Reparationszahlungen der Weimarer Republik

1923 bis 1932


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1923

Bemerkungen / Hinweise
November 1923 Einführung der Rentenmark:
4,2 Billionen Papiermark entsprachen einem US-Dollar. Der Wechselkurs der Papiermark zur Rentenmark wurde mit 1 zu 1 Billion festgelegt. Damit entsprachen 4,2Rentenmark= 1 US-Dollar.
Die Rentenmark wurde mit Sachwerten von 3,2 Milliarden Goldmark und durch Hypotheken auf Immobilien der Landwirtschaft gedeckt !
Die Landwirtschaft verlor damit die letzten Geldreserven.
Erforderliche Investitionen bedeuteten sofortige Neuverschuldung.









Datum

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1924


16.07.
bis
16.08.
Londoner Konferenz
Auf dieser Konferenz verhandelten die Diplomaten Englands, Frankreichs, Belgiens, Italiens, Japans,Portugals, Griechenlands, Rumäniens, Jugoslawiens und der USA über den Bericht eines "Sachverständigenkomitees". Dieser Bericht wurde nach dem Vorsitzenden "Dawes-Plan" benannt.
Nach diesem Plan sollten die Reparationszahlungen der Weimarer Republik "entpolitisiert" werden.

Sitzung des Sachverständigenausschusses der Reparationskommission in London am 18.7.1924
C.G.Dawes (4.v.r.) organisierte den Geldstrom nach den USA (2)
Der Dawes-Plan
Der Plan sah eine erstmalige Zahlung von einer Milliarde Goldmark ( 1 Goldmark = 1/2700kg Feingold, vor jeder Zahlung durch Londoner Goldpreis neu festzulegen) für 1925 vor, steigerte das jährliche Zahlungs-Volumen mit Einrechnung der wirtschaftlichen Verbesserung auf jährlich 2,5 Milliarden Goldmark etwa für 1928 und 1929 auf 2,5 Milliarden Goldmark. Die Gesamtsumme sowie die Laufzeit der Zahlungen durch die Weimarer Republik wurden nicht festgelegt und blieben nach oben und nach hinten offen.

Quellen für die jährlichen Zahlungen an die Siegermächte:
   - Zahlungen aus dem Reichshaushalt
   - Zahlungen aus eingenommenen Zöllen
   - Steuern auf Tabak, Alkohol, Bier und Zucker
   - Einnahmen von der Reichsbahn
   - Einnahmen aus der Verkehrssteuer
   - Zahlungen aus der Industrie



Die Reichsbahn wurde umgewandelt in eine "Deutsche Reichsbahn Gesellschaft", die nicht in das Handelsregister eingetragen wurde; es war keine Aktiengesellschft., die Stammaktien gehörten dem Staat. Von den achtzehn Mitgliedern des Verwaltungsrates sollten neun aus dem Ausland kommen.(1)
Die Reichsbahn, deren Kapitalwert mit 26 Milliarden Goldmark festgelegt, bildete den größten Vermögenswert des Staates und wurde wichtigster Unterpfand für die Reparationszahlungen. Ihre Jahreszahlungen hatten etwa 1 Mrd. Goldmark zu betragen.

Umbau der Reichsbank unter Kontrolle eines international besetzten Generalrats.
Als neue Währungseinheit ist die "Reichsmark" einzuführen.
30.08. Nach den Bestimmungen des Bankgesetzes müssen die in Umlauf befindlichen Noten und Giroverbindlichkeiten stets mindestens 40% durch Gold oder Devisen gedeckt sein.
01.09. Der Dawes-Plan tritt in Kraft.
Deutschland zahlt die erste Dekadenrate von 20 Mill.RM .
02.09. Die Weimarer Republik erhält von einem US-Bankhaus einen Obligationskredit von 50 Mill.$.
26.09. In Berlin ruft das Luftschiff "Los Angeles" Begeisterung hervor. Dieser Zeppelin LZ 126 wird als Reparationszahlung an die USA geliefert und überquert erstmals den Atlantik ohne Zwischenlandung.
30.09. In Berlin wird die Bank für Industrieobligationen gegründet.
10.10. Mit dem Abkommen über die Reparationsanleihe treten die Dawes-Gesetze in Kraft.
11.10. Einführung der Reichsmark (RM).
14.10. 110 Mill.$ Anleihe des US-Bankhauses Morgan & Co, bei starker Überzeichnung der Subskription. Der internationale Kommunistenkongress in Köln protestiert gegen die "Kolonialisierung Deutschlands" duch das US-Kapital.
15.10. Nach einem spektakulären ersten Atlantikflug von 81 Stunden landet Hugo Eckener mit LZ 126 auf dem US-Flugplatz Lakehurst zur Übergabe des Zeppelins als Reparation an die USA.
31.12. Als Reparationsleistungen mußten 1924 an Steinkohle 11,4 Mill.t und an Koks 3,7 Mill.t abgeliefert werden. Im Haushalt wurde ein Überschuß von 496,4 Mill.RM erzielt.
Die Finanzierung des Wohnungsbaus (1924 für 1,1 Mrd.RM) wurde zu 58% aus öffentlichen und zu 42% aus privaten Mitteln gedeckt.









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1925

09.01. Der Reichstag setzt einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß zu den Beschuldigungen gegen Beamte und Parlamentarier wegen des Barmat-Skandals ein. Wegen des Barmat-Skandals wird Reichspostminister Höfle (Zentrum) entlassen.
10.01. Die "erste Rheinlandzone" (Köln) ist entgegen dem Versailler Vertrag nicht geräumt.
26.01. Siemens erhält von einer New Yorker Bank einen 10 Mill.$-Kredit.
31.03. Die Gesamtschuld des Reiches beträgt 2 815,6 Mrd. RM. (?)
20.04. Der zurückgetretene Reichspostminister Höfle , der wegen der Barmat-Affähre seit Wochen in Untersuchungshaft war, stirbt in einem Berliner Krankenhaus.
01.05. Die Reichsbahn erhöht die Tarife um 10%.
15.06. Die 55.Hauptversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrates in Fridrichshafen fordert die Errichtung einer deutschen Rentenbankkreditanstalt.
21.09. Die Reichsbahn lehnt Tarifsenkungen ab.
24.09. Die Reichspost lehnt Tarifermäßigungen ab.









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1926

14.01. Dem Reichstag wird der Haushalt für 1926 vorgelegt. Die Einnahmen und Ausgaben betragen 7 419,7 Mill.RM. Im Haushalt sind 600,3 Mill.RM an Reparationszahlungen eingeplant.
26.01. Die AEG erzielte 1925 einen Reingewinn von 8 363 047 RM und zahlt eine Dividende von 6%.
30.01. Die britischen Besatzungstruppen räumen Köln, die französischen Bonn und die belgischen das niederrheinische Gebiet um Moers.
08.02. Die Allgemeine Deutsche Eisenbahn AG kündigt eine Dividende von 4% an.
12.03. Die Deutsche Bank meldet einen Gewinn von 1 540 Mill.RM und sie schüttet eine Dividende von 10% aus.
01.04. Der berechnete offizielle Index der Gesamtlebenshaltungskosten ist
von 1913/1914= 100 auf 139,6 gestiegen.
1 kg Rindfleisch kostet 2,15 RM
1 kg Butter kostet 4,13 RM
1 Zentner Kohle ab Zeche 0,74 RM
Der Schichtlohn eines Bergarbeiters beträgt 8,17 RM.
Der Stundenlohn eines Metallarbeiters 1,06 RM.
Ein "unterer" Reichsbahnbeamter erhält 174,75 RM , ein "oberster" 888,25 RM im Monat.
10.05. Die Hauptstadt Berlin nimmt eine Anleihe von 45 Mill. RM auf.
15.06. Die Luxussteuer für Automobile wird abgeschafft.
20.06. Volksentscheid über die Enteignung der Fürstenvermögen. Von
-    15 599 797 Wahlteilnehmern stimmen :
-    14 455 184 für
-        585 710 gegen
die entschädigungslose Enteignung der Fürsten.
Damit ist angeblich "die notwendige Mehrheit" nicht erreicht.
26.06. Bildbericht in der "Vossischen Zeitung" über eine Demostration: "2 Millionen Erwerbslose und 1,2 Milliarden für Fürsten"
15.07. Eine Kfz-Steuererhöhung tritt in Kraft.
31.08. Die Republik gibt bekannt, vom 1.9.1924 bis 31.8.1926 , in den ersten beiden Jahren des Dawesplanes, Reparationssachlieferungen im Wert von 1 099 550 RM geleistet zu haben.
22.09. Reichsbankpräsident Schacht gibt die Höhe der deutschen Auslandsverschuldung (einschließlich der Dawesanleihe) mit 5 Mrd. RM an.
30.09. Die Vereinigten Stahlwerke schütten erstmalig eine Dividende von 26 Mill.RM aus.
11.10. Im Rowohlt Verlag erscheint "Reparationen" von Arnolt Bronnen.









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1927

01.01. Die Biersteuererhöhung von 2 RM pro hl tritt in Kraft.
28.01. Die Reichspost schlägt für den Telefonverkehr eine Grundgebühr zwischen 5...12 RM vor je nach Ortslage.
04.02. Die Hauptstadt Berlin nimmt eine 6%tige Anleihe über 90 Mill.RM auf.
07.02. AEG zahlt eine Dividende von 7% (Vorjahr 6%).
09.02. Siemens-Halske kündigt Dividende von 10% an.
Reingewinn: 15,3 Mill.RM (Vorjahr 8.9 Mill.RM)
13.02. Schwarzer Freitag an der Berliner Börse.
28.02. Nach dem Finanzausgleichsgesetz wird ein Zuschlag auf die Kfz-Steuer von 25 % festgesetzt.
01.04. Der berechnete offizielle Index der Gesamtlebenshaltungskosten ist
von 1913/1914= 100 auf 146,4 gestiegen.
1 kg Rindfleisch kostet 2,20 RM
1 kg Butter kostet 4 RM
1 Zentner Kohle ab Zeche 0,74 RM
Der Schichtlohn eines Bergarbeiters beträgt 8,82 RM.
Der Stundenlohn eines Metallarbeiters 0,96 RM.
13.05. An der Berliner Börse kommt es zu starken Kursrückgängen.
19.05. Die Finanzminister des Reiches und der Länder beraten über eine "Vereinfachung" des Steuerapparates.
23.06. Der Reichstag lehnt mit knapper Mehrheit eine Erhöhung der Postgebühren ab.

Reichsbankpräsident Schacht reist zur Konferenz der Notenbankpräsidenten in die USA.
15.07. Der Tagessatz für Feriengäste an Seebädern liegt zwischen 4 und 12 RM.
30.07. Je Schicht verdient ein Hauer 9,36 RM (1924: 6,08 RM)
01.08. Erhöhung der Postgebühren :
Ortsbrief : von 5 auf 8 Pf
Fernbrief : von 10 auf 15 Pf
01.09. Entsprechend dem Dawes-Plan wurden für das 3.Jahr
1 500 Millionen RM Reparationsleistungen erbracht.
19.09. Ein "niedriger" Staatsbeamter erhält 1500 RM Jahreseinkommen, das sich nach 16 Dienstjahren auf 2100 RM erhöhen kann.
01.10. Die Versicherungsgrenze der Sozialversicherung wird von 2700 RM auf 3600 RM Jahreseinkommen erhöht.
18.10. Ein PKW Opel (40PS) kostet 4800,-RM, der 12/50 PS 7250,- RM
mehr zur Autoproduktion siehe hier:
24.11. Der Reichsverband der Deutschen Indutrie fordert, mit Verweis auf die Reparationsverpflichtungen
- eine Kürzung der öffentlichen Ausgaben um 10 %
- ein Finanznotgesetz zur Beschneidung der Parlamentsrechte
- einen Lohnstopp
Die Gewerkschaften des ADGB signalisieren Einverständnis!
16.12. Parker Gilbert, Generalagent für die Reparationen, stellt in seinem Bericht für das 3. Reparationsjahr des Dawes-Planes fest, das die Zahlungen normal funktionieren.









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1928

30.Januar Durchschnittliches Passiv-Saldo im Export-Import von 250 Mio RM wird in diesem Monat überboten (500 Mio RM).Die "Deutsche Bergwerkszeitung" hält dies für ein "Menetekel".
31.März Republik,Länder und Kommunen sind mit 9 049 Mrd. RM verschuldet. Im beendeten Rechnungsjahr 1927 wurden 156,2 Mio RM an KfZ-Steuer eingenommen.
1926 waren es 105,1 Mio RM und 1925 58,5 Mio RM.
28.April Der britische Botschafter beschwert sich beim Reichsaußenminister über den Reichsfinanzminister, weil der den Dawes-Plan kritisierte.
2.Mai Erhöhung der Kohle-Preise: z.B. Koks von 15,97 RM auf 18,10 RM je Tonne.
22.Mai In einer Presse-Erlärung heißt es :
In den USA hat jeder 5.Bürger ein Auto, in Neuseeland jeder 11. , in Dänemark jeder 42. , in England jeder 43. in Frankreich jeder 44. , und in Deutschland jeder 160.
21.06. Die Reform der Grundsteuer wird mit einer Mehrheit aus SPD, DDP und KPD beschlossen.
Die Reform der Gewerbesteuer wird mit einer Mehrheit von SPD, DDP und DNVP beschlossen.
Im Landtag von Freistaat Braunschweig ?
12.8. Der billigste Ford-Wagen kostet 2810 RM
30.September Das Deutsche Reich hat ca. 12 Mrd. RM öffentliche Schulden. (am 1.4.1924 waren es 2,5 Mrd.RM)
31.Dezember Die Gesamtverschuldung des Reiches beträgt 1336,5 Mio RM .
( Steigerung gegenüber 30.11.1928 um 369,8 Mio RM )
Die "Finanzierung" des Wohnungsbaus (3325 Mio RM) wurde 1928 erstmals stärker aus privaten Mitteln "gedeckt" (60% -(?)).
Es fehlen 550 000 Wohnungen, 300 000 sind abbruchreif.






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1929

31. März Ende des Haushaltsjahres:
Reichsschuld 7994 Mio RM
11.Mai Die Deutsche Bergwerkszeitung berichtet von einer anhaltenden Verschlechterung des Reichsbank-Status. Gold- und Devisenabflüsse von 172 Mio RM haben die Notendeckung von 43 auf 41 % sinken lassen. (Die Lage wird sich im Sommer leicht verbessern und danach dramatisch verschlechtern.
1.Juni
Die Deutsche Bergwerkszeitung hält den Young-Plan für wirtschaftlich unannehmbar. (Überschrift:"Frondienst für sechs Jahrzehnte")
7.Juni Auf der Pariser Sachverständigenkonferenz wird der Young-Plan unterzeichnet.
Das Deutsche Reich hat noch 113,9 Mrd. RM zu zahlen an Reparationen. Die Zahlungen sollen in 68 Annuitäten erfolgen. Die Summen sollen durch die Reichsbahn-Gesellschaft und durch den Reichshaushalt erbracht werden.
1.Juli Während 1927 7070 Konkurse angemeldet wurden, waren es 1928 bereits 10 595.
In Ostpreußen, Grenzmark Posen, Pommern, bayerische Pfalz sind die Steigerungsraten der Konkursentwicklungen überdurchschnittlich.
Durch die schwierige Lage in der Landwirtschaft wird der Handel der Landstädte beeinträchtigt.
6.Juli Der Reichsausschuß der deutschen Landwirtschaft lehnt den Young-Plan ab.
1.September Auf das Reichstagsgebäude wird ein Bombenattentat verübt.
Im Hintergrund steht der Führer der Schleswig-Holsteinischen Landvolkbewegung.
4.September Wegen großer Dürre kommt es in Ostpommern zu Notschlachtungen.
25.Oktober "Schwarzer Freitag" an den amerikanischen Börsen. Die Zahl der Arbeitslosen hat für die Presse "den kritischen Punkt" erreicht.
Während eines Vortrages über Kohle-Gewinnung werden die Alhambra-Lichtspiele von Jugendlichen total demoliert!
31.Oktober Das Berliner Konjunkturforschungsinstitut gibt bekannt, das in den zehn Monaten diesen Jahres bereits mehr Zahlungseinstellungen erfolgt sind als im ganzen Jahr 1928.
2.November
Das "Volksbegehren gegen den Young-Plan" hat mit über 4 Mio Stimmen die erforderliche Zahl der Eintragungen erreicht.
20. November Die Freiburger Privatbank Otto Bürkle stellt ihre Zahlungen ein.
Die Serie der Bankzusammenbrüche in Deutschland beginnt.







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1930

3.Januar Beginn der II. Hager Konferenz zur Regelung der Reperationsfragen
13.Januar Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht trifft auf der II.Haager Konferenz ein.
Er lehnt die Teilnahme der Reichsbank an der personellen Zusammensetzung der zu gründenden Bank für Internationale Zahlungen in Basel ab. darüber kommt es zu einer Krise in der deutschen Delegation.
16.Januar
Nach Mitteilungen der Deutschen Reichsbahn hat "das größte Wirtschaftsunternehmen der Welt" Ende 1929 mit 412 Mio Zugkilometern und 61 500 Wagen den Vorkriegszustand von 1913 wieder nahezu erreicht.
20.Januar Auf der sogenannten II.Haager Konferenz (3.1.1930-20.1.1930) unterzeichnet die Reichsregierung den Young-Plan als "Neuen Plan" zur Zahlung der Reparationsverpflichtungen.
26.Januar In Berlin kommt es zu Tumulten der Arbeitslosen.
11.02. Aus der Rede des Reichstagsabgeordneten Ernst Thälmann "Gegen den Youngplan":
"...Morgan und ein paar ausländische Bankmagnaten regieren über Deutschland. Schacht, dieser skrupelose Vertreter des inländischen und ausländischen Kapitals, der inländischen und ausländischen Millionäre, der sich an der Not der Massen bereichert, bestimmt, welche Steuern erhoben, welche Zölle erhöht, welche Sozialleistungen abgebaut und welche reaktionären Gesetze in Deutschland erlassen werden sollen.
Man kann heute ... sagen: Bald alles, was Schacht gefordert hat, wurde von der sozialdemokratischen Regierung bedingungslos ausgeführt. Ich glaube, man kann sogar hinzufügen, daß sie das gehorsamste Werkzeug darstellt, das sich das Finanzkapital in Deutschland wünschen kann..." (4)
Ernst Thälmann
Reden und Aufsätze
Band 2 (1928-1930)
15. Februar

Bild aus der Generalversammlung der Reichsbank
v.l.n.r.: Paul v. Schwabach, Kauffmann, Fritz Andrea, von Stauß, Remshart, v.Mendelsohn, v.Simson,
Rudolf Loeb, Carl Fürstenberg, Franz Urbig (3)
März Der Young-Plan, dem die Reichstagsabgeordneten ihre Zustimmung gaben, sah für die Jahre 1931 bis 1988 folgende Zahlungen an die Siegermächte vor:
1931 bis 1940 18 649,4 Mio RM
1941 bis 1950 22 081,3 Mio RM
1951 bis 1960 23 606,7 Mio RM
1961 bis 1970 20 862,8 Mio RM
1971 bis 1980 16 729,0 Mio RM
1981 bis 1988 11 231,8 Mio RM
Am 11.März läßt sich Brüning von Hindenburg die durchführung einer Finanzreform zusagen.
Luther wird zum neuen Präsidenten des Reichsbankdirektoriums gewählt (als Nachfolger für H.Schacht)



Am 12.März stimmt der Reichstag dem Young-Plan zu :
   270 Ja-Stimmen
   192 Nein-Stimmen
   3 Enthaltungen

Ein Mißtrauensantrag der KPD scheitert.

Am 13.März unterzeichnet Hindenburg die Young-Plan-Gesetze.

Durch eine Novellierung des Reichsbahn-Gesetzes übernimmt die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft die jetzt nach dem Young-Plan vorgeschriebenen jährlichen Reparationszahlungen an die Bank für Internationale Zahlungen.

Im Parlament beginnt die zweite Lesung zum Gesetzentwurf "zum Schutz der Republik und zur Befriedung des politischen Lebens".

Der Young-Plan sah vor, das die Weimarer Republik
bis zum Jahr 1988
folgende Reparationen an die Siegermächte zu zahlen hatte:



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1931

3. bis 5.Juni "2.Notverordnung" der Regierung Brüning Notverordnungen "zur Sicherung der Wirtschaft und der Finanzen":
  - Renten, Löhne u. Gehälter werden bis zu 8% gekürzt;
  - Unterstützung für Arbeitslose bis 14% gekürzt;
  - Altersgrenze der Unterstützungsempfänger wird von 16 auf 21 Jahre heraufgesetzt;
  - verheiratete Frauen erhalten nur im "Bedarfsfall" finanzielle Zuwendungen;
  - Einführung einer "Krisen"-Steuer auf sämtliche Einkommen (4...5%)
19.September Erstmals wird eine Aufsicht über alle Banken in Deutschland eingeführt.
Diese Notverordnung der Regierung schrieb Zulassungsbedingungen und Beaufsichtigungen vor.

Das Kabinett beschließt die Ausgabe einer steuerfreien Reichsbahn-Anleihe.
(Siehe auch: 16.7.1924)
31.Dezember Die Zahl der Arbeitslosen hat die Rekordhöhe von 5,6 Mio. erreicht.

Die Reichsbahn-Gesellschaft verzeichnet 1931 einen Einnahmerückgang von 15,9% gegenüber 1930 (Gesamteinnahmen in 1930 ca. 4 Mrd. RM).

Der Umsatz der Konsum-Vereine ist um 13,5% zurückgegangen.

13 588 Konkurse.

Die Aktiengesellschaften geben den BilanzVERLUST mit 1065,5Mio RM an.( 1930waren es noch 511,4 Mio RM GEWINN).

Die Gold- und Devisenreserven der Reichsbank betragen nur noch 1156 Mio RM und unterschreiten mit 24,2% die gesetzliche Mindestdeckung von 40% des Notenumlaufs.

Anhänger der KPD zapfen das Übertragungskabel für den Sender Königswusterhausen an und stören erfolgreich die Übertragung der Rede des Reichspräsidenten durch Zwischenbemerkungen.

Jahresübersicht
1932

12.Februar In Genf einigen sich Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und Großbritannien auf die Einberufung einer Reparationskonferenz im kommenden Juni.
2.März Der für das Stillhalteabkommen bei den Reparationszahlungen vorgesehene Schiedsausschuß der BIZ wird unter Vorsitz des schwedischen Bankiers Wallenberg kostituiert. Die Weimarer Republik hat mit 275 Arbeitslosen auf 1000 Erwerbsfähige die höchste Arbeitslosigkeit der Welt.
Zum Vergleich:
  USA: 207 auf 1000
  Großbritannien: 186 auf 1000
20.März Das Luftschiff "Graf Zeppelin" nimmt den Linienverkehr nach Südamerika auf.
Eine einfache Fahrt kostet 2000 RM, Hin-u.Zurück: 3500 RM.
Juli Im Juli 1932 wird der Youngplan durch die Konferenz von Lausanne aufgehoben.
Die Bundesrepublik Deutschland zahlt noch heute an Tilgung und Zinsen! Angeblich sollen die Zahlungen im Jahr 2010 abgelaufen sein...













Ereignisse nach 1945

14.Januar 1946 Im Pariser Reparationsabkommen vom 14. Januar 1946 wurde der westliche Anteil unter sämtliche Alliierte außer UdSSR und Polen aufgeteilt und die bis 1968 bestehende Interalliierte Reparationsagentur (IARA) mit Sitz in Brüssel geschaffen.
Oktober 1950 Die Alliierte Hohe Kommission betonte gegenüber der BRD, daß die Übernahme und Haftung der Vorkriegsschulden des Deutschen Reiches durch die Bundesrepublik sowie die Anerkennung der Nachkriegsschulden die Voraussetzung für die Einräumung weiterer Souveränitätsrechte an Deutschland ist.
27.2.1953 Das Londoner Schuldenabkommen, dessen Hauptinhalt die Regelung der Vorkriegsschulden war, ging von der rechtlichen Identität der "Bundesrepublik Deutschland" mit dem "Deutschen Reich" aus und fixierte bei der Festlegung der Tilgungsraten die Teilung Deutschlands. Die DDR wurde nicht anerkannt. Es sah eine Neufestlegung des Zahlungsplanes für den Fall der Wiedervereinigung vor.


Dazu sagt der Bankier Abs:
"Diejenigen Schuldner, die bei Endfälligkeit Beträge aufzubringen haben, befürchten nun, daß bei der Aufbringung und beim Transfer unüberwindliche Schwierigkeiten entstehen könnten. Dieser Zustand tritt mit geringeren Beträgen 1965, mit größeren Beträgen jährlich ab 1968 bis 1978 ein. Ich gehöre nun zu denen, die sich darüber nicht so viel Sorgen machen. Und weshalb? Zunächst gibt es niemals einen Zustand, in dem ein Land, das mit der Weltwirtschaft verflochten und in ihr tätig ist, völlig schuldenfrei bleibt. Schulden wird es immer geben. Nur möchte ich für Deutschland den Zustand herbeiführen, geregelte – sprich: bediente – Schulden zu haben."(5)

Hermann Josef Abs unterzeichnet das Schuldenabkommen am 27.Februar 1953.
Zitat aus (5): Das Londoner Schuldenabkommen

von Hermann Josef Abs
in: Zeitfragen der Geld- und Wirtschaftspolitik, Frankfurt 1959 (*)
(*) Zusammenfassende Darstellung aus Vorträgen, gehalten in der Zeit vom 11. September bis 26. November 1952.

"Bei der Frage der Staatsschulden nahm die wichtigste Stelle die Regelung der größeren Anleihen ein: der Dawes-Anleihe, der Young-Anleihe und der schwedischen Zündholzanleihe.

Bei der Dawes-Anleihe zum Beispiel haben die neutralen Obligationäre, Schweden und die Schweiz, bis zum Schluß des Krieges ihre Kupons zu den damals noch gültigen Sätzen eingelöst erhalten, und es haben zunächst die anderen Gläubiger verlangt, daß sie mit diesen Ländern gleichziehen. Man hat daher zugestanden, auf einer ermäßigten Zinsbasis – statt 3% nur 5% – den Gläubigern eine Fundierungsanleihe zu geben, die selbst 20 Jahre läuft, mit 3% verzinslich ist und ab 1958 mit 2% amortisiert wird. Ferner hat man dem Obligationär, um ein Zahlenbeispiel zu geben, für seine alte 1000 Dollar 7%ige Dawes-Anleihe eine neue 1000 Dollar 5%ige – bei der amerikanischen Tranche 5 1/2%ige – Dawes-Anleihe eingeräumt, die ab 1958 mit grundsätzlich 2% jährlich zu amortisieren ist. Die Fälligkeit dieser Anleihe wurde bis zum Jahre 1969 hinausgeschoben. Die Zahlung der rückständigen Zinsen für die Periode vom 1. Januar 1945 bis 1953 wurde offengelassen, ein Punkt, auf den ich noch zurückkomme. Die vorhin erwähnte Ermäßigung der Zinsen von 7% auf 5% ist dabei nicht berücksichtigt. Ebensowenig kommt bei dieser Berechnung zum Ausdruck, daß die durch das Londoner Abkommen vorgesehene Fundierungsanleihe für jene 8-Jahreszinsperiode erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands gegeben wird und auch dann wiederum 20 Jahre mit 3% Verzinsung und 2% Amortisation läuft. Es kann wohl niemand behaupten, daß eine 20-jährige Anleihe, deren Schuldner Deutschland ist und die nur 3% Zinsen trägt, pari wert ist."

19.3.1953 Gegen die Stimmen der KPD und der SPD stimmt die Mehrheit der Abgeordneten des Bundestages der Ratifizierung des "Generalvertrags" zu.
Der Vertrag ist mit den Protokollen zur Aufnahme der BRD in die Nato verbunden. Die Westmächte behalten sich bis zum Inkrafttreten der Abmachungen über den deutschen Verteidigungsbeitrag weiterhin ihre Rechte in bezug auf die Stationierung von Streitkräften vor. Gleiches gilt für ihre innegehabten und ausgeübten Rechte über Berlin und Deutschland als Ganzes einschließlich der Wiedervereinigung Deutschlands und einer friedensvertraglichen Regelung.
Den Westmächten wird das Recht zugesichert, nach eigenem Gutdünken den Notstand in Deutschland zu verkünden und die oberste Gewalt über Deutschland wieder zu übernehmen.

Der Vertrag trat infolge erheblicher Widerstände der französischen Bevölkerung erst am 5.Mai 1955 im Rahmen der Pariser Verträge in Kraft.

Quelle:www.staatsverschuldung.de
Anteile der Gläubiger ("Investoren") an den Staatsschulden (*) der BRD
Zahlen der Bundesbank Stand 2005
(*) Staatsschulden sind genauer betrachtet verzinsliche Wertpapiere, die von denen, die es sich leisten können, zur fortgesetzten Vermögensbildung für sich und ihre Nachfahren benutzt werden. Je höher die Staatsverschuldung, desto größer die Vermögensbildung.
9.Mai 2007

Angaben zum Vergleich
mit der Staatsverschuldung
der Bundesrepublik Deutschland

Der Young-Plan, dem der Reichstag 1930 seine Zustimmung gab, sah für die Jahre 1931 bis 1988 folgende Zahlungen an die Siegermächte vor:
1931 bis 1940 18,6 Mrd RM
1941 bis 1950 22,1 Mrd RM
1951 bis 1960 23,6 Mrd RM
1961 bis 1970 20,8 Mrd RM
1971 bis 1980 16,7 Mrd RM
1981 bis 1988 11,2 Mrd RM


In der Zeitung "Der Tagesspiegel" (9.Mai 2007)
veröffentlicht der Bundesfinanzminister Peter Steinbrück (SPD) unter der Artikelüberschrift:

"Es ist nicht Weihnachten - Die Mehreinnahmen müssen in den Schuldenabbau fließen"
folgende Zahlen:

  - die Staatsverschuldung beträgt 1 500 Mrd.Euro
  - sie wächst im aktuellen Jahr um 19 Mrd. Euro
  - die jährlichen Zinsen,
     die die Bundesrepublik aufbringen muß,
     belaufen sich auf 40 Mrd. Euro



















































Inhaltsverzeichnis globale Zeittafel Bauernrevolten in Asien Bauernrevolten in Afrika Bauernrevolten in Europa Bauernrevolten in Amerika Revolten in Australien
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(Notizen zur Weimarer Republik / Hans Holger Lorenz / 19.Juli 2007 / HLorenz500@aol.com)