Thomas Müntzer und Michael Gaismair   ∗   zwei Helden des Großen Deutschen Bauernkrieges

I. → Textvorlage   ♦   II. → Lebensdaten Müntzers und Gaismaiers   ♦   III. → Zeitgenossen   ♦   IV. → Quellen und Literatur

Thomas Müntzer Michael Gaismayer
F. Engels: "Münzer selbst scheint die weite Kluft zwischen seinen Theorien und der unmittelbar vorliegenden Wirklichkeit gefühlt zu haben..." (6 S.402) F. Engels: "Geismaier, das einzige bedeutende militärische Talent unter sämtlichen Bauernchefs... ein Münzerscher..." (6 S.407)


Zwei Helden und ein schwerer Kriminalfall
Mit den Gegensätzen der Persönlichkeiten des Bauernkrieges Thomas Müntzer und Martin Luther beschäftigten sich die Historiker schon oft. In den 1980er Jahren steuerte Prof. Gerhard Brendler wohl die ausgefeilteste Analyse der Problematik: Luther - Müntzer bei und kam damit fast an das Ende diskursiver Möglichkeiten darüber. Hundert Jahre zuvor (1887) verglich Karl Kautsky (1) einen weiteren Persönlichkeitsgegensatz der Frühen Neuzeit und stellte dem englischen Thomas Morus den deutschen Thomas Müntzer gegenüber. Der eine Gelehrter und Staatsmann in höchster Stellung, der andere Agitator und Organisator, dessen Bauernhaufen Fürsten erzittern ließen, beide grundverschieden von Methode und Temperament, beide gleich an Ziel, an Kühnheit und Überzeugungstreue, gleich an ihrem Ende mit dem Tod auf dem Schafott. Für die heutige Zeit eignet sich jedoch eine andere Gegenüberstellung von zwei besonders involvierten Akteuren der Bauernaufstände 1525-1526. Nicht die dualen Luther - Müntzer oder Morus - Müntzer bieten noch Attraktives für historische Forschungen sondern die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Thomas Müntzer und Michail Gaismair.

Mitte August 1525 hatten Adlige den Michael Gaismair in eine Falle gelockt und gefangen. Zwei Monate später gelang ihm die Flucht nach Graubünden. Sein Zwischenaufenthalt bei Zwingli in Zürich wurde historisch, denn der Reformator mag wichtige Impulse für Gaismairs späteren Schrift zur Landesordnung gegeben haben. Danach kehrte Gaismair zurück in das Kloster bei Graubünden. Hier entstand im Februar oder im März 1526 sein Entwurf für eine neue Staatsordnung Tirols. Das historisch Bedeutsame an dieser Schrift ist nicht die Zuordnung zum regionalem Umfeld. Bedeutsam wird sie heute als der erste Beleg für die Skizze einer alternativen Gesellschaftsorganisation, die im Gegensatz zur sich ausbreitenden (frühkapitalistischen ?) Marktwirtschaft mit ihren neuen Geldstrukturen stand. Den sozialen Umbrüchen, die sich in den Aufständen manifestierten, wollte Gaismair mit seinem, zugegeben noch sehr simplen Entwurf einer Plan-Wirtschaft, ein relevantes Ziel geben.

Es ist nicht der wichtigste Satz in seinem Dokument, aber es ist der charakterisierenste, der alles in der Denkhaltung Gaismairs erhellende Satz, der da fast am Ende lautet: "Man soll ... unfruchtbare Ort im Land fruchtbar machen...". Dieser Satz ist deswegen so wichtig, und wird vielleicht deswegen auch in der Historie unterschlagen, weil er die Zielrichtung und das Wollen der Aufrührer manifestierte. Sie wollten arbeiten! Sie wollten etwas NÜTZLICHES!
Mit diesen Satz im Blick, erreicht die Textanalyse eine neue Diktion.
Gaismaier entwirft eben keine nur utopischen Vision. Das ist zumeist der Vorwurf seiner Gegner, aber schlimmer noch eine Fehlinterpretation seiner Sympathisanten unter den Historikern. Gaismair überlegte einfach mit seinem damaligen Wissen, was praktisch umsetzbar wäre, um die gesellschaftliche Sachlage in nützliche Richtungen zu lenken. Und ganz offenbar hat er es nicht im stillen Kämmerlein ausgetüftelt sondern es ist das Ergebnis vieler Diskussionen und Berichte mit Leuten der Arbeit und des produktiven Schaffens. Dieser Gaismaier war kein religiöser Spinner. Er war ein Zuhörer und ein Planer! Dieser Mann hat Bauern zugehört und Bergleuten, Professoren, Händlern und auch Bettelmönchen. Er kannte Regierungsgeschäfte und besaß physikalische und mathematische Kenntnisse! Er wußte um die schädlichen Wirkungen des Wuchers und konnte militärische Einheiten organisieren! Über aktuelle Gegebenheiten gut unterrichtet, fand er sich auch in juristischen Spitzfindigkeiten zurecht. Jeder seiner Sätze klingt heute noch wohl überlegt. Da spricht kein Aufstandsführer schlechthin, da spricht ein Planer. Der erste Satz seiner Schrift ist bemerkenswerter Weise auf Unterordnung und Disziplin orientiert:

Anfenglich so werdt ihr geloben und schwörn, Leib und Gut zusammensetzen, voneinander nit weichen, sonder miteinander heben und legen, doch allzeit nach Rat zu handlen, eur furgesetzten Öbrigkeit treu und gehorsam zu sein und in allen Sachen nit eignen Nutz, sonder zum ersten die Ehr Gottes und darnach den gemeinen Nutz zu suchen, auf daß uns der allmechtig Gott (wie er dann allen denen, so ihm in seinen Geboten gehorsam sein, vielfeltig geheißen hat) Gnad und Beistand tue, darauf wir genzlich vertrauen sollen, dann er ganz wahrhaft ist und niemand betrügt.



Auch der Thüringer Bauernanführer, vermutlich Sohn eines Münzmeisters, war ein Machertyp. Kein redlicher Historiker wird heute die Aufrichtigkeit eines Thomas Müntzer in Frage stellen. Man darf die Versuche moderner Autoren nicht allzu ernst nehmen, die vom sicheren Schreibtisch aus viel herum zu kritisieren haben an einem Mann, der sich tatsächlich auf ein Schlachtfeld stellte, seinen Getreuen Mut zu machen versuchte und zugleich wahrhaftig die Gefahr einer Niederlage nahen sah. Aber es ist sinnvoll, sich immer wieder mit seinen Ideen und Taten und deren späteren Wertungen auseinander zusetzen. So z.B. mit der Engelschen Charakteriesierung, nach der der Gaismair ein Münzerscher war. Sie gilt nicht in der Umkehrung. Es soll kein Vorwurf sein, aber der Müntzer war eben nicht Gaismair. Seine Sprache war die der Empörung und der Anklage. Thomas Müntzer, der ehrlich und bis zur Selbstaufgabe eine neue Weltordnung herbei wünschte, wußte doch nicht, wie sie aussehen sollte. Den Herren bot er tapfer die Stirn mit zu seiner Zeit unerlaubten und für ihn lebensgefährlichen polemischen Fragen:

Was seind aber die Fürsten? Sie seind nichts dann Tyrannen, schinden die Leut, unser Schweiß und Blut vertön sie mit Hoffieren, mit unnützen Pracht, mit Huren und Buben. Es hat Gott geboten in Deuteronomio, es soll der König nicht viel Pferd bei sich haben und einen großen Pracht führen; auch soll ein König das Gesatzbuch täglich in Händen haben. Was tun aber unsere Fürsten? Sie nehmen sich des Regiments nicht an, hören die armen Leute nicht, sprechen nicht Recht, halten die Straßen nicht rein, wehren nicht Mord und Raub, strafen kein Frevel und Mutwill, vertedingen nicht Witwen und Waisen, helfen nicht den Armen zu Recht, schaffen nicht, daß die Jugend recht erzogen würd zu Guten, fürdern nicht Gottes Dienst, so doch um solcher Ursach willen Gott Oberkeit eingesetzt hat, sonder verderben allein die Armen je mehr und mehr mit neuen Beschwerden, brauchen ihrs Macht nicht zu Erhaltung Friedens, sonder zu eignem Trutz, daß je einer seim Nachbauren stark genug sei, verderben Land und Leut mit unnötigen Kriegen, Rauben, Brennen, Mörden. Das seind die fürstlichen Tugend, damit sie jetzt umgehen. Ihr sollt nicht gedenken, daß Gott solches lenger leiden wölle; dann wie er die Cannaneos vertilget hat, so würd er auch diese Fürsten vertilgen. Und ob schon solches zu leiden wäre, so kann doch Gott das nicht leiden, daß sie den falschen Gottsdienst der Pfaffen und Münche vertedingen wöllen. Wer weiß nicht, was greulicher Abgötterei geschieht mit dem Kaufen und Verkaufen in der Messe. Wie Christus die Kremer aus dem Tempel stieße, so würd er diese Pfaffen und was an ihn hanget verderben. (Zitat aus der → Feldpredigt Thomas Müntzers)


Müntzer war angewidert vom falschen Gottesdienst, vom Kaufen und Verkaufen in Kirche und Messe. Er klagte die Fürsten an, stellt ihre Duldung der Gesetzlosigkeit und der Kriminalität an den Pranger. Er wütete gegen die Tyrannen und die Pfaffen. Müntzer stellt fest, das durch den

... wuchersüchtigen Wandel, durch welchen die Gottlosen ineinander wie Krötenlaich hängen... vor dem Wucher und vor Abgaben und Zinsen niemand zum Glauben kommen ... kann. Und er prophezeit, das der ... Schade der Welt wird je länger je breiter und weiter ... wenn diese Verhältnisse dauerhaft geduldet werden. (Zitat aus der ⇒ Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens Thomas Müntzer 1524)

Müntzer, war der aufrichtige Empörer gegen die alte Welt. Gaismaier aber war der kluge Planer einer neuen Welt. Das ist der gravierenste Unterschied dieser beiden Zeitgenossen, die sich nie begegneten.
Gaismair gebrauchte 1526 einen anderen Ton, seine Sprache klingt nach der eines Sachverständigen. Es gibt auch einen sehr triftigen Grund, Gaismaiers Aussagen zum wirtschaftlich (damals neuen) Geldwesen hier anzuführen:

Man soll ein gute schwere Münz, wie bei Herzog Siegmund Zeiten, wiederum aufrichten und die jetzig Münz aus dem Land tuen und vertreiben und ferrer kein auswertig Münz, weder viel noch wenig, nehmen, damit das Geld soll probiert werden und soll valuiert werden und was gegen Landnutz wert ist, also solls genummen werden.

Weiter, da es um Gewichte und Maße geht:    Man soll ein Waag einellen und einerlei Satzung im ganzen Land haben.    Und schließlich die Beseitigung der eigentlichen Ursachen der Mißwirtschaft:

Erstlichen sollen alle Schmölzhütten, Teilbergwerk, Erz, Silber, Kupfer und was dazu gehört und im Land betreten werden mag, so dem Adel und auslendischen Kaufleuten und Gesellschaften, als Fuckerisch, Höchstetterisch, Paumgarterisch, Pumblisch und dergleichen zugehört, zu gmein Landshanden einziehen;
dann sie solches billich verwurkt haben, dann sie haben solich ihr Gerechtigkeit mit unrechtem Wucher erlangt, Geld, zu Vergießen menschlichs Bluts; desgleichen gmeinen Mann und Arbeiter mit Betrug und böser War in hohem Geld, zwier mehr weders beschwert gwesen, seins Lidlohns bezahlt; auch das Gewurz und andre War durch ihren Furkauf verteurt und Ursach ringer Münz gwesen, und alle Münzherren, die Silber von ihn kaufen, nach ihm solch erdacht Taten bezahlen müssen, oder die Münz entgegen der Armen genummen, sein Lidlohn auch dem Armen abgebrochen, wo sie mit Schmelzherren in ihrem Erzkauf nicht erstatt.

(Zitat aus der → Michael Gaismairs Tiroler Landesordnung Februar / März 1526

Gaismaier also ein deutlicher Verfechter des Landes-Eigentums an Bodenschätzen, ein erklärter Gegner der Münzfälschung und ein Befürworter einheitlichen Geldes (3), einheitlicher Maße und Gewichte. Damit stand Gaismair genau genommen auf der Seite des Rechts. Drei Jahre bevor diese Zeilen geschrieben wurden, zitierte die Justiz große Handelsherren im Reich vor das Gericht. Es bestand der dringende Verdacht auf Monopolvergehen und auf Münzverschlechterung. Der kaiserliche Kammerprokurator und Fiskalgeneral Caspar Marth wagte es tatsächlich, hochstehende Persönlichkeiten unter Anklage zu stellen. Einer der Vorgeladenen hieß Jacob Fugger. Den verdächtigten auch königstreue Ungarn, mit einem Vertrauten des habsburgischen Erzherzogs Ferdinand die Fäden gezogen und saftige Profite eingeheimst zu haben zum Schaden des Landes. Bei diesem Vertrauten handelte es sich vermutlich um den berüchtigten Grafen Salamanca, seit 1521 Generalschatzmeister des Erzherzogs.(4) Kaiser Karl V., älterer Bruder Ferdinands, schlug (auf Wunsch Jacob Fuggers!) die Vorgänge in der Jusstiz nieder. Damit schadete er bewußt oder unbewußt der Ökonomie seines Reiches, insbesondere der Wirtschaft der deutschen Lande. Denn schlechtes Geld bedeutete zuerst, das Preise ihre Allokationsfunktion verloren. Daraus folgte nicht selten das zeitweise Ausbleiben von Investitionen, und die Behinderung des Wachstumspotentials eines lokalen Wirtschaftsgebiets. Da auch die Effizienz im Wirtschaftsprozeß selbst sank, konnten Störungen des sozialen Friedens eintreten, was tatsächlich dann auch geschah. In jener Zeit war in den Dörfern die Rede von der bose muntz. Die Bauern bezeichneten damit jene Münzen, die merkwürdiger Weise immer mehr an Kaufkraft verloren. Da Bauern Goldstücke garnicht zu Gesicht bekamen, nannten sie oft die Heller und die Pfennige. In vielen bäuerlichen (und städtischen) Beschwerdeschriften wurden diese Münzfragen als Belastungen aufgeführt, so beim Bauernaufstand in Innerösterreich (1458/62), im Alpenraum (1500/1503), beim Armen Konrad in Württemberg 1514 und schließlich in den deutschen Landen 1524-1526.(5) Im Gegensatz zur bosen oder swarter (schwarzer) Muntz wurde zuverlässiges stabiles Geld gefordert, also die redliche muntz eigeklagt. Gaismaier unterstützte genau diese Foderungen. Das unredliches Geld ein bedeutender Faktor ist, die institutionelle Instabilität eines Staates zu beschleunigen, sollten dann die Ereignisse des Grossen Deutschen Bauernkrieges beweisen.

Für diejenigen, die allerdings die schnell erreichbaren Profite einstrichen, blieben natürlich die sozialen Folgen völlig uninteressant. Das die Fuggerschen und verwandte Konsorten immens reich wurden, wird noch heute in der Historienschreibung als fleißige Tat erfolgreicher Unternehmer charakterisiert. Auch der Graf Salamanca mag seinen ordentlichen Schnitt gemacht haben, er konnte sich an immer neuen Lehen und Titeln erfreuen.

Wir wissen also heute, das die beiden Bauernanführer Thomas Müntzer und Michael Gaismair, erklärte Gegner der Geldfälschung und der Wuchegeschäfte waren und über die kriminelle Energie der Angehörigen der Obrigkeit bescheid wußten. Beide wurden umgebracht, der eine mit öffentlicher Hinrichtung, der andere durch hinterhältigen Mord. Beide waren den Herrschenden zu gefährlich, weil sie durchaus in der Lage waren, Auswege aus habgieriger Niedertracht zu verkünden. Der eine so wie in seiner letzten Feldpredigt, die militärische Niederlage der Bauern vor Augen, der andere schon mit Blick auf das, was man nach einem Sieg würde tun müssen. Deswegen der Verruf des Utopismus und deswegen jegliche Verunglimpfung dieser Kerle, die es wagten, die Wurzel allen Übels auszureißen.
Berücksichtigt man, welchen Schaden die nahezu dümmliche Verherrlichung der wild wuchernden Marktkräfte seit den 1980er Jahren angerichtet hat, vergleichbar mit der Art der vielen Tetzels vor der Reformation, dann versteht man besser die theologisch formulierte Gesellschaftskritik Müntzers und die mutige Suche nach neuen Lösungen und klugen Ideen des Gaismaier. Und wie viele waren es wohl, die unbekannt gebliebenen Gleichgesinnten im Europa der Frühen Neuzeit?



Fußnoten

(1) Karl Kautsky in seiner Einleitung zur Schrift "Thomas More und seine Utopie".

(2) Die großen Patrizier Bartholomäus Welser, Christoph Herwart, Ambrosius Höchstetter und Andreas Rem erhielten neben Jacob Fugger die Vorladung, die in Augsburg öffentlich angeschlagen wurde. Kaiser Karl V., älterer Bruder Ferdinands, schlug, auf Wunsch Jacob Fuggers (!) aber die Vorgänge in der Justiz nieder. Im spanischen Burgos schrieb der Kaiser am 15. September 1523 den Befehl, das deutsche Verfahren gegen die Kaufleute und ihre Verwandten sofort einzustellen.

(3)Auch die die Versuche des Kaisers 1525, mit Reformen der → Unzahl von Münzsorten Herr zu werden, schlugen fehl. Der Fragmentierung des Müntzwesens im Heiligen Römischen Reich und in Europa konnte scheinbar nichts entgegen gesetzt werden. Diese Unübersichtlichkeit war vermutlich von Obrigkeiten in Wahrheit gewollt, denn viel zulange ließ man dreiste Lokalgrößen und habgierige Geldwechsler gewähren. Das zersplitterte Geldwesen bestimmte die Geschichte Europas bis in die Gegenwart.

(4) Ferdinand I. übertrug ihm für seine Dienste manche Lehen, so am 28. Juni 1523 das Schloß und Dorf Brunstet. Am 23. Juni 1523 bestätigte Ferdinand ihm den Freiherrnstand und er erhielt die Herrschaften Freienstein und Karlsbach. Am 15. März 1524 erhielt Salamanca die Grafschaft Ortenburg in Kärnthen und damit den Grafentitel, hieß seit dem Gabriel Graf v. Ortenburg. Am 4. Januar 1525 wurde er auf eigenen Wunsch des Schatzmeisteramtes enthoben, vermutlich um sehr spezielle Aufgaben für Kaiser und Erzherzog zu erledigen.
In der Historie wird gemunkelt, daß Salamanca auf das Wiener Neustädter Blutgericht 1522 hingearbeitet habe, bei der Wiener Bürger öffentlich hingerichtet wurden. Immerhin stieg er danach in hohe Fiskalpositionen auf. Aber das zu beweisen, mag sich damals kein Zeitgenosse getraut haben. Auch die Ermordung Michael Gaismaiers 1532 lasten Gerüchte in der Historie dem Salamanca an. Gaismaier war ein Fachmann im Erzbergbau (!) und im Münzwesen. Gaismaier kannte viele Zusammenhänge und war erklärter Feind der Geldfälscher. Ließ ihn Salamanca deswegen umbringen?

(5) Diese Forderungen wurden zu jener Zeit nicht einmal andeutungsweise verwirklicht. Die große, nahezu unterirdisch wirkende Einführung eines modernen Geldwesens in die Gesellschaft krempelte die soziale Lage der Menschen in Europa mit scheinbar unsichbaren Kräften um. Für die schlichten Gemüter mußte es wirken, als sei der Teufel im Spiel. Ist es denn nicht ein teufliches Werk, bei dem Geld wächst und wächst und sich selbst vermehrt. Mit natürlichen Dingen konnte das nichts zu tun haben, hatte man je Geld auf den Feldern wachsen sehen? Und tatsächlich wirkte sich schlechtes und unsicheres Geld destabilisierend auf das Heilige Römische Reich Deutscher Nation aus.




(Hinweis des Autors: noch nicht alle Daten überprüft!)
Lebensdaten Thomas Müntzers Jahr Lebensdaten Michael Gaismairs
Thomas Müntzer (auch Muenzer) in Stollberg / Harz geboren.
Über seine soziale Herkunft ist nichts Sicheres bekannt. Sein Vater war vermutlich ein begüterter Bürger in Stolberg (Harz), wahrscheinlich Matthias der ⇒  Münzmeister. (evtl. auch: Handwerker?, Seilermeister?)
1489  
  1490 Michael Gaismair (auch Gaismayr, Geißmayer) als Sohn es Bergbauunternehmers und Landwirts Jacob Gaismaier in Tschöfs bei Sterzig geboren. Im Bergbau u. in der Landwirtschaft nutzten die Gaismaiers die Vorteile enger Zusammenarbeit in der Familie. Sie bewirtschafteten ihre Güter gemeinschaftlich. Die geschäftstüchtigen Gaismaiers betrieben Ackerbau u. Viehzucht (Anbau von Roggen, Gerste, Weizen, Obst), Zucht von Rindern, Haltung von Ziegen u. Hühnern. Eigener Verkauf auf Märkten des Montanbereiches zur Versorgung der Bergleute. Betrieben auch Handel mit Materialien für Hütten- u. Gruben.
  1501 Viele Bergbauarbeiter stammten aus bäuerlichen Familien, die nach 1500 dem Bergbau zugeströmt waren. Neue Erzfunde erhöhten plötzlich und zeitweilig stark den Arbeitskräftebedarf. Die neu aus den Dörfern kommenden Arbeitskräfte stellten kaum Forderungen und damit eine Konkurrenz für die angestammten Lohnarbeiter dar.
1501 streikten die Bergleute in Schwaz wegen zu harter Arbeitsbedingungen.
16.10.1506 Studienbeginn in Leipzig. Immatrikulation als Thomas Munczer de Quedilburck an der Artistenfakultät der Universität Leipzig. 1506  
Immatrikulation als Thomas Müntczer Stolbergensis an der Universität Frankfurt/Oder. 1512

Erwerb eines kleinen Grundstücks in Schwaz,
Vermutlich arbeitete Gaismair dort als Grubenschreiber, wovon ein an Kaiser Maximilian gerichtetes Protestschreiben (ganntzer gemainer gesellschaft am valknstain und weyssenschrofen) zeugt, das er und elf andere Autoren verfasst hatten. Leider ist dieses Schriftstück ohne Jahresangabe überliefert, in dem von verzögerter Lohnauszahlung und schlechter Münze die Rede ist. (Bis 1527 hielt Gaismair Anteile an Grubenbeteiligungen in Sterzing, was ihm zu relativem Reichtum verholfen haben muss.)

Hans Gaismaier erhält die Erlaubnis der Innsbrucker Regierung, in seiner Hütte Silber zu schmelzen. ( 7 S.48)

Kollaborator (geistlicher Hilfslehrer) in Aschersleben und Halle. 1513 Hans Gaismaier klagt Schulden der Adligen von Trautmannsdorf ein. Im Persener Bergbau erschwert der hohe Anteil von adligen Grundherren die strikte Anwendung der Berggesetze oder die Einführung von Bergordnungen. Adlige sind mit an Bergbau- u. Schmelzhütten beteiligt. Die Gaismaiers klagen auch im Interesse der Bergknappen. Die von Trautmanns könnten jene gewesen sein, die die Gaismaiers in den Bankrott hinein rissen. Michael Gaismaier dürfte die Schwierigkeiten im Umgang mit dem Recht frühzeitig kennen gelernt haben.
Priester des Bistums Halberstadt, zeitweise in Braunschweig (St. Michaelskirche). 1513
1514
 
Propst im Kanonissenstift im Kloster Frose bei Aschersleben bis 1517. 1516
Aufenthalt in Wittenberg. Lehrer an der Martinsschule zu Braunschweig? 1517
1518
Jüterbog 1518 Gaismair arbeitete zunächst als Schreiber im Bergbau und spätestens seit 1518 bei der Landesverwaltung in den Diensten des Leonhard von Völs, der als ranghöchster Beamter Tirols fungierte - der war von Kaiser Maximilian zum Landeshauptmann an der Etsch und zum Burggrafen von Tirol ernannt worden.

Leonhard scheint Gaismair protegiert zu haben, er ernannte ihn 1518 zum Unterhauptmann.
Jüterboger Kanzelkrieg: Müntzer wird dem Lutherkreis in Wittenberg zugerechnet, begiebt sich im Auftrag Luthers nach ⇒ Jüterbog, um den Prediger ⇒ Franz Günther zu unterstützen. Müntzer predigt in der St. Marien und in der Nikollaikirche in Jüterbog.
24. April: Müntzers erste Predigt in der Marienkirche
26. April: Müntzer stellt die Forderung nach einem alle fünf Jahre abzuhaltenden Konzil der Kirche auf, in vierhundert Jahren hätte es nur drei gegeben. Ein Konzil könne auch gegen den Willen des Papstes einberufen werden.
Müntzer polemisiert gegen die mittelalterlichen Theologen Petrus Lombardus, Thomas von Aquino und Bonaventura.

Im Mai weilte Müntzer im Auftrag des Andreas Karlstadt in Orlamünde. Im Juni nahm Müntzer an der Leipziger Disputation zwischen Karlstadt + Luther gegen Eck in der Pleißenburg teil.
Leipzig und Zisterzienserinnenkloster Beuditz bei Weißenfels.
Erste Bekanntschaft mit Felicitas von Selmenitz.
1519  
Predigt an der Marienkirche zu Zwickau. Beschwerde des Naumburg-Zeitzer geistlichen Gerichts über Müntzers Predigten. Prediger in Zwickau an St. Katharinen-Kirche (bis April 1521). Bekanntschaft mit der Sekte um Storch. 1520 1520 nahm die Unzufriedenheit unter den Bergarbeitern solche Formen an, dass die Regierung Kommissare nach Schwaz entsenden musste. Die Arbeiter führen geheime Versammlungen durch. Unter den Bergknappen gab es vermehrt Anhänger der Reformation, welche aufgrund der zunehmenden Repressalien durch Erzherzog Ferdinand in massenhaft Tirol verließen.
Die Gründe dafür waren höhere Schichtdauer bei geringeren Löhnen, Aufstockung des Arbeitstages von 8 auf bis zu 12 Stunden, die Abschaffung etlicher Feiertage.

Ab 1520 kommt es in einigen Tiroler Gebieten zu lokalen Aufständen der Bauern. In vielen Tälern, auch Welschtirols, gingen Amtsstuben, Kloster und Widumsgebäude in Flammen auf. Viele Bauern suchten wieder das alte Recht der Allmende zu verwirklichen, indem sie landesfürstliches Wild wilderten, Zäune einrissen und Wälder nach Bedarf holzten. Diese Gruppen versuchten oft auch den "legalen" Weg und reichten Beschwerden bei der Regierung in Innsbruck ein. Sie strengten Gerichtsprozesse gegen Übergriffe der Grundherren oder ihrer Beamter an.
Die Aufständischen wollen einen eigenen Bauernlandtag.
Tumulte in Zwickau. (Aufstand der Tuchknappen unter Hans von der Freystadt). Fünfundfünfzig Christen werden verhaftet. Müntzer wird verhaftet, flieht nach Böhmen unter die Hussiten, zuerst in Saaz [Zatec - Zentrum taboritischer Traditionen], später Joachimstal [Jáchymov]. In der wichtigen Bergbaustadt mit großen Silbervorkommen und Münzprägungsstätten Joachimstal setzt sich Müntzer mit Egranus auseinander.
Aufenthalt in Prag (Juni-November), feierlich empfangen als Thomas Lutheranus. Predigt in Prag in der Kapelle Corporis Christi (in Deutsch), in der Bethlehemskapelle (in Latein) und auf der Straße vor dem Volk.
Müntzer verfaßt sein erstes theologisches Zeugnis mit dem Prager Manifest über die lutherische Umgestaltung der Kirche. (Fassungen: 1.Nov. u. 25.Nov.)
Verhaftung und Ausweisung nach Deutschland.
1521  
Kaplan in St. Georg (?), Predigertätigkeit in Nordhausen. Auseinandersetzung mit evang. Pfarrer Lorenz Süße. Predigten in Stollberg?
Teilnahme am Kolloquium mit Melanchtthon und Bugenhagen in Wittenberg (April).
Treffen mit Urbanus Rhegius (in Augsburg ? in Tirol?). Oktober: Vertreibung aus Nordhausen.
Müntzer bezeichnet sich wegen ständiger (auch erzwungener) Wanderschaft als Williger Botenläufer Gottes.
1522 Die Schuldenlast der Landesherrschaft Tirol überschreitet 1 Mill. Gulden. (1 S.153)
⇒  Wiener Neustädter Blutgericht
Im August wurden Hans von Puchheim, Michael Eitzing, Dr. Martin Siebenbürger, Friedrich Piesch, Hans Rinner, Stefan Schlagindweit, Hans Schwarz und Martin Flaschner (Wiener Bürger, die dem dem revolutionären Bürgerausschuss von 1519 oder dem ständigen Ausschuss angehört hatten) enthauptet. Es ist nicht bewiesen, dass Salamanca auf das Wiener Neustädter Blutgericht hingearbeitet habe, er erhielt jedoch danach wichtige Funktionen.
Pfarrstelle in Allstedt (März)
"Deutsches Kirchenamt" und "Deutsche Evangelische Messe", "Ordnung und Rechenschaft des Deutschen Amtes zu Allstedt"
Müntzers Liturgie erreicht bis zu 2000 Besucher. Müntzers Adventslied: Gott, heilger Schöpfer aller Stern

umfangreiches literarisches Schaffen, Übersetzung der Psalmem für das Stundengebet, Anleitungen für die Messe, sogar ein eigenes Missale, die deutsch-evangelische Messe als Singmesse mit Noten für den Gesang (Missa Cantata)

Thomas Müntzer heiratet Ottilia von Gersen. Ihre Eheschließung erfolgte kurz nach Ostern 1523. Die Trauung nahm vermutlich der befreundete Amtskollege von der Wigberti-Kirche in Allstedt Simon von Haferitz vor. Ein Jahr später gebar Otilie Müntzer einen Sohn.

Sendbrief an die Bürger zu Stolberg (18.7.) in dem er vor "unbefugtem Aufruhr" warnt
1523  
24. März: Mallerbacher Kapellensturm
"Fürstenpredigt" zu Allstedt (13.7.)

"An die verfolgten Anhänger in Sangerhausen" (15....22.Juli)

"Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens" (Juli/August)

Müntzer verläßt Allstedt und geht nach Mühlhausen (7./8. August

Antwort auf Luthers Sendbrief mit der "Hochverursachten Schutzrede und Antwort wider das geistlose, sanftlebende Fleisch zu Wittenberg" (August/September)

Reise durch die Aufstandsgebiete im Süden des Reiches: Basel, Klettgau, Hegau und Nürnberg (Ende 1524)
1524

1524 steigt Gaismair in den Rang eines Hauptmanns auf, ein Amt, das im 16. Jahrhundert zu dem Führungschargen in der Militärhierarchie zählt und mit einem beträchtlichen monatlichen Einkommen verbunden war. Gaismairs Stellung innerhalb der mittleren Beamtenschaft Tirols festigte sich. Der Gewerkensohn lebt unter Angehörigen so einflussreicher und vermögender Adelshäuser wie Spaur, Thun und Frundsberg. Mit der Rangerhöhung war für Gaismair gleichzeitig der Adelsbrief in greifbare Nähe gerückt.
Gaismair wird bezichtigt, 280 Gulden zu unterschlagen, welche er für die Anwerbung von Knechten erhalten habe. Über den Ausgang der Verhandlung liegen keine Quellen vor.

Anfang 1525 Rückkehr nach Mühlhausen
26.4. Auszug der Aufständischen aus Mühlhausen in das Eichsfeld
26/27.4. "Brief an die Allstedter Bürger und Mansfelder Bergknappen"


















10.5. Müntzer zieht nach Frankenhausen
14.5. Erste Gefechte mit den fürstlichen Truppen
15.5. Schlacht in Frankenhausen
Feldpredigt vernichtende Niederlage der Bauern
Gefangennahme Müntzers
16.5.
bis
23.5.
Gefangenschaft, Verhör und Folter auf Schloß Heldrungen
17.5. "Bekenntnis" und "Brief an die Mühlhäuser"
27.5. Hinrichtung in Mühlhausen



Notizen zur Theologie des Thomas Müntzer

Allgemeines christliches Verbündnis wider die Fürsten und Herren lautete das taktische Ziel des Rebellen Thomas Müntzer. Seine Bestrebungen erreichten nicht nur die Bauern, sie gingen weit in das Mansfelder Bergbaurevier, über Nordhausen und Halle und begeisterten Bergknappen und die Armen der Städte Thüringens.
Die strategische Zielvorstellungen kleidete Mützer mehr in theologische Formulierungen. Müntzers Denken war selbstverständlich auch von der damals herrschenden apokalyptischen Befangenheit bestimmt. Das Werk der vielen emsigen Tetzels, die den Weltuntergang täglich zu beschwören wußten um die Ablaßkassen des Papstes mit klingenden Münzen zu füllen, blieb ja nicht ohne Wirkungen in der Bevölkerung. So wie in moderner Zeit eine journalistische Tetzel-Gilde ständig Weltuntergangspanik mit modernen Medien unangefochten verbreiten kann, so wirkten damals die vielen kleinen Tetzelmönche lange Jahre ohne jeden Widerstand. Aber Müntzer vermochte diese Apokalyptik umzudeuten in eine bessere Zukunftsvision. Denn das erwartete Weltende läßt ja die Entstehung eines ewigen Reiches göttlicher Gerechtigkeit zu. Müntzer ordnete die sozialen Brüche der Gesellschaft in die heraufziehende Endzeit ein. Das alte Reich des Bösen, das auf Gewalt, Betrug und Irreführung der Menschen beruhte, kam offensichtlich seinem Ende immer näher. Aber dieses Ende brauchte man nicht duldsam erwarten. Müntzer sah es als Aufgabe der (arbeitenden) Menschen an, die Rache Gottes zu vollziehen. Müntzer forderte sogar Fürsten auf, dem allgemeinen christlichen Bund beizutreten. Würden sie anständig regieren, käme es nicht zu Gewalttätigkeiten. Aber die Herren setzten ihr gottloses Unterdrücken immer brutaler fort. Für Müntzer war das sittlich geläuterte Volk das auserwählte Instrument, die Tyranei der Herren zu beenden. Wenn es denn nicht anders ginge, müsse das Volk eben zum Schwert greifen.



Notizen zum Inhalt der Fürstenpredigt
Vielleicht ist der Daniel des Zweiten Kapitels des Alten Testaments nicht nur ein Namensverwandter des Danels aus der ugarithischen Mythologie. Dessen Königsfigur eines Epos des 15. Jahrhunderts vor Christus fällte gerechte Urteile und verhalf Witwen und Waisen zu ihren Recht! Eigentlich ist es die Geschichte einer Integration des Nomadentums in eine Agrarwirtschaft, die Mühen der Feldarbeit und der Bewässerung werden personifiziert mit dem Wirken des Königs Danel und seiner Tochter Peget. Im christlichen Buch, vermutlich 164 vor unserer Zeitrechnung entstanden, macht der kluge wissende Daniel Kariere am Hof des Nebukadnezar und seine Probe in der Löwengrube. Er konnte Träume deuten und sah in der Zukunft mehrere Reiche eiander bis zum allgemeinen Ende ablösen. Das Daniel-Buch rechnet mit dem Kommen einer letzte Zeit (der Apokalypse) und einer Zeit danach.
Die Idee der sich ablösenden Weltreiche griff Müntzer in seiner ⇒ Fürstenpredigt auf und verband sie mit der Läuterung des Nebukadnezars, der zum besseren Herrscher wurde. (Daher verwendete Müntzer hier viele Daniel-Vergleiche.) Für den Fall, das die Herren sich nicht läutern, ist auch eine Drohung angesagt:    "Wo sie aber das nicht tun, so wird ihnen das Schwert genommen werden ... Wollen sie geistlich sein und die Kunst Gottes nicht berechnen, so soll man sie wegtun. Aber ich bitte für sie mit dem frommen Daniel, wo sie Gottes Offenbarung nicht wider sind; wo sie aber das Widerspiel treiben, daß man sie erwürge ohne alle Gnade ... Anders mag die christliche Kirche zu ihrem Ursprung nicht wieder kommen. Man muß das Unkraut ausraufen aus dem Weingarten Gottes in der Zeit der Ernte, dann wird der schöne rote Weizen beständige Worzeln gewinnen und recht aufgehn. Die Engel aber, welche ihre Sicheln darzu schärfen, sind die ernsten Knechte Gottes..."



Notizen zu Hochverursachte Schutzrede
(noch in Bearbeitung!)
1525


Ab 1525 wirkt er als Sekretär des Fürstbischofs von Brixen.
Gaismair erhielt einen unteren Schreibposten in der Registratur des Bischofs, war Hilfssekretär, in dessen Rahmen er mit externen Angelegenheiten betraut wurde. Er erhielt ein Monatsgehalt von 60 Gulden, ein Pferd für sein politisch fast einflussloses Amt.

Gerüchte über luxuriösen Lebensstil, von Hochzeit mit baldig einhergehender Vaterschaft, von neuen Unterschlagungsvorwürfen während des Brixner Aufstandes 1525 werden verbreitet.

2.Januar Aufstand der Bergleute in Schwaz.
Die dem Landesfürsten 1525 eingereichten Beschwerdeschriften der Stadt Meran, der Gerichtsleute von Triers, Völs und Kastelruth sowie die Meraner Artikel zeigen, dass der Landeshauptmann zu den vom Volke meistgehassten Männern Tirols gehörte. Die meisten Beschwerdeschriften haben Erhöhungen von Abgaben durch Leonhard von Völs zum Thema, klagen über gestiegene Gerichtskosten, Steuern und Zinsen.
Februar verschiedenen Aktionen der Bergknappen
Mai Ausbruch des Bauernaufstandes in Tirol
Am 9. Mai 1525 wurde in Brixen das Todesurteil gegen Peter Paßler verkündet. Als der Verurteilte zum Richtplatz geführt wurde, strömten viele Frauen herbei, die um die Begnadigung baten, was aber den Bischof unberührt fortfahren ließ. Am Hofplatz fielen Bauern mit gezogenen Waffen ein und befreiten Paßler, in dem sie einen Leidensgenossen gegen die bischöfliche Unterdrückung sahen. Am 10. Mai 1525, kurz vor Paßlers Hinrichtung, wandten sich die aufgeregten Bauern aus Brixen und Umgebung gegen den Bischof. Brixen wird Zentrum des Aufstandes, der das Eschtal, die Meraner Gegend und das Bistum Trient erfasst.
Am Beginn des Bauernkrieges stand keine Verschwörung, keine Verabredung entschlossener Revolutionäre über die Territorialgrenzen hinweg, sondern ein lokaler Aufstand explodierte einfach. Erst danach schlossen sich aller Orten die Bauern zusammen, wurden aus 100 und 200, 3000 und 4000, entstanden die Haufen als neue Organisationsform unter den selbst gewählten Hauptleuten. Es gab also auch eine subjektive Bereitschaft zur Erhebung. Diese innere Bereitschaft ist zwar durch die Reformation gefördert worden, die Bauernrevolte exaltierte jedoch nicht in einen Religionskrieg sondern avancierte in eine soziale Erhebung.
12.Mai Die Oberschicht Brixens wollte die Kontrolle über die Ereignisse und die Aufständischen gewinnen, um Bischof Sprenz zu umgehen und direkt dem Landesfürsten einen Katalog von Forderungen abzupressen, bei gleichzeitiger Versicherung der Ruhe und Ordnung in Brixen. Erst in dieser Phase schließt sich Gaismair dem Bürgerausschuss an und wurde alsbald in den vierer Ausschuss gewählt, um mit den aufrührerischen Gemeinden zu verhandeln. Dessen ungeachtet zogen etwa 5000 Mann in Brixen ein, plünderten und besetzten die Hofburg, wo sie die bischöflichen Beamten hinausjagten. Am 12. Mai wurde von denselben Kräften das Kloster Neustift besetzt bzw. in weiterer Folge geplündert.

13.Mai Nachdem Gaismair zum Obersten Feldherren der aufständischen Bauern gewählt worden war, übernahm er die Leitung des bischöflichen Territoriums (der ehemalige Brixner Bischof war mit 70 Prozent am Vermögen der Fugger beteiligt gewesen). Ein 20er Ausschuss mit je zehn bürgerlichen und bäuerlichen Verordneten wurde ihm zur Seite gestellt. Einen Tag später trug der neu gewählte oberste Feldhauptmann den in Neustift versammelten Anführern die Ordnung über alle Beschwerungen vor, und seit jenem Tag verhandelten er und der 20er Ausschuss mit landesfürstlichen Kommissaren über einen Waffenstillstand. Die erwähnte Ordnung sah die grundlegende Umgestaltung der Gesellschaft nach bäuerlichen Interessen vor, stammte aber nicht aus der Feder Gaismairs.
25. Mai Im Erzbistum Salzburg verbünden sich Bauern mit den Bürgern.
24 Artikel gemeiner Landschaft Salzburg:
Vorwurf an die Herren, ihre Untertanen um Gut, Gesundheit und Leben gebracht zu haben.
Ablehnung einer Erhöhung der Zinsen und der Dienste.
Ablehnung des Wuchers.
Man will der Obrigkeit gehorsam sein aber nicht leibeigen.
In der Rechtssprechung sei es ungerecht, daß derjenige, der kein Geld besitze, kein Recht erhalte.
31. Mai Im Herzogtum Steiermark erheben sich Bauern und Bergleute. Meuternde Knechte wollen anfangs nicht gegen die Aufständischen kämpfen.
22. Juni Strafgericht in Irding über aufständische Bauern.
1. Juli Adelsherren besetzen die Stadt Schladming. Bei Radstadt im Pongau sammelt Michael Gruber die Aufständischen.
3. Juli Die Aufständischen erobern Schladmig und halten Gericht über 18 gefangene Adlige, darunter der Landeshauptmann Dietrichstein, sie blieben bis zum Ende des Bauernkrieges in Gefangenschaft. Besonders grausame Kriegsknechte wurden hingerichtet.
Juli Im Erzbistum Salzburg übernehmen Aufständische die Regierung. Gruber wird Oberster Feldhauptmann der Salzburger Landschaft.
August Mitte August 1525 war Michael Gaismair in eine Falle gelockt und in Innsbruck gefangen. Zwei Monate später gelang ihm die Flucht (7. Oktober 1525).
16.August Bundestruppen erreichen Salzburg und beschießen die Aufständischen. Es beginnen Verhandlungen.
31. August Ein Vertrag sichert den Aufständischen Straffreiheit bei freiwilligem Abzug - anders als in anderen gegenden wird der Vertrag eingehalten. Salzburger Bischof sagt der Einberufung eines Landtages zu.
Oktober Flucht nach Graubünden. Nach einem Zwischenaufenthalt bei Zwingli in Zürich kehrte er zurück in das Kloster bei Graubünden. Hier entstand im Februar oder im März 1526 sein Entwurf für eine neue Staatsordnung Tirols.
1526
Januar Eröffnung des Landtages und statt Bauernvorschläge werden neue Steuern für den Landesherrn bewilligt.

Im Februar / März arbeitet Gaismair an Entwürfen für eine staatliche Organisationsform Tirols.
März Der Aufstand im Salzburgischen lebt unter Führung Peter Päßlers erneut auf, aber die Stadt Salzburg schließt sich nicht an und die Bergknappen bleiben abseits. Michael Gruber steht jetzt in Diensten des Erzbischofs als Feldhauptmann. In Kämpfen im Pongau und Pinzgau verteidigen sich die Aufständischen noch erfolgreich.
Mai Im Mai einige erfolgreiche Gefechte der Bauern unter Michael Gaismair.
9. Mai Der Entwurf einer neuen "Tiroler Landesordnung" entspricht einem christlich-demokratischen Knappen-und Bauernstaats
Juni Gaismair trifft mit einem Fähnlein im Salzburgischen ein und übernimmt die Führung. Radstadt und der Madlingpaß werden länger umkämpft. gaismair versucht noch einen Vorstoß in Tirol.
2. Juli Vernichtende Niederlage in der Schlacht bei Radstadt
Juli Gaismaier entkommt mit einer größeren Schar über die Hohen Tauern nach Lienz, fällt ins Pustertal ein und geht dann auf das Gebiet von Venedig über.
12. Juli Gaismair läßt das immer erfolglosere Unternehmen abbrechen und tritt mit einer kleinen Anhängerschar die Grenze zur Republik Venedig, wo sie Asyl erhalten
  1527 Im Exil führt Gaismaier den Adelstitel cavaliere degli Strozzi und trägt damit den Namen einer der im Anti-Medici-Komplott mächtigsten Familien.
Gaismair versucht in den nächsten Jahren noch mehrmals vergeblich von Graubünden, der Toskana und Venedig aus neue Aufstände zu organisieren.

Von Ferdinand gekaufte Spione und Mörder jagen nach Gaismair für eine Kopfprämie von 1000 Gulden. Sie sollen den Anarchisten, Protestanten und Vaterlandsverräter ausfindig machen und töten.
Ein habsburgischer Steckbrief beschreibt Gaismair so: "Ein langer, aufgeschossener, hagerer, dünner Mann, im Alter ungefähr 34 oder 35 Jahre, hat einen schwarzbraunfarbenen dünnen Bart, ein schönes, kleines Gesicht, kurze Haare, geht mit geneigtem Kopf oder etwas bucklig und ist sehr beredt."
  1528 Gaismaier kauft sich mit geringer Anzahlung ein Gut auf den euganäischen Hügeln, 15 km von Padua entfernt. (Es soll sich um ein großes Gut gehandelt haben, er hielt erfolgreich über 50 Milchkühe, 300 Schafe und 15 Pferde. Feldwirtschaft mit über 80 Feldern) (7 S.144 Anm. 436)
  1529 Als Venedig 1529 Frieden mit den Habsburgern schloss, zog sich Gaismair endgültig auf ein Landgut in der Nähe von Padua zurück.
  1532 Am 15.April wird Gaismaier nach mehreren mißlungenen Attentatsversuchen auf ihn in Padua (auf den Stufen der Freitreppe seines Anwesens) von bezahlten Mördern (ehemalige Freunde? oder Vasallen des Spaniers Salamanca?) überfallen und erstochen.
Die Mörder Gaismairs wurden um ihren Lohn geprellt. Trotz fürstlicher Bitte einer Auszahlung wollte die Landesregierung mit dem Sparen beginnen, das Mordkommando habe ohnehin nur aus Geldgier gehandelt.

Die Geistlichkeit Paduas verweigerte dem Ketzer Gaismair ein Begräbnis. Erst ein Protest vom Hof des Dogen bewirkte ein würdiges Begräbnis.
Stationen von Thomas Müntzer   Zug des Michael Gaismair 1526




Name für weitere Recherchen: Zeitgenossen / dazu Quellen u. Links
Georg Agricola (1494-1555) gilt als Vater der Mineralogie, schrieb 1530 Bermannus, sive de re metallica über Erzsuche und Metallgewinnung und 1533 De Mensuris et ponderibus über griechischen und römischen Maße und Gewichte. Eine der wichtigsten Vorraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung waren einheitliche Maße u. Gewichte. (Diese forderte z.B. auch Michael Gaismaier.)

Agricola soll zusammen mit Bürgermeister Erasmus Stuler 1520 Müntzer mit zu einer Pfarrstelle in Zwickau verholfen haben. [4 S.56]
Siegmund Graf von Dietrichstein (1484 - 1540) Begründer der Hollenburgischen Linie der Dietrichstein. Gegen die Aufständischen (Steiermark u. Kärnten) versuchte er es mit der Taktik scheinbaren Waffenstillstands, wurde beim Sieg von Schladming durch die Rebellen überwältigt. (1 S. 154, 409)(2 S.182)
Johannes Sylvius Egranus Unversöhnlicher theolog. Gegener von Thomas Müntzer (im Zusammenhang mit dem Annenkult). Müntzer hielt sich (Frühjahr 1521) vor seiner Ankunft in Prag in Joachimstal (Jáchymov) auf. Dort kam es zur Auseinandersetzung mit Egranus.

deutsche Biografie: Egranus ging 1500 die Universität Leipzig, 1507 Magister und danach Dozent. Später in Süddeutschland, vermutlich auch Verbindung mit Erasmus von Rotterdam. 1517 Prediger an der Marienkirche Zwickau, wo er wegen des Annenkultes in heftige Auseinandersetzungen (1520) mit Thomas Müntzer in persönliche Streitigkeiten geriet. 1521 ging er als erster evangelischer Prediger nach Joachimsthal und blieb dort wahrscheinlich bis 1523. Anschließend Besuche bei Erasmus in Basel u. bei Pirckheimer in Nürnberg. 1524 als Pfarrverweser in Kulmbach, 1526 in Sagan und 1530 in Chemnitz. 1533/34 Rückkehr nach Joachimsthal. Stand anfangs Luther nahe, mit dem zusammen ihn 1520 die päpstliche Bannandrohung traf. Da Egranus entgegen Luther caritas (uneigennütziges Wohlwollen) stärker als fides (Glaube) bewertete und mehr zu Erasmus tendierte, entfernte er sich vom Luthertum. Er trat vermutlich für eine Reformation innerhalb der Kirche ein, ihre Einheit sollte nicht zerstört werden. Egranus stand schließlich als ein mit Papsttum und Luthertum Zerfallener zwischen den Fronten.
Notiz zur Differenz zwischen Egranus und Müntzer:
Wenn sich Müntzer mit Egranus über den Annenkult zerstritten, kann man davon ausgehen, das beide die Nöte der Bergleute gekannt haben mußten, auch die Gefährlichkeit deren Arbeit im Schacht - zumindest aus den Erzählungen der Menschen. Egranus lehnte den Annenkult als Kult ab. (Und Müntzer?- Frage noch offen.) Aber Müntzer mußte den Ton beispielsweise in Joachimstal für die Bergleute besser getroffen haben, denn Egranus verließ nach heftigen Disputen die Stadt. Nach dem Mallerbacher Kapellensturm (24.3.1524)schrieben sich sogar hunderte Bergknappen in die Bundesliste des Allstedter Bundes ein. Es ist also wahrscheinlich, das Müntzer einiges über Münzmanipulationen und Geldverschlechterungen der Fürsten wußte. Schließlich predigte er gegen den (auf Münzzahlungen basierenden!) Ablaßhandel.
Hans Gaismaier Bruder des Michael Gaismaier. Trug bei seiner Gefangennahme ein handschriftliches Exemplar der von Michael entworfenen Tiroler Landesordnung bei sich, das erwähnte Kanzler Leonhard Eck am 26. April 1526 in einem Brief nach München.
Q: (Q1) Hrg. F. Dörrer, Die Bauernkriege und Michael Gaismair, Insbruck 1982, Protokoll des internationalen Symposions 15.-19. November 1976 in Innsbruck-Vill Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs, Band 2 Insbruck 1982 S.67
(Q2)=(7 S.48,..)
Konrad Grebel (1498-1526) Mitbegründer der Täuferbewegung, Müntzer soll Verbindung (?) zu dem Züricher Wiedertäufer geknüpft haben.(4 S.125)
Michael Gruber (um 1526 ?) Bergmann, oberster Feldhauptmann der Salzburger Bauern, Sieger von Schladming (1 S. 155, 411)
Ulrich Hugwald genannt: Mutius, (1496-1571), diskutierte in Basel mit Müntzer über die Glaubenstaufe, schloß sich zeitweise der Täuferbewegung an. (4 S.124)
Heinrich von Knörringen (auch Hainrich von Kneringen)(....-1534) Komtur des Deutschen Ordens in Sterzing, übte das Amt als Landkomtur als Nachfolger des Wolfgang von Neuhaus von 1504 bis zu seinem Tod 1534 aus, sein Nachfolger wiederum wurde Bartholomäus von Knöringen.
Die Gaismaiers pachteten von der Kongregation des Deutschen Ordens städtische und ländliche Güter. Der Orden gewährte Erhard Gaismaier Kredite für den Bergbau. Heinrich von Knörringen, förderte als patriachalischer Freund der Familie Gaismaier das berufliche Fortkommen des Hans Gaismaier, unterstützte 1524 dessen Bewerbung als Bergrichter.
Der Sterzinger Bergbau war gezwungen, seine Erze zu ungünstigen Konditionen an die Schwazer Schmelzhütten zu verkaufen, auch die Gaismaier bemühten sich um Sterzinger Schmelzerlaubnisse. Knörringens Plan, Urproduktion und Weiterverarbeitung auch in Sterzing zusammen zu bringen, stand im Gegensatz zu den finaziellen und wirtschaftlichen Plänen Kaiser Maximilians! Konflikstoff zusätzlich bot die Polarität zwischen Lohnarbeitern, Lehenhäuer und Kleingewerken einerseits und den Mittel- und Großgewerken andererseits. Den Gaismaiers, als aufstrebende Mittelgewerke ging es vorrangig um die Wahrung der Bergbaufreiheit.
Heinrich gehörte zu den kaiserlichen Diplomaten, die am 6.6.1508 einen Waffenstillstand mit Venedig schlossen. Auf dem Sitz des Landkomturs, Weggenstein, ist ein auf 1508 datierter Wappenstein von ihm. Ab 1515 taucht Heinrich von Knöringen als kaiserlicher Rat und Statthalter zu Innsbruck in vielen Urkunden auf. Der Landkomtur Heinrich von Knöringen kaufte das Deutschordenshaus im Jahre 1522 von der Familie Fuchs von Fuchsberg. (Q1: Angelika Bischoff-Urak, Michael Gaismaier - Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Bauernkrieges, Innsbruck 1983, S. 55, 71)(Q2: ⇒ Das Deutschordenshaus) in der Innsbrucker Altstadt.)
Hans Mank Züricher Wiedertäufer, Müntzer soll Verbindung (?) zu ihm aufgenommen haben.(4 S.125)
Johannes Oecolampad (1482-1531) Reformator, Thomas Müntzer traf diesen Reformator vermutlich in Basel. (4 S.124)
Peter Paßler (auch: Peter Päßler, Pässler)( um 1525 ?), Teilnehmer am Tiroler Bauernkrieg, aus Ausholz (Tirol), seine Verurteilung lieferte den Anlaß zum Aufstand. (1 S.153, 417)(2 S.180, 184), ⇒ Peter Pässler in Salzburgwiki
Kaspar Praßler (1525) Anführer der aufständischen Bauern und Bergleute im Bistum Salzburg. (MEW 7/406,672)
Urbanus Rhegius (1489 - 1541) protestantischer Prediger, ein vermutliches Zusammentreffen mit Müntzer 1522 (?) in Augsburg (?) ist nicht erwiesen. (1 S. 119, 418)
Felicitas von Selmenitz Q: Felicitas von Selmenitz
Jacob Strauß (1480/85 - 1533) ev. Prediger, lehnte Gewaltanwendung ab, predigte gegen Zins und Wucher (1 S. 123, 153, 420)
Leonhard von Völs Tiroler Landeshauptmann, Gaismair war mehrere Jahre sein Sekretär und erwarb militärische Kenntnisse, während dessen Feldzüge. (2 S.181)
Erasmus Weitmoser (1525) Handwerker, Anführer der Salzburger Bergleute und Bauern im Bauernkrieg. (MEW 7/406,679)
Huldrych Zwingli (1484 - 1531), radikaler bürgerlicher Reformator in Zürich. Gaismair ging (Oktober) 1525 nach Zürich und wurde dort ein enger Vertrauter Zwinglis. Von Zwingli erhielt Gaismair entscheidende Anregungen zur Tiroler Landesordnung.  (1 S.155, 422) 
Begriffe / Orte / Erläuterungen
Jáchymov 1516 wurden in Conradsgrün große Silbervorkommen entdeckt, 1517 in Joachimstal umbenannt. 1518 (!) erschien in Leipzig die erste eigene Bergordnung für Sankt Joachimsthal. 1520 erhielten die Grafen Schlick das Münzprivileg und Joachimsthal wurde vom böhmischen König Ludwig II. zur freien Bergstadt erhoben. Die vermutlich erstmals 1519 geschlagenen Joachimstaler gaben später dem Taler ihren Namen.
1528 bewirkte der habsburgische neue böhmische König ⇒ Ferdinand (späterer Kaiser) die Rücknahme Münzprivilegs, der Joachimstaler wurde nach 1528 nicht mehr geprägt.(Münzveränderungen weiter untersuchen!)
1533 erreichte der Silberbergbau mit 241.875 Talern seine größte Ausbeute, in dem 9200 Bergleute arbeiteten.
Im Zuge dieses schnellen Wachstums war es wiederholt zu Aufständen der Bergleute gekommen, so bereits - mit friedlichem Ausgang - 1517. Ein weiterer folgte 1523. 1525 kam es zu schweren Plünderungen, die mit 2500 Bewaffnete beendet wurden.


Es muß harte Auseinandersetzungen innerhalb der Oberklasse um die Silbervorkommen gegeben haben, denn im Jahr 1545 ließ Ferdinand I. führende Vertreter der Grafen Schlick unter einem Vorwand auf der Prager Burg festsetzen. Die Gefangenen mußten zu Gunsten des Königs auf sämtliche Rechte in den Joachimsthaler Gütern, auf Burg Freudenstein und Stadt Sankt Joachimsthal verzichten. An den Erträgen des Silberbergbaus wurde ihnen lediglich ein Bergzehnt gewährt. Burg Freudenstein war fortan Sitz des königlichen Berghauptmannes. Nach dem gescheiterten Ständeaufstand gegen die Habsburger von 1547, an dem sich sowohl die Schlick als auch der Rat der Stadt beteiligt hatten, wurden Stadt und Burg im März 1547 durch Truppen besetzt. Schlick wurde der Bergzehnt und sämtliche verbliebenen Joachimsthaler Privilegien entzogen, Sankt Joachimsthal unterstand einzig der Böhmischen Krone. Hinweis: Burg Freudenstein auch Schlickburg; tschechisch hrádek, Šlikuv hrádek Burg Freudenstein (Jáchymov)
Annenkult Der Annenkult ist in Annaberg mit dem Silberbergbau zu sehen, Anna ist die bevorzugte Patronin der Bergleute und damit zugleich der Armen. Auch die Frauen (aus dem Volk!) riefen insbesondere in Nöten von Kindbett und Mutterschaft die Mutter Marias an. Sie war lange Zeit die Lieblingsheilige Luthers.
Einen Anstieg der Verehrung erfuhr die Heilige Anna seit dem 13. Jahrhundert und erreichte im 15. und 16. Jahrhundert einen historischen Höhepunkt. Dieser Zeitraum ist besonders interessant im Zusammenhang mit den sich verändernden sozialen Entwicklungen in Stadt und Land. Die Verschlechterung der Lebensbedingungen der "unteren" Volksschichten durch beginnende kapitalistische Verhältnisse, besonders in den Bergbaugebieten ließ natürlich diese (religiöse) Hilfsbedürftigkeit ansteigen. Das Christentum war im abendländischen Raum die einzige Religion, die eine soziale Komponente enthielt. So galten in den einzelnen Ortschaften des Bergbaus besonders hervorgehobene Schutzheilige: Nikolaus und die Heilige Anna in Annaberg, der heilige Joachim in Joachimsthal und in Kuttenberg (Kitna Hora) die Heilige Barbara.
Neuere Anti-Thesen vermuten, das mit Hilfe z.B. des Annenkultes die Frauenunterdrückung installiert wurde. Sie ignorieren das hohe Schutzbedürfnis der Bergleute und deren Frauen durch die besondere Gefährlichkeit der Grubenarbeit. Selbst in der Antike gab es zuständige Götter für Bergleute, z.B. die Göttin Hathor im ägyptischen Türkisbergbau und als Beschützerin aller weiblichen Wesen. (5 S.136)

Siehe auch das Motiv in der Kunst: Anna lehrt Maria das Lesen (Anna, Maria und ein Buch)
⇒ Glasmalerei: Anna lehrt Maria das Lesen zu sehen in Saint Andrew by the Wardrobe in London







  Literatur / Quellen / Links
(1) Max Steinmetz, Deutschland 1476 - 1648, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965
(2) Deutsche Geschichte in zwölf Bänden Band 3    Die Epoche des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus von den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts bis 1789
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1989
(3) Adolf Waas, Der Bauernkrieg    Die Bauern im Kampf um Gerechtigkeit 1300 bis 1525,   Panorama Verlag Wiesbaden ISBN 3-926642-11-4
(K) Karte nach der Vorlage eines Entwurfs von H. Dopsch und S. Haas-Ortner in: Die Bauernkriege und Michael Gaismair, Innsbruck 1982
(4) Irmgard Ackermann, Thomas Müntzer - Stätten seines Lebens und Wirkens, Hrg. Institut für Denkmalpflege, Berlin 1989
(5) Rainer Slotta, Einführung in die Industriearchäologie, Darmstadt 1982
(6) Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg, Neue Rheinische Zeitung 1850 Heft 5/6 in MEW Bd.7 Berlin 1960 S.329 ff
(7) Angelika Bischoff-Urak, Michael Gaismaier - Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Bauernkrieges, Innsbruck 1983
(-) Manfred Bensing, Thomas Müntzer, VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1983
(L) Angelika Dörfler-Dierken, Die Verehrung der heiligen Anna in Spätmittelalter und früher Neuzeit, Göttingen 1992    ⇒  googlebook
(L) Martin P. Schennach, Gesetz und Herrschaft: die Entstehung des Gesetzgebungsstaates am Beispiel Tirols, Köln,Weimar,Wien 2010, ⇒  googlebook 2
(L) Christoph Bartels,Markus A. Denze, Konjunkturen im europäischen Bergbau in vorindustrieller Zeit: Festschrift Stuttgart 2000 ⇒  googlebook 3



weitere Text- und PDF-Dateien  
Großer Deutscher Bauernkrieg 1524 bis 1526
(einschließlich der Ereignisse in den fünf Jahrzehnten vor dem Großen Deutschen Bauernkrieg 1476 bis 1523)
Die Zwölf Artikel
geschrieben und beschlossen Februar / März 1525
Darum erfindt sich mit der Geschrift, daß wir frei seien und wöllen sein.
Thomas Müntzers Predigt auf dem Schlachtfeld bei Frankenhausen am 15.Mai 1525:
"Die Feldpredigt"
"Es will Gott nicht, daß ihr Fried mit den gottlosen Fürsten machet!"
PDF-Version v. 28.12.2006
Michael Gaismmairs Tiroler Landesordnung - Februar/März 1526
... man soll Auen und andere unfruchtbare Ort im Land fruchtbar machen ...




bauernkriege.de globale Zeittafel Bauernrevolten in Asien Bauernrevolten in Afrika Bauernrevolten in Europa Bauernrevolten in Amerika Revolten in Australien Impressum

Notizen über Bauernkriege (Seite in Bearbeitung) ∗ Thomas Münzer und Michael Gaismair ∗ letzte Änderung 31. Oktober 2015 ∗ Hans Holger Lorenz ∗ WB-To