Z. Erdbeben im Süden Peleponnes - Beginn des grossen Helotenaufstandes
III. Messenischer Krieg (464 - 455)
Die Verwirrungen nach dem Erdbeben im Süden des Peloponnes nutzten die Heloten zum Aufstand. Er weitete sich schnell über große Teile spartanischen Gebiets aus. Die Aufständischen wagten sogar einen Zug gegen die Stadt Sparta. König Archidamos schlug sie jedoch zurück und die Heloten igelten sich auf dem ⇒ Berg Ithome ein. Dort sollen sie noch zehn Jahre lang Widerstand geleistet haben.
Nach ihrer Niederlage wurden die letzten Messenier und Heloten von den Athenern in Naupaktos angesiedelt.

deutsche digitale Bibliothek

Wikipedia
Der athenische Feldherr Kimon zog 462 v. Chr. - auf ein Hilfsersuchen der noch mit Athen verbündeten Spartaner gegen aufständische Heloten eingehend - mit einem Heer in Richtung Sparta. Aus Angst der Spartaner vor einer möglichen Demokratisierung ihres Staates durch die Athener, schickten sie Kimon mit seinen 4000 Kämpfern wieder zurück. Das führte schließlich zu einer Auflösung des seit 481 bestehenden Abkommens zur Waffenhilfe und in weiterer Folge zu den offenen Auseinandersetzungen des Peloponnesischen Krieges.
425 v.u.Z. Helotenaufstand während des Peloponnesischen Krieges, als sich die athenische Flotte der Stadt Pylos näherte. Sie wurden von den Athenern unterstützt, die ein Interesse daran hatten, Sparta von innen zu schwächen.
Die Heloten unterstützten die Unternehmen des Demosthenes gegen Pylos. Nach dem Fall Athens wanderten sie nach Hesperides in Kyrenaika aus.
Das Land Messenien blieb von nun an ganz verödet und spartanische Provinz bis zum Fall Spartas.
243 bis 242 Das Gesetz eines Schuldenerlasses und eine Bodenreform in Sparta scheitern bei den Durchführungen an den Großgrundbesitzern.
188 Sparta stellt sich unter den Schutz Roms, wurde aber wieder vom Achäischen Bund besetzt. Philopömen, der letzte der Hellenen, besetzte Sparta und ließ die Heloten, die von den spartanischen Verteidigern als Bürger aufgenommen wurden, aus der Stadt verjagen.
Philopömen
146 Griechenland unterwirft sich Rom. Da die Römer Sympathie für die Spartaner hegten, wurde ihnen eine besondere Ehre gewährt: sie blieben Freie.





Namen Zeitgenossen Hinweise
Agis IV. König und Reformer in Sparta. Versuchte mit einer Bodenreform der Verarmung der Landbevölkerung entgegen zu wirken. Während der Schuldentilgungsmaßnahmen wuchs der Widerstand der Großgrundbesitzer. Agis wurde vermutlich auf ihr Betreiben 241 v.u.Z. getötet. Agis IV.
Aristodemos Sagenhafter Held im I. Messenischen Krieg (743 bis 724 v.u.Z.), in dem die Messenier sich den Spartiaken unterwerfen mußten. Nach zwanzigjährigem Kampf mußte Aristidemos mit seinen Getreuen die Bergfeste Ithome aufgeben.
Aristomenes Anführer im II. Messenischen Krieg. Organisierte kühne Streifzüge der Messenier von der Bergfeste Ira aus bis hinein nach Lakonien. Nach der Niederlage jedoch wanderten große Teile der Bevölkerung nach Italien und nach Kleinasien aus. Die Zurrückbleibenden mußten als Heloten auf den Äckern für die Spartaner arbeiten. Ein Teil der Böden wurde Weideland, die Hafenplätze an der Küste verödeten.
Ephialtes

(∼ 450 v.u.Z.)
Athener Politiker, der in Opposition zum Kimon stand, später ermordet. Wikipedia
Eratosthenes

(∼ 276 bis 194 v.u.Z.)

Gelehrter in Alexandria. Bestimmte den Erdumfang mit 250 000 Stadien (36 000 ... 46 000 km). Das die Griechen die Geometrie vor der Arithmetik bevorzugten wird gerade an seinem Beispiel deutlich. Erastothenes schätzte die Entfernung zwischen Alexandria und Syene aus der Erfahrungstatsache, das eine Karamelkarawane die Strecke in 50 Tagen durchmißt. Pro Tag wurde ein Weg von 100 Stadien gemessen, also insgesammt 5000 Stadien, die einen fünfzigsten Teil des Vollkreises darstellten und sich somit ein Umfang von 250 000 Stadien ergab. Die verwendeten griechischen Zahl-Zeichen sähen dann so aus:
[50 = ν`] [100 = ρ`], [5000 = ,ε] [250 000 = Mκε].    Von einer einfachen Rechenanwendung [L8], evtl. nach Tabellen, kann offensichtlich keine Rede sein. Deswegen kombinierten spätere Mathematiker, z.B. Ptolemäus die griechischen Zahlzeichen mit dem babylonischen Hexagesimalsystem, als er dreihundert Jahre nach Eratosthenes eine Tabelle zur Umrechnung von Winkelgrad im Bogenmaß erstellte.     ⇒ Wikipedia

Hesiod

(∼ 700 v.u.Z.)

(auch: Hesiodus, Ησιοδος) »Bauerndichter« der griechischen Antike. Sein Lehrgedicht Werke und Tage (Εργα και ημερα) hat die harte bäuerliche Arbeit zum Thema.
Die Dichtung enthält einen Arbeitsethos, der neben der Hochachtung vor der bäuerlichen Arbeit zugleich der Praxis des Alltags zugewandt ist. Neben genauen technischen Ratschlägen beschreibt er auch Verhaltensregeln für das Familienleben, die Gesindeorganisation auf dem Bauernhof, für die Reinigung, Tischsitten, Eheleben u.s.w.
Für die Entwicklung der Gesellschaftsphilosophie ist seine Darstellung von Weltzeitaltern bedeutsam.(eventl. Fußnote: die Begrifflichkeit von Weltzeitaltern wird auch von Thomas Münzer genutzt sieh ...)
Um 460 v.u.Z., als die Griechen die Ideale ihrer Vergangenheit beschworen, wurden in Olympia Statuen für Hesiod und Homer errichtet. (L5)
weitere Dichtungen: Theogonia (Θεογονια) und Der Schild des Herakles (Ασπισ Ηρακλεους).

deutsche digitale Bibliothek

Werke und Tage
Kimon Sohn Miltiades II/43
Solon

(∼640 v.u.Z bis ∼560 v.u.Z.)
Mutiger Reformer Athens. Beseitiger der Schuldsklaverei in Athen. Ließ die Seisachtheia durchführen und Schuldsteine entfernen. Verbot bei Mangel für die Bevölkerung den Export von Getreide. War gleichzeitig Geschäftsmann und führte den euböischen Münzfuß ein (1 Drachme = 6 Obolen). Seine pekuniären Neuerungen sollen sich auch auf die (Wert)-Veränderungen (?) zwischen Gold und Silber ausgewirkt haben. (L6)

Büste Solons
Tyrtaios

7. Jhdt. v.u.Z.
(auch: Tyrtäos aus Aphidna) Ependichter, lebte vermutlich zwischen 680 - 600 v.u.Z. in Sparta, wurde von den spartanischen Königen zur moralischen Unterstützung ihrer Kämpfer gerufen. Von ihm stammt o.g. Zitat über die Heloten. Wikipedia

google book



Begriffe
Berg Ithome Aufständische Heloten sollen sich im I. und III. Messenischen Krieg auf die Bergfeste Ithome zurückgezogen haben.

Lit.Hinweis: Adolph Strahl, Das alte und das neue Griechenland. Eine Parallele, gezogen auf einer Reise ..., Wien 1840     ⇒ google book

Wikipedia I
Periöken (sogen. Umwohner), Bevölkerungsschicht, die kleines Handwerk, Handel und Landwirtschaft betrieb, lebte an den Küsten Lakoniens. Spartiaten selbst durften nach den Gesetzen des Lykurg keine Erzeugnisse produzieren. Zum Austausch soll spartanisches Eisengeld (?) gedient haben in Form von Fladen. Edelmetallprägungen waren hier bis zum 3. Jahrhundert v.u.Z. unbekannt.
Seisachtheia (Lastenabschüttelung) Schuldenerlass, Schuldenschnitt. Die Entschuldung der Bauern in Athen zählte zu den Maßnahmen Solons, mit denen er die bäuerliche Bevölkerung vor den habgierigen Zugriffen der reich gewordenen Grundeigentümer schützte. Das Zugriffrecht auf die Person des Schuldners (Schuldsklaverei!) wurde gestrichen, die vor Häusern und Feldern gesetzten Schuldsteine entfernt. Bereits verkaufte Schuldsklaven befreite man auf Staatskosten.
Timokratie Die Beteiligung an Staatsämtern setzte ein bestimmtes Vermögen voraus, führte zur sog. Geldaristokratie.




Quellenangaben Literatur Links
[L1] Hrg. Wiss. Beirat für Geschichtswissenschaft, Griechische Geschichte bis 146 v.u.Z., Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1981 S. 100
[L2] Hrg. Wiss. Beirat für Geschichtswissenschaft, Griechische Geschichte bis 146 v.u.Z., Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1981 S. 136
[L3] Helmuth Gericke, Mathematik in Antike und Orient, Fourier Verlag Wiesbaden 2003 S. 166
[L4] Johannes Tropfke, Geschichte der Elementar-Mathematik, Berlin Leipzig 1930, S. 19
(L5) Gerhard Zinserling, Abriß der griechischen und römischen Kunst, Leipzig 1977 S.159
[L6] Leopold von Ranke, Weltgeschichte Bd.1 Die älteste historische Völkergruppe und die Griechen, Gutenberg-Verlag Wien • Zürich • Hamburg • Budapest 1928 S. 135 -140
[L7] Károly Simonyi, Kulturgeschichte der Physik, Berlin, Budapest, Frankfurt a.M. 1990 S. 88-89
[L8] Georges Ifrah, Universalgeschichteder Zahlen, Campus Verlag Frankfurt/New York 1991 S. 137 f.
Abb.1 Bauer zu Markte ziehend, Relief aus hellenistischer Zeit, Foto, Michael A. Alpatow, Geschichte der Kunst, Dresden Moskau 1959 S.202 (VI-17)
Karte © H.H. Lorenz, www.bauernkriege.de
Abb.2 Antike Münzen, © H.H. Lorenz, nach einer Vorlage aus: A.W. Mischulin, Geschichte des Altertums, Leipzig 1949 S. 91
Abb.3 Landarbeit in der Antike © H.H. Lorenz, nach einer Vorlage aus: A.W. Mischulin, Geschichte des Altertums,
Leipzig 1949 S. 99
Link Dichtungen des Hesiod im Projekt Gutenberg
Link Messenische Kriege     ⇒ deutsche digitale Bibliothek


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Notizen zum Helotenaufstand  •  © Hans Holger Lorenz  •  beg. 2006  •  Stand: 12.03.2016  •  WB To