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Bauernrevolten in dreiundzwanzig Jahrhunderten • globale Zeittafel



Jahr Ereignis Zu den Ursachen
und den auslösenden Momenten
weiterführende Hinweise
um
650
v.u.Z.
Heloten-Aufstände in Messenien gegen Sparta.
Auf eine Spartaner-Familie kamen etwa vier Heloten-Familien als Nahrungsmittelproduzenten. Die permanente Furcht vor sozialen Spannungsentladungen veranlaßte die Spartaner zu einer jährlich wiederholten Kriegserklärung an die Heloten, die als erobertes Volk betrachtet wurden.
Die Aufständischen wurden in der Schlacht am großen Graben besiegt. Ihre Bergfeste Hira fiel erst nach Jahrelanger Belagerung.
Helot: ein Abhängiger; nicht der Eigentümer des von ihm bewirtschafteten Ackerlandes, hatte erbliches Nutzungsrecht; hatte eigene Familie und eigene Produktionsinstrumente; war kein Eigentum eines anderen Menschen und war nicht veräußerbar; unterschied sich prinzipiell vom Sklaven!

Tyrtaios über die Heloten:
"So wie die Esel, vom Joch mächtiger Lasten gedrückt,
tragen auch sie, gebückt von traurigem Zwange, die Hälfte
sämtlicher Früchte des Ackers in seine Scheuern dem Herrn"

464 v.u.Z. Heloten-Aufstand in Sparta.(?) Beachte: ab etwa 400 v.u.Z. wird Sparta in die Ware-Geld-Beziehungen hineingezogen. Das handelnde Gewerbe bisher verachtende Sparta begann eine eigene Geldprägung. Gleichfalls wurde ein Gesetz erlassen, das Boden käuflich/verkäuflich machte, worauf sich der Bodenbesitz bald in den Händen weniger Spartiatenfamilien befand. Bodenreform-Versuche schlugen fehl, (König Agis zum Tode verurteilt), verarmte Spartaner verdienten sich als Saisonarbeiter oder als Söldner im Ausland. Der Niedergang Hellas war eingeleitet...
209 v.u.Z. Bauernaufstand in China.
Erster nachweislicher Bauernaufstand.
Im Jahr 210 v. Chr. starb der Erste Kaiser, sein Sohn bestieg den Thron. Da die Unterdrückung der Bauern zunahm, brachen zehn Monate nach dem Regierungsantritt die Aufstände unter Führung von Cheng Sheng (Chen Sheng) und Wu Guang aus. Die Bauernaufstände wurden zu einem Volksaufstand gegen die Qin-Dynastie, dauerten etwa ein halbes Jahr bis sie niedergeschlagen wurden.
Der Nachfolger des ersten Kaisers verschärfte das grausame System der Unterdrückung. Die Bauern mußten zwei Drittel ihrer Ernte abliefern. Das Regime regierte mit einem ungeheuren Menschenverschleiß, gleichbedeutend mit einer massenhaften Vernichtung der Produktivkräfte! Mehr als zwei Millionen Menschen wurden in die Armee gepreßt, man rechnet mit 300 000 Bauern, die am Bau der Großen Mauer arbeiteten, 700 000 schufteten am Grab des "Ersten Kaisers" Schi-huang-di (221-210 v.u.Z.).
206 v.u.Z. Die Heere des Bauernführers Liu Bang (Kao-ti) besetzen die Hauptstadt Hsiayang des Qin-Reiches .
Ein weiteres Bauernheer wurde von Xiang Yu geführt.
Kleinbauern bilden das Gegengewicht zu den großen Lehensherren.
Die konterrevolutionäre Revolte der "Sieben Königreiche" des Lehensadels wird 154 v.u.Z. niedergeschlagen.
Nach dem Fall der Qin rivalisierten die Führer der beiden stärksten Bauernheere im Kampf um die Macht. Liu Bang begründete die Han-Dynastie. Unter seiner Führung wurde die Bodensteuer auf den fünfzehnten Teil, später sogar auf den dreißigsten Teil herabgesetzt. Parzellenbauern genossen den Schutz des Staates. Bewässerungsanlagen entstanden. Der Ochsenpflug wurde eingeführt! Eisenhandwerk, Lackmalerei und Seidenweberei entwickelten sich.
9 u.Z. bis
27 u.Z.
Die siegreiche "Armee der Roten Augenbrauen" und die "Armee aus den grünen Wäldern" ernennen den Bauernanführer Wan Mang zum neuen chinesichen Kaiser. Im Jahr 27 u.Z. müssen die Bauern vor der regulären kaiserlichen Armee kapitulieren. Zwangsweise Heeresrekrutierungen und Naturkatastrophen führten zu den Aufständen.
152 bis 153 Ein ägyptischer Bauernaufstand gefährdet die Getreideversorgung Roms. Kämpfe der Latronenbewegung gegen den römischen Staat.
172 Bukolenaufstand in Ägypten Bauern und Hirten verlassen die Dörfer des Nildeltas wegen zu hoher Abgaben und dringen bis Alexandria vor.
Sie werden von Avidius Cassius vernichtend geschlagen.
184 bis 192 Zwanzig Jahre dauert der Bauernaufstand der "Gelben Turbane" in China.
Er beendet die Han-Dynastie.
Unfähige Großgrundbesitzer lösen eine Agrarkrise aus und versuchen den Widerstand der Bauern mit gedungenen Privatmilizen zu brechen. Aber unter Zhang Jiao sammeln sich 360 000 Kämpfer. Die Sekte des "Großen Friedens" predigt die Gleichheit aller Menschen und die Gütergemeinschaft.
192 u.Z. werden die "Gelben Turbane besiegt , bilden aber noch bis 205 u.Z. eine militärische Bedrohung des Adels.
186 Revolten der bäuerlichen Bevölkerung werden von desertierenden Soldaten aus den römischen Legionen unterstützt Die um 100 u.Z. beginnende Privatisierung von Staatsland läßt im Römischen Reich Großgrundbesitzer und Latifundien entstehen.
Die gegen die sozialen Folgen gerichtete Bewegung der "Latronen" reicht von Norditalien über Gallien und Spanien bis Obergermanien.
187 bis 188 Der Aufstand unter Maternus wird von Septimus Severus bekämpft. Er dehnt sich zeitweilig auf Italien aus und bedroht die Stadt Rom. Die sozialen Ursachen sind unklar. Maternus wird in Rom (?) ergriffen und enthauptet.
Die Bewegung geht in die Aufstände der Bagauden über.
188 Im chinesischen Sichuan bricht der Bauernaufstand des "Himmelssohnes" aus.  
207 "Räuberbande" des Felix Bulla Mit sechshundert Gleichgesinnten hält Bulla die Reichen Roms in Atem, weil er fordert , die Armen besser zu behandeln, damit sie nicht Räuber werden müssen.
Grausame Hinrichtung Bullas: er wurde wilden Tieren in der Arena vorgeworfen.
"Latronen"-Bewegung ?
238 Der Aufstand in der römischen Provinz Numidien ist eigentlich eine Revolte der Grundbesitzer. Jedoch führen sie eine Volksbewaffnung durch und die Bauern und Sklaven ziehen gegen die römischen Stadthalter. Der Aufstand des "Gordian II." richtet sich gegen zu hohe Kontributionen an Rom. Capellianus schlägt die Bauern-u. Sklavenarmee und läßt anschließend die numidische Aristokratie dezimieren.
254 bis 268 (?) In Ägypten revoltieren die Rinderhirten (Bukolien). Der Aufstand richtet sich gegen Lebensmittellieferungen an Rom.
260 Latronenbewegung auf Sizilien Das Latrocinium nimmt die Ausmaße eines Krieges an.
(Die Krise verschärft sich , als sich elf Jahre später die Münzarbeiter in den staatliche Werkstätten Roms erheben).
283 bis 286 Freie Bauern , Kolonen und Sklaven erheben sich in Gallien. Sie werden von Maximianus militärisch besiegt.
Dennoch weitet sich die Bewegung der Bagauden bis nach Spanien aus.
Die Kämpfe gegen Anwachsen des Großgrundbesitzes , gegen Schollenbindung und zu hohe Steuern dauern etwa 150 Jahre.
Zwischen Loire und Seine und im gallischen Küstenland wird Grundbesitz von den Bagauden konfisziert und ein von Rom unabhängiges Kommunewesen errichtet.
Die Christenverfolgung verstärkt die Flucht der Landbevölkerung zu den Bagauden.
410 (?) bis
420 (?)
Die Lösung der brittischen Provinzen vom römischen Imperium steht im Zeichen militanten Christentums, geprägt von Martin v. Tours und wird getragen von einer Bagaudenrevolte. Die Bauern erzwingen die Abschaffung des zentralen Heeres und der Steuern. Die lokalen Machthaber können eine christliche Volkskultur entfalten bis in das 7. Jahrhundert hinein.
435 Bagauden-Führer: Tibatto (?) Bagauden
448 Bagauden-Bewegung in den Pyrenäen und Armorica ; im Ebro-Gebiet und im Loire-Tal Der Arzt Eudoxius , einer der Bagauden-Führer , wirkt als "Mann von gutem Ruf" am Hof Atillas.
449 Bagauden-Anführer in Spanien : Basilius (?)
491 bis 529 Mazdak aus Persien
Fast vierzig Jahre dauert die Mazdakische Revolte in Persien.
Die vielleicht erste kommunistische Bewegung unter dem zarathustrischen Geistlichen Mazdak fordert eine gleiche Verteilung der irdischen Güter. Auslöser sind Mißernten und Dürren. 529 werden hunderte Mazdakiten bei einem Gastmahl des Königs ermordet. Nach der landesweiten Liquidierung der Aufständischen erfolgt die Durchsetzung drastischer Steuererhöhungen. Volksvertreibungen finden statt und konzentrierte Arbeitslager werden errichtet.
Für die Niederschlagung des Volkswiderstandes bedienen sich die Herrscher ausländischer Truppen.
499 Bauern wehren sich in einem Aufstand gegen die steigenden Steuern im Staat Päktsche. (Gebiet auf heutigem Korea)
611 Bauernaufstände in China unter Wang Bo (?)
616 bis 618 Bauernaufstände in China unter Li Mi und Dou Jiande (?)
722 Bauernaufstand unter Führung des Mai Thuk Loang
(Indochina - im Gebiet des heutigen Vietnams)
(?)
725 bis 726 Aufstand koptischer Bauern in Ägypten Erster großer Bauernaufstand in der Zeit der Umayyaden. (?)
751 Bauernerhebung unter Scharik in der Oase Buchara.
30 000 Bauern kämpfen gegen das Kalifat.
(?)
776 bis 783 Aufstand unter dem Hurramiten Haschim ibn Hakim, auch genannt Mukanna (Muqanna) gegen die Abbasiden in Mittelasien.
Bewegung soghdischer Bauern: "Menschen in weißen Gewändern"
Bauernaufstand (?)
778 bis 779 Muhammira-Aufstand in Persien.
Aufstand in Gurgan (Südküste des Kaspischen Meeres) unter der Bewegung des "Roten Banners"
"Muhammira"=Rotgekleidete: Anhänger der Bauernbewegung kleideten sich rot
813 Aufstand koptischer Bauern in Ägypten (?)
815 bis 837 Bauern- und Sklavenaufstand in Aserbaidschan und Nordwest-Persien
Aufstand unter Führung von Babek in Adirbigan (?)
821 bis 823 Thomas der Slawe
Steuersteigerungen und Bodenaneignung führten in Byzanz zur offenen Erhebung der Volksmassen. Die Bauern wurden geführt von Thomas, den Slawen (Konstantin VI.), der trotz Straferlaß-Versprechungen grausam hingerichtet wurde. Nach der Niederschlagung beschleunigt sich die Abhängigmachung der freien Bauern von Großgrundbesitzern.
Der Kampf verwob sich mit den religiösen Auseinandersetzungen des → Bilderstreits. Sozial richteten sich diese gegen die politische u. wirtschaftliche Macht der Kirche, insbesondere der Klöster.
825 Bauernaufstand in Mercia. (England) Freibauern leisten Widerstand gegen die Feudalisierung durch angelsächsische Fürsten.
831 Aufstand koptischer Bauern in Ägypten Süd-Ägypten / Nubien (?)
Auslöser bildeten Steuerrepressalien.
841 bis 843 "Stellinga"-Aufstand in Sachsen (Deutschland) Die freien Wehr-Bauern wollen ein "Leben nach Altväterart" mit Gemeineigentum an Wald und Wasser!
Der Aufstand richtet sich auch gegen die neuen Zehnt-Forderungen der Kirche. Ludwig der Deutsche hält furchtbares Strafgericht.
864 Bauernaufstand in Persien (?)
Bauernaufstand unter Führung des Hasan Ibn-Said an der Südküste des Kaspischen Meeres.
Gründung des unabhängigen Staates der Aliden. (?)
874 bis 884 Über ganz China verbreitet sich der größte Bauernaufstand in der älteren Geschichte Chinas. Der Anführer Hwang Tschau (auch Huang Chao) besetzt als "Kaiser" 880 die Stadt Changan.
896 Bauernaufstand der »Roten Hosen«. (Gebiet auf heutigem Korea)
897 Bauernaufstände in fast allen Provinzen Sillas. Silla: feudaler Staat in SO-Korea (675 bis 935).
932 od. 934 Im Byzantinischem Reich erzwingt ein Aufstand die Rückgabe des vom Adel geraubten Bodens an die Bauern. Der Aufstand erfolgt unter Führung des Basileios Kupferhand. (?) König Romanos I. Lakapenos (920-944) berücksichtigt dabei jedoch in erster Linie die Interessen des städtischen Adels u. Beamtentums. (?)
993 Chinesischer Bauernaufstand unter Wang Xiaopo und Li Shun. (?)
997 Bauernunruhen in der Normandie
Die Bauern verschiedener Grafschaften rotten sich zusammen, wählen ihre jeweils zwei Bevollmächtigten,stellen ihre Forderungen auf (z.B. nach freien Willen leben und arbeiten zu können, früher festgesetztes Recht kann nicht verboten werden u.s.w.)
Herzog Richard II. ließ den Bevollmächtigten Hände und Füße abhacken und schickte sie als Warner zurück. (Wird in der Chronik des ⇒ Guillaume de Jumieges beschrieben.)
Einschränkungen der Nutzungsrechte der Bauern an Weide, Wald und Gewässern verursachen die Bauernunruhen.

Ende des Jahrhunderts erreichte das Benefizium (Grundbesitz, der für Kriegsdienste auf Lebenszeit verliehen wurde) seinen Höhepunkt und ging in das feudum über (Grundbesitz für Kriegsdienste, aber mehr als auf Lebenszeit: es wird erblich).
1024 Bauernaufstand in der Bretagne
Die Aufständischen erschlugen ihre Seigneurs und brannten die Herrensitze nieder. Schlecht bewaffnet konnten sie mehrere Schlachten gewinnen, wurden aber schließlich geschlagen.
Kämpfe wurden mit großer Erbitterung geführt. Offenbar war ihre Gemeindeorganisation gut erhalten und demokratisch geführt.
1024 bis 1026 Smerden-Aufstand im Susdaler Land (Alte Rus).
Angehörige der lokalen Aristokratie, die Getreidevorräte verbargen, wurden erschlagen. Von Susdal aus wurde die Niederschlagung des Aufstandes gelenkt, viele Aufständische eingekerkert oder hingerichtet.
Wolchwy (Anhänger der alten Naturreligion; Zauberer, Seher) nutzten den Aufstand der Kleinbauern, um die alte Religion gegen die neue Verbreitung des Christentums zu verteidigen. In der Rus nahm zuerst die Aristokratie das Christentum an.
Hungersnot gab den Anstoß zum Aufstand.

Smerde: Bezeichnung für Bauern in der Rus (später Rußland), die eigenes Inventar, Werkzeuge und eine geringe Anzahl Vieh besaßen. Sie wurden nach und nach in die Hörigkeit der Grundbesitzer gedrängt.
1035 "Hungerrevolte" in Flandern Bauernaufstand ?
1050 bis 1051 Angelsächsischer Bauernaufstand. (England) Eduard der Bekenner befreit das Land von den Dänen. Der dadurch gestärkte Feudaladel bedrückt zunehmend die Freibauern, die sich dagegen erheben, ohne die Entwicklung aufhalten zu können.
1071 Erhebung der Bauern im Rostower Land (Alte Rus).
Die tributpflichtigen Gemeindebauern (Smerden) töten die "angesehensten" Reichen und bemächtigen sich ihres Eigentums. Von zwei Wolchwy (Zauberer) angeführt zogen die Aufständischen von Jaroslawl an der Wolga und Scheksna entlang bis nach Beloosero. Fürstliche Gefolgschaft schlug den Aufstand nieder und ließ die Wolchwy foltern und erhängen.
Auslöser war eine Hungersnot.
1073 bis 1075 In Sachsen (Deutschland) erheben sich (noch vor dem bekannten Investiturstreit) Bauern und Adlige gegen Heinrich IV. Der Aufstand richtet sich gegen den Burgenbau im Harz (der die Bauern stark belastet) und gegen den neuen Einsatz von Ministerialen.
1096 Massenflucht der Bauern in Franken (?)
Eine Form des Bauernwiderstandes als Flucht aus dem Herrschaftsbereich ihrer Seigneurs findet sich in der Versammlung zu den Kreuzzügen, hier insbesondere zum "Kreuzzug der Armen".
Diese Flucht endet mit dem Tod der meißten Teilnehmer.
Die Bauern hofften, auf diesem Weg eine völlige Befreiung zu erlangen. Diese Massenflucht wurde wegen ihrer Vielzahl an Bauern historisch. Es ist kein Bauernaufstand, kann aber als eine Form des Bauernwiderstandes interpretiert werden.
1160 bis 1210 In Korjo finden ständig Bauernunruhen statt. Korjo: mittelalterl. Feudalstaat von 918 bis 1392. Der Name wurde europ. zu Korea.
1176 bis 1178 In Mittel-Korea wird der Aufstand der Bauern des Anführers Mang ie [auch: Mang-I] niedergeschlagen. Der Kampf ging um den staatlichen Bodenbesitz, der in die Hände von budhistischen Klöstern und Adligen gelangte.
1177 Der Bauernaufstand unter Kim Tan und Sa Tschin wird im Norden Koreas niedergeschlagen. Hier ging es ebenso um Land, das sich Adel und Klöster aneignen wollten.
1193/94 Bauernaufstände in der Provinz Kjongsang.(?) (prüfen!)
1193 bis 1194 Ein erneuter Bauernaufstand in Korea wird niedergeschlagen. Der Aufstand unter Kim sa Mi und Hjo Sim geht um Land, das in die Hände von Klöstern und Adligen gelangte.
1204 bis 1234 Die Stedinger Bauernrepublik
Freie Bauern verteidigen ihr Land - "universitas Stedingorum"

Der Aufstand der Stedinger Bauern beginnt 1204 mit der Zerstörung zweier Burgen des Grafen Oldenburg.
1227 (?) gründen die Bauern (Friesland /Norddeutschland) die Republik Dithmarschen und schlagen die Ritter des Erzbischofs von Bremen.
1230 werden die Aufständischen zu Ketzern erklärt.
1234 Niederlage in der Schlacht von Altenech.
Der Widerstand galt dem Landraub und der neuen Zehnt-Pflicht.
Der Boden fällt dem Bischof von Bremen und Graf Oldenburg zu.
1277 bis 1280 Bauernbewegung in Bulgarien unter dem "Hirtenzaren" Iwailo. Der Kampf der Bauern und Hirten richtet sich gegen Tataren und eigene Feudalherren.
Bauernruin führt zur Belebung der Bogomilenbewegung(?).
1304 bis 1307 Aufstand des Dolcino in Italien.
Dolcino, der Nachfolger des Predigers Segarelli, versucht mit Tausenden Bauern im Sesiatal eine freie Bauerngemeinde zu gründen. Der Papst rief zum Kreuzzug gegen die Aufständischen auf. Die Aufständischen verschanzten sich auf dem Monte Zebello und wurden beim Ausbruchversuch in offener Feldschlacht im März 1307 geschlagen. Mehr als Tausend Bauern wurden getötet. Dolcino und seine Frau Margherita wurden nach bestialischen Folterungen verbrannt.
Segarelli, aus der Bauernschaft hervorgegangen, predigte die Gütergemeinschaft und rief die Armen auf, sich den Herren zu widersetzen. Dolcino, kühner in seinen Forderungen, organisierte den militärischen Kampf, nachdem Segarelli im Jahr 1300 in Parma verbrannt wurde.

Hinweis: Rolle der Kirche und Herausbildung der Inquisition als innerkirchliches Instrument noch untersuchen!
1312 Nur mit Mühe konnten die Aufstände der Bauern und Bürger in Flandern niedergeworfen werden. Die Aufruhr galt den Privilegien der Patrizier im Woll- und Tuch-Handel und war ein gewaltsames Vorspiel für die Ereignisse zehn Jahre später
1323 bis 1328 Flandern
Der Flandrische Bauernaufstand kennzeichnet den Höhepunkt der Erhebungen gegen Patrizier und französischer Fremdherrschaft.
Nach der Niederlage bei ⇒ Cassel wurde das Bauernland eingezogen.
Der nicht abflauenden Aufstand in Seeland, eine zunächst auf die ländlichen Gebiete beschränkte Revolte, dehnte sich zu einer von Brügge angeführten allgemeinen Erhebung aus.
Am 23. August 1328 wurde der ungeordneten Haufen der Aufständischen (der unter Führung des begüterten, aber kampfunerfahrenen Bauern Nikolaus Zannequin stand) vernichtend geschlagen.
Auslöser der Unruhen: Korruption bei der Erhebung von Abgaben.
(Prüfen: auch 1332 Bauernaufstand in Flandern gegen Wiedereinführung der Sklaverei? Propyläen Weltgesch. Bd.5S.615)
1336 bis 1339 Bauernerhebung in Südwest-Deutschland,
beginnend in Franken und Ausbreitung auf das Rheinland und auf das Elsaß.
Hauptziel der Bauern: Rückgabe des verpfändeten Besitzes an die Bauern und Beseitigung der Wucherzinsen.
1344 bis 1360 Bauernkrieg in Hai-Duong (Vietnam) unter Ngo Be. Langwierige Kämpfe gegen Invasionsversuche und die nach dem Sieg anhaltende Ausbeutung der leibeigenen Bauern führte zu großen Erhebungen, wobei der Aufstand in Hai-Duong (auch: Hai-duong) der bedeutenste war.
1345 Bauernrebellion im Elsaß (?) Letzte Ausläufer der "Armleder" werden von elsässischen Herren in Koalition mit den Städten (?) niedergeschlagen. (?)
1351 bis 1363 Im Jahr 1351 brechen die Dämme des Gelben Flusses in China. Zu hohe Abgaben und die Zwangsarbeit von 170 000 Menschen lösen den Aufstand der Roten Kopftücher aus. Der Bauernführer Zhu Yuanzha vertreibt mit seinen Heeren die Mongolen und errichtet 1368 die Ming-Dynasti. Nach dem Sieg wird Land an die Bauern verteilt, der Grundbesitz budhistischer Klöster eingeschränkt, staatliche Schulen werden eingeführt und die Beamtenlaufbahn ist auch für Bauern offen.
Weitere Maßnahmen sind die Züchtung neuer Reissorten, die Ausgabe gedruckter (!) Bücher an die Handwerker und die Lockerung der Bekleidungsvorschriften.
Prüfen: Einfälle der »Roten Turbane« in Korjo von 1359-1361.
1358 Jacquerie

Jacquerie, auch genannt Aufstand des Jacques Bonhomme in Frankreich.
Bauern und Kaufleute erheben sich gemeinsam gegen den Adel in und um Paris, Laon, Soissons,in der Champagne, in der Brie und der Gegend um Amiens.
Schlösser gehen in Flammen auf und Adelige werden getötet. Die Niederschlagung erfolgt so grausam und blutig, dass die Gegend nordöstlich von Paris auf lange Jahrzehnte verwüstet bleibt.
Anführer der Kaufleute :
Etienne Marcel
Anführer der Bauern :
Guillaume Calle
Forderungen des Aufstandes :
- stabile Währung
- Aufhebung der Steuerbefreiung des Adels
- Adlige dürfen keine eigenen Steuern erheben
- gegen die zu hohen Steuerforderungen an die Bauern
1368 Aufstand der Weißen Lotus Der Aufstand führt zur Vertreibung der Mongolen-Dynastie aus China.
1381 Aufstand des Wat Tyler
Der Aufstand wird oft als erste große Sozialerhebung in der englischen Geschichte bezeichnet. Große Geschichte schrieb die "Peasant`s Revolt" unter John Ball (Kent, Essex, London), die auch als Aufstand gegen die "poll tax" bekannt geworden ist.
Der Aufruhr begann mit der Vernichtung der Steuerlisten und Frondienstverzeichnisse und der Tötung von Steuereinnehmern. Wat Tayler forderte die Beseitigung aller Standesunterschiede und die Konfiskation der Kirchengüter zugunsten der Laien. John Ball soll zur Tötung der Lords und aller Rechtsgelehrten aufgerufen haben. Ihm wird der Ausspruch: Als Adam grub und Eva spann, wer war denn da der Edelmann? zugeschrieben.
Tyler wurde bei einer Begegnung mit dem König Richard II. ermordet, John Ball unter grausamer Folter öffentlich hingerichtet. Hingerichtet wurden nach der Niederlage auch 1500 "Rädelsführer".
Zunehmender Geldverkehr machte aus vielen Bauern Tagelöhner. Die Grundherren nahmen öffentliche Forste und Weiden in Besitz.
Die Menschenverluste durch die Pest (1348-1349) verringerte die Zahl der Tagelöhner und "trieb" angeblich die Löhne wieder hoch! Grundherren erließen daher das Gesetz zum Zwang der Arbeitsaufnahme! Dann beschloß die Regierung zur Fortsetzung des 100-jährigen Krieges auch noch die Kopfsteuer! Der Aufstand kämpfte für die Beseitigung der Leibeigenschaft und um die Enteignung des Adels. Der Kampf richtete sich auch gegen die Erhebung einer neuen Steuer (Kopfsteuer), die für die Weiterführung eines erfolglosen Krieges gedacht war.

Hinweis: Entstehen der Lollarden-Bewegung.
1382 bis 1387 Bauernaufstand in Norditalien.
"Aufstand der Tuchini" (Ruf: Alle wie einer!) in Savoyen. Burgen der Feudalherren wurden belagert und zerstört, herrschaftliches Getreide niedergebrannt und Tiere entführt. Von den Aufständischen wurde der Herzog Amadeus VII. von Savoyen als "guter Herrscher" anerkannt.
Die Bauern erreichten das Erbschaftsrecht des Bodens und die Freiheit, heiraten zu können. Der Herzog konnte mit Hilfe der Aufständischen die Herrschaft über seine Vasallen festigen, und erhob eine Geldrente in Form einer Staatssteuer.
1391 Bauernempörungen in Mitteldeutschland. (Gotha und Umgebung) Bauern der umliegenden Dörfer ziehen in die Stadt Gotha und belagern die dortigen Geldverleiher. Der Stadtrat ließ die Aktion niederschlagen und die Rädelsführer hinrichten.
1401 bis 1408 Im Appenzeller Land (Schweiz) kämpft der "Bund ob den See" (Bodensee) den "Appenzeller Krieg". Aufruhr gegen den Abt von St. Gallen
1405 Bauernrevolte und Burgenbruch für den Anschluß an die Appenzeller (Schweiz/Österreich).
Die Walgauburgen werden zerstört (?).
Der Kampf richtet sich auch gegen die Habsburger Herrschaft
1411 Zürich,Luzern,Bern,Interlaken (Schweiz) sind die Gebiete der Bauernunruhen. Sie richten sich gegen die städtischen Herren.
1413 In England beteiligen sich die Bauern aus den Dörfern in Leicestershire am Lollardenaufstand ("Oldcastles-Aufstand"). Der Aufstand wird von Truppen Heinrich V. niedergeschlagen. Ein nochmaliger Aufstand der Lollarden wurde 1431 vereitelt. (?) Die Lollarden waren keine Bauernbewegung, sondern kamen aus lesekundigen (!) Handwerkerschichten und Berufen (in dieser Zeit wurden aus unabhängigen Handwerkern lohnabhängige, jederzeit von Entlassung bedrohte Arbeiter, z.B. Weber) sowie aus Universitätskreisen und Landadel. Grundlage ihrer Anschauungen bildeten die Lehren Wyclifs.
Laut Proklamation des Königs hatten die Aufständischen folgende Ziele:
  - Enteignung der Kirche
  - Abschaffung des Königtums
  - Abschaffung des Adels
1418 Bauernaufstand in Vietnam
unter Führung des Adligen Le Loi.
Le Loi kann 1427 Hanoi erobern, erklärt sich zum König und begründet als Le Thao To die zweite Le-Dynastie. Schließlich wurde er den Zielen des Bauernaufstandes untreu.
1419 bis 1437 Hussitische Bewegung in Böhmen.

Gründung der Stadt Tabor durch Bauern und Plebejer (1420).
Historisch bedeutender Versuch zur Verwirklichung einer utopischen, religiös inspirierten kommunistischen Gemeinde. Die revolutionären Taboriten wurden 1434 geschlagen. Antifeudale Traditionen konnten sich aber noch lange in der "Böhmischen Brüdergemeinde" erhalten.
1428 Bauernerhebung in Japan.
Die Aufständischen in der Provinz Kyoto überfielen die Wucherer und Großhändler, zerstörten deren Häser und Warenlager, verbrannten die Schulddokumente und holten sich die verpfändeten Gegenstände zurück. Die Aufstände wurden niedergeschlagen.
Anlaß ist eine Mißernte, die zu einer Hungersnot führte und es den Bauern unmöglich machte, Abgaben zu leisten und bei Wucherern die Schulden zu begleichen. Die Bauern bei Kyoto erhoben sich gegen Bodenverkauf und Abgaben.
1429 Bauernerhebung in Japan.
In der Provinz Harima richtet sich der Bauernaufstand direkt gegen die Feudalherren.
Die Bauern verlangen, in der Provinz keine Samurai zuzulassen.
1431 In der Gegend um Worms (Deutschland) organisiert sich ein Bund der Bauern gegen die Wormser Juden. Die Unruhigen wurden durch den Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz "beschwichtigt". Die Auseinandersetzungen wurden um Zinsnachlässe und gegen Wucher und Wucherzinsen geführt.
1434 bis 1436 Engelbrekt-Aufstand in Schweden
Aufstand gegen den dänischen Unions-König Erich von Pommern unter Führung von ⇒ Engelbrekt Engelbrektsson.
Unzufriedenheit mit dem wachsenden Steuerdruck (Ursache: offensive Außenpolitik des Königs). Gegen die Herrschaft der ausländischen (dänischen und deutschen) Vögte gerichtet. Unzufriedenheit des eigenen Adels und der Kirchenfürsten wegen Machtbegrenzung durch den König.
1434 bis 1559 In "Rüsdorp op de Heyde" (Friesland / Norddeutschland) entsteht die Bauernrepublik Dithmarschen.
Beträchtliche Getreideüberschüsse gestatten einen einträglichen Handel mit den Hanse-Städten, die aber die Republik nicht in die Hanse aufnehmen!
1500 (17.2.) wird ein königliches Söldnerheer bei Hemmingstedt von den Bauern geschlagen.
Erst 1559 kann die Republik erobert werden nach einer "Letzten Fehde". Das Land wurde unter den Siegern aufgeteilt.
Widerstand gegen den Landraub des norddeutschen Adels.

Der jahrzehntelange tapfere und hartnäckige Widerstand der freien Bauern bildet den Stoff für viele Legenden im Norddeutschen Raum.
1437 Bauernaufstand in Katalonien (Spanien) (? Kleine Enzykl. Weltgeschichte 1964 S. 669)
1437 bis 1438 Bauernaufstand in Siebenbürgen unter der Führung von Antal Budai Nagy. Der Bauernaufstand fand auf dem Komitatsboden, dem vom ungarischen Adel beherrschten Teil Siebenbürgens statt.
1439 Mehrere Bauernaufstände in Finnland werden niedergeschlagen. Die Feudalverhältnisse prägen sich aus und die katholische Kirche gewinnt an Einfluß. Es scheitern auch die Bestrebungen der Bauern, an der Tätigkeit des schwedischen Reichstags teilnehmen zu können.
1440 bis 1442 Bauernrevolte im ⇒ Ermland
Bauern aus mehreren Dörfern verweigern Dienstleistungen, beschweren sich vor Amtsleuten über die Domherren des Deutschen Ordens. Sie verbünden sich mit Städten und gründen eine eigene Kasse. Die Bauern versuchen, den Widerständ auf noch mehr Dörfer auszudehnen. Zeitweilig in Haft genommen, können sie trotzdem einige Teilerfolge erzielen: ungewöhnliches Scharwerk gilt nicht, Domherren konnten Bauern nicht einfach ins Gefängnis werfen.
sog.Ermländischer Bauernaufstand 1440-1442
Ursachen des Widerstands:
1. ungewöhnliche Nutzung bäuerlicher Dienste!
2. diese ungewöhnlichen Dienste zum Verkauf von Waldartikeln nutzen Domherren (Kommerzialisierung durch die Domherren!)
3. Zentralisierung der Gerichtsbarkeit mit Ausschaltung der Dorfschulzen!
4. Verwehrung eines direkten Zugangs zum Landesherren!
Erst in der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts, als Ordensämter von ihren Inhabern gekauft (privatisiert) wurden, waren die Voraussetzungen für ausufernde persönliche Willkür der Amtsinhaber gegeben.
1441 Aufständische Bauern in Japan und der Stadtplebs kämpfen gegen die Shogun-Truppen. (?)
1441 bis 1443 Bauernaufstände in Dänemark. Mit der neuen Geldwirtschaft erzwingen die Adligen, die unter wachsendem Geldbedarf "leiden" höhere Abgaben und Frondienstleistungen.
1445 Im Berner Oberland, Stadt Unteseen, Simmtal und Kloster Interlaken erhebt sich der von herrschaftlicher Seite so genannte "Böse Bund". Es ist die wichtigste Bauernrevolte des 15.Jahrhunderts im Berner Oberland / Schweiz.
("Alter Zürichkrieg" (?)), ("Aufstand der Interlakener Klosterleute" (?))
Der Kampf richtet sich gegen die von Bern geforderten Kriegsdienste und gegen die hohen Steuern.
1446 bis 1451 "Brienzer Verschwörung" in der Schweiz. Verschwörung von Bauern (?) gegen Kriegsdienste und Steuern.
1448 bis 1449 Bauernaufstände in China
Der bedeutenste dieser Zeit ist die Erhebung des Döng Mau-tji (Têng Mao-ch'i) in der Provinz Fudjän.
Revolten auch in Süden der Provinz Dshödjang (Chêkiang) bis Kanton. (?)

Alle Aufstände wurden niedergeschlagen, die Bauern konnten jedoch einige Forderungen durchsetzen:
  • Abschaffung der Ablieferung von Geflügel, Schweinen und Brennmaterial
  • Festigung bäuerlicher Bodenpacht
    Parzelle blieb Eigentum des Feudalherren, aber er war nicht berechtigt, den Pächter zu entlassen.
Die Bauern gründeten Gesellschaften zum Kampf für gerechte Maße(!) und vereinigten Dörfer für gemeinsame Aktionen.
  • Die Hohlmaße, mit denen Getreide gemessen wurde, hatten verschiedene Größen, die Feudalherren nutzten für ihre Messungen neue für sie vorteilhaftere. Die Bauern bestanden auf die von altersher verwendeten Maße als gerechte Maße.
  • Feudalherren fordern eine zusätzliche Steuer in Form von Geflügel und Schweinen, Produkte, die die Bauern bisher auf den Markt brachten.
  • Spanndienste für die Getreideablieferung in die Stadt für die städtischen Feudalherren
1450 Aufstand unter Jack Cade in Kent. (England) Zur Ausgleichung der Verluste im "Hundertjährigen Krieg" gegen Frankreich wird die Ausbeutung verschärft. Gegen diese Mißwirtschaft kämpften zahlreiche Erhebeungen, deren herausragende die eines Vasallen des Herzogs Richard von York war. (?)
(Der Anteil der Bauernschaft an dieser Erhebung ist noch zu prüfen)
1450 bis 1452 Auf Mallorca revoltieren ganze Bauerndörfer gegen die Haupstadt der Insel. Der Aufstand der "Forans" schien mit den revoltierenden "Remensas"(=unfreie Bauern) auf dem spanischen Festland abgesprochen zu sein. Die versprochenen Reformen, die nicht die erwarteten Ergebnisse für die Bauern brachten, bildeten den Auslöser der Erhebungen.
Niederwerfung der Aufständischen in der Schlacht von Inca.
1462 Bereits 1458 gab es in den Dörfern um Salzburg, Pongau, Pinzgau, Brixen und im Salzachtal Bauernunruhen wegen neuer Vieh-Steuern. Eine zusätzlich neu erhobene "Weih-Steuer" brachte dann das Faß zum Überlaufen und die Bürger schlossen sich den Unruhen an. Die Auseinandersetzungen richteten sich gegen immer neue Steuererhebungen.
1462 Salzburger Land: Aufruhr in Goldegg im Pongau
Ausgangspunkt für den Aufstand war der Ort St.Veit. Spätere Ausdehnung auf Goldegg.
Als die Lage der Salzburger Bauern immer unerträglicher wird, erheben sie sich im Jahr 1462 gegen ihren Erzbschof Burkhard von Weißpriach. Der Aufstand, der in Sankt Veit und Sankt Johann ausbricht, erfasst bald den gesamten Pongau und Pinzgau.
1462 In Kärten wollen Bauern, Handwerker und Bergknappen einen "Bundesrat" bilden. Sie werden bei Tavis geschlagen. "Tag zu Villach"
1462 Im Gebiet Salzburg erfolgt der Aufstand der Leute "im Gebirge". (?)
1462 bis 1472 Erhebung der Remensas (1462) - Bauernaufstände in Katalonien (Spanien)
Erster Krieg der Remensas
In Katalonien begann der Bauernaufstand unter Führung des niederen Adligen Verntallat, erfaßte dann große Teile Kataloniens und griff auch auf Grenzregionen Südfrankreichs über!
Die sich gut organisierende Bewegung kann sogar Städte belagern. Der König mußte nachgeben und die "üblen Gebräuche" der Leibeigenschaft reduzieren - aber bereits 1474 werden auf Drängen der kirchlichen (!) Feudalherren diese Entscheidungen wieder aufgehoben.

Siehe auch: 1476 und 1484-1486
Ursachen:
schärfste Formen der Leibeigenschaft und Hörigkeit ("Payeses de remensa"; "Malos usos")

Argument der Aufständischen: "Adam ist gestorben ohne ein Testament zu hinterlassen, folglich muß der Boden zu gleichen Anteilen aufgeteilt werden! An alle Menschen, denn alle sind Adams Kinder! Es ist ungerecht, wenn einige viel Land besitzen und andere garnichts!"
1476 In Franken (Deutschland) werden die Bauern unruhig. Der → Pfeifer von Niklashausen , auch "Pfeiferhänslein" genannt, hält aufregende antifeudale Predigten. Diese Bewegung des Hans Böheim organisiert Wallfahrten von 40 000 Bauern nach Niklashausen. Hans Böheim ( auch Hans Böhm) wird in Würzburg wegen Ketzerei verbrannt. "Alle Zinse,Gülten,Besthaupt,Handlohn,Zoll,steuer, Bed, Zehent und andere Abgaben und Dienstleistungen sollen abgetan und Wälder, Wasser, Brunnen und Weiden allenthalben frei sein."
(Zitat nach → Zimmermann)
1476 Bauernrevolte in Andalusien (Spanien).
In der Siedlung Fuente Ovejuna bei Cordoba erheben sich die Bauern gegen den Komtur des Calatrava-Ordens. Die Bauern töteten den Komtur und vierzehn seiner Leute und stellten dann das Dorf unter Schutz von Cordoba.
Fuente Ovejuna unterstand bis 1458 der Gewalt Cordobas. Die Revoltierenden wollten wieder diese Zuständigkeit zurück um der grausamen Unterdrückung durch den Komtur Guzman zu entkommen. Bei einer Gerichtsverhandlung konnten sich dann die Bewohner beim König durchsetzen.
(Hinweis: Der Dichter Lope de Vega stellt die Geschehnisse in Fuente Ovejuna (Die Schafsquelle) dar.)
1478 Bauernaufstände in Kärnten und in der Obersteiermark Sie richten sich gegen den ungenügenden Schutz vor Türkeneinfällen und fordern Ausgabe besserer Münzen!
1484 bis 1486 Zweiter Krieg der Remensas
Erneuter großer Bauernaufstand in Katalonien (Spanien).
Der Bauer Pedro Juan Sala führte als begabter Organisator die Aufständischen an, deren Kern die Remensen (Remensas) bildeten. Im Januar 1485 können die Bauern gegen Barcelona vorrücken, werden aber im März geschlagen. Sala geriet in Gefangenschaft und wurde hingerichtet.
Der Aufstand weitete sich in einen Volkskrieg aus, bis der Adel zu Kompromissen gezwungen werden konnte.
Erklärtes Ziel der Aufständischen war die dauerhafte Abschaffung der Leibeigenschaft! Die persönliche Befreiung der Bauern konnte erzwungen werden, jedoch blieben die Zahlungen für den Boden in voller Höhe bestehen, womit sich eine andere feudale Abhängigkeit der Bauern herausbildete. (?)

(Hinweis: Einführung der Inquisition 1480, die erst 1813 erstmalig aufgehoben wird durch französische Revolutions-Truppen, und endgültig 1834 abgeschafft wird.)
1484 bis 1486 Bauernaufstände auf den Balearen (Spanien) Verbindungen zu den Remensas (?)
1485 bis 1493 In Japan wird in der Provinz um Kyoto als Höhepunkt von Bauernaufständen eine Bauernrepublik gebildet. Ein 100-Jähriger Bürgerkrieg (1478-1577)(Sengoku-Periode) bringt den Bauern unerträgliche Verelendung. Es entsteht die Bauernrepublik Yamashiro .
1487 (?) bis 1497 (?) Steuerunruhen der Bauern in Cornwall (England). 1497 werden die Unruhen unterdückt. Ein Gesetz gegen die Einhegungen von 1487 (?) (enclosures), das die Steuerkraft der Bauern erhalten sollte, erweist sich als unwirksam.
1489 In der Schweiz (Appenzell , Rheintal, St.Gallen) erheben sich Bauern und Bürger. Es geht gegen die hohen Aufwendungen für den Umbau der Klöster während des Übergangs von der Architektur der Romanik in die Spätgotik. Beim "Rorschacher Klosterbruch" werden die Mönchszellen, eine Kapelle und ein Kreuzgang verwüstet.
1490 bis 1492 Bauernaufstand in Südpolen (?) (?)
1491 bis 1492 Bauernunruhen in der Abtei Kempten in Oberschwaben. Bauern greifen Klöster an (?)
1492 Bauernerhebungen im Allgäu (?) (?)
1493 Bundschuh-Bewegung im Elsaß.
Über hundert "Verschwörer" wählen den Bundschuh als ihr Symbol.
Sie kämpfen in Schlettstadt gegen das undurchsichtige Rechtssystem, gegen hohe Steuern und die daraus entstandenen Verschuldungen der Bauern. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, viele Verschwörer hart bestraft. Von den Anführern wurde Johann Ullmann in Basel gevierteilt und Nicolaus Ziegler in Schlettstadt hingerichtet.
1496 Bauernrebellion gegen den Burggrafen von Ploskovice
Die Bauern verweigerten neue Frondienstforderungen und eroberten die Burg. Anschließend traten sie freiwillig unter den Schutz des Ritters Dalibor von Kozojedy. Dafür vom Gericht in Prag verurteilt, wurde Dalibor 1498 enteignet und hingerichtet.
Nach der Niederlage der Taboriten in den → Hussitenkriegen verschlechterte sich die Lage der Bauern erheblich, so das einige Historiker nicht unberechtigt von einer Zweiten Leibeigenschaft sprechen. Interessanterweise gehörte der Burggraf Adam Ploskovský von Drahonice zu den Nachkommen eines einst berühmten Hussitengenerals, der aber auf die Seite des Kaisers Sigismund überlief und dafür Ploskovice geschenkt bekam.

Friedrich Smetana schrieb die Oper Dalibor, sie gilt als tschechische Nationaloper.
1498 bis 1502 Oberschwaben; Ochsenhausen: Bauern greifen Klöster an.  
1500 Bauernrepublik Dithmarschen
In der Schlacht bei Hemmingstedt schlugen am 17. Februar die Dithmarscher Bauern die zahlenmäßig weit überlegenen Truppen des dänischen Königs Johann I. und des Herzogs Friedrich von Holstein. Die Bauern siegten, obwohl die verbündeten Hansestädte und der formelle Landesherr, der Erzbischof von Bremen, ihnen keine Unterstützung gaben.
Der dänische König verlangte 1499 von den Dithmarschern die Anerkennung seiner Herrschaft, jährlich 15 000 Mark und den Bau dreier befestigter Residenzen. Der Sieg der Bauern über ein weit überlegenes Ritter-Heer sicherte die Unabhängigkeit der Bauernrepublik Dithmarschen für weitere 59 Jahre.
1502 Im Bistum Speyer (Deutschland) wird der Bundschuh zu Untergrombach noch vor dem Losschlagen aufgedeckt. Der Anführer Joß Fritz muß untertauchen.
1511 Unruhen in Ferette / Elsaß. Unruhen in Pfirt (?)
1511 - 1512 Osmanisches Reich
Religiös motivierte Erhebung der Schiiten unter Schah-kulu, der sich als Erlöser ausrief. Die Aufständischen rekrutierten sich aus Ackerbauern und nomadischen Viehzüchtern.
Der Erlöser forderte das Volk auf, dem türkischen Sultan den Gehorsam zu verweigern. In den Gebieten um Sivas und Kayseri erlitten die Truppen des Sultans zeitweise Niederlagen. Selim I. ließ an die 40 000 Einwohner niedermetzeln mit der Beschuldigung, sie seien Schiiten.
1513 Der "Bundschuh" organisiert sich im Elsaß.  
1513 Im Breisgau wird die "Bundschuh"-Verschwörung zu Lehen vorzeitig aufgedeckt. Joß Fritz muß erneut fliehen. Forderungen:
Kein Herr als Kaiser, Gott und Papst
kein Gericht soll gelten als das am Wohnort
geistliche Gerichte seien auf Geistliches beschränkt
sowie die Zinsen die Höhe des verliehenen Kapitals erreichen, ist der Schuldner frei
Fisch-, Vogelfang, Holz, Wald und Weide sollen frei sein
jeder Geistliche soll nur eine Pfründe haben
Verteilung des überflüssigen Kirchengutes an Arme und in die Kriegskasse
unbillige Steuern und Zölle gelten nicht
ewiger Friede in der Christenheit; die Kriegslüsternen schickt man gegen die Heiden
Mitglieder des Bundschuhs sollen gesichert und geschätzt sein, Gegner bestraft
1513 bis 1514 In Luzern, Bern und Solothurm gibt es Bauernunruhen (auch Schweizer Bauernkrieg genannt). Die Bauern protestieren gegen Steuererhöhungen und Expansionspolitik.
1514 Aufstand des ⇒ Armen Konrad in Württemberg.
Berühmte "Wasserprobe" des Geißpeter mit den gefälschten Gewichten.
Bewegung gegen die bürgerliche Oligarchie und Protest gegen zu hohe Steuern. Peter Gaiß 1515 im Exil verhaftet und hingerichtet.
1514 Der Ungarische Bauernkrieg unter → György Dózsa wurde unter blutiger Vergeltung und mit neuer Hörigkeit der Fronbauern abgeschlossen. Vorher belagerten 70000 Bauern die Temeschburger Festung. Dózsa proklamierte vor seiner grausamen Hinrichtung eine Republik ohne Adel, in der vor Gott alle gleich sind. Anlaß bildete die besonders unwürdige Unterdrückung der Angehörigen jener Bauern, die freiwillig in einen Kreuzzug gegen die Türken zogen. Daraufhin wendeten die Bauern ihre Waffen gegen die eigenen Adligen mit der Losung : "Wir werden euch an den Giebeln eurer Häuser aufhängen!"
banater-aktualitaet
1515 Großer Bauernkrieg in Inneröstereich:
Unterkrain, Untersteiermark, Kärten, Oberkrain.
Anlaß ist die Anwendung "neuer Rechtsgrundsätze".
1517 Bundschuh-Verschwörung im Schwarzwald. Hinweis:
Luthers Thesenanschlag zu Wittenberg.
1518 Osmanisches Reich
In den Bezirken Karahisar und Niksar bricht ein Aufstand unter dem Bauern Nur Ali aus. Die Rebellion weitet sich aus auf Amasya und Tokat.
Die Aufständischen wurden von den Truppen des Sultans zerstreut.
1521 bis 1523 Aufstand auf Mallorca
Pac qui deu (es zahle, wer schulde) lautete der Kampfruf der Aufständischen unter ihren Anführern Joanot Colom und Joan Crespí, womit die Kriegstreiber (Granden und Kirchenobere) angeprangert wurden. Die verarmte Inselbevölkerung erhob sich gegen Adel, mächtige Landbesitzer und reiche Kaufleute. Die Revolte der Bruderschaften auf Mallorca (Agermanats) wurde von den Truppen Kaiser Karls V. blutig niedergeschlagen.
Am 3. November 1522 traf an ein gut ausgerüstetes Söldnerheer von etwa 2000 Mann auf rund 3000 schlecht bewaffnete aufständische Bauern- und Handwerker in der Schlacht von Sa Marjal. Dabei wurden an die 1000 Aufständische getötet.
Dieses Konzept des Einsatzes königliche Söldnerarmeen zur Niederschlagung von Aufständen kam auch beim Bauernaufstand in Schwaben, bei den Erhebungen der Comuneros in Kastilien sowie den Germanías in Valencia zum Einsatz.
Grund für die Sozialkämpfe war vermutlich die Verschuldung der öffentlichen Kassen wegen vieler Kriege des Königshauses. So ging der größte Teil der Steuereinnahmen für die Tilgung dieser Lasten drauf. Das Ausstellen neuer Schuldverschreibungen sollte durch neue Steuern der Bauern und Handwerker gedeckt werden. Die Frage, an wen die Schulden (von wem an wen?) zurück zu zahlen waren, ist von den Historikern noch nicht beantwortet. ⇒ Q: Mallorcamagazin
1524 bis 1526
   Grosser Deutscher Bauernkrieg

Großer Deutscher Bauernkrieg

Die Ausweitung der Bauernerhebungen erreicht zwischen 1524 bis 1526 weite Teile des Süddeutschen Sprachraumes.
Erstmalig in der Deutschen Geschichte formulieren die Bauern ihr politisches Programm in den Zwölf Artikeln und in der Tiroler Landesordnung.
In den Aufständen verloren vermutlich 130 000 Bauern ihr Leben. Die Niederlage der Bauern gilt als Angelpunkt in der deutschen Geschichte.
Dem Bauernkrieg widmet sich ein kultureller Gedächtnisort in Frankenhausen .
Große Namen in der Erhebung des gemeinen Mannes
(gemein = einfach, anständig)
Thomas Müntzer (auch: Münzer)
Nikolaus Storch
Jakob Wehe
Jäcklein Rohrbach
Florian Geyer
Wendelin Hipler
Götz v. Berlichingen
Hans Müller
Michael Gaismair (auch: Gaismeier)
Sebastian Lotzer
Christoph Schappler
Wichtige → Dokumente
  → Die zwölf Artikel
  → Die Bundesordnung
  → Müntzers Feldpredigt
  → Tiroler Landesordnug
1525 Bauernaufstand in Samland
(Ost-Preußen)
Langsame aber stetige rechtliche Einschränkungen der freien Bauern sind die Haupursachen:

- Verschlechterung der Lage der freien Zinsbauern
- Verschiebung der Besitzverhältnisse durch große Landverleihungen an adlige Großgrundbesitzer durch den Herzog
- Widerstand gegen die Schollenpflichtigkeit
- bäuerliche Siedler verlieren ihre günstige Rechtsstellung
- Gesindezwang für Kinder!

(Einfluß der Reformation-?)
1525 bis 1526 Osmanisches Reich
In den östlichen Gebieten Kleinasiens bis nach Sivas bricht ein Bauernaufstand aus. An seiner Spitze standen Kodsha Soglun-oglu und Sunnun-oglu.
Siehe auch → Celali-Aufstände
1526 Osmanisches Reich
Unter Führung Kalender-Schahs erfaßt ein Bauernaufstand den Bezirk Malatya. Türken und Nomaden, Ackerbauern und Viehzüchter sind die treibenden Kräfte der 30 000 Aufständischen. Es werden die Senkung der Steuern und Dienstleistungen gefordert, aber zusätzlich auch die Rückgabe von Land und Weide, die der Staat neuen Feudalherren zuteilte.
Frage u. prüfen: Ist der Celali-Aufstand (1526-1528) ein anderer allein religiös motivierter Aufstand?
1527 oder 1528 Erhebung von Dalarnabauern in Schweden (?)
Der Anführer Nils Sture, der rechte Erbe Schwedens, auch der Daljunker genannt, mußte nach der Niederlage der Dalkerle nach Norwegen fliehen und dann nach Rostock. Der Druck Gustav Wasa I. auf die Rostocker Handelsherren führte am 25. September 1528 zur Urteilsverkündung (zum Tode verurteilt). Mehr ist nicht bekannt.
Zeit der Auseinandersetzungen zwischen dem Schwedenkönig und der Hanse, insbesondere der Stadt Lübeck.
1534 bis 1536 Der Aufstand von Bürgern und Bauern in Dänemark gegen den Adel vermischt sich mit dem Kampf der v.Holstein gegen die v. Hoya. An dieser "Grafenfehde" beteiligt sich auch die Stadt Lübeck unter Bürgermeister Wullenwever , wird dabei aber militärisch geschlagen. 1536 wird die Reformation eingeführt. Der Krieg um den Thron ist zugleich ein Kampf um das Außenhandelsmonopol!
1536 Pilgerfahrt der Gnade
Pilgrimage of Grace wird der Aufstand vertriebener Klosterbauern unter dem Anwalt Robert Aske in Nord-England genannt.
Diese Bauernunruhen werden in der geschriebenen Historie oft auf eine religiöse Bewegung zur Wiederherstellung der katholischen Kirche in England reduziert.
Nachweisbar ist, das nach einer Generalvisitation, deren Ergebnisse im Schwarzen Buch festgehalten sind, von 1536 bis 1539 alle Klöster aufgelöst und deren Vermögen und Ländereien an Neureiche verkauft oder an Königsgünstlinge verschenkt wurden.
Die neuen Besitzer schafften die kirchliche Armenpflege ab, führten oft große Weideflächen für die Schafzucht ein, vertrieben die Bauern dafür vom Land und erhöhten alle Abgabeforderungen.
Unter der Regierung Heinrich VIII. wurden 1536/39 die Klöster geschlossen und der Kirchenbesitz eingezogen. Durch die Verschleuderung der eingezogenen Ländereien an Neureiche wurden die Kloster-Bauern vom Land vertrieben. Verhöre der Aufständischen ergaben als Ursachen für die Unruhen:

     Erhöhung der Pachtzahlungen
     Einhegungen
     Beschlagnahme von Gemeindeland

Die dadurch eintretende Heimatlosigkeit und Verarmung der Bauern wurde zehn Jahre später durch Blutgesetze bekämpft: Brandmarkung und Versklavung nichtarbeitender Bettler! Die Protestbewegung der Enteigneten konnte diese Entwicklung nicht aufhalten. Weitere Aufstände gegen die Einhegungen sind bis 1607 nachweisbar. Eine Beschreibung der Einhegungen gab Thomas Morus 1516 in seiner berühmten Utopia.
1542 bis 1543 Dacke-Aufstand in Schweden.
Besonders gegen die Bedrohung ihrer Selbständigkeit kämpften die Bauern beim Dacke-Aufstand. König Gustav Wasa I., der selbst ein Getreidebündel im Adelswappen führte, nutzte einen Waffenstillstand, um deutsche Söldner zur Niederschlagung des Bauernaufstandes anzuwerben. Nach der Niederlage der Bauern wurden Nils Dacke und weitere Anführer hingerichtet.
Ursache mehrerer Bauernaufstände, deren größter der Aufstand unter ⇒ Nils Dacke wurde, war die harte Zentralisierungspolitik des Königs Gustav I. Wasa. Sie brachte den Bauern eine Vervielfachung der Steuern, Jagdverbote und Abholzverbote.
1547 Aufstand der Bauern in Kent (England) gegen die Einhegungen Widerstände gegen die Einhegungen.
1548 Aufstand der "Petauds" in der Guyene und Aquitanien. Die Aufständischen können Bordeaux einnehmen. Bauern und Bürger erheben sich gegen die neue Salz-Steuer.
1549 Bauernaufstand in Ost-England unter Robert Ket

Am 23.Juli begann der Aufstand gegen Einhegungen mit dem zerstören von Zäunen (!), die ein Landlord einrichten ließ. Arme, Handwerker, auch wohlhabende Bauern und Adlige schlossen sich an, und die Abteilungen wuchsen auf fast 20.000 Bewaffnete. Sie richteten ein Lager unweit der Stadt Norwich ein und schlugen eine Abteilung der Regierungstruppen. Eine Vereinigung mit den Aufständischen in Süd-West-England kam jedoch nicht zustande. Die Aufständischen gingen nach den Erfahrungen, die die Pilgerer der Gnade 1536 gemacht hatten, nicht auf die Versprechungen des Adels ein, konnten aber eine durch Verrat erfolgte Besetzung der Stadt Norwich durch Regierungstruppen nicht verhindern.
Nachdem die Regierung die Aufstände im Südwesten niedergeschlagen hatte, sammelte sie ausländische Söldner vor den Abteilungen Kets. Am 27.August kam es zur Schlacht bei Dussindale, in der die Bauern durch taktische Fehler unterlagen.
Anschließend erfolgte eine aüßerst brutale Abrechnung an den Aufständischen. Rober Ket (auch: Kett) und sein Bruder William Ket wurden gehängt.
Im Lager vor Norwich verfaßten die Aufständischen ein sog. Mausholder Programm und stellten es der Regierung zu. Im Gegensatz zur extremen Verarmungslage der Revoltierer waren die Forderungen sehr zurückhaltend formuliert. Das Programm enthielt unter anderem die Herabsetzung der Pachten und Ausschluß der Lords von der Nutzung der Allmende. Im Land sollten gleiche Maße für Getreide verwendet werden. Freier Fischfang wurde gefordert und das Aushandeln von Löhnen und Preisen. Die Bauern baten (!) den König um ein Verbot der Einhegungen.

Hinweis: Im gleichen Jahr wird ein Gesetz zum Verbot von Lohnaushandlungen erlassen. (Siehe auch: Pilgerfahrt der Gnade 1536)
1549 Bauernaufstand in Südwest-England
Eine Vereinigung mit den Aufständischen in Ostengland kommt nicht zustande.
Die Bauern erheben sich in den Grafschaften Devonshire und Cornwall gegen die Einhegungen.
1549 In Italien zerstören Bauern und Soldaten , die sich zu den Waldensern zählen, die Schlösser von Bobbio und Bricherasio (?)
1551 Die Revolte der litauischen Bauern im Hauptamt Insterburg
Nach 1525 häuften sich Klagen gegen herzögliche Beamte. Hier besonders gegen Amtshauptmann Conrad von der Albe, der nach vielen unbeantworteten Klagen 1551 von den Bauern schließlich überfallen und gejagt wurde.
Die Bauern schreiben in den Beschwerden, das sie ,wenn es so bliebe, sie davon laufen müßten und das Land wüst werde, besser der Landesfürst und Vater würde helfend eingreifen.
Der Herzog geht er auf den Vorschlag der Bauern zur Neuvermessung des Landes ein. Rügt beide Seiten, den Hauptmann pro forma, und läßt einige Bauern in den Turm werfen. Strafe für die Bauern mit mehreren Dienstleistungen ansonsten nur Moralpredigt. Dörfer werden später vermessen. 1552 geht den Haupleuten ein Memorial des Herzogs zu, wie sie ihre Amtsführung zu verbessern haben, dabei wurden die Beschwerden der Bauern berücksichtigt.
sog. Insterburger Bauernaufstand 1551
Die Beschwerdebriefe beinhalten: Der Hauptmann miete keine Knechte mehr sonden zwinge Bauern zur Erledigung der Arbeit auf seinen Höfen. Er hat den Zins erhöht und werfe jeden in den Turm, der darauf nicht einwillige. Er entziehe den Bauern den Fuhrlohn für den Holztransport ganz oder teilweise, so daß ihnen kein Geld (HL: also keine Münzen!) zur Verfügung stehe, den Zins zu bezahlen. Er plündert den Honig durch fremde Leute aus, betrüge bei der Honigabgabe durch falsches Messen! Er setze Schulzen ein, die noch ärger quälen als er selber.
Die führenden Beamten stammten aus einheim. Adel, der gern in die eigene Tasche wirtschaftet u. eigenen Besitz auszudehnt. (HL: Holz prüfen!)
Die litauer. Bauern lebten überwiegend in Weilern in Familiengruppen. Nicht der Steuerdruck des frühmodernen Finanzstaates war hier die Ursache des Bauernwiderstandes sondern die willkürliche Erhöhung der grundherrlichen Rente durch Steigerung der Dienstleistungen.
1563 Unruhen im Pongau (Salzburg) (?)
1564 und 1565 Bauernunruhen in Gastein Die Unruhen sollen von den Kündern der neuen Lehre geschürt worden sein und wurden durch Einschüchterungen und Spaltungen zwischen den Interessen der Bauern und der Bergknappen sehr bald erstickt.
1569 Bauernunruhen in nordenglischen Grafschaften. Folgen der Einhegungen.
1569 bis 1571 Aufstand der Moriscos in Spanien. Moriscos (=Morisken): Mauren, die nach der Reconquista in Spanien verblieben, politisch u. relig. völlig rechtlos, aber zahlenmäßig u. wirtschaftl. bedeutsame Gruppe von Bauern u. Handwerkern
1570 bis 1580 In Norwegen wird von einer Aufruhr in der Gegend von Trondheim berichtet. (?)
1572 bis 1573 Kroatisch-Slowenischer Bauernaufstand unter dem Bauernkönig Matija Gubec.
Die blutige Niederschlagung durch ein Söldnerheer kostet über 6000 Bauern das Leben.
Anlaß zum Aufstand ist ein neues Gesetz, das die freie Wanderschaft der Bauern untersagt.
1573 Großer Bauernaufstand in der südlichen Steiermark. (?) Aufstand ist gegen die Grundherrschaften gerichtet. (?)
1579 In Frankreich (Provence) erheben sich zu Zeiten Katharina v. Medici`s katholische und protestantische Bauern gemeinsam gegen ihre Grundherren ! Die Aufstände werden von angeheuerten italienischen , korsischen und albanischen Söldnern niedergeschlagen . Über diese soziale Bewegung der "Razats" wird nur wenig berichtet, da sie nicht in das gewünschte Bild der damaligen Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten passen !
1580 In Romans (Frankreich) findet während des Karnevals eine blutige bäuerlich-bürgerliche Revolte statt. (?)
1580 bis 1583 Der Aufstand der "Böhmkircher Bauernrevolte" in Göppingen (Deutschland) bewegt sich zuerst in sog. rechtmäßigen Bahnen.
Die Unfähigkeit deutscher Justiz wird deutlich.
Es gibt Beschwerdeartikel der Bauern , aber der Konflikt wird unlösbar durch die merkwürdige Konkurrenz zweier Gerichtsbarkeiten. Das ist der Vorabend des 30-Jährigen Krieges !
1584 bis 1590 Konflikt in Hohenzollern-Hechingen (?)  
1591 Osmanisches Reich
Die Unzufriedenheit der Bauern in Diyarbakir steigert sich zu einem Aufstand.
Anlaß sind grausame Maßnahmen bei der Eintreibung rückständiger Steuern.
1593 bis 1594 Aufstand der "Croquants" in West-u. Südwest-Frankreich .
(Limousin, Perigord, Languedoc)
Die Bürgerkriegswirren zwischen Protestanten und Katholiken stürtzen die Bauern ins Elend. Heinrich IV. läßt die Bauernrevolten grausam unterdrücken.
1594 Bauernaufstand in Serbien (?)
1594 bis 1597 Bauernerhebungen in ⇒ Östereich
(Waldviertel,Wienerwald, Waidhofen ua.). Die Truppen der Stände werden bei Hadersdorf und St.Pölten geschlagen. Bei der Niederschlagung werden 60 Anführer hingerichtet.
Anlaß sind die ⇒ Belastungen der Bauern durch die Türkenkriege und die Maßnahmen der Gegenreformation.
1595 - 1610 Celali-Aufstand im Osmanischen Reich
Der niedere anatolischen Feudalherr Kara Jasidschy sammelt aufständische Bauern, nomadische Viehzüchter und kleine Lehnsleute zu einer Rebellenarmee von 30 000 Kämpfern. Er erklärt sich selbst zum Sultan und weigert sich, dem Hof in Istambul Gehorsam zu leisten. Die militärischen Auseinandersetzungen gehen von 1599 - 1603. Der Sultan einigt sich mit den Feudalherren unter den Rebellen, so wird der Bauernaufstand grausam niedergeschlagen.
1603 setzt die Große Landflucht in Anatolien ein, die bis 1610 dauert.
1596 Aufstand in Oxfordshire (England) Folgen der Einhegungen
1596 Haager Bauernaufstand
Der Aufruhr von 1500 Bauern wurde im Keim erstickt und niedergeschlagen, die Anführer zu Zwangsarbeit verurteilt.
Ab 1567 wurden die Wittelsbacher mit der Grafschaft Haag belehnt. Sie führten bayerische Gesetzte ein und erhöhten die Steuern.
1596 Bauernunruhen in der Ukraine und in Litauen (?)
1596 Italien: Aufstand leibeigener Bauern im Reichslehen Madrignano.
Tötung des Grundherren Bonifacio Malaspina.
(?)
1596 bis 1597 In Finnland entbrennt ausgerechnet in den wohlhabenden Gebieten der sog. "Keulenkrieg". Nach der blutigen Niederschlagung gibt es in Finnland bis 1918 keine Bauernerhebungen mehr. Sogenannte "Burglager" , eigentlich Truppeneinquartierungen in den Dörfern, lösen den Aufstand aus.
1597 ⇒   Bauernaufruhr um Lilienfeld in Niederösterreich

Bauernhauptmann Christoph Tautermann organisierte den Kampf gegen die Drangsal durch den Landesherrn.
In der Gegend um Lilienfeld (Niederöstereich)
kämpfen die Bauern gegen die vom Erzherzog Mathias angeworbenen "Schwarzen Reiter".
Die Schwarzen Reiter waren die gefürchteten Truppern des Generalobristen Morakhsy, die den Bauernaufstand gewaltsam beendeten und in einer Art Strafexpedition die Rädelsführer, u.a. auch den Bauernhauptmann Tautermann exekutierten.
1597 Bauernaufstand in der Herzegowina (antitürk. ?)
1597 Bauernunruhen in Ungarn (?)
1598 Bauernunruhen in Bulgarien (?)
1598 bis 1605 →  Celali-Aufstände im Osmanischen Reich
Großer Bauernaufstand in der Türkei (Anatolien). Daran beteiligt waren auch die Sipahis.
(Sipahi = Reiter im Osmanischen Heer, bekam für seine Verdienste vom Sultan ein nicht vererbares Lehen.)
1599 Unruhen in Siebenbürgen (Ungarn) (?) (prüfen)
1603 →  Chlopko-Aufstand in Rußland
Bauern, Leibeigene und Cholopen erheben sich und zerstören Adelssitze und Klöster. Es werden Zarendomänen besetzt. Im Sommer bedrohen die Abteilungen Chlopkos (auch: Chlopka) die Haupstadt Moskau. Das Zarenheer unter Basmanow wird im September 1603 geschlagen.
Nach ihrer späteren Niederlage flüchten Aufständische an die Südgrenzen. Chlopko ist wahrscheinlich in den Kämpfen gefallen.
Dieser Bauernaufstand gilt als Vorläufer des ersten großen Bauernkrieges unter Bolotnikow.
Hungersnöte der Jahre 1601,1602 und 1603 sind Auslöser dieses Bauernaufstandes. Mißernten und Getreidespekulationen verschärften die Katastrophe in's Unerträgliche, die Menschen verhungerten in aller Öffentlichkeit. Eine drakonische Gesetzgebung zwang freie Leute in die Leibeigenschaft.
1603 Die Tabakbauern auf Kuba erheben sich gegen die Monopolisten Spaniens. Die Aufstände wiederholen sich auch 1717, 1720 und 1723.
1606 bis 1607
Erster großer Bauernaufstand in der Geschichte Rußlands
→  unter Bolotnikow
Großer Bauernaufstand in Rußland und in der Ukraine

Der Feldzug "entlaufener Unfreier" und Kosaken unter Bolotnikow geht bis in die Hauptstadt.
Die Aufständischen wollen Freiheit und einen "guten Zaren in Moskau" einsetzen.

Siehe auch
→  Die großen Bauernkriege Rußlands
1607 Haiducken-Aufstand in Ungarn (?)
1607
→  Bauernbewegungen in Mittel-England.
In Northhamptonshire entbrennt der Kampf um das Bauernland.
Widerstand gegen die Einhegungen.
Beginn (?) der "ursprünglichen Akkumulation" in England. Erstmalig erscheinen "levellers" und "diggers".
1620 bis 1621 Bauernerhebungen in verschiedenen Gegenden Böhmens
und Entstehung eines Zentrums (?) des Volkswiderstandes in Ostmähren, dessen Kern (?) walachische Bauern und Hirten bilden.
(?)
1622 Widerstand der pfälzer Bauern gegen Söldnerumtriebe.
Kleinere Requirierungskommandos werden überfallen, versprengte Söldner getötet u.a.
Die militanten Aktionen pfälzer Bauern stehen am Beginn eines Widerstandskampfes der bäuerlichen Bevölkerung während des Dreißigjährigen Krieges gegen die Umtriebe der Militärs.
(Der Widerstand der Bauern im Dreißigjährigen Krieg ist noch viel zu wenig untersucht, im Mittelpunkt historischer Betrachtungen stehen religiöse Streitigkeiten und große Heereshandlungen.)

Mitteldeutsche Selbstzeugnisse der Zeit des Dreißigjährigen Krieges
1624 Bauernerhebung in der Gegend um Quercy (Frankreich) Aufstand gegen Salzsteuer und Steuereinnehmer.
1625 bis 1627 Bauernguerilla im Solling
Stoffel Winkel führt widerständige Bauern im Dreißigjährigen Krieg an. Im Dreißigjährigen Krieg häuften sich auch im Solling Überfälle unterschiedlicher Söldnerheere auf Dorfbewohner. Die Bauern griffen daher in den 1620er Jahren (wie im Harz und in der Heide) zur Selbsthilfe. Mehrere hundert Bauern aus den Sollingdörfern bewaffneten sich, legten im Wald Verstecke an und wehrten sich militant gegen Übergriffe.
Harzschützen
Im Harzgebiet entstand als Reaktion auf die Ausplünderung durch die Armeen der verschiedenen Kriegsparteien eine regionale Widerstandsbewegung. Diese Harzschützen (Bauern, Handwerker, Köhler, Bergleute) in autonomen Einheiten traten erstmals im Jahr 1624 in Erscheinung. Sie bekämpften in gelegentlichen Aktionen in den Harz vorgedrungene Söldner und griffen kleinere Garnisionen an. Ende der 1620er Jahre wurde die größte Widerstandsbewegung dieser Zeit im mitteldeutschen Raum zerschlagen.
LHW: u.a. Geschichte der Lande Braunschweig-Wolfenbüttel
Stoffel Winkel (auch Winkelstoffel) in Wikipedia

Harzschützen in harzlife.de
1625 "Frankenburger Würfelspiel" in Oberöstereich Liste der ⇒ Bauernaufstände in Oberösterreich zwischen dem Hochmittelalter und dem 19. Jahrhundert in Wikipedia

Siehe auch: forum oögeschichte.at    ⇒ Land der Bauernkriege   Bauernkriege in Oberösterreich
1626 Oberöstereichischer Bauernkrieg (Land ob der Enns, Steyr, Kremsmünster, Freistadt, Linz). 40000 Bauern erheben sich unter den Führern Fadinger und Zeller. Durch Pappenheim wird der Aufstand niedergeschlagen. Es geht u.a. um die bayrische Pfandherrschaft und Maßnahmen der Gegenreformation.
1626 Umfassende Bauernrevolte in China unter Li Zicheng. Auslöser ist eine große Hungersnot.
1628 bis 1631 Lady Skimmington-Revolten der Bauern in England. Proteste gegen den (Privatisierungs-) Verkauf und die Einhegung Königlicher Wälder.
1628 bis 1644 Bauernkrieg in China unter Führung von Li Zicheng beendet die Ming-Dynastie. General Wu Sangui gestattet den Mandschu den Einzug in das von den Bauern besetzte Peking. Damit beginnt die mandschurische Quing-Dynastie. Die Niederwerfung der Bauern durch die Mandschu erfolgt in vorauszusehender Konsequenz. Hinweis : Li Zicheng = Li Tzuch`eng
1630 bis 1697 Die unbarmherzige Ausbeutung angolanischer Sklaven in Brasilien zwingt die schwarzen Plantagenarbeiter zur Flucht in die Urwälder. Dort gründen sie freie wehrhafte Bauernsiedlungen , die sog. "Quilombos". Palmares war der größte und dauerhafteste Quilombo mit 30 000 freien Bewohnern. Die Wehrdörfer verteidigen ihre Freiheit bis 1694. Der letzte Anführer Zumbi wurde in Palmares geboren und von katholischen Priestern ausgebildet. 1695 wird er gefaßt und von den portugiesischen Kolonialherren ermordet.Der Quilombo von Palmares hatte vierzig Jahre die Freiheit seiner Bevölkerung sichern können.
1630 Bauernrevolten in Burgund und in der Provence (Frankreich) Gegen zu hohe Steuer (?).
1632 Unruhen um Lyon (Frankreich)(?) Gegen zu hohe Steuer (?).
1633 bis 1634 Die Bauern in Oberbayern machen Ernst als Gegner des Krieges. In der Aufruhr während des 30-jährigen Krieges gehen die Bauern massiv gegen Einquartierungen und plündernde Soldaten vor.
1635 bis 1636
1639 (?)
Bauernbewegung des "Hans Barfuß" in Frankreich (?)
1636 bis 1637 Die Aufstandsbewegung der Croquants erfaßt Südfrankreich (?) Gegen Weinsteuer und Zehnten.
1635 bis 1637 (?) Bauernunruhen in verschiedenen Gebieten Frankreichs : Toulouse, Periguaux ,Bordeaux,Agen, Saintonge,Augoumois,Guyenne,Poitou Als Auslöser werden Steuererhebungen genannt
1638 bis 1645 (?) Steuerunruhen in der Guyenne (Frankreich) (?)
1639 Unter der Losung "Nu-pieds" marschieren die Bauern in der Normandie (Frankreich) auf. Die "armee de souffrance" ist gekennzeichnet durch gute militärische Organisation. Der Kampf ist gegen die "Gabelle" gerichtet.
1635 Erhebungen in der Untersteiermark und in der Krain. (?)
1637 Bauernunruhen in Polen (?) Der Widerstand richtet sich gegen die Monopolisierung der Pacht. (?)
1637 bis 1638 "Shimabara-Aufstand" in Japan
(nach der Shimabara-Halbinsel in Kyshu (Kyushu ))
Bauern und herrenlose Samurai sammeln sich unter der Fahne des Christentums, das Gleichheit für alle verspricht.
25000 Aufständische widerstehen dem 100 000 Mann Heer des Adels ( der Daimyo)für mehrere Monate.
Als eine der Ursachen wird die Missionstätigkeit portugiesischer,spanischer, holländischer und englischer Priester genannt.Die Niederlage der Aufständischen führt zur Abschließung des Landes gegenüber dem Ausland.
1639 bis 1644 In China geht die Ming-Dynastie an Bauernaufständen zugrunde. Die Erhebungen werden jedoch mit mandschurischer Hilfe niedergeschlagen Siehe auch 1626 und 1628
1640 Bauernunruhen (?) oder "allgemeine Insurrektion" in Frankreich : Bourbonnais , Guyenne,Armagnac,Pardiac,Cuminge Unruhen richten sich gegen die Steuer.
1640 bis 1652 (?) Bauernunruhen in Katalonien (Spanien).
(Guerra dels Segadors = Krieg der Schnitter)
Gegen die Übergriffe der kastilischen Truppen protestierende Bauern dringen bis Barcelona vor.
Katalanische Bauern revoltieren gegen die Zwangsstationierung kastilischer Soldaten Philpps IV.
1641 "Großer Aufstand" in Irland Brutale Unterdrückung , wirtschaftliche Rezession , steigende Pachtzahlungen , Arbeitsverbote , Landraub und Kriegsdrohungen treiben die irische Landbevölkerung zu gewalttätigen Übergriffen auf protestantische "Siedler". Bei der Niederschlagung des Aufstandes - genannt "Rückeroberung" 1649-1653 kommen ein Drittel der irischen Bevölkerung um.
Plantations
1643 bis 1645 Bauernunruhen im Südwesten Frankreichs. Die Bauern kämpfen um Freilassung von Steuerseumigen und gegen die zu hohen Steuern.
1645 Englische Bauern erheben sich gegen die Soldaten beider Bürgerkriegsparteien. Verbreitungsgebiet : Wiltshire , Dorset, Somerset , Berkshire, Sussex und Hampshire. Die Bewegung der "Clubmen" wird durch Cromwell niedergeschlagen. Ungelernt , dürftig ausgerüstet und von den höheren Landadligen verachtet, bringen sie die Kriegserschöpfung der Landbevölkerung zum Ausdruck. Die Bewegung verbreitet sich vor allem in Gebieten der schlimmsten Plünderungen und allgemeinen Verwüstung.
1647 bis 1648 (?) Großer (?) Steueraufstand in Italien (Neapel)
(?)
(?)
1648 bis 1654 Eine große Bauern- und Kosaken-Erhebung unter Bogdan Chmelnizki führt schließlich zur Vereinigung der Ukraine mit dem Russischen Staat. der Kampf gegen die Monopolisierung der Pacht verbindet sich mit nationaler Befreiungsbewegung.
1649 bis 1653 Die kleinbäuerlich-plebejische Bewegung der "wahren Levellers" (auch Diggers genannt) in England wird von Cromwell unterdrückt. Die Diggers unter G.Winstanley strebten utopisch-kommunistische Ziele an und sahen ihre Forderungen trotz der großen Opfer, die sie für die Revolution gebracht hatten, nicht erfüllt.
1651 Der Bauernaufstand in Polen unter dem Einfluß der Erhebungen von 1648 in der Ukraine wird von Kostek Napierski ("Kostka") angeführt. Es geht gegen die Verschärfung der Leibeigenschaft und gegen die Monopolisierung der Pacht.
1652 (?) Aufstand in Boulonauis (Frankreich) (?) (?)
1653 Schweizer Bauernkrieg
in den Gebieten: Luzern, Solothurn, Basel.
Große Anführer waren der Luzerner Bauernführer Christian Schibi aus Escholzmatt im Entlebuch, nach Folter in Sursee hingerichtet; der Entlebucher Landespannermeister Hans Emmenegger als Generaloberst im Bauernheer und der Berner Niklaus Leuenberger. Führer der anderen Orte waren Antoni Farnbühler und Johann Jakob Peyer.
Bei Mellingen verlieren die Bauern mit ihren Trüsseln und Hellebarden die Schlacht gegen Kanonen. Sie schliessen den Mellinger Frieden. Die Sieger brechen ihr Wort und rächen sich an den hintergangenen Bauern fürchterlich. Die Truppen werden zu brutaler Unterdrückung eingesetzt, im Aufstandsgebiet Hunderte von Bauern verhört, gefoltert und verurteilt: zu Hausarrest und Verbannung, Kriegsdienst gegen die Türken und Ruderdienst auf venezianischen Galeeren, was praktisch einem Todesurteil gleichkommt. Mehr als 40 Untertanen werden schliesslich als Rädelsführer zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Der Auslöser zum bäuerlichen Aufstand findet sich 1642, als die Regierungen von Bern, Freiburg, Solothurn und Luzern die Handmünzen, die Batzen abwerten. Dagegen erhebt sich der Protest.
Forderung der Luzerner Untertanen im März 1653 :

     - Rückzahlung von Zinsen und Schulden auch mit Naturalien
     - Freier Handel mit Salz, Vieh und Korn
     - Senkung oder Abschaffung der Verkaufssteuern für Vieh(Trattengeld) und Wein
     - Freies Versammlungsrecht
     - -Freie Wahlen mittlerer Beamten
     - „Zensur“ von Regierungsentscheiden durch die Untertanen
     - Widerstandsrecht bzw. Straffreiheit für die Rechtsverstösse von 1653
     - Vergütung der 1653 erstandenen Kosten durch die Obrigkeit
     - Fortbestand des Wolhuser Bundes
     - Herausgabe der Urkunde, welche die Untertanen bereffen


Hohe Verschuldung vieler bäuerlicher Betriebe und Zurückdrängung bäuerlicher Rechte führen zum folgenreichsten Aufstand in der Alten Eidgenossenschaft.
1653 Bauernaufstand in Schweden
Großer (?) Bauernaufstand im Gebiet von Närke (Mittelschweden).
Der Kampf richtete sich gegen den Adel, der überall im Lande den verpfändeten Kronbesitz und damit den größten Teil des Bodens unter seine Gewalt brachte.
1660 bis 1661 Bauernaufstand auf Zentral-Luzon (Philippinen) gegen Kolonialbürokratie gerichtet (?)
1663 bis 1665 (?) Aufstand in Chalosse (Frankreich) (?) (?)
1667 bis 1671 Großer Bauernaufstand in Rußland
unter Stepan Rasin

1649 tritt ein Gesetz in Kraft, das die Macht des Landadels über die Leibeigenen verschärft. Darauf hin fliehen die Bauern in freie "Kosaken-Siedlungen" an die Wolga, an Dnepr und Don!
Stepan Rasin wird 1671 auf dem Roten Platz in Moskau grausam hingerichtet.
Die Aufständischen unter "Stenka" wollen einen "Gerechten Zaren" einsetzen und fordern die nichtrussischen Völker auf, sich an der Insurektion zu beteiligen.

Siehe auch → Vier große Bauernkriege in Rußland
1670 (?) Aufstand in Vivarais (Frankreich) (?) (?)
1675 Die antifeudale "Stempelpapier-Revolte" ("Papier timbre") konzentriert sich auf die Bretagne und in Bordeaux. Die Aufständischen meinen , die Zeit ihres unumschränkten Reiches sei gekommen. Die Aktionen beginnen in Rennes und Nantes und gehen auf`s Land über. Die Bauern rebellieren gegen das Gesetz für die Steuererhebung auf Tabak !
Königliche Truppen schlagen den Aufstand nieder.

"Bonnets rouge" (?)
1678 Die "Baiersbronner Aktion" :
Bauern im Schwarzwald machen wieder mal Ernst mit der Soldateska !
In den Dörfern zwischen Offenburg und Baden wehren sie sich gegen Einquartierungen, Raub und Brandschatzungen ihrer Höfe durch kaiserliche Soldaten. Der militärische Sieg der Bauern wird unter Anklage vor Gericht gestellt , weil sie "20 Reiter erbärmlich umgebrungen" haben sollen.
Entgegen dem Gesetz des Reichstages von 1672 werden die Bauern verurteilt.
1680 (?) Robot-Aufstand in Böhmen (?) Robot ist unbezahlte "Pflicht"-Arbeit der Bauern
1701 bis 1719 Der Aufstand unter Surapati auf Djawa (Indonesien) wird von der einheimischen Aristokratie unterdrückt. Die zahlreichen Erhebungen richteten sich gegen den wirtschaftlichen Druck der niederländischen Kolonialherren.
1702 bis 1704 In den Cevennen (Frankreich) bricht ein Aufstand der "Camisards" aus. Etwa 2500 protestantische Bauern kämpfen gegen 30 000 Soldaten für ihre Religionsfreiheit.
1703 Bauern- und Heiducken-Aufstand in Ungarn (Karpatoukraine, Slowakei ) (?)
1705

"Churbayrische Landesdefension"

(Deutschland) Die Bauern befreien Rekruten und beraten ihre politischen Ziele im Bauernkongress zu Braunau.
Höhepunkt des Bauernaufstandes ist der Versuch der Bauern im Dezember München einzunehmen. In der Sendlinger Mordweihnacht (25.Dezember) erlitten sie eine entscheidende Niederlage, der 1706 andere folgten. Niederlage der Bauern bei Vilshofen.
Der Aufstand kostete etwa 10.000 Bayern das Leben. Ein Held dieser Erhebung bleibt bis heute im Andenken der Bevölkerung: Der sagenhafte Schmied von Kochel.
Weitere Namen der Anführer: Johann Georg Meindl (der "Student von Altheim") und Sebastian Georg Plinganser aus Pfarrkirchen.
Die Proteste der Bauern richten sich gegen Zwangsrekrutierungen, gegen die Besatzungstruppen, gegen die Steuerlast und gegen das Schleifen bayrischer Festungen. Die Festungen waren zuvor auf Kosten der Bauern errichtet worden.

Den Kämpfe der Bauern erreichten, das die Zwangsrekrutierungen eingestellt wurden.
1707 (?) Aufruhr in der Gyenne (Frankreich) (?) (?)
1707 bis 1708 Aufstand der Don-Kosaken in Rußland
unter Konrad Bulawin.

Abgaben für die Kriegsführung im Nordischen Krieg verschärfen die Lage der Bauern.

Siehe auch → Vier große Bauernkriege in Rußland
1710 bis 1715 Aufstand der Sikhbauern in Indien
Nach der Niederschlagung werden die Anhänger in Delhi grausam hingerichtet. Der Anführer Baba Banda Singh Bahadur wird am 9. Juni 1716 auf bestialische Art getötet.
Die Aufständischen, darunter auch Hindus und Moslems, errichten ein selbständiges Staatswesens, verteilen Land und geben eine eigene Währung heraus.
1713 (?) Aufstand im oberen Isonzotal (Habsburger Gebiet ) (?) Tolmein (?)
1717 Aufstand der Tabakbauern auf Kuba. Die Tabakbauern (Vegueros) erheben sich gegen das Tabak-Monopol. (?)

Hinweis:
Ab 1701 unter bourbonischer Herrschaft verstärkte sich der Zentralismus:
  - ab 1717 Tabak-Monopol
  - ab 1740 Außenhandels-Monopol (Real Compania)

1717 bis 1729 Aufstand von Wilchingen (Schweiz). Die Bauernrevolte richtete sich gegen die Stadt Wilchingen (?)
1718 Bauernerhebung in Japan,
in der Provinz Aki (heute Hiroshima).
Seit 1716 besonders verschärfte Ausbeutung der Bauern führt während des Edo-Bakufus zu 1300 Bauernrevolten.
1719 bis 1722 Aufstand von Werdenberg (Schweiz). Die Bauernrevolte richtete sich gegen die Stadt Glarus (?)
1720 Aufstand von Tabakbauern auf Kuba. Kampf gegen die spanischen Monopolisten (?)
(siehe 1717)
1723 Aufstand der Tabakbauern auf Kuba. Kampf gegen die spanischen Monopolisten (?)
(siehe: 1717)
1723 Revolte von Major Abraham Davel in Lausanne (Waadt) in der Schweiz (?) Revolte von Bauern (?) gegen die Stadt Bern ?
1726 bis 1739 Bauernaufstand im Jura (Schweiz). Die Revolte richtet sich gegen den Fürstbischof von Basel.
1730 1733 Aufstände und Landflucht durch Hungersnot in Japan.
Bereits 1721 wurden "Zusammenrottungen" der Bauern verboten! 1732 brach die allgemeine Hungersnot aus, ab Januar 1733 werden die Getreidespeicher gestürmt.
Eine Anordnung zur Lebensmittelrationierung ist angeblich die notwendige Folge des schnellen Bevölkerungswachstums bei gleichzeitig beschränkten landwirtschaftlichen Ressourcen.
1735 Bauernaufstand in der Vojvodina (Serbien) Antifeudaler, antihabsburgischer Aufstand (?)
1735 bis 1740 Bauernaufstände in Rußland. Ural-Kosaken (?)
1743 bis 1752 Vietnam
Grosser Bauernaufstand im Viet Bac und im Delta des Roten Flusses.
Folgen verschärfter Ausbeutung.
(?)
1751/53 Korea
Aufstände der Bauern und der Stadtarmut.
 
1752 Bauernaufstand in Rußland
Die Bauern der Romodanowskaja (Provinz Kaluga) erheben sich, der Aufstand weitet sich auf 27 Dörfer aus. Die Bauern verbünden sich mit Manufakturarbeitern der Leinen-Fabriken.
Der Aufstand wird mit Einsatz der Artillerie der Regierungstruppen niedergeschlkagen.
In den fünfziger und sechziger Jahren erhöht sich die Anzahl der lokalen Bauernaufstände, sogar Bauern der Klosterländereien begehren auf.
Hintergrund bilden die Maßnahmen der Gutsbesitzer, die ihre Wirtschaften zunehmend auf Ware-Geld-Beziehungen umstellen.
1754 Bauernaufstand in Japan. 200000 Bauern revoltieren in Nordkyushi.
1755 (?) Bauernaufstand in Slowenien (Habsburger Gebiet) (?)
1755 1756 Bauernaufstände in Rußland Ural-Kosaken (?)
1755 Aufstand des Landvolkes in der Leventina (Tessin). Diese Revolte richtet sich gegen Uri (Schweiz).
1763 Nordamerika
In Pennsylvania weigerten sich die Farmer der Grenzbezirke, den Erben des Koloniegründers Pacht zu zahlen.
Dem Gründer der Kolonie William Penn (1644-1718) wurde von König Karl II. das in Nordamerika gelegene Land 1681 zugesprochen. Karl II. gedachte so die eigenen Geld-Schulden zu begleichen.
William Penn versuchte in der Gründungsphase der Kolonie eine gerechte Organisation des Zusammenlebens von Siedlern und Indianern zu etablieren im Gegensatz zu seinen späteren vermeintlichen Erben.
1765 Bauernaufstand in Japan. 200 000 Bauern erheben sich in Kanto.
1765 bis 1771 Bauernrevolten in Rußland
Im mittleren Wolga-Gebiet kommt es zu 15 Bauernaufständen!
Die Aufständischen: Bauern, Manufakturarbeiter und geflüchtete Soldaten versuchen, sich eigen Machtorgane und eigene Gerichte zu schaffen.
Bekannt geworden sind die Anführer:
    Karmakow
    Kolpin und
    Rostschin (nimmt später am Aufstand Pugatschows teil)
Hinweis 1:
Wegen Ausmaß und Dauer erhielten die Dörfer
Snamenskoje und Argamakowo besondere Bedeutung (?)


Hinweis 2:
Bewaffnete Bauernabteilungen zogen entlang der Flüsse: Wolga, Kama, Oka und Sura.

Hinweis 3:
Zarin Katharina sagt im Jahr 1767 den großen Bauernkrieg voraus!
1765 Bauernunruhen in Oberschlesien.
Aus einem Fronstreik wird bewaffneter Widerstand der Bauern, ausgehend vom Ort Odersch. Ausdehnung auf Gegenden um Rybnik, Ratibor, Pleß, Beuthen und Gleiwitz . 40 Dörfer schlossen sich an.
Der Frondienstestreik griff über auf Niederschlesien (Ohlau, Nimptsch, Glatz, Schweidnitz).
Jahrelange Proteste der Bauern vor Gericht scheiterten, Arrest u. Drangsalierungen zwangen den Bauern Ausdehnungen der Frondienste auf.
1766 und 1767 Bauernunruhen im östereichischem Teil Schlesiens.
In 137 Gemeinden verweigerten die Bauern Abgaben und Dienste. Heimliche Zusammenkünfte in Wäldern. Deputationen mit 1600 Bittschriften wurden an den Wiener Hof entsandt.
Die Bauern erzwangen die Regulierung der Frondienste. Kaiserin Maria Theresia mußte eine Untersuchung dafür einleiten.
1768 (?) Nordamerika
In der Grafschaft Westchester (Kolonie New York) bezeichnen sich Aufrührer nach dem Vorbild aus der englischen Revolution als Leveller. Die Farmer wehren sich gegen zu hohe Pachten.
Die Farmer sind doppeltem Druck ausgesetzt: die Händler kaufen ihre Produkte nur zu Niedrigstpreisen, die notwendigen Industriegüter aus England verkaufen sie zu Höchstpreisen. Das Mutterland England belegt die Fertigwaren zusätzlich mit Zöllen.
Hinweis: Jahresangabe Prüfen!
1768 Bauernaufstand in der Ukraine.
"Koliiwstschina"(?)
1768 - 1771 Nordamerika
Aufstand der Regulatoren in North Carolina.
(War of the Regulation)
In der Schlacht von Alamance (1771) wurden die aufständischen Bauern geschlagen und mehrere Anführer hingerichtet.
Die Farmer wollten eine Selbstverwaltung in ihren lokalen Gebieten durchsetzen und kämpften anfangs erfolgreich gegen eine sich entwickelnde gesellschaftsgefährdende Kombination von englischen Beamten, raffgierigen Händlern und korrupten Advokaten. Gerichte wurden besetzt und neue gesetzliche Regelungen gefordert. Anführer: Herman Husband.
1771
bis
1773
Bauernunruhen in Schweden (?) Hungersnot (?)
Vermessungen der Gemeindeländereien (?)
Aufhebung des Rechts der Staatsbauern, Bodenzellen als Eigentum zu erwerben (?)
1771 bis 1802 Tay-son-Aufstand in Vietnam
In den Bergen der Provinz Binh Dinh beginnt der große Bauernaufstand unter Führung der drei Brüder Nguyen (van Nhac, van Lu und Hue). 1776 Einnahme von Saigon. Die Waren ausländischer Händler werden ins Meer geworfen. (HW: Boston Tea-Party 1773). 1784 werden 300 Kriegsschiffe der Feudalherren auf dem Fluß My Tho vernichtet. Im Januar 1789 besiegen 100 000 Kämpfer ein doppelt so großes Heer (der in China herrschenden Qing-Dynastie der Mandschu). Im gleichen Jahr erfolgreiche Einnahme von Hanoi. Bildung eines eigenen Staates der Aufständischen. Einführung einer eigenen nationalen Währung: die ⇒ Sapeke. Bildungsreform: Errichtung einer Schule in jedem Dorf.
Mit französischer Hilfe werden die Tay.son-Einheiten geschlagen, der neue installierte Kaiser gewährt Frankreich umfangreiche Handelsprivilegien.
1778 erstes französisch-vietnamesisches Abkommen in Versailles unterzeichnet, Frankreich unterstützt die Feudalherren.

HW: Diskussionswürdige These: Tay-son-Aufstand als Beginn einer frühbürgerlichen Revolution in Vietnam, die durch Hilfe ausländischen Militärs (Frankreich, Thailand) für die Feudalkräfte scheiterte.

Siehe auch: G. Feldbauer, ⇒ Junge Welt 19.01.2019


HW: Vietnam ≙ alter Begriff: ⇒ Annam
1773 bis 1775
Größter Bauernaufstand in Rußland

Größter Bauernkrieg der russischen Geschichte

(Gebiet zwischen Ural und Don, Wolga-Gebiet)
Siehe Karte

Unter Führung des Don-Kosaken Pugatschow, der sich auch Zar Peter III. nannte, erheben sich Tausende von Leibeigenen. Nichtrussen im Wolgagebiet schließen sich Pugatschows Leuten an.


       → Pugatschow verspricht den Aufständischen:

- keine Steuern
- keine Soldatenaushebungen
- Beseitigung der Macht der Großgrundbesitzer


Siehe auch → Vier große Bauernkriege in Rußland
1775 Der "Mehlkrieg" in Frankreich gilt als Vorbote der Französischen Revolution von 1789.
Die Bauern im Tal der Oise und in der Pariser Umgebung erstürmen Getreidemärkte und Speicher. Der Bauernaufstand wird mit 25000 Soldaten niedergeschlagen, dennoch mußte der König Ludwig XVI. das Gesetz zur Liberalisierung des Getreidehandels zurücknehmen.
Auslöser war die Missernte von 1774. Die Ursachen bestanden allerdings in Getreidespekulationen durch Gutspächter, Kornhändler, Müller und Bäcker. Für zu hohe Pacht und Steuern mußten sich die Bauern Geld leihen! Gleichzeitig stiegen die Lebensmittelpreise. Die bäuerlichen Abgaben waren schließlich höher als die Produktionkapazität der Höfe. Auf Getreidmärkten und in den Speichern verschacherte oder hamsterte man die Ergebnisse ihrer Arbeit!
Eine zusätzliche Verschärfung trat per Gesetz durch die "Liberalisierung" des Getreidehandels ein!
1775 Robot-Aufstand inBöhmen. Immer mehr wachsende unbezahlte Arbeitsforderungen durch die Grundbesitzer rufen eine Fluchtbewegung der Landbevölkerung in die Söllnersiedlungen der Berge hervor.
Kaiserin Maria Theresia kann durch eine Urbarialreform die Bauernrevolte beenden.
Unbezahlte "weite Fuhren" aus den Dörfern nach Graz, Wien und Oldenburg sind die Auslöser der Bauernflucht.
1777 Aufstand der Sekte vom "Weißen Lotus" (?)
1780 bis 1781 Aufstand unter Tupac Amaru II. in Peru gegen den Großgrundbesitz.
Die mehrere Zehntausend Mann zählende Bauernarmee agiert anfangs erfolgreich, ist jedoch schlecht organisiert und unzureichend bewaffnet.Der Aufstand scheitert und Amaru II. wird enthauptet.
Die Bauern kämpfen gegen zwangsweise Arbeitrekrutierungen , für einen freien Warenverkehr und gegen den Zwangshandel , gegen Verkaufssteuernund für ein neues Inka-Reich.
Einen Erfolg können die Erhebungen jedoch bverbuchen : die Aufhebung des Zwangshandels.
1780 bis 1781 "Comunero Revolt" im Vicekönigtum von Neu Granada (Columbien ) unter Führung der Manuela Beltran.
1781 Revolte von Chenaux (Fribourg) gegen die Stadt Fribourg in der Schweiz (?) (?)
1781 bis 1787 Bauernaufstände in Japan.
Sie beginnen im August 1781. Ab 1783 herrscht allgemeine Hungersnot. In Nordostjapan verhungern Hunderttausende!
1781 erheben sich die Bauern in Kanto gegen den Daimyo und gegen die Kaufleute. Es folgen bis 1787 etwa 114 Aufstände. Ab 1786 erlaubt das Shogunat den Einsatz von Feuerwaffen gegen die Bauern.
1784 bis 1793 Bauernrevolte (?) in Schaumburg-Lippe (?) Einfluß revolutionärer Ereignisse in Frankreich?
1786 Aufstand des Daniel Shays im US-Staat Massachusetts.
Zur Unterdrückung der Bauernunruhe werden von der US-Regierung Truppen entsendet.
Der Widerstand richtet sich gegen massenweise Zwangsvollstreckungen und ungerechte Hypotheken.
Als Ursachen gelten die streng begrenzte Währung im US-Staat Massachusetts und die neue Einführung hoher Steuern.
1789 Bauernerhebungen in Frankreich im Vorfeld und zu Beginn der Französischen Revolution :
Im Juli und im August werden massenweise die Grundbücher vernichtet !
Der Ablauf der Revolten ähnelt sich oft . Hier das Beispiel der Stadt Troyes : bewaffnete Bauern dringen in die Stadt ein, brechen die Korn- und Salz-Speicher auf, und fordern eine Festsetzung der Brotpreise. Die bekanntesten Handelswucherer werden erschlagen.
Die Niederschlagung der Bauernrevolte erfolgt duch die bürgerliche (!) National-Garde der Stadt.
Die blutigen Auseinandersetzungen richten sich gegen die Wucherer , gegen Verzehrsteuer, gegen die Salzsteuer .
Oktroi (?)
1789 Bauernrevolten in der Niederlausitz und im Spreewald
angespornt durch die Französische Revolution
Die Bauern kämpfen gegen Jagdtprivilegien und gegen die Umwandlung von Naturalabgaben in Geldzinns.
1790 In Frankreich sind die Departements Correze, Cantal, Charente-Inferieure von bewaffneten Erhebungen der Bauern gegen Grundherren und Klöster betroffen.
1790 Sächsischer Bauernaufstand
Der Sächsischer Bauernaufstand in Deutschland stand unter dem Eindruck der Ereignisse der Französischen Revolution (auch: kursächsischer Bauernaufstand).
Betroffene Gebiete: Stolpen, Dresdner-, Radeberger-, Dippoldiswalder- und Torgauer Gegend sowie Teile der Lausitz.
Die Erhebung beginnt mit Wildvertreibungen. Im Raum Königstein und in der Oberlausitz werden Dienste verweigert. Schloßerstürmungen und Entwaffnungen des Militärs bilden die Höhepunkte. Der anschließende Einsatz einer Militärübermacht des Königs beendet den Aufstand.
Durch den strengen Winter 1789/1790 und der darauf folgenden Dürre im Sommer spitzen sich die sozialen Widersprüche vorrangig im Elbsandsteingebirge und im Erzgebirge zu.

Die Kampfziele der Bauern verbreitete u.a. der Rebell von Liebstadt C.B.Geißler:
   - Abschaffung der Jagdprivilegien
   - Abschaffung der Frondienste
   - keine Umwandlung der Naturalabgaben in Geldzins


PDF-Datei
1790 bis 1794 Bauernunruhen in der Lausitz Vorausgegangen waren die Hungerjahre 1771 und 1772, die sich 1789 und 1790 wiederholten.
1792 Der "Krieg gegen die Schlösser" in Frankreich.
Der Charakter der Bauernrevolten hat sich verändert. Jetzt erfolgen die Angriffe auf die adligen Besitzungen der "Emigranten", die Vertreibungen eidverweigernder Priester und Hausdurchsuchungen bei reichen Bürgern nach Waffen und Lebensmittel.
Die Revolten sind eindeutig prorepublikanisch!
1793 Bauernaufstand in der Vendee
(Frankreich) unter den Losungen:
Den Frieden! Den Frieden!
Kein Los-Ziehen!
Republik der Königsmörder und Wucherer!
Die Bauern liefern sich dramatische Kämpfe im Gebiet zwischen Sevres und der Loire mit den republikanischen Truppen!
Sie sind aufgestanden gegen die Aushebung von 300 000 Mann für die Revolutionsarmee (das sog. Los-Ziehen),
gegen die Privatisierung von Gemeindeländereien, gegen Wucherer, Großpächter und Getreidehändler!
Genauer betrachtet war es ein Krieg der republikanisch gesinnten neureichen Bourgeoisie gegen das aufmüpfige Landvolk, das sich um die Ergebnisse der Revolution betrogen sah. Der Name Vendee wird zum Begriff für Konterrevolution.
1796 bis 1797 Bauernaufstände in Rußland.
In 32 Gouvernements revoltieren die Bauern.
Mit der Thronbesteigung Zar Pauls I. 1796 verbreitet sich ein Gerücht über eine mögliche Bauernbefreiung.
1797 Revolte im Hochstift Paderborn . Warburg klagt mit anderen Städten gegen das Privileg der Steuerfreiheit von Adel und Klerus. Die damit verbundene Bauernrevolte in Wormeln wird mit militärischer Gewalt niedergeworfen. Auslöser sind die Zehnt-Forderungen des dortigen Zisterzienserinnenklosters
1800 Bauernrevolte in Georgenhausen und Haxthausen (Hessen) vermutlich immer noch Einfluß der Französichen Revolution
1800 Bauernaufstand in Korea richtet sich gegen die Yangban (?)
1808 Erneuter Bauernaufstand in Korea richtet sich wieder gege die Yangban (?)
1809 Aufstand der Bauern in Tirol
Nach hartnäckigem Widerstand kann der Aufstand nur mit großen Aufwendungen der franz. Truppen niedergeschlagen werden.
Andreas Hofer wurde am 20.2.1810 in Mantua hingerichtet.
Unter Führung von Andreas Hofer richtet sich der Partisanenkampf der Bergbauern gegen die napoleonische Fremdherrschaft und gegen die bayrische Besatzung.
Ein Auslöser waren Rekrutierungsverordnungen.
1809 Deutschland (Franken)
Die Bauern des ehemaligen Deutschordengebietes um Mergentheim wehren sich gegen die Rekrutierung für das württembergische Heer und rotten sich zusammen.    (?)
(?)
1810 Beginn von Bauernrevolten in Mexiko (?) ( Miguel Hidalgo Revolt ; Jose Maria Morelos ; Vicente Guerro ) (?)
1811 bis 1812 Hong-Kyong-nae-Aufstand in Korea
Bauernaufstand in der Provinz Pjöngjang unter Hong Kjong-nä dehnt sich über ganz NW-Korea aus. Dieser Aufstand ist mit gekennzeichnet von Auseinandersetzungen zwischen Katholizismus und Neokonfuzianismus.(?) Die Erhebung wird schnell niedergeschlagen.
Der Ausbruch beginnt durch eine Hungersnot der Bauern infolge des Ernteausfalls. Er richtet sich gegen das Erbklassen-System und will den Sturz der Yangban-Schicht erreichen.
Mehrere tausend Arbeiter aus den Goldgruben beteiligen sich daran.
1813 Korea
Aufstand der Bauern auf der Insel Tschetschu-do.
(?)
1819 Hungerrevolten von Bauern in Preußen und an der Ostseeküste (?) (keine Quellenangaben)(?)
1819 Bauernunruhen in Oberhessen. (?)
1820 Beginn der Mahdi-Bewegung in Ägypten.
Im Dorf Salimiya in der Provinz Qina mobilisiert Ahmad as-Salah mit religiösen Predigten die Bauern der umliegenden Dörfer. Die Zahl seiner Anhänger, für die ein neues Zeitalter der Gerechtigkeit beginnt, wächst schnell auf 40000 und bringt kurzzeitig weite Teile der Provinz unter Kontrolle.
(?)
1822 Aufflammen einer neuen "Mahdi"-Rebellion unter Saih Ahmad al-Wazir in Ägypten.
Staatliche Speicher werden enteignet und Repräsentanten der Staatsgewalt vertrieben. Tausende Fallahin schließen sich an. Nach mehreren Monaten wird die Bewegung von der ägyptischen Armee unter Befehl von französischen Offizieren niedergeschlagen.
Der Tyrann Muhammad Ali soll gestürzt werden und ein Reich des "wahren Islam" errichtet werden.
1823 und 1824 Fallahin-Erhebungen in Ägypten.
In der Delta-Provinz Manufiya erheben sich die Bauern unter Führung lokaler Suiuh.
In der Provinz Qina stellt sich Ahmad ibn Idris an die Spitze eines Bauernaufstandes gegen Zwangsrekrutierungen. Seine Bauernarmee von 40000 Mann, die verstärkt wird durch Desserteure aus den Regierungstruppen, zieht den Nil entlang in Richtung Unterägypten, wird aber im Juni geschlagen.
Die Unruhen richten sich gegen neue Steuern und Zwangsrekrutierungen
1825 bis 1830 Im Dwajanischen Krieg kämpfen indonesische Bauern auf der Hauptinsel gegen die niederländischen Kolonisatoren.
Der Anführer Diponegoros läßt sich zum Sultan ausrufen und wird nach der Niederlage verbannt. Nach der Niederschlagung führen die Kolonisatoren 1830 das System der Zwangskulturen in Indonesien ein.
Das System der Zwangskulturen schränkt die Anbaufläche von Reis ein und löst damit periodische Hungersnöte aus.
1826 Der Aufstand der Bauern in Marokko , geführt von Abd Al-Krim , wird niedergeschlagen. Die Kämpfe gelten der Ausbreitung französischer und spanischer Siedler.
1830 Landarbeiter-Aufstand in Süd-England.
Unorganisierte Einzelaktionen (z.B.Wilddiebstahl u. spontane Meutereien) gehen über in gewaltsame Zerstörungen von landwirtschaftlichen Maschinen und gemeinsam vorgetragenen Lohnforderungen.
Die Periode 1815...1850 ist gekennzeichnet von einer außergewöhnlichen Verarmung und Ausbeutung der Bevölkerung Englands. Von dieser Verelendung ist das Land"proletariat" ebenso betroffen wie die Arbeiter in den Städten.

Hinweis:
Report of the Poor Law Commissioners on the agricultural disturbances of 1830
zu finden unter:    http://www.historyhome.co.uk/peel/poorlaw/report.htm
1830 Unruhen der Landbevölkerung Preußen, Sachsen, Hessen, Östereich.
Zollunruhen in Hanau und Fulda.
Blutbad von Södel in der Wetterau.
Zollstationen werden zerstört.
Ein "Schwarzes Corps" revoltierender Bauern marschiert zwischen Büdingen und Schoten.
Mehrere Tausend Demonstranten erstürmen Steuerämter, vernichten Akten und zerstören die Gebäude.
Teuerungen, Verbrauchssteuern, Arbeitsmangel, zu niedrige Löhne, zu hohe Abgaben, Willkür der Polizei und der Verwaltungen verbitterten die durch "Reformen" verarmte Bevölkerung.
Nicht Verfassungspolitik und nicht Freiheitsrechte, sondern unmittelbare Sorgen der ärmeren Volksschichten waren die Gründe für die Aufruhr.
Ursachen siehe: "Der Hessische Landbote"
1831 "Cholera"-Aufstand Ost-Slowakischer Bauern Ausbreitung der Pest in Galizien und Hygiene-Maßnahmen der Behörden lösen den Aufstand aus
1831 Bauernaufstand in Japan. 100000 Bauern erheben sich in Choshu (heute Yamagushi) auf Honshu gegen die Monopolisierung des Handels durch den Daimyo.
Hungersnöte lassen weitere Bauernrevolten bis 1837 ausbrechen.
1834 Plünderung der Stadt Jerusalem durch aufständische Bauern. Mehr dazu im Abschitt → Aufkauf von Boden, der "niemandem gehört".
1837 Bauernaufstand in Japan.
Siehe ⇒ Bakumatsu-Epoche.
In und um Osaka erheben sich Stadtarmut und Bauern unter der Führung des Gelehrten ⇒ Heihachiro Oshio.
1839 Erster Rebecca-Aufstand in Wales.
Die Aufhebung der Kornzölle in England wird erst 1846 erreicht.
Bauern reißen Zollschranken nieder ; Kampf gegen Kornzölle als eine der Forderungen der Chartisten-Bewegung
1839 Bauernrevolten in Rußland. (?) Bauernrevolten in zwölf Gebieten ?
1841 bis 1845 Bauernunruhen in Rußland (?) Die Bauernunruhen sollen im Zusammenhang mit den Reformen Kisseljows stehen.
HW: 1841 Erhebung von Arbeitsleuten im Ural.
1842 bis 1843 Bauernaufstand auf den Philippinen
unter Führung von Apolinario de la Cruz
Durch die Liberalisierung im Welthandel werden verstärkt Exportprodukte (Tabak, Zucker, Kopra, Manilahanf) angebaut.
Monokulturen breiten sich aus und verstärken die Ausbeutung der Bauern.
Sozial-religiöse Sekten organisieren den Widerstand (z.B.(?) die "Palaan" = die "Roten", so nach der Kleidung benannt)
1846 Im polnischen Galizien wird ein Bauernaufstand durch östereischiche Truppen niedergeschlagen antifeudale Erhebung der Bauern
1847 bis 1852 Aufstände der → Babisten in Persien.
Kleinbürger und Bauern erheben sich gegen alte feudale Strukturen. Die Aufstände werden außerordentlich brutal niedergeschlagen.
Stark religiös getragene Widerstände gegen einheimische Feudalherren und englische sowie russische Kolonialbestrebungen.
1848 In den lombardischen Provinzen Italiens kämpft die Landbevölkerung spontan
zusammen mit der "Mailänder Revolution".
Der Kampf geht um ein neues Agrarrecht.
1848 Bauernunruhen in Rußland (?) mögliche Faktoren:
  - Mißernte im Jahr 1848
  - Nachrichten über die Revolutionen in Europa
    dringen nach Rußland
  - Berichte über den Bauernaufstand
    im benachbarten Galizien verbreiten sich
1848 Bauernunruhen in der Vojvodina (Serbien ?) Die Unruhen richten sich gegen deutsche und ungarische Grundherren.
1848 Bauernunruhen und Aufstände in Deutschland
während der Bürgerlichen Revolution von 1848/49:
  - Sachsen
  - Schlesien
  - Oberlausitz
  - Mecklenburg
  - Baden
  - Nassau
  - Hessen
Die Nassauer Bauernrevolte
Am 4.März besetzen 30000 Bauern Wiesbaden. Eine Losung an die Adligen gerichtet:"Schwefelt die Dachse aus!" Die Bauern erreichen die Abschaffung der Gemeindeordnung, die Absetzung von Schultheißen und Förstern. Man stellte Pacht-u. Steuerzahlungen ein und bildete in den Dörfern eigene Sicherheitsausschüsse.Die Jagdfreiheit wurde wieder hergestellt.
1850 Bauernaufstand in Niris (Persien)
Während der →  Aufstände der Babisten (1847-1852) erobern sympathiesierende Bauern Niris und setzen den Kampf nach ihrer Niederlage als Partisanenkrieg aus dem Gebirge bis zur endgültigen Niederschlagung fort. Alle Gefangenen wurden von den Regierungstruppen getötet, die Anführer nach Folter öffentlich hingerichtet.
Kriege gegen das Ausland, die Umwandlung von Naturalsteuer in Geldsteuer und Pachtzinsen (2/3 ...4/5 der Ernte) durch eine neue Schicht von Grundbesitzern waren die Ursachen des Aufstandes. Anlaß des spontanen und schlecht organisierten Bauernaufstandes war jedoch die blutige Niederschlagung der Babistenerhebung in Niris.
1850 Bauernaufstand im Nordwesten Bulgariens. (?)
1851 bis 1864 Taiping-Aufstand    in China.

Die Aufstände der Taiping sollen 17 Provinzen des chinesischen Kaiserreiches erfaßt haben. Zur selben Zeit finden in China drei weitere große Bauernaufstände unabhängig von den Taiping statt. Über 600 Städte wurden von den aufständischen Taiping eingenommen. Die Taipingtianguo (Himmelreich des Großen Friedens) gründen in Nanjing einen bäuerlich demokratischen Staat. Der Aufstand wurde von dem zum Christentum übergetretenen Bauernsohn Hong Xiuquan angeführt. Er verkündet die Regeln des bäuerlichen Sozialismus, des Gemeinbesitzes und der Gleichberechtigung.
Vereinigte in- und ausländische Streitkräfte müssen herangeführt werden, um den Aufstand niederzuschlagen. An der Niederschlagung beteiligen sich US-amerikanische, britische, französische und indische Söldner.
Der Kampf der Bauern richtet sich gegen den Feudaladel, gegen die mandschurischen Herrscher, gegen ausländische Aggressionstruppen und gegen den Drogenhandel mit Opium.
Die Aufständischen erlassen das Bodengesetz des Himmlischen Reiches und ein strenges Verbot des Rauschgifthandels.
Der Verkauf von Sklaven und die Prostitution werden verboten. Frauen werden generell gleichberechtigt, erhalten z.B. das in China neue Recht, ebenfalls Beamte werden zu können und gleiche Bodenanteile.

Jintian-Aufstand

Immer wieder wird von Historikern hervorgehoben, dass die Opiumkriege nicht im Zusammenhang mit den Bauernaufständen stehen.
1853 / 1854 Deutschland (Baden) (?)
Katholisch gesinnte Bürger und Bauern erheben sich gegen die antikirchlichen Pläne der großherzoglichen Regierung; das tauberfränkische Badenland wird daraufhin von badischen Truppen besetzt.    (?)
(?)
1855 Bauernrevolte in Rußland.
Im Gouvernement Kiew erheben sich die Bauern.

1857 Bauernbewegung in Andalusien (Spanien) (Juni-Juli (?))
1858 bis 1861 Bauernaufstand im Libanon. Die soziale Revolte in Kisrawan führt zur Bildung einer Bauernrepublik.(?)
1860 In Italiens Süden , im Mezzogiorno und in Sizilien herrscht Ausnahmezustand.
Die Bauern solidarisieren sich mit den "Rothemden"und ebnen den Weg der "Tausend" Garribaldis.
Nach der Niederlage folgen 1868 die Einführung der Mahl-Steuer und eine Verteuerung der Lebensmittel.
Die Landbevölkerung reagiert mit Auswanderungswellen nach Nordamerika !
-Unzufriedenheit über die Agrarreform
- gegen die Einführung der Mahl-Steuer
- Widerstand gegen den Einheits-Staat
1861 Spontane Bauernunruhen im Kursker Gebiet Rußlands. Die Aufhebung der Leibeigenschaft durch Zar Alexander II. bringt den Bauern keine wirkliche Befreiung. Die Erhebungen richten sich gegen den Landraub und den Waldfrevel .
1861 Bauernrevolten in Andalusien u. Valladolid (Spanien)
(Juni-Juli (?))

1862 bis 1863 In Chinju (Korea)erheben sich die Bauern gegen das Erbklassensystem. Die Rebellen töten lokale Beamte und gründen eigene Regierungen. 1864 wird der Anführer der Tonghak (?) getötet. gegen das erbklassen-System , gegen die Yangban (?)
1865 Revolte der farbigen Kleinbauern auf Jameika.
Die Abschaffung der Sklaverei 1834 brachte keine Befreiung , da hohe "Mieten" für Land die Ex-Sklaven zurück auf die Plantagen zwingen, jetzt aber als billigste Saisonarbeiter und ohne die Verpflichtung der Plantagenbesitzer, ihre Sklaven ernähren zu müssen.
Die "Freien" fliehen in das Landesinnere und legen eigene Felder an. Gegen Sie werden neue Steuer-Gesetze erlassen.
Die blutige Niederschlagung des Aufstands endet mit der Massenhinrichtung von 439 "Schwarzen" , darunter sind Frauen.
Neue Steuergesetze zwingen die Bauern zum Widerstand.
1865 Letzte "Mhadi"-Rebellion in Ägypten.
Die aufständischen Fallahin schließen sich zu Tausenden Ahmad at-Tyib an, der von den englischen Zeitgenossen als "mad fanatic and communist" bezeichnet wurde.
Die Aufständischen können fast die gesamte Provinz Girga unter ihre Kontrolle bringen. Der Bauernaufstand wird mit großer Grausamkeit niedergeschlagen.
Eine Choleraepidemie kostete in diesem Jahr 250000 Menschenleben. Hinzu kam eine künstliche Hungersnot in Mittel-und Oberägypten, verursacht durch die absichtliche Verringerung des Getreideanbaus zugunsten der Baumwoll-Felder.
1866 Bauernrevolten in Japan. Etwa 40 Aufstände der Bauern und der Stadtarmut können in den verschiedenen Landesteilen gezählt werden.
1867 Ende der Kwenti-Rebellion in Nigeria.
Eine Strafexpedition im Gefolge der Erhebung der Bauern Kadunas machte 600 bis 700 Siedlungen um Zurguma und ⇒ Mokwa dem Erdboden gleich.
Die gefangenen Dorfbewohner wurden in 6 verschiedene Sklavenplantagen in den Jima-Distrikt verbracht.(?)
Über den Aufstand gibt es nur wenig Nachrichten, ausschließlich von den Siegern stammend.
1867 Höhepunkt der "agrarischen Revolte" der Farmer in den USA
ist die Gründung der Patrons of Husbanddry unter ⇒ Oliver Hudson Kelley.
Insbesondere die Bauern im Westen und Südwesten waren von den schweren Verschuldungen betroffen, deren Ursachen in der "unflexible Arbeit" der Banken und in der Frachtpreispolitik der Eisenbahngesellschaften zu suchen sind.
Binnenzölle und internationale Absatzprobleme für Getreide spitzten die Lage weiter zu.
Später entwickelt sich aus dieser Bewegung die "Peoples Party" (1892), die bis heute die erfolgreichste nationale "Drittpartei" in der Geschichte der USA darstellte!

Zum Programm dieser Partei gehörten u.a. die Forderungen:

  - nationales Kreditsystem für die Landwirtschaft
  - Verstaatlichung der Eisenbahnen
  - gesetzliche Festlegung des 8-h-Arbeitstages

Da diese Partei auch Forderungen wie z.B. die Beschränkung der Einwanderung im Programm enthielt, wird ihr in der Geschichtsschreibung seit den 1950er Jahren insbesondere eine feindliche Haltung gegen Immigranten und Antisemitismus vorgeworfen. Bei dieser hervorhebenden Argumentation gehen die sozialpolitisch richtigen Positionen in der Regel unter oder werden ganz verschwiegen.
1869
bis
1870
Aufstand der Mestizen der Red-River-Kolonie (Kanada)
unter Louis Riel.

(Siehe auch: 1884-85)


"Red-River-Kolonie", auch Assiniboia genannt, war eine 1811 von Lord Selkirk gegründete landwirtschaftliche Ansiedlung im Gebiet des heutigen Manitoba und der US-Staaten Norddakota und Minnesota mit irisch-schottischer-frankomestizischer Mischbevölkerung.

(1869 übernahm das britische Dominion alle Hoheitsrechte der Hudson's Bay Co. und begann die sogenannte "stürmische Erschließung des Westens". Der daraus resultierende regelrechte kapitalistische Landraub führte zum Aufstand.
Tatsache ist, das Kanada danach zum größten Hartweizenexporteur avancierte.



1870 Bauernrevolten in Japan. Bauernunruhen in 133 Dörfern der Provinzen Mino und Owari.
1870 bis 1871 Kabylen-Aufstand in Algerien.
Ab 1870 beginnen die kolonialen Großgrundbesitzer auch die kleinen Parzellen aufzusaugen. Seit dem II. Kaiserreich in Frankreich verschärfte sich der Landraub und die Konzentration auf Großgrundbesitz ( über 10 000 ha ). Die Begehrlichkeiten richten sich besonders auf nutzbare Flächen. An der Spitze der Erhebung stehen traditionelle Fürsten: Muhammad al-Moqrani und Boumezraq. 80 000 Kolonialsoldaten schlagen den Aufstand nieder.
gegen Landraub und gegen nationale Unterdrückung
1875 bis 1885 Etwa zehn Jahre lang kämpfen die Aboriginal people um ihre Rechte im Corranderrk-Reservat (Australien - Victoria)
1881 Nach der Fogbagba-Rebellion (?) in Nigeria
wurde Mokwa ein zweites Mal zerstört (zuerst 1867 ?).
Vier Dorfälteste wurden hingerichtet und ihre Köpfe auf dem Marktplatz von ⇒ Bida zur Schau gestellt. (?)
(?)
1881(?) Bauernaufstand in Serbien (?)
1882 Urabi-Aufstand in Ägypten. (?)
Der Aufstand wird in der Geschichtsschreibung nur dem Kampf gegen die britische Besetzung zugeordnet. In den Provinzen des Deltas und Oberägyptens trägt er aber den Charakter von sozialen Bauernrevolten, die nur teilweise im Zusammenhang mit dem nationalen Befreiungskampf stehen.
(?)
1884
bis
1885
"Nordwestrebellion" in Kanada
Nach der Niederschlagung wurde Riel gehängt.

(Siehe auch 1869/1870)

Wiederholte Aufstandsbewegung der sogen. Mestizen unter Louis Riel gegen den Landraub.
1886 In Palästina werden seit 1886 bewaffnete Zusammenstöße zwischen Bauern und Neusiedlern dokumentiert. Die Siedler osteuropäischer Herkunft erwerben von den osmanischen Großgrundbesitzern Ländereien. Die auf diesen Böden seit Jahrhunderten wirtschaftenden Bauern und Pächter werden vertrieben. dabei kommt es auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
1888(?) Bauern-Unruhen in Rumänien (?)
1892 Landarbeiteraufstand in Andalusien (Spanien)
Aufrührerische Landarbeiter und Bauern dringen in die Stadt ein, besetzen sie und werden nach kurzer Zeit wieder zurückgeschlagen.
Umgebung von Jerez de la Frontera
1893 bis 1897 Aufstand der Jaguncos in Brasilien - der → Krieg von Canudos
Die Bewegung unter dem Sektierer Antonio Consilheiro ( = Antonio Maciel ) sammelt sich seit 1893 in der Kommune Canudos. 1895 leben darin bereits über 25 000 Tagelöhner, entlaufene Sklaven und Plantagenarbeiter, Bauern und Indios. Bei der Niederschlagung durch zwei Armeen der Zentralregierung werden fast alle Bewohner Canudos getötet.
Die Besonderheit dieser Revolte besteht nicht in der oft hervorgehobenen religiösen Sektiererei sondern in der Tatsache, das die Aufständischen niemanden bedrohten. Sie versorgten sich auch selbst durch eigenen Anbau usw. Einzig und allein die Tatsache, das sie sich weigerten Steuern zu entrichten, ließ die Herrschenden zu den Mitteln des Massenmords greifen! ⇒ Krieg von Canudos in LA-Studien.
1893 bis 1894 Bewegung der Fasci siciliani auf Sizilien
Die sozialistische Bewegung von Arbeitern, Bauern und Tagelöhnern breitete sich auf ländliche Gebiete aus. Am 20. Januar 1893 endete eine symbolische Landbesetzung durch 500 Bauern in Caltavuturo in einem Massaker, als Soldaten und Carabinieri 13 Dorfbewohner töteten und 21 verwundeten.
Am 4. Januar 1894 wurde in ganz Sizilien der Ausnahmezustand ausgerufen. 40 000 Soldaten marschierten ins Unruhegebiet. Neben den Anführern der Bewegung wurden auch mittellose Bauern, Studenten und Sympathisanten massenweise verhaftet. Etwa tausend Personen wurden ohne Gerichtsverfahren in die Verbannung geschickt, es gab standrechtlichen Erschießungen.
Fasci siciliani
Auf dem Land und in den Städten Siziliens begannen sich ab 1893 Bauern, Handwerker und Intellektuelle in der Fasci dei Lavoratori zu vereinen, um die Mafia und die Staatsmacht herauszufordern, die den Hunger der Bevölkerung verantwortete. Der Traum von Gerechtigkeit und Freiheit zielte darauf ab, mit diesem Kampf das Projekt einer besseren Gesellschaft aufzubauen. Unter denjenigen, die sich der Fasci dei Lavoratori anschlossen, stachen Frauen hervor, die danach strebten, durch Solidarität das soziale Wohlergehen durchzusetzen. Sie versuchten, moralische und soziale Werte wiederherzustellen, die der Gemeinschaft ein neues Gefühl der Menschenwürde vermitteln konnten.
Die sizilianischen Faszien wurden von der örtlichen Mafia und der nationalen Regierung unterdrückt. In den Gefängnissen des Landes waren mehr als einhundert Tote, mehrere hundert Verwundete und über dreitausendfünfhundert eingesperrt. Um zu verstehen, warum die Fasces in ländlichen Zentren eine solche Verbreitung hatten, genügt es, die Bedingungen zu berücksichtigen, unter denen sich die Bauernschaft dreißig Jahre nach der erzwungenen Einheit befand. In Sizilien kam die neue Verkündung von Gesetzen (des Feudalismus) sogar im Vergleich zum kontinentalen Süden zu spät und wurden dann lange Zeit nicht angewendet.
1893 bis 1895 Tonghak-Aufstand in Korea :
Die Bauernunruhen [auch Dong-Hag Bauernaufstand], die zu einer sozialrevolutionären Erhebung anschwellen, werden mit ausländischer Hilfe (japanische und chinesische Truppen) niedergeschlagen.
Im anschließenden Landvermessungsprojekt verlieren die koreanischen Baueren ihre Besitzrechte, weil sie die Steuern dafür nicht bezahlen können. Danach geht der Boden an ausländische Großgrundbesitzer.
Der Aufstand richtet sich gegen Sklaverei und altes Feudalrecht :
zB. gegen Kinderehen, Verbot der Witwenwiederverheiratung (?) ua.
Forderungen nach Steuer- und Bodenreform
1894 bis 1914 Aufstand in Ghana ( eigentl. Togo ) : In der Volta-Region versuchen Kolonial-Förster die einheimische Form der Brandrodung zu verhindern. Diese Aktion löst den Aufstand der Agotine aus.
1895 bis 1901 "Boxer"-Aufstand in China:
Die antiimperialistische , von Bauernmassen getragene Yihetuan-Bewegung liefert sich erbitterte Kämpfe gegen 8 verbündete ausländische Militäreinheiten.
Das Symbol der Bewegung : eine "Faust im Namen des Friedens und der Gerechtigkeit"
1898 Aufstand von Kleinbauern in Sierra Leone richtet sich gegen die von der britischen Verwaltung erhobenen Steuer auf die selbst gebauten Hütten : die sog. Hüttensteuer
1899 Ausbreitung der Bauernaufstände in China zum sog. "Boxeraufstand".  
1899 - 1902 Widerstand der Bauernrepubliken Transvaal und Oranje im Süden Afrikas.
Die Kolonialmacht Großbritannien nutzt unter dem Vorwand des Fortschritts (Abschaffung der Rassentrennung, Beseitigung der Sklaverei) die existierenden Gegensätze zur erfolgreichen militärischen Annexion der paternalistisch geführten Bauernrepubliken Oranje und Transvaal. Damit erreichte Britannien die größten Goldvorkommen, Diamantenlager und Erzminen. Die Niederschlagung des heftigen Widerstandes der Buren ( = Bauern) erfolgte mit außergewöhnlicher Grausamkeit. 120000 Dörfler (Frauen u. Kinder) wurden in Gefangenenlager konzentriert und über 24000 gefangene Kämpfer nach Übersee (Indien, Ceylon, St.Helena,Bermudas) deportiert. Gegen 80000 Boers kämpften insgesamt 450000 Mann, darunter 10000 englische Soldaten aus dem Mittleren Osten, viele Einheiten der indischen Streitmacht und Freiwillige aus Kanada und Australien. Die angewendete Taktik der verbrannten Erde ähnelte dem Vorgehen von 1641 gegen die Bauern in Irland.
Noch im sog. 1.Burenkrieg (1880-1881) gelang es den Boers, Transvaal erfolgreich zu verteidigen. Beide Bauernrepubliken bildeten das letzte Hindernis für Britannien, Südafrika vollständig zum Dominion zu machen. Die Buren wollten ihre Unabhängigkeit verteidigen und kein Monopol über Transportwege (z.B. auf Eisenbahnlinien zur Küste) zulassen. Etwa 10000 Boers wurden getötet, 27000 Dörfler starben in Gefangenschaft. Die Verluste unter den Ureinwohnern blieben unbekannt. In der neu gebildeten Südafrikanischen Union als britisches Dominion eskalierte die Rassentrennung zur Apartheid, die Sklavenarbeit überdauerte in neuer brutaler Lohnarbeitsform für Bergleute und Plantagenarbeiter.
1902 Bauernaufstände in China
(Provinz Zhili).
Losung der Bauern:"Stürzt die Quing..."
1902 In den Gouvernements Charkov und Poltava Rußlands werden Bauernaufstände niedergeschlagen.
Die Bauern müssen seit 1861 ( Abschaffung der Leibeigenschaft ) immer noch das Land abbezahlen , das sie selbst bearbeiten. Hungersnöte 1891 und 1892 verschärften die Lage der Bauern weiter .
1905 werden sich die Unruhen erneut fortsetzen.
1905 (?) Ausbruch einer Bauernrevolte in Buan ( Korea ). (?)
1905 1907 Bauernaufstände in der russischen → Revolution von 1905
Beispiele für kurzzeitige "Bauernrepubliken": Nikolajewski Gorodok, Republik Stary Bujan und Republik Markowo. Zur Wiederherstellung der "Ruhe im Land" mobilisiert die Zarenregierung in Petersburg vor allem Kosaken-Regimenter.
Die Erfahrungen aus der Revolution und die brutale Niederschlagung der Aufstände erhalten besondere Bedeutung für die spätere Große Sozialistische Oktoberrevolution von 1917.
1906 Fellachen-Revolte in Ägypten, der sogenannte Dinsawi-Zwischenfall. Brutale Bestrafungen durch britische Kolonialjustiz gegen die revoltierenden Bauern in Dinschawai.
1906 Mahidistischer Bauernaufstand in Nigeria
(auch Satiru-Aufstand)
Satiro war Zentrum des Widerstands in der Provinz Sokoto gegen Steuererhebungen. Die Niederlage der Mahdi war nicht nur auf mangelnde Organisation der Aufständischen zurückzuführen, sondern auf die schnelle Zusammenarbeit zwischen traditioneller Autorität und der Kolonialmacht!
Zur Bekämpfung der Bauern in Satiru wurden neben Engländern auch Truppen des Sultans eingesetzt. Erst im zweiten Anlauf (!) gelang es der britischen Strafexpedition und den Truppen des Sultans, den Aufstand niederzuschlagen. Etwa 500 Bauern wurden getötet, 3000 Frauen und Kinder gefangen genommen und "umgesiedelt". Satiru wurde dem Erdboden gleich gemacht.
Der Aufstand von 1906 ist bezeichnet nach einem Dorf in der Nähe von ⇒ Sokoto.
Auslöser des Bauernaufstandes waren Steuereintreibungen.

-   Sokotoreich: 1804/1810 entstandenes Feudalreich

-   1899 hat die brit. Regierung die Ländereien u. Besitzrechte der Royal Niger Co. übernommen.

-   Unter der Argumentation einer "Sklaven-Befreiung" werden in den Jahren 1901 bis 1906 wichtige Landesteile durch die brit. Kolonialarmee militärisch unterworfen, widerstrebende Herrscher (tatsächliche Sklavenhalter) durch probrit. ersetzt. Die "Sklaven-Befreiung" erfolgt nach dem Muster des Freikaufs. Die Sklaven-"Haltung" wird praktisch beibehalten bis 1935.

weitere Hinweise in:
Sklavenbefreiung
Royal Niger Co.
Sir Taubman Goldie
1907 Bauernaufstand in Rumänien.
Im Moldau-Gebiet und in der Walachei erstürmen die Bauern Lokalverwaltungen und die Einrichtungen der Landbesitzer unter den Losungen : "Wir wollen Land !"
Die Bodenreform Cuzas (?) brachte den Bauern kein Land, da die Großgrundbesitzer durch Verschärfung der Ablösebedingungen die kaum lebensfähigen Höfe in noch schärfere Abhängigkeit trieben.
Die brutale Niederschlagung kostete 11 000 Tote.
1907 bis 1911 Agrarrevolution im Iran
Unter dem Eindruck der russischen Revolution von 1905 entstehen im Norden Persiens Räte der Arbeiter und Bauern , die ("Andschomanen"), die eine Aufteilung des Großgrundbesitzes organisieren und sich in den "Fidays" bewaffnete Einheiten schaffen.
Eine bewaffnete Intervention zaristischer und englischer Truppen schlägt die Bauernbewegung unter Sattar Chan nieder.
Sattar Chan wird hingerichtet und die Landverteilung rückgängig gemacht.

1907 Massenproteste der Weinbauern in Süd-Frankreich.
Die Regierung in Paris muß Militär in das Languedoc / Roussilon entsenden.
Die Unruhen erfassen immer breitere Bevölkerungsschichten .
Preisverfall, hohe Kreditzinsen und Billigwein-Konkurrenz aus französischen Kolonien führen viele Bauern in den Ruin. Der Protest richtet sich auch gegen Machenschaften der Wucherer und Banken.
1910 bis 1921 Der Bürgerkrieg in Mexiko endet mit dem Sieg einer von Bauern und bürgerlichen Kräften getragenen Revolution , die in eine "institutionalisierte Revolution" übergeleitet wurde. Mit der Bodenreform wird Land verteilt. Gleichzeitig wird Ausländern erlaubt , Land zu kaufen. Der Kampf tobt um den Bestand kollektiver Ländereien (Ejidos ). Großgrundbesitzer der Zuckerrohrhaciendas bedrohen die Kleinbauern in ihrer Existenz.
1910 Bauernaufstände in Ost-,Mittel- und Süd-China.
Aufständische verbinden sich mit der Stadtarmut.
antimandschurische Bewegung
1911 China
Der Verkauf von Baurechten für Bahnlinien führt zu weiteren Bauernaufständen in China.(Sichuan u.a.)
Die Erhebungen führen zum Wuchang-Aufstand, der die Qing-Herrschaft beendet.
1912 Argentinien
Grito de Alcorta Rebellion, Aufstand kleiner und mittlerer Pächter gegen Großagrarier. Die Rebellion erschütterte die südlichen Provinz Santa Fe und die gesamte Region Pampas, konzentriert auf die Stadt Alcorta.
Im Verlauf der Bauernrebellion wird eine bedeutende Bauernorganisation, die Federacion Agraria Argentina geschaffen. (Sowj.Weltgesch.Bd.7.S.417)
1912 bis 1916 Bauernerhebungen im Süden Brasiliens - Der Umstrittene Krieg
Mit dem → Contestado-Krieg wird ein Guerilla-Krieg benannt, zwischen den als Messianisten verschrienen Anreinern, die ihren Boden und ihren Wald verteidigten und den von der Zentralregierung eingesetzten Militärs, die im Interesse eines transnationalen Trusts operierten. Vermutlich mußten dabei Zwanzigtausend Menschen ihr Leben lassen. Nach über vier Kriegsjahren, gekennzeichnet von Menschenjagt und mörderischen Gefechten, die die Contestado-Region erschütterten, legte man entgültig die Grenzen zwischen den Bundesstaaten fest. Die Macht der Großgrundbesitzer konsolidierte sich erneut, und der Raubbau an den Araukarienwäldern ging ungehindert weiter.
Es ging um den Boden, den Siedler seit Mitte des 19. Jahrhunderts bearbeiteten, die aber vom Bodengesetz von 1850 nicht berücksichtigt wurden. Den freien Bauern schlossen sich entlassene Arbeiter des Eisenbahnunternehmens der Strecke Rio Grande do Sul - Sao Paulo an, die vornehmlich für den Raubbau an den Araukarienwäldern von einer US-amerikanischen Firma errichtet wurde. Contestado unter Jose Maria. The Contestado was a disputed area of some 40.000 sq km along the Santa Catarina-Paraná border (the word contestado meaning "contested" or "disputed"). From 1912-1917, it was the location of a peasant rebellion led by a charismatic Catholic conservative known as Brother João Maria. The immediate cause was a reaction to the activities of American railroad builders' bringing in outside labor.
1916 Bauernaufstand in Indonesien (Djambi/Zentralsumatra)  
1917 Grosse Sozialistische Oktoberrevolution in Rußland
Am 26.10.(8.11.) verabschiedete der II.Gesamtrussische Sowjetkongress unmittelbar nach seinem ersten Gesetzesbeschluß (Dekret über den Frieden) das Dekret über den Grund und Boden. Damit wurden 150 Millionen Hektar Land verstaatlicht und an die Bauern übergeben. Bisherige Besitzer waren die Zarenfamilie, Gutsbesitzer und Kirche.
Als Beispiele führender Bauerngeneräle der Roten Armee können hier genannt werden:

      ⇒ W.I. Tschapajew ,
      ⇒ M.W.Frunse,
      ⇒ W. K. Blücher (Galen),
      S.M.Budjonny
kurzer Hinweis: Auf dem VI.Parteitag der Bolschewiki (26.Juli-3.August) wurde der Kurs zum bewaffneten Aufstand beschlossen. Dabei stand der Charakter der Revolution zur Debatte: Proletarische Revolution oder Bauernrevolution? Bucharin ging von einer Bauernrevolution aus, die zur proletarischen Revolution wird, wenn die Arbeiter Europas sie unterstützen. Stalin betonte, das die Arbeiter auch für eigene Forderungen kämpfen. Preobraschenski forderte die Machtergreifung zur Friedensherstellung.
Der Parteitag beschloß den Aufstand mit: "Die richtige Losung kann heute nur völlige Beseitigung der Diktatur der konterrevolutionären Bourgeoisie lauten. Nur das revolutionäre Proletariat ist - unter der Bedingung seiner Unterstützung durch die ärmste Bauernschaft - imstande, diese Aufgabe zu erfüllen"
Es werden die Verstaatlichung des Bodens, der Banken und der Großindustrie gefordert sowie die Einführung einer Arbeiterkontrolle über Produktion und Verwaltung.
1917 1918 Gewaltsame Bauernunruhen in der Ukraine und in Bessarabien

Bodenreform (2.12.1917) des Sfatul Tarii (Gesetzorgan des unabhängigen Bessarabiens) (?)
Das in der Ukraine errichtetes Marionettenregime aus Großgrundbesitzern und reichen Bauern unter General Pawlo Skoropadski, das sich auf deutsches Militär stützte, versuchte, Grund und Boden an die Großgrundbesitzer zurückzugeben. Gegen die Ausplünderung des Landes durch Lebensmittellieferungen an die Mittelmächte kam es bald zu einer gewalttätigen Bauernbewegung, die von den nach Rußland geflüchteten ukrainischen Kommunisten unterstützt wurde.
1918 Die Revolutionsregierung in Finnland beschließt am 31.Januar ein Gesetz, demzufolge die bäuerlichen Pächter den Boden als Eigentum erhalten. Hinweis: Von Januar bis Mai 1918 stand Helsinki und Südfinnland im Zeichen einer Revolution von Arbeitern und landlosen Kleinbauern.
1918 bis 1920 Spanien: Landbesetzungen und Massenstreiks der Landarbeiter in Andalusien.
Agrargewerkschaften werden gegründet. Streikkomitees übernahmen die lokalen Verwaltungen. Großgrundbesitzer flüchteten in die Großstädte.
Regierungstruppen wurden in den Süden gesendet und unterdrückten die sog. anarchistischen Bewegungen. Uneinigkeit führte zur Niederlage.
Nachrichten über eine Bauernrevolution in Rußland lösten Streikwellen in der Landwirtschaft aus.
Die wichtigsten Forderungen der Landarbeiter:
    • Abschaffung der Akkordarbeit
    • Aushandlung der Löhne
    • Anerkennung der Gewerkschaften
1918 Bauernrevolte im Emirat Buchara
Unter Anführung der Mullahs ziehen mit Beilen und Sensen bewaffnete Bauern aus etwa dreißig Dörfern in die Stadt, um die reformistischen Bestrebungen der Partei der Jungbuchareser zu beenden. Sie folgen dem Aufruf zum Kampf gegen einen neuen Kreuzzug der Christen.
Die Bauern hatten durch hochverzinste Vorschüsse ihr Baumwoll-Land verloren und vermuteten als Ursache dafür den wachsenden Einfluß kapitalkräftiger Ausländer. Diese Gegensätze wurden vom einheimischen Adel bewußt für eigene Interessen genutzt.
Hinweis 1: Am 3.März ließ der Emir über 3200 Menschen hinrichten, die im Verdacht des Sympathisantentums für die Reformpolitik standen.
Hinweis 2: Im September 1920 vertrieb die Rote Armee zarentreue Militärs, englische Söldner und den Hofstaat des Emirs, der die Unterstützung der Bauern verloren hatte, nach Afghanistan. Gründung der Sowjetischen Volksrepublik Buchara.
1918 Massenunruhen der Bauern in Nigeria
steigern sich im Juli zu einem offenen Aufstand, dem sich Angehörige anderer sozialer Schichte anschließen. Die Aufständischen zerstören Eisenbahnstrecken und Telegrafenleitungen. Läden und Speicher der europäischen Gesellschaften werden in Brand gesteckt.
Der Aufstand wird mit unerhörter Brutalität niedergeschlagen, dabei wurden dreitausend Menschen getötet.
unklar: in welchem Gebiet Nigerias bricht dieser Aufstand aus? (?)

Unmittelbarer Anlaß: Erhöhung der Steuern.
1919 In Mittel- und Süditalien und in Sizilien nehmen Bauern brachliegende Ländereien der Großgrundbesitzer in Besitz.
Die Regierung versucht Truppen dagegen einzusetzen, die sich jedoch oft weigern, gegen die Bauern vorzugehen.
Initiatoren der Bewegung waren demobilisierte Soldaten.
Am 2.9.1919 muß die Regierung ein Gesetz erlassen, das nichtbestelltes Land bäuerlichen Genossenschaften zur vorübergehenden Nutzung übergeben werden kann.
Hinweise:
- Teuerungswellen und Spekulationen mit Lebensmitteln. In den Städten kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei und zu Überfällen auf Lebensmittellager.
- Einfluß der Umsetzung des Dekretes über den Grund und Boden von 1917 in Rußland.
1919 Vielzahl von Bauernrevolten während der Ägyptischen Revolution.
Ab Mitte März breiten sich die Aufstände in den ländlichen Gebieten aus. Speicher werden gestürmt, Eisenbahnlinien zerstört und Telegraphieverbindungen unterbrochen. Gefangene und Zwangsrekrutierte werden befreit.
Zur Niederschlagung werden Militär und Flugzeuge (!) eingesetzt und über hundert Dörfer durch Strafmaßnahmen der brit. Armee dem Erdboden gleich gemacht.
Hauptsächlich ein Konflikt zwischen der agrarisch-orientalischen Gesellschaft und dem Kolonialstaat England.
Anlaß für die Revolten waren die Lasten aus dem I.Weltkrieg, die die britische Kolonialmacht den Fellahin auferlegte:
  • Rekrutierungen von 320 000Bauern in brit.Armeeeinheiten seit 1917
  • Beschlagnahme von Zugtieren
  • Aufkauf der Baumwollernte zu Dumpingpreisen, die zur Massenverschuldungen führte
  • Inflation
mehr dazu hier...
1919 Aufstand kurdischer Bauern unter Mahmud Barazandschi im Irak. Der Aufstand ist ein Höhepunkt des nationalen Befreiungskampfes gegen die brit. Besatzung, die eine "Bodenreform" durchführen ließ und damit Gemeindeland der Stammesaristokratie zuordnete. Zum ersten Mal wird eine Luftwaffe zur Bombardierung gegen eine Befreiungsbewegung eingesetzt.
1919 Bauernaufstand in Nigeria (?) im Sommer (?). Aufstand erfolgte in einem anderen Gebiet Nigerias als im Jahr 1918.
Zur Niederschlagung eingesetzte britische Söldner richten unter der Bevölkerung ein Blutbad an. Zur Abschreckung wurden mehr als ein Dutzend Aufständische öffentlich gehenkt, darunter eine Frau!
Anlaß: Steuererhöhung wie im Jahr 1918 !

Desweiteren prüfen: zeitgleiche oder zwischen 1919 und 1924
Massenunruhen von Bauern in Gambia und Sierra Leone ! (?)
1919 bis 1921 Die Bauernunruhen in Indien beginnen mit friedlichen Protesten , die etwa 18 Monate dauern. Auf dem Höhepunkt des Aufstandes erheben sich 10 000 Bauern unter den Losungen :
"Wir arbeiten nicht mehr ohne Lohn!"
"Wir werden uns nicht weiter prügeln und mißhandeln lassen !"
Der Widerstand richtet sich gegen einheimische Großgrundbesitzer und gegen die britische Kolonialverwaltung.
Fragwürdige Haltung Ghandis (?)
1920 Die Bludenzer Bauernrevolte in Östereich Großbauern verweigern Zwangsabgaben an die Städte, die die Nachkriegs-Not dort lindern sollen.
1920 bis 1930 Aufstände der Plantagenarbeiter in Belgisch-Kongo. (?) Die Aufstände in den Plantagen während der 1920-1930er Jahre wurden durch Strafexpeditionen und Hinrichtungen niedergeschlagen. Sie richteten sich gegen Zwangsarbeit und ständige Steuer-Erhöhungen. In einer Reihe von Konzentrationslagern (sogenannte Besserungslager) wurden Tausende von Gefangenen inhaftiert.
1921 Der Aufstand der Landarbeiter in Argentinien (Patagonien) wird gewaltsam unterdrückt. Trotz Riesengewinne aus Fleisch- und Getreidelieferungen an die Alliierten im I.Weltkrieg für die Handelsbourgeoisie leben die Landarbeiter in sozialer Armut. Es herrscht ein willkürliches Pachtsystem.
1921 Kenia
Die afrikanische Organisation: East Afrika Association wird gegründet und nimmt den Widerstand gegen den Landraub der brit. Siedler (insbesondere im "Weißen Plateau") auf.
Die Organisation wird 1922 verboten.
Jomo Kenyatta ist 1922 Mitbegründer der Kikuyu Central Association, die den Kampf gegen den Landraub fortsetzt.
1922 Massenstreiks der Zuckerrohrarbeiter auf Kuba. Zur Unterstützung der proamerikanischen Präsidenten erfolgt von 1917 bis 1922 eine militärische Intervention der USA auf Kuba. Die erstarkende demokratische Bewegung, darunter der Agrarblock der Pächter und Kleinbauern, wird unterdrückt.
1923 Korea
Gründung von Bauernvereinigungen, die sich in einer zunehmenden Zahl von Pächterkonflikten gegen brutale Ausbeutung wehren.
Gründung des Allgem. Korean. Arbeiter- u. Bauernverbandes im folgenden Jahr.
1923 bis 1924 Bauernaufstand auf der Insel Mindanao (Philippinen). Unter Crisanto Evangelista formierte sich ab 1924 eine rev. Agrarbewegung.
1926 Bauernerhebung in Maroko.
Nach einem ersten Bauernaufstand unter Führung von Abd el-Krim (1921 Sieg über 10 000 spanische Soldaten bei Annual) wird der Widerstand für die Rif-Republik 1926 gemeinsam von französischen und spanischen Truppen niedergeschlagen.
(?)
1926 Bauernunruhen in Süd-Deutschland
Die Winzermobilmachung und andere Massenproteste im Moseltal. Berkasteler Weinbauern erstürmen das Finanzamt und vernichten die Steuerakten. Großdemonstrationen werden mit Polizeieinsatz beendet.
Missernte, Weinsteuern, Importpolitik der Regierung und das "Gesetz über eine außerordentliche Kriegsabgabe" bringen "das Faß zum Überlaufen". In den Winzerfamilien herrscht Hunger und Armut! Diese Verhältnisse kommen erst durch die Gerichtsprozesse gegen die Anführer an die Öffentlichkeit.
1926 bis 1927 Kommunistisch geführter Aufstand von Arbeitern und Bauern in Indonesien (auf Djawa u. Sumatra) wird blutig niedergeschlagen. Die Aufstände waren ungenügend durch die KPI vorbereitet.
Provoziert wurde der Aufstand durch die wachsenden Steuereinnahmen für die Kolonialkasse:
1919 flossen 23 Mio. Gulden Steuern, 1922 flossen 28 Mio. und 1924 bereits 34 Mio. Gulden.
Nach der Niederschlagung wurde die KPI verboten.
1927 Großer Bauernaufstand auf der Insel Negros (Philippinen).
1927 Der Bauernaufstand in Ost-Hunan (China) erfolgt zur Herbsternte. Führer des Aufstandes ist Mao Zedong.
1928 bis 1929 Bauernunruhen in der Weimarer Republik In Schleswig-Holstein kommt es zu Bauernunruhen und
Steuer-Streiks, die ihren Höhepunkt in
Bombenanschlägen z.B. in Lüneburg und Berlin (am 1.9.1929 auf das Berliner Reichstagsgebäude) finden.
Der Widerstand richtet sich

   gegen die massenweisen Zwangsversteigerungen der Höfe,
   gegen zu hohe Steuern und
   gegen die teuren Kredite der Wucherer.

Starke Belastungen der Landwirtschaft auch durch  Reparationszahlungen der Weimarer Republik.
1929 Lapua-Bewegung in Finnnland.
Im November gehen aufgebrachte Bauern im Ort Lapua (schwedisch: Lappo) gewaltsam gegen ein Treffen finnischer Kommunisten vor. Die Bauern kämpften vorher im Freiheitskrieg auf Seiten der Weißen.
Aus den Anhängern entwickelte sich eine finnische faschistische Organisation. Höhepunkt ist der Marsch auf Helsinki im Juli 1930. Das Ende der Lapua-Bewegung datiert mit dem Waffenstillstandsabkommen Finnlands mit der Sowjetunion 1944.     (ND v.28./29.2.2004)
Den ökonomischen Hintergrund für diese Bewegung bildete die große Unzufriedenheit der Bauern mit den für ihre Höfe gravierenden Folgen der Weltwirtschaftskrise
1928 bis 1930 Große Bauernaufstände in Bolivien.
Chronische Wirtschaftsprobleme und zunehmender Raub von Gemeindeland führen zu den Erhebungen.
Zwischen 1922-1928 stiegen die US-Kapitalanlagen auf das 11-Fache! Die USA erhalten die Erdölkonzessionen, darunter die Standard-Oil-Gruppe. Die Bolivianische "Staatsschuls hat sich verzehnfacht!
1929 bis 1933 Mehrere (?) Streikwellen von Plantagenarbeitern auf den Philippinen. Radikalisierung der Landarbeiter durch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise.
1930 bis 1932 Bauernaufstand in Burma.
(= Birma = Myhanmar )
Führer des Aufstandes ist Saya San.
Das Land der Bauern fällt durch Massenruin an Wucherer und Großgrundbesitzer.
Es zeigen sich die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise von 1929-1933.
ab
1931
Gewaltsame Bauernrevolten in den dreißiger Jahren in Süd-Luzon (Philippinen)
unter Führung von Geheimgesellschften (u.a. "Tangulan")
und von sozial-religiösen Sekten.
Angesichts der ungleichen Bodenverteilung kam es ab Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder zu Wellen von regionalen Bauernrevolten.
Besonders zu erwähnen sind die gewaltsamen Bauernrevolten in den 1930er Jahren.
Der Widerstand begründete sich im Zeichen der Weltwirtschaftskrisen und ausbleibender Landreformen. (Siehe Lit-Hinweise)
1931 Bauernrevolte in Spanien (Castilblanco/Sevilla).
Auf dem Land häufen sich die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen verarmten Bauern und republikanischen Regierungstruppen. Blutige Unterdrückung der Bauern in Castilblanco.
Bauern wollen die von der Regierung versprochene Landreform selbst in die Tat umsetzen.
1933 Massaker von Casas Viejas in Spanien.
Bauern besetzen ein Landgut nach zwei Jahren Wartezeit auf Reform und werden von der Guardia Civil überfallen und getötet. Dieses Massaker treibt die Bauern auf die Seite der politischen Reaktion im Spanischen Bürgerkrieg.
Die republikanische Regierung will die Landbesitzer nicht enteignen und beharrt auf Pläne, das Land der Großgrundbesitzer von den Bauern über jahrzehntelange Pachten aufkaufen zu lassen! (ähnlich den Preußischen Reformen im 19.Jahrhundert!)
1933 bis 1934 Streikende Plantagenarbeiter in Costa Rica erzwingen soziale Reformen . Massenstreiks der Arbeiter auf den Bananenplantagen unterstützen eine demokratische Volksbewegung.
1934 Größter Landarbeiterstreik in der bisherigen Geschichte Spaniens.
Die Regierung reagiert mit 7000 Festnahmen und Zerschlagung von Arbeiterorganisationen.
Der Anteil der Landarbeiter an den Arbeitslosen Spaniens betrug 60 %.
Das Parlament, beherrscht von Monarchisten, Großgrundbesitzern und der CDEDA (= Vereinigung katholisierender Parteien), betreibt eine Politik der Reaktion durch Unterlassung, Reformgesetze werden gestoppt. Angesiedelte Landarbeiter werden wieder vom Boden vertrieben, die Löhne gesenkt. Beispiellose Repressionen führen zur Radikalisierung und Destabilisierung der Zweiten Spanischen Republik.
1936 Revolte der Tabakbauern in Griechenland. Als sich Soldaten mit den streikenden Tabakbauern verbünden, kommt es zu schweren Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht.
1937 1938 Großer Lieferstreik der afrikanischen Kakao-Bauern in Ghana. (?)
1942 Bauernaufstände in Indien (Bihar,Bengalen, Assam ).
Die Bewegung beginnt mit zivilem Ungehorsam und führt zur Machtübernahme in einzelnen Dörfern.
In den Städten (zB. Bombay) kommt es zu Streiks und bewaffneten Revolten.
Es entwickeln sich Guerillaeinheiten in weit zerstreuten Gebieten, Bombenwerfer in den Städten ua.
Die Aufruhr findet offenbar keine Unterstützung durch die Kommunistische Partei Indiens und es gibt erneut eine fragwürdige Haltung Ghandis (?).
Wucherzinsen und eine Schere zwischen niedrigen Agrarpreisen und hohen Industriepreisen sind wesentliche Ursachen der Erhebung.
Auslöser ist die Verhängung von Kollektiv-Strafen.(Hinweis: "Verlaßt Indien!"-Bewegung)
1942 bis 1943 Bauernrevolten im Iran
(Gegenden um und in Kermanschah, Darab, Brujerd, Qazvin, Gholpayegan, Arak, Täbris u.a.). Bauern verweigern Arbeit für die Regierung. Revoltierer erstürmen Finanzämter, Bürgerhäuser und Getreidesilos. Die Niederschlagung der Revolten erfolgt durch iranisches Militär und Einheiten der britischen und sowjetischen Besatzungstruppen.
Alliiertensoldaten decken eigenen Lebensmittelbedarf;
Getreideexport erzeugt Brotmangel;
schlechte Ernten 1941-1943;
fehlende Transportmittel;
Inflation (erzwungener Gelddruck durch die Besatzung);
Lebensmittelhamsterer und Hungersnot.
1944 bis 1945 In Uganda werden Proteste gegen den Landkauf gewaltsam niedergeschalagen.
1946 bis 1952 Der → Telangana-Aufstand in Hyderabad (Fürstenstaat in Indien)
Mehrere Jahre dauerte der Bauernaufstand in Telangana (Telangana-Rebellion), bei dem es hauptsächlich um eine gerechte Bodenverteilung ging. Der Aufstand dehnte sich über ein Gebiet von fast 40 000 km² aus. Der Aufstand erfolgte in zwei Etappen und wurde schließlich niedergeschlagen:
    • Juni 1946 bsi September 1948
    • September 1948 bis Ende 1951
Er brachte das Ende der feudalen Herrschaft des Nizams in Hyderabad und den Anschluß an die Indischen Union.
Besondere Bedingungen gestalteten sich für die Aufständischen durch die fortschrittshemmenden Resultate der britischen Kolonialherrschaft, durch das rückständige Kastensystem, durch die religiösen Spannungen zwischen Hindus und Muslimen, durch die unterschiedlichen Sprachen (⇒ Urdu, ⇒ Marathi, ⇒ Telugu) und schließlich durch den extrem unterschiedlichen Bildungsstand. Die meisten Aufständischen Bauern waren Analphabeten.
Der Aufstand gegen die feudalen Verhältnisse, gegen die Jagirdars und Deshmukhs, für die Abschaffung der Zwangsarbeit Vetti und der Rückgabe des Bodens an die Bauern wurde
vom AMS [⇒ Andhdra Mahasabha] und der CPI [⇒ Communist Party of India] angeführt.
Berühmte Anführer: Pendyala Satyanarayana Rao, Kaloji Narayana Rao, Pendyala Raghava Rao, Anabheri Prabhakar Rao, Puchalapalli Sundaraah, Chandra Rajeswara Rao, Raavi Narayana Reddy, der Urdu-Dichter Makhdoom Mohiuddin, Hassan Nasir, Bhimreddy Narasimha Reddy, Mallu Venkata Narasimha Reddy, Mallu Swarajyam, Arutla Ramchandra Reddy und seine Frau Arutla Kamala bai.
1946 bis
1954
Hukbalahap-Rebellion auf den Philippinen.
Aus der Befreiungsbewegung gegen die japanische Besetzung entwickelten sich unter kommunistischer Führung Volksstreitkräfte (Bauern u. Landarbeiter) zum Kampf um eine radikale Agrarreform, an deren Spitze die Führer Taruc, Abad Santos, Lava und Alejandrino standen. Als die Regierung von der USA Waffenhilfe erhält , kann die Hukbalahap-Rebellion niedergeschlagen werden.
Bestimmend für die philippinische Gesellschaft ist der Gegensatz zwischen einer kleinen Gruppe von Großgrundbesitzern u. der Masse von besitzlosen verarmten Kleinbauern, Pächtern u. Landarbeitern.
Der Nationale Bauernbund, die Hukbalahap und die KP werden 1948 verboten.
1947 Aufstand der Landarbeiter bei Verhaftung des Abgeordneten der Nationalversammlung Madagaskars. Die Rebellion richtet sich gegen französische Kolonialherren.
1947 bis 1948 Bauernaufstände in Bolivien.
(Inka Manuel Andina)
Den Aufständen folgen 1949 große Bergarbeiterstreiks.
1948 bis 1957 Mau-Mau-Aufstand in Kenia.
1948 beginnen Revolten der Mau-Mau-Bauern. Britische Kolonialtruppen reagierten mit militärischen Angriffen und Umsiedlungsaktionen. Zehntausende Verdächtige wurden in sogenannten Internierungslagern gefangen gehalten .
Schreckensmeldungen über die Grausamkeit der Rebellen bestätigen sich nicht. Mehr als 10 000 afrikan. Tote und 95 weiße Gefallene wurden gezählt.
Das Land der Kikuyu wurde seit 1920 immer mehr von weißen Farmern besetzt. Den Begriff Mau-Mau-Verschwörung prägten die britischen Kolonialbehörden, als die Bauern der Kikuyu, der Embu und der Meru sich 1952 zum Aufstand erhoben. Von 1952 bis 1957 dauert der bewaffnete Kampf gegen die Vertreibung vom eigenen Land und gegen die Bevorzugung weißer Siedler (die Rechtsänderung brachte die Verlängerung der Bodenrechte von 99 Jahre auf 999 Jahre nur für Weiße).(?)
1949 und 1950 Bauernrevolten in Süd-Italien.
Tagelöhner und Landarbeiter besetzen bei Melissa unbebautes Land. Ihre gewaltsame Vertreibung kostete Todesopfer, die eine Empörung in ganz Italien hervor rief.
Zur Überwindung der Ungleichheit der Nord/Süd-Gebiete sollten Gelder des Marshall-Planes eingesetzt werden. Aber die Mittel dienten nicht der Abschaffung des Latifundiensystems und nicht der Verteilung von Land an selbständige Bauern! Der industrielle Aufbau im Norden erhielt Priorität vor der notwendigen Bodenreform im Süden, die durch Immobilienspekulationen verhindert wurde.
1950 bis 1953 Im Bürgerkrieg in Kolumbien (La Violencia) setzen sich die Bauern gegen den Bandenterror der Großgrundbesitzer zur Wehr.
Eine klerikalfaschistische Diktaturform, die mit mittelalterlichen Methoden den Protestantismus im Land beseitigen will, führt zum blutigen Bürgerkrieg. Erst 1957 konnten die verschiedenen Diktaturen gestürzt werden.
Die Bauern gründen Selbstschutzeinheiten gegen die Banden der Großgrundbesitzer.

Hinweis: 1952 schließt die Regierung mit den USA ein Militärabkommen ab.
Kolumbien beteiligt sich als einziges lateinamerikanische Land am Korea-Krieg.
1952 bis 1957 Angehörige des Kikuyu-Stammes beginnen bereits 1948 mit dem Bewaffneten Kampf in Kenia , der sich weiter ausbreitet.Die Bewegung trägt anfangs Geheimbundcharakter. 1952 muß die Regierung wegen der Bauernunruhen jedoch den Notstand ausrufen.
Zehntausende Menschen der Landbevölkerung werden in sogenannte "Internierungslager" gesteckt.
Berichte über die Grausamkeiten der Aufrührer werden verbreitet. Die tatsächliche Zahl an Toten der gegenseitigen Verluste lautet : 95 Weiße ; mehr als 10 000 afrikanische Tote.
Der Aufstand richtete sich gegen weiße Siedler und weitere Vertreibung der schwarzen Bauern von eigenem Land. Per Gesetz werden die Rechte auf Land für Weiße von 99 Jahre auf 999 Jahre verlängert.
1953 Fast 10000 Plantagenarbeiter in Costa Rica führen den bis dahin größten Streik in der Geschichte des Landes durch. Die Präsidentschaftswahlen unter der Losung des "Dritten Weges" versprechen Reformen, die nicht eingehalten werden. Die Enteignung der United Fruit Company (US-Kapital) findet nicht statt.
(Siehe auch 1960).
1957 Bewaffnete Bauernpartisanen in Kolumbien
beteiligen sich am Sturz der Diktatur.

1957 1958 Bauernunruhen und Streiks in Mexiko
Die mit der relativ zügigen Industrialisierung Mexikos einhergehende Verschlechterung der Lebenslage der Bauern und der Arbeiter löste eine Welle spontaner Bauernrevolten und Streiks aus, die von der Regierung mit politischen und militärischen Repressalien unterdrückt wurden.
Die Aktionen richteten sich gegen die "Sozial"- und Preispolitik der Regierung Ruiz Cortines. Höhepunkt der Auseinandersetzungen Januar/Februar 1958.

Guerillaorganisationen setzten den illegalen Widerstand noch längere Zeit fort. Ein Höhepunkt der Unterdrückungsmaßnahmen ist die Ermordung des Bauernführers Ruben Jaramillo und seiner gesamten Familie in Xochicalco 1962 während der Versuche friedlicher Verhandlungen.
1959 Eine Bauernrevolte in Ruanda führt zur Massenflucht von 150 000 Angehörigen des Tutsi-Stammes nach Uganda. Ein Jahr später erfolgt der Sturz der Niginya-Dynastie und damit das Ende der Monarchie.
Angehörige der Hutus massakrieren die entmachtete Tutsi-Oberschicht.
Soziale und stammesgeschichtliche Ursachen sind miteinander verbunden. Die Widersprüche bleiben auch nach der Revolte ungelöst.
1959 Radikale Agrarreform in Kuba.
Der Großgrundbesitz wird abgeschafft. Es werden Volksgüter und Produktionsgenossenschaften gegründet.
Hinweise:
  - Einmarsch der Rebellenarmee
     unter F.Castro in Havana am 2.1.1959
  - Gesetz über die Agrarreform am 17.5.1959
  - Nationalisierung von 36 Zuckerfabriken (6.8.1960)

Cuba aktuell


1960 Über 10000 Plantagenarbeiter treten in Costa Rica in den Streik. Gegen die Streikenden werden Militäreinheiten eingesetzt. Die Arbeitskämpfe richten sich gegen die Willkür der "United Fruit Company".
Die Streikenden können durch solidarische Kämpfe den Abschluß eines Kollektivvertrages durchsetzen.
1960 bis 1961 Bauernunruhen in Frankreich : in Finestere. Der sog. Artischocken-Krieg richtet sich gegen die großen Gemüsehändler.
1961 Bauernaufstand der Bakongo-Bauern in Angola
Die Partisanen der Bakongo erstürmen aus dem Dschungel heraus abgelegene Plantagen der weißen portugiesischen Siedler. Kleine Militärkonvois werden angegriffen, Straßen blockiert. Etwa 1000 Portugiesen werden auf den Ansiedlungen von den schlecht (nur mit dem Buschmesser Catana) bewaffneten Angreifern getötet. Die Kämpfe verlaufen mit großer Brutalität beiderseits. Bei der Niederschlagung durch die Portugiesen wurden etwa 20.000 Angolaner getötet.
Im Verlauf der Auseinandersetzungen schließen sich den Bakongo-Bauern Angehörige der Stämme der Ambuila und Dembos an. Angehörige des Lunda-Stammes kämpfen auf Seiten der Kolonialherren.
Aufstandsgebiet: Zwischen Bolongongo und Nambuangongo.
Ursachen des Aufstandes schwarzer Kleinbauern, der von der europ. Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird:
  • brutale Rekrutierungsmaßnahmen zur Zwangsarbeit auf den Feldern
  • körperliche Züchtigung
  • unsoziale Kontrakarbeit, über Menschenhändler organisiert
Als Auslöser gilt die defacto Nichtbezahlung des angeordneten Anbaus von Baumwolle für die schwarzen Kleinbauern, die bisher Maiskulturen pflegten. Sie entfernten die Baumwollpflanzen wieder und bauten erneut Mais an, der von Verwaltungsbeamten gewaltsam als Strafmaßnahme vernichtet wurde.
1963 In Australien ( Queensland) vetreibt brutaler Polizeieinsatz die Aboriginal people von ihrem Boden, zerstört ihre Heime und Häuser und ermöglicht so den Konzernen den Abbau der Bauxit-Vorkommen.
1964 Bewaffnete Bauern in Kolumbien verteidigen sich gegen Vertreibung.
Zuerst versuchten die Bauern militärischen Auseinandersetzungen auszuweichen. Gesandte der Süd-Regionen baten die Regierung, eine Eskalation zu vermeiden und um Entwicklungshilfe. Die Regierung folgte dem in den USA entwickelten Plan Laso. Luftangriffe zwangen die Landbewohner zur militärischen Verteidigung.
Die zweite Operation Marquetalia von 16.000 Mann Spezial-Truppen dringt nach schweren Bombardierungen der Dörfer in die Gebiete Marquetalia, Rio Chiquito, Pato und Guayabero ein.
Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), eine der bewaffneten Organisationen des Widerstandes, verteidigen das soziale Bestreben der Kleinbauern um eine gerechtere Aufteilung des Bodens.
1966 Gut organisierter Streik von Angehörigen des Stammes der Gurindji , die als Plantagenarbeiter auf einer Farm bei Darwin (Australien ) arbeiten. Die Gurindjis erhielten weniger als ein Viertel des Lohnens der nicht-aboriginal-Arbeiter.
1967 Bauernaufstände in der ertragreichsten Reis-Provinz Battambang in Kambodscha. Hohe Pachtzinsen , niedrige staatliche Aufkaufpreise , Korruption und Bürokratie sind die Ursachen.
1967 bis 1970 Bauernrevolten in Indien (West-Bengalen ; Andrhra-Pradesch (?) ) leisten Widerstand gegen die Privat-Armeen der Großgrundbesitzer und Pächter, die die Bevölkerung terrorisieren.
Am bewaffneten Aufstand nehmen viele Frauen teil !
Die ungleiche Landverteilung und der versperrte Zugang zur Einkommensquelle Land läßt die Unterstützung für die "maoistische" Guerilla der Naxaliten (benannt nach geschichtlichen Ereignissen im indischen Ort Naxalbari) anwachsen.
Seit 1997 wieder zum bewaffneten Konflikt geworden, sind die Bewegungen doch durch Spaltungen gekennzeichnet.
1970 Gewalttätige Unruhen in Süd-Italien.
In Kalabrien kommt es zu Revolten gegen die Mitte-Links-Regierung. In der Stadt Reggio und im Umland werden Barikaden errichtet, Eisenbahnlinien gesperrt, Postämter und Büros abgefackelt. Streiks gegen den Willen der Gewerkschaften! In den Bergen paramilitärische Lager.
Zehntausende Aufständische, vor allem Jugendliche und Saisonarbeiter der Landwirtschaft, leisten bewaffneten Widerstand.
Auf den Schnellzug Rom-Messina kostet ein Bobenanschlag Tote und Verletzte.
Bemerkenswert die Presse-Darstellungen, nach dem Faschisten die Leitung der Kämpfe vollständig übernahmen: aus anfänglicher Aufruhr der Kanaillen und Schlampen! wurde sehr schnell der Volksaufstand gegen die Geknechteten!
Wahlversprechen der Mitte-Links-Regierung für die ländliche Region wurden nicht eingehalten.
12 000 Menschen wohnten noch in Baracken, die 1908 (!) nach einem Erdbeben errichtet wurden.
Es herrschen noch Halbpacht und Agrarmafia!
300 Fabrikarbeitsplätzen standen 20 000 in den Verwaltungen gegenüber bei gleichzeitigem Verfall der öffentlichen Einrichtungen, der Krankenhäuser und des Schulwesens! 80 Prozent der in der Landwirtschaft Beschäftigten waren Saison-Arbeiter! Dem vorherrschenden Großgrundbesitz standen Zwergbetriebe mit weniger als 12 ha gegenüber. Großgrundbesitzer und Lokalpolitiker regelten gemeinsam die kommunalen Belange.
1970 Bundesrepublik Deutschland
Zehntausend Bauern aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen demonstrieren durch die Innenstadt von Hamburg unter der Losung
Wir Bauern sind verzagt - Ertl hat versagt.
In einer Post-Aktion hatten sie dem Bundeskanzler bereits mit vier Zentner Weizen in Säcken von je zwei Pfund ratenweise die Amtsstube zugestellt.
Die Berichterstattung über die Proteste gestaltet sich weitgehend diffamierend und abwertend.
Die Bauern beklagen, das die Preise für landwirtschaftliche Produkte sinken, während die Löhne (der Verbraucher) und die Verbraucherpreise weiter steigen. Siehe Beispiel:
  • 1951 :     1 kg Weizen 46 Pf. 1 kg Brot 51 Pf.
  • 1970 :     1 kg Weizen 37 Pf. 1 kg Brot 1,51 Mark
Der Brotpreis ist innerhalb von 19 Jahren um fast 200 % gestiegen, der Weizenpreis nur um 20 %.
Die Bauern fordern weiterhin eine Anhebung des Altersgeldes (!) auf 300 Mark ( bisher 175 Mark).
Der Protest richtet sich auch dagegen, das nach EWG-Plan die 1.340.000 landwirtschaftlichen Betriebe bis 1980 auf 215.000 Höfe reduziert werden sollen.
1971 Bundesrepublik Deutschland
(Januar) 20.000 Landwirte demonstrieren in Stuttgart. (?)
Etwa 10.000 Bauern blockieren im Februar die Grenze zu Dänemark. (?)
(März) 10.000 Bauern demonstrieren in Oldenburg. (?)
Am 24. März demonstrieren 40.000 Landwirte in Bonn.
(?)
1971 Belgien
Im Februar sollen belgische Landwirte ihre Kühe in eine Sitzung des Ministerrates getrieben haben. (?)
(?)
1971 Bauernunruhen erschüttern die Insel Madagaskar.
Mehrere hundert Menschen kommen ums Leben. Anschließend herrscht eine Militärdiktatur.
Verarmte Bauern kämpfen gegen die Regierung.
1971 bis 1972 In Kolumbien besetzen Kleinbauern und Landlose zahlreiche Latifundien. Diese Aktionen erzwingen einige Reformen. Die sozialen Probleme auf dem Land bleiben ungelöst.
1971 bis 1972 Bundesrepublik Deutschland
Sogenannter Milchkrieg im bayerischen Weiding (Januar 1971 bis April 1972). (?)
Landwirte fordern von den Milchwerken Weiding höhere Preise.
1972 Premierministerin verhängt den nationalen Notstand über Indien. Die Aufstandsbewegung der "Naxaliten" wird blutig niedergeschlagen.
1972 Aboriginal people errichten im Kampf um ihre Landrechte "Tent Embassy" vor dem Parlamentsgebäude in Canberra (Australien). Kampf um die Landrechte
1972 Bauernaufstand in Burundi.
Nach Hinrichtung des letzten Monarchen werden im Verlauf der Unruhen 10 000 .... 20 000 Angehörige der Bahutu getötet.
(?)
1974 Äthiopien
Untere Dienstgrade der Armee, die aus der bäuerlichen Bevölkerung stammen, stürtzen unter Führung von Mengistu Haile Mariam den Kaiser.
Dürrekatastrophen, Hungersnöte, hohe Abgaben an die Großgrundbesitzer und Auswirkungen der Ölkrise verschärfen alle Widersprüche im Land.
1975 Bundesrepublik Deutschland
"Nai hämm'r gsait" (Nein haben wir gesagt) - unter dem alemannischen Motto organisierten Bauern und Bürger den Widerstand gegen den geplanten Bau eines Kernkraftwerkes.
Hunderte von Winzer und Bauern mit ihren Traktoren stellten sich den anrückenden Baumaschinen entgegen. Die Protestler besetzen im Februar den Bauplatz, Tage später mußten sie Polizisten mit Hundestaffeln und Wasserwerfern weichen. Nach einer Kundgebung bewegten sich 28 000 Menschen auf das mit Stacheldraht eingezäunte Gebiet zu, etliche überwanden die Absperrung.
Aus den spontanen Protesten wurde eine breite Bewegung, die erfolgreich verhinderte, dass am Kaiserstuhl ein Atomkraftwerk gebaut wurde. Später wuchs daraus die Anti-Atombewegung der Bundesrepublik Deutschland.
1976 Geschlossener Boykott der Local Government Wahlen der von ihrem Land vertriebenen Hausa-Bauern in Nigeria (?) im South Chad Irrigation Project (?) (?)
1978 Bundesrepublik Deutschland (Franken)
Im Zeichen des Bundschuhs leisten Bauern im Raum Boxberg Widerstand gegen eine geplante Teststrecke einer großen Automobil-Firma.      (?)
(?)
1979 In Arnhem Land (Australien) wird gegen den Widerstand der Aboriginal people der Uran-Bergbau auf Aboriginal-Boden eröffnet.
Auch weltweiter Protest kann den Uran-Abbau nicht verhindern.
Hinweis : Drei Jahre später stimmen jedoch die Aboriginal people in Northern Territory dem Bau des größten Uran-Bergwerks zu.
1980 Offene Rebellion der Kleinbauern in der Sokoto-Provinz in Nigeria.
In dem Bakalori-Bewässerungs- und Entwicklungsprojekt, dem bis dato größten dieser Art in Nord-Nigeria, kam es im Frühjahr zu einer dramatischen Konfrontation zwischen Kleinbauern einerseits und den absentee landlords, der Projektleitung und der Staatsmacht andererseits.
Als die Dorfbewohner, denen man mit dem Projekt ihre Lebensgrundlage entzogen hatte, sich gegen einen weiteren Ausbau durch Straßensperren, Besetzung des Staudamms (?) und Schließung der Bewässerungstore (?) wehrten, wurde der Aufstand mit Waffengewalt nieder geschlagen.
Fazit: mindestens 19 Tote (inoffizielle Angaben weit höher!), mehrere niedergebrannte Dörfer !
Ursachen: Projektmaßnahmen betrafen Kleinbauern gehörendes Land.

Die Landwirtschaftspolitik der Regierung und der (sie beratenden) Weltbank hat mit den erstellten Entwicklungsprojektten nicht das Ziel erreicht, das Los der Kleinbauern zu verbessern. Vielmehr bewirkte sie eine weitere soziale Differenzierung und Ungleichhheit zwischen armen und reichen Bauern.
1992 Große Bauerndemonstration in der Schweiz.
Vor dem Bundeshaus demonstrieren 15000 Bauern, die sich ausdrücklich auf ihre aufständischen Vorfahren im Bauernkrieg von 1653 berufen.
Die Schweizer Bauern sehen sich als Verlierer der globalen Liberalisierung im Agrarbereich. Sie erhalten weltweit die höchste staatliche Unterstützung, ohne diese Beihilfen sind sie international nicht konkurrenzfähig. Der fortschreitende Abbau der landwirtschaftlichen Subventionen im Rahmen des GATT (heute WTO,Welthandelsorganisation) und der EU stellt die Bauern vor enorme Probleme. Wer die Liberalisierung unterstützt, wird deshalb als Landesverräter bezeichnet.
Ergänzung: am 31. Mai 1993, versammeln sich beim Denkmal für den Berner Bauernführer Niklaus Leuenberger 5000 Personen zu einer Bauernlandsgemeinde. Protestiert wird gegen den Abbau des Preis- und Zollschutzes der Schweizer Landwirtschaft durch den Staat.
1996 Schweiz
Auf dem Bundesplatz in Bern demonstrieren rund 15 000 Bauern gegen die Freihandelsverträge. Brennende Gegenstände werden an die Fassade des Bundeshauses geworfen, Äpfel, Steine, Kartoffeln, Flaschen und Mehlsäcke fliegen gegen die Polizei, die Wasserwerfer und Tränengas einsetzt.
Die Bauern wollen auf ihre kritische Lage aufmerksam machen: 30 Prozent Einkommensverlust und zwei Milliarden Franken weniger Erlös für ihre Produkte.
1996 Beginn einer maoistisch inspirierten Bauernrevolte in Nepal (Nordwesten Nepals). (?)
1996 In Brasilien werden 19 Anhänger der MST (Bewegung der Landarbeiter ohne Boden) bei einem Massaker ermordet. MST = Movimento dos Trabalhadores Rurais sem Terra
1997 Kämpfe der Bauern-Guerilla gegen die Privatarmeen der Mittel-und Oberkasten und gegen die Großbauern in Indien (Bihar , Andhra Pradesh, Jharkhand, Chhattisgarh). Forderungen der Bauern :
- Landreform und Landverteilung
- Abschaffung der Schuldknechtschaft
- politische Entmachtung der Großgrundbesitzer
In Bihar wird der Kampf besonders diszipliniert durch die "Ranvir Sena" geführt.
1998 In Mexiko wurde offiziell 1992 die Landreform für beendet erklärt. Die Bauernrevolte in Chiapas fordert jedoch weiter Land für die indigenen Kommunen.
Die Zapatisten erklären , das nur noch ein bewaffneter Kampf die Dinge ändern könne.
Landhunger der Kommunen und der Kleinbauern ist die Ursache der Proteste. Bevor die Bauern zu den Waffen griffen , organisierten sie legale , aber erfolglose Proteste.( "Indigener Kongress von 1974")
Analoge Entwicklungen in Peru und Guatemala.
1998 In Kolumbien verlassen die Bauern die Region Magdalena Medio in einem Exodus. (sehr wenig Nachrichten darüber !) (?)
1999 In einer spektakulären Aktion brennen Bauern in Indien die Felder des US-Konzerns Monsanto nieder, auf denen genmanipulierte Baumwolle angepflanzt war. US-amerikanische Konzerne testen genmanipuliertes Saatgut in Indien. Besonders perfide ist der Einsatz von Terminator-Genen, die verhindern,das sich die Pflanzen selbst fortpflanzen können. Damit sind die Bauern Jahr für Jahr gezwungen, Saatgut in den USA zu kaufen. Die Bauern können auch die Anbausorten nicht mehr selbst bestimmen. Außerdem verschlechterten sich gegen alle Versprechungen die Ernteerträge.
1999 In Polen sperren militante Bauerngruppen die Hauptstraßen im Süden des Landes Widerstand richtet sich gegen die Reformen der Regierung, die den Rückgang der Höfe bewirkt. Gleichzeitig kann die Landwirtschaft nicht die Arbeitslosen aus der Industrie aufnehmen. Proteste auch gegen korrupte Zöllner, die Abgaben erpressen.
1999 Bauern von Dao Lin (China / Hunan) gründen eine Vereinigung gegen Korruption. Die Verhaftung der Anführer führt zu Unruhen, bei der Polizei und Armee eingesetzt werden müssen. Grund zur Klage geben zu hohe Steuern und Gebühren.
1999 Frankreichs Bauern wollen sich für US-Strafzölle rächen.
Weil ihnen von den USA Strafzölle auf Roquefort, Pastete und Trüffel aufgezwungen wurden, belagern französischen Bauern McDonald s-Filialen, verwüsten deren Baustellen und rufen zum Boykott auf (im südfranzösischen Roquefort-Departement Aveyron).
Wir sind direkt von dem Handelskrieg um das hormonbehandelte Rindfleisch betroffen. Wir sind Opfer der amerikanischen Erpressung, so der Vorsitzende des Verbandes der Schafsmilchproduzenten. Mit Erpressung meint er die hundertprozentigen US-Strafzölle auf EU-Produkte, die Washington Ende Juli wegen der Weigerung der Europäer verhängte, hormonbehandeltes Rindfleisch zu importieren. In Frankreich sind vor allem Roquefort-Käse, Gänseleberpastete und Trüffel betroffen. (Berliner Zeitung 1999 23.8.1999 ?)






Gemälde 1951-1955 (unvollendet) Der große Deutsche Bauernkrieg von Max Lingner (1888-1959)







Jahr
Ereignisse ab dem Jahre 2000
Zu den Ursachen
und den auslösenden Momenten;
weiterführende Hinweise
2002 Maoistische Bauernverschwörung (?) in Nepal
will die Monarchie abschaffen.
Wird im November 2006 beendet ?
2002 Eine Bauernrevolte in Peru läßt das Landwirtschaftsamt in Puerto Maldonado in Flammen aufgehen. Auch andere offizielle Stellen und Umweltschutzorganisationen wurden attackiert. Die staatlich gelenkte Landwirtschaftspolitik verschlechtert die Lage der kleinen Holzanbieter auf dem Markt. Die Schutzmaßnahmen für den Regenwald treffen vorrangig die Kleinbauern.
2002 Die kolumbianische Regierung verhängt den Ausnahmezustand und richtet drei militärisch verwaltete Sonderzonen ein. Bis dahin wurden drei Millionen Bauern für das Anlegen von Rinder-Großfarmen und Großplantagen für die Palmenzucht von ihrem Land vertrieben. Hinweis : In den Koka-Gebieten wird eine Guerilla vermutet.
2003 Großdemonstration von Bauern in Mexiko.
Am 31. Januar 2003 demonstrierten in Mexiko-Stadt
rund 100 000 campesinos aus allen Landesteilen gegen die NAFTA. Auch Gewerkschafter schlossen sich der Bauerndemonstration an.
Auf der Massenkundgebung wurden folgende Forderungen öffentlich:

Substanzielle Strukturreformen der Regierungspolitik,
Abkehr von neoliberaler Agrarpolitik und
Neuverhandlung des NAFTA.

Mit den Verhandlungen über den NAFTA-Vertrag wurde der Verfassungs-Artikel über den Schutz kollektiven Landbesitzes abgeändert!
2004 Landbesetzungen in Paraguay
In seiner Diözese führte Bischof Lugo den Kampf gegen die Armut, unter anderem mit der Gründung von Gemeinschaftsgärten und Konsumvereinen, Protestaktionen und Landbesetzungen.
Lugo stand in engem Kontakt mit den Bauernorganisationen. Als führender Agitator prangerte er die Gewaltexzesse der Sicherheitskräfte an. Im selben Jahr wurde er – ohne offizielle Begründung – als Bischof in den vorzeitigen Ruhestand versetzt(?)
2004 Mehr als 500 Milchbauern aus dem Rheinland und Rheinland-Pfalz haben vor der Hauptverwaltung der Unternehmensgruppe Tengelmann in Mülheim an der Ruhr (Deutschland) demonstriert.
Wie der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) mitteilt, war die Demonstration der Landwirte vor der Tengelmann-Zentrale Teil einer Reihe von bundesweiten Bauernprotesten gegen niedrige Milchpreise und Preisdumping. In den vergangenen zwei Wochen hatten nordrhein-westfälische Bauern bereits vor den Zentralen der Metro in Düsseldorf und Aldi-Nord in Essen demonstriert.
Ihr Protest richtete sich gegen niedrige Milchpreise und die Existenz gefährdende Preispolitik der Lebensmittel-Discounter. Zur Tengelmann-Gruppe gehört unter anderem der Discounter „Plus“. Die demonstrierenden Bauern forderten den Lebensmitteleinzelhandel in einer Resolution auf, der Milch- und Ernährungswirtschaft endlich ein fairer Partner zu sein. Die wertevernichtende Preisdruckpolitik müsse endlich beendet werden, so die Forderung der Landwirte. Nach Ansicht der Bauern sind durch den Preiskampf der letzten Jahre nicht nur tausende Existenzen von Milcherzeugern und deren Familien bedroht. Gefährdet sind viele tausend Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich. Nicht zuletzt steht der Erhalt der Kulturlandschaft auf dem Spiel.
2005 Schweiz
Bauerndemonstration in Bern.
Die Bauern protestieren gegen das geplante Freihandelsabkommen mit den USA.(NZZ 18.11.2005)
2005 Bauernunruhen in den chinesischen Dörfern Dongzhou und Shingongliao.
Die Dorfbewohner protestieren gegen mehrere Kraftwerksprojekte und den Bau eines Windräder-Parks.
Anlaß sind mangelnde Entschädigungen für den Boden . Korrupte Lokalbeamte prellen die Bauern um ihre Entschädigungszahlungen.
2005 Bauern verwüsten Lidl-Märkte in Frankreich
Französische Bauern haben am Donnerstag in Südfrankreich die Auslagen mehrerer Lidl-Märkte verwüstet, da dort ausländisches Obst angeboten wurde. Etwa 30 Bauern griffen der Polizei zufolge die Lidl-Märkte in Cavaillon, Thor und Isle sur la Sorgue an und warfen Obst auf die Straße.
Der Bauernverband FDSEA warf der deutschen Discountkette vor, Obst aus dem Ausland dem französischen Angebot vorzuziehen. Lidl weiß, dass französische Birnen auf dem Markt sind, klagte der FDSEA-Generalsekretär des Départements Gard. Trotzdem habe Lidl südafrikanische Birnen ins Angebot genommen. Ferraud kündigte weitere Aktionen an. Lidl, mit mehr als 1200 Läden in Frankreich Marktführer im Lebensmittel-Discount, gab zu den Vorkommnissen keinen Kommentar ab. (Handelsblatt 28.07.2005)
2005 In Indien (Maharasthra) häufen sich die Protest-Selbstmorde von Bauern.
Die Bauern gelten als Verlierer der Globalisierungspolitik der Regierung und des ökonomischen Booms. Verschärft werden die Probleme durch die privaten Geldverleiher, die zugleich die größten Landbesitzer sind.
Die Ursachen sind in der Importpolitik der Regierung, in der Liberalisierung und Freigabe der Düngemittel-und Saatgutpreise, beim Masseneinsatz von Pestiziden und in der Einführung von Genmanipuliertem Saatgut zu suchen. Die Bauern werden mit Krediten gezielt in den Ruin getrieben.
2006 Aus Unzufriedenheit über die versprochene Landreform blockieren Bauern die Straßen in der Hauptstadt Venezuelas. Der Protest richtet sich gegen Korruption und gegen die Auftragsmorde. Seit der Verabschiedung der Landreform wurden über 160 Aktivisten der Bauernbewegung ermordet.
2006 Unverhältnismäßiger Polizeieinsatz in der Gemeinde Tecoco/Atenco ( Mexiko ) mit Massenverhaftungen, Folter und Vergewaltigungen führt zu schwersten Zusammenstößen zwischen Landarbeitern und Militär. Ratsmitglieder werden ermordet und ausländische Journalisten ausgewiesen. Erneut gibt es Verschwundene. Die Konsulate in Östereich, Italien und Frankreich werden besetzt. Anlaß ist die beabsichtigte Errichtung eines WAL-Markt-Centers auf dem Marktgelände von Kleinbauern.
2006 Indianische Landbesetzer fordern in Ontario (Kanada) ihr Land zurück, das den Irokesen 1784 von der britischen Krone als Kompensation übereignet worden war. Das Indianerlager wird von Polizeieinheiten gestürmt. Die Stromversorgung ist auf weiten Gebieten unterbrochen. Ursache ist die Absicht eines Bau-Unternehmers, auf diesem Land Siedlungen zu errichten. Hinweis : Bewegung der Clan-Mütter
2006 Hunderte besitzlose Landarbeiter stürmen das Parlamentsgebäude in Brasilia. Die Landarbeiter fordern eine Bodenreform in Brasilien.
2006 Indigene und ökologische Organisationen in Honduras kündigen eine Klage auf Grundlage der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) an gegen eine illegale Landvermessung auf dem Territorium des Biosphärenreservats Rio Platano.
Das aufgezwungene Vorhaben zur Erstellung eines Bodenkatasters wird seit 2004 auf dem Territorium der Ureinwohner vorangetrieben.
Das Katastervorhaben führt zur Spaltung der Gemeinden, zu Korruption, illegaler Abholzung und zur Ausdehnung der Agrargrenzen.
2006 In drei Bundesstaaten Brasiliens besetzen mehrere hundert Familien brachliegende Fazendas. Etwa 600 Landlose lagern vor einer Agrarreformbehörde INCRA. Die Landlosen fordern eine bessere Durchführung der Bodenreform, Landbesetzungen auf unproduktiven Ländereien zu legalisieren und die Daten über unproduktiv eingestuftes Land (von 1975!) endlich zu aktualisieren.
Über die Landlosenbewegung
2007 Allianz der Landlosenbewegung MST und der Landarbeitergewerkschaft in Brasilien.
Etwa 2000 Aktivisten besetzen Fincas, um eine dauerhafte Ansiedlung zu erreichen.
Die Regierung bezeichnet diese Aktionen als illegal, die im reichen Bundesstaat Sao Paulo stattfinden.
Die gewerkschaftliche Unterstützung, die aus den Städten kommt, ist eine bisher nicht erreichte gemeinsame Aktion von MST und der Landarbeitergewekschaft, die dem Dachverband CUT angehört.
Hinweis: Oft werden von den Grundbesitzern Landgebiete als unproduktiv gekennzeichnet, um den Großgrundbesitz vor Enteignung zu sichern! Die staatliche Landreformbehörde INCRA bestätigt, das die Mehrheit der besetzten Ländereien als unproduktiv eingestuft sind!

(Jungen Welt 26.2.2007)
2007 Protestdemonstrationen von Tausenden von Kleinbauern in Brasilien anläßlich des Staatsbesuches des Präsidenten der USA. Der Protest richtet sich gegen die Verdrängung der Nahrungsmittelproduktion zugunsten des Anbaus von Kulturen für Bioalkohol. Hintergrund ist dabei die berechtigte Befürchtung großer Monokulturflächen für die Bioalkohol-Sorten, die nicht für die Nahrung verwendet werden können. Neben dem Verlust ihrer Kleinflächen befürchten die Bauern auch einen erhöhten Nahrungsmittelimport billiger Produkte, da der Bedarf im Innland aus eigener Produktion nicht mehr gedeckt werden könnte. (Junge Welt v. 14.3.2007)
2007 Die gewaltsame Auflösung von Kleinbauerndemonstrationen in Indien (Unionsstaat Westbengalen) trägt die blutige Bilanz mit zwölf Toten und 50 Verletzten (März). (Bereits im Januar waren bei ähnlichen Auseinandersetzungen 5 Demonstranten zu Tode gekommen). 5000 Polizisten wurden von der Regierung Westbengalens eingesetzt. Indiens Zentralregierung will bis 2009 im ganzen Land Sonderwirtschaftszonen einrichten. Proteste gibt es fast überall in Indien, bisher angegebene Orte: Westbengalen (Nandigram - südwestlich von Kolkata=Calcutta). Es gibt kaum ungenutzte Flächen für Industrieansiedlungen. Die Bauern werden vom Staat enteignet. Der Hauptgrund des Widerstandes: die Familien, die notdürftig mit ihren Äckern überleben, werden mit geringem Entschädigungsgeld in die Existenzlosigkeit gestürzt. Der Widerstand in Westbengalen ist besonders hoch: Vor Jahren wurde durch eine Linksregierung die Landreform konsequenter als in ganz Indien durchgesetzt. Nun sollen diese Kleinbauern ihre Flächen wieder hergeben. (Junge Welt v. 16.3.07)
2007 Krieg gegen den Großgrundbesitz in Venezuela.
Noch während der President in seinem Programm Aló Presidente einen Krieg gegen den Grundbesitz ankündigte, kam es im Bundesstaat Apure, im zentralen Westen an der Grenze zu Kolumbien, zu bewaffneten Zusammenstößen mit Drogenbanden. Die Armee bekam den Auftrag, in sieben Bundesstaaten 16 Ländereien mit einer Gesamtausdehnung von mehr als 300.000 Hektar zu übernehmen. Die venezolanische Regierung wirft den bisherigen Besitzern vor, über keine gültigen Landtitel zu verfügen und den fruchtbaren Boden brachliegen zu lassen. Zitat aus Die Linkszeitung, 29.03.2007
Venezuelas Armee soll Rückzugsgebiet von Kokainbanden robern, aus Land von Drogenbaronen soll ein sozialistisches Agrarmodell werden.
2007 Spanien: Bauernprotest gegen EU-Politik
Mehrere zehntausend Bauern haben am 14.04 in Madrid gegen die Agrarpolitik der Europäischen Union protestiert. Nach Angaben der Organisatoren zogen rund 40000 Menschen durch das Zentrum der spanischen Hauptstadt vor das Landwirtschaftsministerium.
Die Demonstranten forderten, bei der Ausarbeiten der Agrarpolitik von der EU konsultiert zu werden. Der Präsident des Bauernverbands ASAJA, Pedro Barato, erklärte, es bestehe eine große Differenz zwischen dem Preis, den die Bauern für ihre Produkte erzielten, und dem Preis, den die Verbraucher bezahlten. Junge Welt v. 16.04.2007 S.2
2007 Kleinbauerndemonstration in Costa Rica. Protest gegen das CAFTA-Freihandelsabkommen mittelamerikanischer Staaten mit den USA.
Junge Welt, 19.April 2007 S.7
2007 Bauernproteste in Kenia.
Bei einem Protestmarsch in Nairobi zogen Bauern vor die deutsche Botschaft.
Sie forderten von der Bundesregierung, die den EU-Vorsitz hat, eine klare Absage an die unfairen Bedingungen, die mit den EPAs auf sie zukommen dürften.
Von der eigenen Regierung erwarten die lokalen Produzenten Widerstand gegen die Verträge, die nach Auslaufen des 2000 unterzeichneten Cotonou-Abkommens am 31. Dezember 2007 die Beziehungen zwischen der Union und den AKP-Staaten regeln sollen. Anvisiert ist eine Angleichung an die Freihandelsprinzipien der Welthandelsorganisation (WTO).
Die kenianischen Bauern befürchten eine Beendigung des zollfreien Zugangs in die EU (97 % kenianischer Produkte gehen zollfrei in die EU) und eine Überschwemmung des eigenen Marktes mit hoch subventionierten europ. Billigprodukten.
Die Bauern machen die Liberalisierung des Welthandels für ihre schlechte Lage verantwortlich.
Junge Welt 26.4.2007 S.15
2007 Bundesrepublik Deutschland:
Großdemonstration von Milchbauern
Freising. Rund 25 000 Milchbauern haben bundesweit für höhere Erzeugerpreise für Milch demonstriert. Die Aktion sei ein voller Erfolg gewesen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM).
Der Verband hatte zu den zweistündigen Protestaktionen vor 100 Molkereien im gesamten Bundesgebiet aufgerufen, um so die bis Ende Mai laufenden Preisverhandlungen zwischen den Molkereien und dem Lebensmitteleinzelhandel zu begleiten. Schwerpunkte der Aktion waren Müllermilch in Aretsried, Humana Milchunion in Everswinkel und Nordmilch in Zeven. Der BDM fordert eine Erhöhung des Erzeugerpreises für Milch um rund 48 Prozent auf 40 Cent je Kilogramm. So sollen kostendeckende Milchpreise und damit die Existenz der Milchbauern gesichert werden. In den vergangenen zehn Jahren ist der Preis, den die Molkereien an die Landwirte zahlen, dem Verband zufolge von 35 auf 27 Cent je Kilogramm Milch gesunken. (ddp/jW)
(Junge Welt, 10.5.2007 S.9)
2007 Bauernführer in Peru erschossen
Bei einer Demonstration ist ein peruanischer Bauernführer (Jorge Altamirano) erschossen worden. Hunderte Menschen hätten sich an dem Marsch beteiligt. Die Polizei hatte geschossen. Der örtliche Feuerwehrchef berichtete von mindestens 21 Verletzten. Medienberichten zufolge blockierten mindestens 1000 Hochlandbauern und Indios die wichtigsten Straßen nach Andahuaylas.(AP/jW)
Die Bauern demonstrierten für billigeres Saatgut und bessere staatliche Unterstützung für den Agrarsektor.
Nach dem Tod Altamiranos setzten die Demonstranten die Aktionen fort. Junge Welt 18.7.2007
2007 An regionalen Demonstrationen, die eine Streik-Welle in Süd-Korea flankieren, nehmen auch Bauernverbände teil.
Ziel der Streik-und Protestaktionen ist die Verhinderung der Ratifizierung des am 30.Juni unterzeichneten Freihandelsabkommens mit den USA und die Umwandlung prekärer Beschäftigung in reguläre Arbeitsverhältnisse.
Die von den Gewerkschaften KCTU und KMWU organisierten Streiks werden unterstützt von Bauern-, Studenten- und Frauenverbänden. Gegen Firmenbesetzungen wurden Polizei-Einheiten eingesetzt.
Die in Süd-Korea hoch subventionierten Bauern befürchten durch dieses Abkommen den Verlust ihrer Arbeit.
JW 24.7.07 S.15
2007 Rückeroberung der Felder in Paraguay
Durch Landbesetzungen konnte in der Provinz Caaguazu, wo die Organisation Movimiento Agrario y Popular (MAP) aktiv ist, die Ausbreitung der Monokulturfelder für Soja vorerst aufgehalten werden.
Die Sojaproduzenten antworten auf solche Erfolge mit Sicherheits-Teams aus arbeitslosen Jugendlichen, die die organisierten Bauern einschüchtern sollen. In Paraguay wurden in den letzten 4 Jahren mehr als 30 Bauern durch Regierungstruppen getötet.
In Paraguay ist die Landverteilung extrem konzentriert: 1% der Landbesitzer halten 77% des Landes. Diese Besitzkonzentration und der Mangel an Lebensqualität in den Städten führte zu einer wachsenden Zahl von Landbesetzungen, besonders von öffentlichem Land, das illegalerweise an Sojaproduzenten verkauft wurde!
2007 Acht Tote bei Revolten landloser Bauern in Südindien (Hyderabad)
Es war nur eine kurze Meldung, die die Agentur AP absetzte. Tote bei Protesten für Landbesitz in Indien, hieß es darin, und daß bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten nach Behördenangaben mindestens acht Aktivisten getötet wurden. Mit Steinen seien die Vertreter der Staatsgewalt in Badrachalam südöstlich von Hyderabad angegriffen worden, als sich diese ihrem Versammlungsort näherten. Daraufhin habe die Polizei scharfgeschossen. Über die Trauer der Verwandten, Freunde und Genossen der Ermordeten und über die Trauerfeierlichkeiten wurde dann keine Meldung mehr verbreitet. Auch die gewalttätigen Angriffe auf Landlose durch prügelnde Polizeikräfte im südindischen Hyderaband mit zahlreichen Verletzten fanden keine Erwähnung mehr (AP).
Die indische Landlosenbewegung fordert seit Tagen von der Regierung des Bundesstaats Andhra Pradesh eine Reform zugunsten jener Millionen Menschen, die keinen Boden besitzen. 55 Prozent der ländlichen Bevölkerung in der Reisschüssel Indiens, meist Angehörige unterer Kasten, müssen ihre Felder pachten und zahlen dafür etwa 80 Prozent dessen was sie erwirtschaften. Eine gerechte Verteilung des Grund und Bodens würde nicht nur die Armut verringern, sondern, so die Gewerkschaft der Landarbeiter, auch zu einer Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion beitragen. JW 31.7.07.S.6
2007 Bundesrepublik Deutschland
Erneute Protestdemonstration der Milchbauern
Mehr als 10.000 Landwirte aus dem gesamten Bundesgebiet forderten auf einer Demonstration in München mehr Geld für ihre Milch.
Nach der bundesweiten Preissteigerung für Milch-und Lebensmittelprodukte im Juli/August für die Bevölkerung setzen die Bauern als Produzenten ihre Proteste fort, weil die Gelder offenbar garnicht oder zu wenig kostendeckend zu ihnen gelangen. Internet Linkszeitung am 15.8.2007
2007 Protestmarsch der Bauern in Indien
Rund 25 000 indische Bauern, die zu den Ärmsten der Armen im Land gehören, sind nach wochenlangem Marsch im Süden der Haupstadt Neu Delhi eingetroffen. Die Menschen wollen am 28.Oktober in der Hauptstadt von der Regierung eine klarere Gesetzgebung zum Grundbesitz verlangen.
Der Demonstrationszug begann am 2.Oktober in der 600 km entfernten Stadt Gwalior. In jedem Dorf und in jeder Stadt schlossen sich mehr Teilnehmer an.
Die Bauern werfen der Regierung vor, kleine Bauern nicht vor der Enteignung durch große Unternehmen und Konzerne zu schützen. (Quelle: ARDtext 27.10.2007 14:38 Uhr Tafel 156)
2008 Militante Bauernproteste in Argentinien - Bauern laufen Sturm gegen Regierung
Autobahnen wurden mit Landtechnik blockiert, ähnliche Protestaktionen aus der Pampa gemeldet.
Bei den größten regierungsfeindlichen Demonstrationen seit 2001 haben landesweit Zehntausende gegen die Agrarpolitik protestiert.
Die Bauern protestieren gegen eine Erhöhung der Exportsteuern auf Sojabohnen.
Auslöser für die Demonstrationen war die harte Haltung der Regierung im Streit mit Landwirten, die sich mit Straßensperren gegen neue Steuern wehren. Der Streik der Bauern, der auf Versorgungsengpässe in den großen Städten hinausläuft, werde unbefristet fortgesetzt. Tagesspiegel am 26.3.2008 und Yahoo-Nachrichten 20.3.2008.
2008 Peru:    Bauern errichten Barrikaden an der Panamaericana.
Die Regierung rief den Notstand aus und setzte die Armee ein, deren blutiges Vorgehen vier Todesopfer kostet.
Die Bauern fordern unter anderem subventionierte Preise für Naturdünger, Regelung des Wasserverbrauchs und Schutz gegen die Auswirkungen von Freihandelsabkommen mit den USA. LabourNet Germany
2008 Massenstreik von Saisonarbeitern in Griechenland. Dreitägiger Massenstreik ausländischer Erntehelfer richtete sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen und erzwang einen höheren Tageslohn.
2008 Schweizer Bauernorganisationen sprechen sich bei der Regierung gegen Importe aus. NZZ online am 19.4.08
2008 Bundesrepublik Deutschland
Bauern verschenken in Halle öffentlich 10 000 Stück Butter.
Protestaktion gegen sinkende Milchpreise
Die Erzeuger wollen die Konsumenten dafür sensibilisieren, dass durch Preissenkungen eine kostendeckende Produktion von Milch- und Milcherzeugnissen nicht mehr möglich sei. Zahlreiche Arbeitsplätze in der Landwirtschaft stünden dadurch auf dem Spiel. Auch die Hallesche Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt, hat Butter kostenlos bekommen.
Mitteldeutsche Zeitung.
Die Kosten für Futter und Energie sind seit Herbst 2007 drastisch gestiegen, die Großhandelsketten wollen jedoch ihre Gewinnspannen nicht schmälern und belassen die neuen starken Belastungen beim Produzenten.
2008 Bulgarien
Bauern blockieren Straßen wegen eingefrorener EU-Subventionen.
Die Milchbauern demonstrierten gegen die Streichung von Subventionen in Millionenhöhe, die die Kommission beschlossen hatte, um Sofia für sein Scheitern bei der Bekämpfung der Korruption und des organisierten Verbrechens zu bestrafen.
Q: Euractiv 22.8.2008 aus Internet am 8.2.2009
2008 Bundesrepublik Deutschland
Deutsche Bauern protestieren mit Lieferboykott der Milch. Aus Protest gegen die Preispolitik der Molkereien liefern die Milchproduzenten keine Milch mehr an die Verarbeiter und Handelsketten.
Milchbauern drohen mit längerem Lieferstopp.
Die deutschen Milchbauern haben aus Protest gegen Dumpingpreise einen Lieferstopp angekündigt. Sie wollen den Molkereien keine Milch mehr verkaufen. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter erklärte, dadurch könne es in den nächsten Tagen zu Engpässen kommen. Er empfahl sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Kindergärten, ausreichend Frischmilch einzukaufen.
Die Bauern wollen von den Molkereien wegen der gestiegenen Produktionskosten mindestens 40 Cent pro Liter Milch. Derzeit bekommen sie oft nicht einmal 30 Cent. (mdr 27.5.08 )
Seit dem Lieferboykott hat sich für die Bauern wenig geändert. Was der Verbraucher beim Einkauf merkt, kommt beim Erzeuger nicht an. rbb online
2008 Kleinbauern und Landlose fordern von der neuen Regierung (des ehem. Bischofs Fernando Lugo) Paraguays eine gerechtere Verteilung des Bodens.
Seit April kommt es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Landlosen und paramilitärischen Trupps der Latifundistas. Kleinbauern haben etwa 200 Lager vor großen Haciendas aufgeschlagen und an mehreren Tagen Fernstraßen im Landesinneren blockiert.
Die MCP (= Movimiento Campesino Paraguayo ) wurde Ende der 1980er Jahre gegründet für eine Landreform und für die Selbstorganisation und Unabhängigkeit der Kleinbauern.
Deren Aktivist Marclino Corazon Medina kritisierte den Plan der Regierung als neoliberal, weil behauptet wird, es gäbe kein staatliches Land zu verteilen. Dem Staat fehle das Geld, um private Ländereien aufzukaufen.(JW 4.10.08; AP 2.10.08)
2008 Frankreich
Milchbauern protestieren gegen Preisverfall.Weitere Demonstrationen sind angesagt.
Im Westen und Südwesten Frankreichs stoppten aufgebrachte Bauern Dutzende Milchlaster und blockierten die Zufahrten zu Molkereien. Mehrere Supermärkte waren Ziele von Bauernprotesten gewesen.
Laut dem Kleinbauernverband Modef verlangen die Bauern einen höheren Erzeugerpreis von 38 Cent pro Liter. Dieser Preis liege zurzeit nur noch bei 33 bis 34 Cent und solle auf 30 Cent gesenkt werden.
Schweizer Bauer am 4.11.2008
2008 Frankreich: Schäfer fordern mehr Hilfen
Schäfer haben mit etwa 100 Schafen vor dem Eiffelturm in Paris für mehr staatliche Hilfe protestiert.
Die Schafzüchter beklagen steigende Kosten und Konkurrenz aus Neuseeland
Q:www.proplanta.de
2008 Unruhen von Ejido-Bauern in Mexiko.
Bauern besetzten die archäologischen Stätten in Chincultik im Bundesstaat Chiapas und belagerten den Nationalpark Lagos de Montebello. Die Bauern errichteten Barikaden und wehrten sich gegen das Eindringen von etwa 250 Polizisten zu Pferd und zu Fuß. Die Polizei erstürmte das Gemeindehaus in Chincultik. Es gab gegenseitige Gefangennamen. Bei den Auseinandersetzungen wurden viele Bewohner verletzt und sechs getötet.
Ejidos sind sind traditionelle indigene Formen von individueller Nutzung gemeinschaftlichen Grundbesitzes. Unstimmigkeiten über Nutzungen und Bezahlungen führten zu den Revolten.
(Junge Welt 8.10.2008 S.7)
2009 Bauerndemonstrationen in Lettland
In der Küstenregion Vidzeme demonstrierten vor allem Milchbauern in fünf Städten und in anderen Provinzen. Sie wollten auf ihre schwierige Lage in der herrschenden Wirtschaftskrise aufmerksam machen. Hunderte Traktoren und Landwirtschaftsfahrzeuge blockierten Straßen und Wege.
Die Agrarverbände fordern von der Regierung Hilfszahlungen. Im lettischen Agrarbereich ist der Milchsektor am stärksten von der Wirtschaftskrise betroffen. Hunderten Molkereibetrieben droht der Konkurs.
Q: Informationszentrum für Landwirtschaft 28.01.2009
2009 Bauernunruhen in Griechenland
In der Hafenstadt Piräus kam es zu Auseinandersetzungen zwischen demonstrierenden Bauern und der Polizei, die setzte Tränengas und Schlagstöcke ein. Drei Demonstranten wurden verhaftet. Die Bauern durchbrachen mit ihren Fahrzeugen die Absperrungen.
Die Auseinandersetzungen dauern seit zwei Wochen.
Dabei besetzten die Bauern mit ihren Traktoren Grenzübergänge zu Mazedonien, über den ein großer Teil des Verkehrs von und nach Mitteleuropa fließt. Die Grenze zur Türkei sowie die Übergänge zu Bulgarien blieben durchgehend versperrt.
Die Bauern fordern angesichts sinkender EU-Subventionen und fallender Weltmarktpreise Hilfen vom Staat. Sie hätten in den vergangenen zehn Jahren 24 Prozent ihres Einkommens verloren.
Q: euronews 02.02.09 und Informationszentrum für Landwirtschaft 23.1.09 / www.proplanta.de
2009 Bulgarien
Bauern protestieren gegen Agrarpolitik.
Nach dem Vorbild von Massenprotesten griechischer Bauern haben auch in Bulgarien Landwirte Blockaden errichtet, um ihre Forderungen nach höheren Preisen durchzusetzen.
In Südbulgarien protestierten Tabakerzeuger gegen die Agrarpolitik der Regierung.
Die Milchbauern forderten die Regierung des Landes auf, die heimische Milchproduktion vor Importen zu schützen. Bei Stara Sagora forderten Milchbauern aus Südbulgarien auch den Rücktritt des Landwirtschaftsministers.
Q: agrarheute.com am 4.2.09
2009 Bundesrepublik Deutschland
Mehr als tausend Bauern zogen gemeinsam mit Umwelt- und Entwicklungsorganisationen vor dem Europäischen Patentamt in München auf. Der US-Agrarkonzern Monsanto hatte 2005 beim Europäischen Patentamt das Schweinezucht-Patent angemeldet.
Die Bauern sehen in dem Patent den Sündenfall.
Deutsche Welle 15.04.2009 und Tagesschau 15.04.2009 und greenpeace magazin 15.04.2009
Die Teilnehmer des Protestmarsches fordern ein gesetzliches Verbot von Patenten auf Leben. Rund 5000 Privatpersonen sowie etwa 50 Verbände hatten sich dem Sammeleinspruch gegen das Patent EP 1651777 angeschlossen. Vor knapp neun Monaten wurde das Patent erteilt, am 15.4.2009 läuft die Einspruchsfrist ab. Herkömmliche Zuchtmethoden wie Selektion und Kreuzung dürften nicht patentierbar werden. Eine Monopolisierung der Zucht durch Großkonzerne wird befürchtet und damit eine wesentliche Einschränkung für die Bauern.

Die Kritik am Patent führte erstmalig zu einer Protest-Koalition von Landwirten und Umweltschützern! Mit Hilfe von Patenten auf Saatgut und Tierzucht könne die gesamte Lebensmittelproduktion kontrolliert werden!
2009 Österreich
In Linz gingen 4.000 Bauern auf die Straße, um für höhere Preise für ihre Produkte zu demonstrieren, in Innsbruck etwa hundert Milchbauern. Sie haben um die Konsumenten als Verbündete geworben. Im Einsatz waren Kühe und Traktoren. Salzstangerl und Milchprodukte wurden gratis verteilt.
Sprechchöre wie Lebt der Bauer lebt das Land, lebt das Land lebt die Wirtschaft, lebt die Wirtschaft leben wir alle waren zu hören. DiePresse.com 27.4.09
Auf der Forderungsliste standen neben gerechten Preise unter anderem mehr Geld für die Bewerbung von österreichischen Produkten und ein Verbot von Kunstkäse.
Milchbauern sind eigentlich nicht Teil vom Markt. Der Markt beginne erst bei den Molkereien, bei denen die Milch abgeliefert werde. Im Vergangenen Jahr habe man noch protestiert, weil der Milchpreis auf 42 Cent pro Liter gefallen sei. Damals betrug der Stundenlohn für die Bauern zwischen drei und fünf Euro. Mit dem jetzigen Preisverfall sei er im Minus, erklärte ein Sprecher.

Übersicht der Proteste der europäischen Milchbauern
2009 Bundesrepublik Deutschland
Rund 10.000 Bauern haben am 29.04.2009 in Stuttgart und Hannover gegen niedrige Milchpreise protestiert.
Der Milchpreis liegt derzeit unter 20 Cent, die Bauern fordern etwa das Doppelte.
Die Kundgebungen in Hannover und Stuttgart waren Teil europaweiter Bauernproteste.
Eine Anpassung der Produktion an die Nachfrage sei nötig, weil die knapp 100.000 deutschen Milchbauern in der Handelskette mit etwa 300 Molkereien und zehn großen Einzelhandelsketten das schwächste Glied seien. "Wir haben es hier mit einer vollkommen verrückten Politik zu tun, die gerade dabei ist mit der Liberalisierung der landwirtschaftlichen Märkte zu scheitern", wurde geäußert.
www.proplanta.de am 29.04.2009.
2009 Bundesrepublik Deutschland
Vor dem Kanzleramt in der Hauptstadt Berlin campierten mehrere Tage mehr als 200 Bäuerinnen, um einen Milchkrisengipfel zu erzwingen. Sie fordern ein Minimum von 40 Cent pro Liter Milch und protestieren gegen die Belastung durch die Agrardieselsteuer.

Milchbäuerinnen traten für fünf Tage in den Hungerstreik vor dem Bundeskanzleramt.
Q: yahoo-Nachrichten 17.5.2009
Die Milchbäuerinnen müssen befürchten, dass 30 000 Höfe in der Bundesrepublik vor dem Ruin stehen. Angesichts des massiven Rückgangs der Milchpreise schlachten die Bauern in Deutschland verstärkt ihre Kühe. Im März seien 15,6 Prozent mehr Tiere auf der Schlachtbank gelandet als im Vorjahresmonat (Statistische Bundesamt Wiesbaden). Dabei handelt es sich um eine auffallende Entwicklung.

Die Demonstranten fordern ein Minimum von 40 Cent pro Liter Milch und protestieren gegen die Belastung durch die deutsche Agrardieselsteuer.
Q:n-tv 15.5.2009
2009 Frankreich
Mit landesweiten Demonstrationen haben Bauern in Frankreich (19.5.09) gegen den Preisverfall bei Milch protestiert. Daran beteiligten sich tausende Bauern unter anderem in der Bretagne, im Elsass und im Loire-Tal.
Viele brachten ihre Kühe und Trecker mit, um ihrer Wut vor den Präfekturen Luft zu machen. Vereinzelt wurden Milchwagen auf den Straßen entleert. Die Demonstranten fordern EU-Hilfen.
Q:Landeszeitung für die Lüneburger Heide 19.5.2009
Der Zorn der Milchbauern richtet sich gegen Preissenkungen der industriellen Abnehmer. Die Industrie begründet ihr Vorgehen mit einem Überangebot, zahlreiche Bauern fürchten wegen des Preisverfalls um ihre Existenz. Sie erhalten derzeit etwa 21 Cent je Liter Milch, rund 30 Prozent weniger als im März.
AD HOC NEWS 19.5.2009
2009 Bundesrepublik Deutschland - Berlin
Mit einem Sternmarsch nach Berlin haben am 25. Mai tausende Bauern auf ihre prekäre wirtschaftliche Situation aufmerksam gemacht. Etwa 1000 Fahrzeuge rollten zur Siegessäule am Großen Stern. Sie kamen über die Heerstraße, die Bornholmer Straße, die Frankfurter Allee und den Lichtenrader Damm in die Hauptstadt. Die Traktoren waren mit Transparenten ausgestattet, die die Forderungen des Berufsstandes zum Ausdruck brachten.
Der Milchpreis ist dramatisch gefallen - auf ein Niveau, das es vor über 30 Jahren gab! Um einen Liter Diesel kaufen zu können, muss der Landwirt inzwischen 4 Liter Milch verkaufen.

Q: Rinderzucht BB

Bild der Demonstration

Berlin business
2009 Belgien
Milchbauern lösen in Brüssel Verkehrschaos aus.
Hunderte Bauern haben eine Nacht nahe des EU-Ratsgebäudes verbracht. Mit Traktoren und angezündeten Strohballen brachten die Bauern ihren wütenden Protest zum Ausdruck. Die Polizei setzte Tränengas ein.
Q: merkur-online am 19.6.2009
Zu geringe Erlöse und wachsende Verschuldungen gefährden die Existenz der modern eingerichteten Höfe und die hochqualifizierte Arbeit der Bauern.
Die Schere zwischen den Preisen der Industrie-Produkte und der Lebensmittelproduktion wird markant sichtbar.
Gesellschaftlich wird die eigentlich sozial sehr nachhaltig wirkende Arbeit der Bauern zu gering geschätzt und Wert-messend zu wenig anerkannt.
2009 Belgien
In der Wallonie schlossen sich viele Landwirte einer Protestaktion an, die aus einen Milchlieferungsboykott und kostenloser Verteilung von Milch bestand. Außerdem pumpten die Bauern etwa 36.000 Liter Milch in ihre Güllewagen und verteilten diese auf Feldern.
Q: Belgischer Rundfunk, Westdeutsche Allgemeine Zeitung v.17.09.2009
siehe oben!
2009 Frankreich / Bundesrepublik Deutschland
Gemeinsame Aktion von deutschen und französischen Bauern auf der Rheinbrücke zwischen Straßburg und Kehl.
Etwa 200 Bauern protestierten gegen den Verfall der Milchpreise. Die Landwirte sperrten mit etwa 90 Traktoren die Brücke. Zwei Pappkühe, eine schwarz-rot-gold bemalt und eine mit den Farben der französischen Trikolore, trugen sie dem Protest voran. Die Demonstranten kippten zwei Kannen Milch in den Rhein. Anschließend gossen sie ein Dutzend Güllefässer Milch auf ein Feld nahe Kehl. Die Brücke wurde mehr als eine Stunde lang für den Verkehr gesperrt.
Hannoversche Zeitung 20.09.2009)
Die realen Produktionspreise für Milch sind weit höher als die sogenannten Erzeugerpreise, die seit den vergangenen Monaten als stark gesunken gelten. Die europäischen Milchbauern fordern daher Maßnahmen der EU zur besseren Regulierung des Marktes.
2009 Bundesrepublik Deutschland
Mit dem Vergießen von Milch protestierten Landwirte gegen das Milch-Preisdiktat großer Einzelhandelsketten. Landwirte von mehr als 20 Milchviehbetrieben aus der brandenburgischen Uckermark und aus Mecklenburg-Vorpommern haben gegen die aus ihrer Sicht zu niedrigen Milchpreise protestiert. Sie kippten über 100.000 Liter Milch auf einen Acker in der Nähe der Gemeinde Dedelow in Mecklenburg. Die Bauern forderten von der Politik die Begrenzung der Milchquote und das Ende der sogenannten Saldierung. rbb-Nachrichten 24.09.2009
Die deutschen Milchbauern demonstrieren seit über einem Jahr für höhere Erzeugerpreise. Derzeit erhalten sie rund 20 Cent pro Liter, gefordert werden 40.
Bei ihren europaweiten Protesten gegen die aus ihrer Sicht zu niedrigen Milchpreise haben Landwirte in den vergangenen Wochen offenbar mehrere Millionen Liter Milch auf ihre Felder gekippt. Insgesamt hätten die Bauern aus acht Ländern rund 40 Millionen Liter weggeschüttet, erkärte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter.
Nach BDM-Angaben bekommen Landwirte derzeit 22 Cent je Liter Milch. Für eine kostendeckende Produktion seien jedoch je nach Region und Betriebsgröße zwischen 35 und 45 Cent erforderlich. Die Branche steht kurzfristig vor einer massiven Pleitewelle. Es werde ein Drittel der deutschen Milchproduzenten vom Markt verschwinden. Bereits in den vergangenen Wochen sind Hunderte Höfe pleitegegangen. In Großbetrieben gibt es zunehmend Entlassungen und Gehaltskürzungen. B2B Berlin Brandenburg GmbH 24.09.2009
2009 Bauernproteste in Frankreich
Mehr als 50 000 Bauern haben mit Straßensperren gegen den Preisverfall ihrer Produkte und für Staatshilfen u.a. auf der Pariser Prachtallee Champs-Élysées demonstriert und legten den Verkehr einen halben Tag lang lahm. Protestaktionen in 23 Städten blockierten zeitweise Zufahrtsstraßen. In Poitiers kippten Bauern 1000 Kubikmeter Erde im Stadtzentrum aus. Mehrere Autobahnen wurden gesperrt. Mainpost 16.10.2009
Der Bauernverband FNSEA verlangte in der "beispiellosen Krise der Landwirtschaft" 1,4 Milliarden Euro nach dem Vorbild der Hilfen für die Autohersteller und Banken. 2008 seien die Einnahmen der Bauern um ein Fünftel eingebrochen!
Betroffen sind die Getreidebauern ebenso wie die Obstbauern und Winzer.
Die Landwirtschaft erlebt ihre schwerste Krise seit 30 Jahren.
Der Bauernverband verlangte Soforthilfe des Staates sowie die völlige Freistellung der Landwirte von der CO2- Steuer auf Treibstoffe und der Benzinsteuer.

HL: ein Landwirt erklärte, das ausgerechnet am Welternährungstag die Bauern auf ihre Notlage aufmerksam machen müssen, zeige die Widersprüchlichkeit des globalen Wirtschaftsdenkens!
2009 Schweiz
Milchbauern demonstrieren in Sempach.
Die Aufhebung der Milchkontingentierung zeige, das der Mark allein versage. Produzent und Verarbeiter/Händler seien unterschiedlich stark in der Struktur. (NZZ 29.8.2009)
2009 Spanien
Mit einer Großdemonstration haben etwa 100 000 spanische Bauern die Hauptstadt Madrid lahmgelegt und für den Erhalt der Landwirtschaft demonstriert.
Zu ihr hatten drei große Bauernverbände aufgerufen.
Q: 21.11.2009     euronews, yahoo-news, Kölner Stadtanzeiger
Die Branche steckt in der schlimmsten Krise seit 25 Jahren, innerhalb von fünf Jahren fielen in Spaniens Agrarsektor mehr als 120 000 Jobs weg.
Am wichtigsten seien Garantien, dass man verkaufen könne, was man produziert habe. Die EU solle Direkthilfen für die Landwirtschaft beibehalten. Bauern erhielten nur einen kleinen Teil von dem Geld, das der Verbraucher für Agrarprodukte zahle. Viele Bauern sagten, sie könnten nicht mehr kostendeckend arbeiten und sprachen sich für Einfuhrbeschränkungen aus.
2010 Schweiz
(Mont-sur-Lausanne). Milchbauern folgen dem Protestaufruf der Bauernorganisation Uniterre. Symbolisch wurde Milch auf die Felder gegossen.
Bauern protestieren im Baselbiet und in der Waadt gegen zu tiefe Milchpreise. (NZZ 3.6.2010)
2012 Bundesrepublik Deutschland
23 000 Menschen demonstrierten am 21. Januar in Berlin gegen Lebensmittelskandale, Gentechnik im Essen, Tierquälerei und für eine bäuerliche ökologische Zukunftslandwirtschaft. Verbraucher, Umwelt- und Tierschützer, Imker und Bauern zogen unter der Losung "Wir haben es satt! - Bauernhöfe statt Agrarindustrie" zum Kanzleramt und verlangten eine Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik.
Über 90 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt-, Tier-, Verbraucherschutz und Entwicklungszusammenarbeit hatten zur Demonstration aufgerufen.
Die Veranstalter werfen der Bundesregierung vor, bei der Reform der EU-Agrarpolitik die Agrarindustrie zu bevorzugen statt die Forderungen der Zivilgesellschaft durchzusetzen:
  • Agrarzahlungen sind an ökologische, soziale und Tierschutzkriterien zu koppeln
  • Faire Regeln durchsetzen statt Agrarmärkte liberalisieren
  • Heimisches Futter statt Gentechnik-Soja fördern
  • Spekulationen mit Lebensmitteln beenden
  • Alle Subventionen für den Agrarexport sind zu stoppen
Q: www.wir-haben-es-satt.de Internet am 27.01.2012
2012 Griechenland
Bauern in Kreta protestieren und behindern Verkehr.
Die Proteste richten sich gegen Einsparungspolitik der Regierung und gegen Rentenkürzungen.
(Hinweis: ohne quellengestützte Angaben, Nachricht von N24 am 05.10.12)
2012 Indien - Marsch für Gerechtigkeit
Protestzug nach Neu-Delhi von etwa 35.000 bis 50.000 landlosen Armen, kastenlosen Dalits und Kleinbauern aus allen Teilen Indiens von Gwalior im Bundesstaat Madhya Pradesh. Laut Sprecher der Landlosen-Bewegung Ekta Parishad, wollten am Ende des 350 Kilometer langen Fußmarsches 100.000 Teilnehmer in Neu Delhi einziehen.
Nach Verkündung von Zusagen wurde der Marsch, der am 3.10.12 begonnen hatte, vorzeitig am 11.10.12 für beendet erklärt. Vor 20.000 Teilnehmern einer Kundgebung unterzeichneten ein Minister und der Chef von Ekta ein aus zehn Punkten bestehendes Absichtsprogramm. In dem Papier wird den Armen in den ländlichen Gebieten das Recht auf Obdach und der Besitz eines Stückchen Bodens von 0,04 Hektar Größe in Aussicht gestellt. JW 13.10.12
Die Demonstranten verlangten von der Regierung unter anderem das Recht auf ein Stück Land für Jedermann und eine konsequente Bodenreform. In Indien leben rund 240 Millionen Menschen, die immer noch als Unberührbare bezeichnet werden!
Q: Schweizer Bauer 4.10.12,   AFP am 4.10. ,   Junge Welt am 5.10.12,   euronews am 07.10.12
2012 Südafrika
Bei Revolten von Farmarbeitern wurde ein junger Landarbeiter getötet. Verarmte und entrechtete Landarbeitern wehren sich gegen unnachgiebige Landbesitzer. Die Arbeitskämpfe weiten sich auf 16 Regionen des Landes aus, betroffen sind Obst- und Weinfarmen gleichermaßen. Wie die Bergleute kämpfen die Farmarbeiter um bessere Lebensbedingungen und Zukunftschancen für ihre Kinder. 150 Rand (13,26 Euro) pro Tag fordern sie.
Der Mindestlohn in der Landwirtschaft ist zu gering festgelegt. 69,39 Rand beträgt er für Farmarbeiter, umgerechnet 6,14 Euro, die Streikenden beklagen, daß ihre Löhne bei nur 60 bis 65 Rand liegen. Neun Stunden arbeiten sie dafür offiziell auf den Feldern, tatsächlich jedoch oft wesentlich länger. Wer gegen Hungerlöhne versucht, sich gewerkschaftlich zu organisieren, wird mit Kündigung bedroht. Auch gibt es Arbeitseinsätze in den frisch mit Chemikalien besprühten Weinfeldern. (Junge Welt 16.11.12)
2012 Europäische Union - Brüssel
Europäische Milchbauern haben (26.11.2012) in Brüssel gegen die ihrer Ansicht nach zu niedrigen Milchpreise protestiert. Die Demonstranten kamen vor allem aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Insgesamt 2500 Teilnehmer zogen mit 1000 Traktoren durch die Europahauptstadt und blockierten Verkehrswege. Vor dem EU-Parlament errichtete die Polizei Stacheldrahtsperren, Demonstranten warfen Eier und Feuerwerkskörper. Die Polizei setzte Pfefferspray, Gummiknüppel, Wasserwerfer und Tränengas ein. Um dagegen einen Brand auf dem Milchmarkt zu löschen, versprühten die Demonstranten 15.000 Liter Milch, weil Milch billiger als Wasser sei.
Der durchschnittliche Literpreis in Europa liegt derzeit bei 30 Cent, kostendeckend wären jedoch 40 Cent. Die Landwirte könnten ihre Betriebskosten so nicht länger decken. In der EU gebe es ein Überangebot an Rohmilch, ohne Regulierungsmaßnahmen könnten wenige marktbeherrschende Handelskonzerne den Molkereien immer mehr Preiszugeständnisse diktieren.
Eine vollständige Liberalisierung des Milchmarktes, wie sie die EU anstrebt, sei Utopie. Die Bauernverbände befürchten, dass nach dem Ende der Milchquote 2015 ohne weitere Reglementierung keine wirtschaftliche Produktion mehr möglich wäre.
Westdeutsche Zeitung 26.11.2012, nachrichten yahoo 26.11.2012, tagesschau 27.11.2012
2012 Paraguay     -     Das Massaker von Curuguaty
In Sachen Landreform kam die Regierung Lugo (siehe Jahr 2004) trotz aller Ankündigungen nicht voran. Im Mai (2012) verloren Demonstranten die Geduld und besetzten Land, das sich ein Großgrundbesitzer und ehemalige Funktionär der konservativen Colorado-Partei illegal angeeignet hatte. Als sie vertrieben werden sollten, kam es am 15. Juni zu einem Feuergefecht. Dabei wurden elf Bauern und sechs Polizisten getötet. Die Regierung Lugo wurde daraufhin von der Lobby der Großgrundbesitzer und der Agrarindustrie zum Rücktritt gezwungen. Es wird vermutet, das diese Lobby in Curuguaty eine politische Falle gestellt hatte. Die landbesetzenden Kleinbauern haben sofort bei der Agrarbehörde INDERT eine Enteignung beantragt. Es wird weiterhin vermutet, dass Provokateure infiltriert wurden, um Gewalt anzuheizen. Augenzeugen berichteten von Scharfschützen, die aus dem Hinterhalt das Gefecht begannen, während die Besetzer nur alte Gewehre besaßen. Zugleich ist die Region ein Zentrum des Marihuana-Anbaus. Es gibt daher viele Verbindungen von den Großgrundbesitzern zum organisierten Verbrechen und den traditionellen Parteien, die gegen Lugo waren.
Anfang Dezember vermeldet man, das einer der Führer der Bewegung landloser Bauern bei einem Attentat erschossen wurde. Wie die Polizei in der Provinzhauptstadt Curuguaty mitteilte, wurde Vidal Vega von mehreren Kugeln getroffen, die zwei Attentäter entkamen unerkannt.
Viele noch von der Regierung Lugo gestartete Reformen wurden vom neuen Regierungschef gestoppt:
  • eine Soja-Ausfuhrsteuer,
  • eine Grundsteuer
  • Prüfverfahren vor der Einführung von gentechnisch verändertem Saatgut
  • Prüfungsordnungen vor der Ansiedlung von Industriebetrieben mit großen Umweltbelastungen.

Die neue Regierung kündigte ebenfalls an, gentechnisch verändertes Saatgut für Mais und Baumwolle per Dekret sofort zuzulassen ohne die gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen. Der Monsanto-Konzern und die Agrarlobby stimmen dem zu.
Anfang Dezember 2012 von dradio, Freie Presse
2013 Griechenland
Aus Protest gegen hohe Treibstoffpreise blockierten hunderte Bauern an mehreren Stellen kurzzeitig die wichtigsten Autobahnen des Landes. Blockiert waren unter anderem die Nord-Süd-Achse zwischen Athen und der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki sowie die Ost-West-Autobahn, die die griechisch-türkische Grenze mit der westgriechischen Hafenstadt Igoumenitsa verbindet.
Die Bauern fordern niedrigere Preise für Treibstoffe und Steuererleichterungen, da sie sonst nicht mehr mit Gewinn produzieren könnten.
schweizerbauer 11.2.13
2013 Griechenland  -  Schüsse auf Landarbeiter
Vorarbeiter einer Erdbeerplantage, deren Besitzer ein berüchtigter Kaufmann ist, schossen in eine protestierende Menge von 200 Erntehelfern aus Bangladesch. Es gab vermutlich einen (?) Toten und über dreißig Verletzte.
Auf ihrer Demonstration in der westgriechischen Kleinstadt Manolada forderten die Landarbeiter ihren Lohn der letzten sechs Monate ein.
Die örtliche Gewerkschaft spricht von einem "Sklavenbasar" in Manolada, der dort seit Jahren existiert.
(Q: VER.DI Publik 03 Ι 2013 S.8 u.a.)
2013 Kolumbien
In Kolumbien streiken landesweit Hunderttausende Bauern und Landarbeiter, unterstützt durch Fernfahrer, Studenten und andere Bevölkerungsteile. In zahlreichen Regionen kommt es zu Demonstrationen und Kundgebungen, auch zu Blockaden wichtiger Fernverkehrsstraßen. Aufgerufen hatten Bauernverbände, Indígena-Vereinigungen, das Linksbündnis Marcha Patriótica und Gewerkschaften. Es gab gewaltsame Zusammenstößen mit der Polizei.
Die Bauern sehen sich durch die Freihandelsabkommen um ihre Existenz gebracht.Sie werfen der Regierung vor, keine Gewinne mehr mit ihren Produkten erwirtschaften zu können. Besonders die Produzenten von Kartoffeln, Mais und Milch beklagen, dass sie seit dem Inkrafttreten von Freihandelsabkommen mit Europa und den USA nicht mehr mit den niedrigen Preisen konkurrieren könnten.
JW 27.08.2013, www.suedtirolnews.it/d/artikel/2013/08/27/bauern-proteste-in-kolumbien-dauern-an.html
Video: http://www.sueddeutsche.de/politik/bauern-proteste-in-kolumbien-dauern-an-1.1755553
2013 Frankreich
In der Bretagne protestierten Bauern zusammen mit Mitarbeitern von großen Fleisch- und Nahrungsmittelkonzernen gegen neue Steuern. Bauern, Transportunternehmer und Gewerbetreibenden demolierten die mit Kameras ausgerüsteten Schranken einer privaten Firma, die ab 1. Januar 2014 die Kontrollen zur Erhebung der Ökosteuer durchführen sollte. Bei den Protesten wurden mehrere Menschen schwer verletzt, die Polizei setzte Gummigeschosse ein.
Q: AFP 29.10.13 ; welt.de 29.10.13; taz.de 28.10.13;     siehe auch: ARTE Sendung 26.1.14 ⇒ arte-video
Die Regierung begründet eine neue Maut für Lastwagen damit, den umweltschädlichen Transport auf der Straße einzudämmen. Die von Landwirtschaft bestimmte Region ist derzeit aber vom Preisverfall ihrer Produkte stark betroffen. Erhoben wird die Abgabe nicht auf den ohnehin gebührenpflichtigen Autobahnen, sondern dem restlichen Straßennetz. Rund 15.000 Kilometer Landstraßen wären betroffen. Pro Jahr sollte die Steuer rund 1,2 Milliarden Euro einbringen. Nach den heftigen Protesten setzte die französische Regierung die Einführung dieser Ökosteuer vorerst aus, damit zum dritten Mal, sie sollte schon ab dem 20. Juli 2013, dann ab dem 1. Oktober 2013 und schließlich ab dem 1. Januar 2014 gültig sein.
2014 Bundesrepublik Deutschland
Anläßlich des Auftakts der Agrarindustrieschau Grüne Woche fand bereits zum vierten Mal eine Demonstration mit 20000 bis 25000 Teilnehmern (Städter, Landwirte, Imker, Umweltschützer u.a.) unter dem Motto Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Für Alle in Berlin statt. Im Aufruf klagten die Organisatoren an, daß weltweit 840 Millionen Menschen Hunger leiden, obwohl genug Nahrung für alle vorhanden sei.
Die vielfältigen Forderungen lauteten u.a.:
   Förderung bäuerlicher Betriebe
   Abkehr von Gentechnik, Qualzucht und Patentierung von Lebewesen
   Gegen Höfe- und Imkersterben
   Gegen kommerzialisierte Saatzucht
   Gegen Landgrabbing
Viele Stimmen drückten ihre Besorgnis über ein Freihandelsabkommen mit den USA aus und forderten mehr Unterstützung für eine unabhängige Landwirtschaft in regionalen Kreisläufen.
(Q: Bauernzeitung 4/14, JW 20.1.14)
2014 Griechenland
Tausende griechische Bauern demonstrieren in Athen gegen hohe Besteuerung und teure Treibstoffpreise.
Aus allen Landesteilen kommend zogen sie durch das Stadtzentrum. Die Demonstranten skandierten: "Die Grundlage der griechischen Wirtschaft wird entwurzelt".
Die Bauernverbände, die mit Autobahnblockaden drohen, fordern unter anderem Preissenkungen bei Treibstoffen und Steuererleichterungen.
Q: (19.2.-21.2.) t-online  ,  europeonline
2014 Frankreich
Französische Schäfer trieben eine kleine Schafherde in den Louvre. Zur Belustigung der Touristen und Bestürzung des Personals drängte ein Dutzend Schafe durch die weltberühmte Galerie.
Der Protest richtete sich gegen die EU-Agrarpolitik. Die französischen Bauern protestieren gegen die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft und die Pläne zur Reform der EU-Agrarpolitik.
(Q: ⇒ euronews 28.03.2014)
2014 Bundesrepublik Deutschland
Mit einer Demonstration vor der Agrarministerkonferenz in Cottbus haben Schäfer auf ihre Probleme aufmerksam gemacht. Schäfer aus ganz Deutschland demonstrierten vor dem Tagungshotel des Agrarminister-Treffens. Kritiker industrieller Landwirtschaft unterstützten sie.
Um 15 Prozent sollen die Fördergelder für die Schafwirtschaft in Brandenburg gekürzt werden. Das würde für viele Schäfer das Aus bedeuten. Sie fordern eine gerechte Bezahlung ihrer Arbeit.
(Q: rbb-aktuel03.04.2014 | 21:45 | Lausitzer Rundschau 4.4.14)
2014 Peru
Im Norden von Peru ist es zu Ausschreitungen zwischen Polizisten und Landbesetzern gekommen. Die Bauern leisteten Widerstand bei Geländeräumung durch die Polizei. Zwei Monate lang besetzten die Bewohner staatliches Land, das als verlassen galt. Die Bauern beanspruchen das Gebiet, um sich darin ihren Lebenunterhalt zu erarbeiten.
Auf Anordnung eines Gerichts hat die Polizei in Peru dieses von Bauern besetztes Gebiet geräumt.
Q: 17.04.2014, 07:47 00:39 Min. / Thomson Reuters / auch: arte
2014 Europa
Brüssel: Bauern aus mehreren Staaten der Europäischen Union fanden in Brüssel zusammen und protestierten gegen weiter sinkende Milchpreise bei zu hohen Erzeugerpreisen.
Tausende Milch-Bauern in Europa befürchten die Abschaffung der Milchquote im nächsten Jahr.
(Quelle: → euronews am 11.12.2014)
2015 Frankreich
Bei Protesten gegen sinkende Preise für Fleisch und Milch haben sich die Landwirte in Nordfrankreich heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. In der Stadt Saint-Lo zündeten sie vor der Präfektur Reifen und Stroh an und schütteten Jauche aus. Die Polizei setzte Tränengas ein.
Französische Landwirte protestieren seit Wochen gegen sinkende Preise für Schweinefleisch. Die Bretonische Börse dafür blieb tagelang geschlossen. Ein im Juli von der Regierung beschlossenes Hilfsprogramm ist für die Bauern unzureichend. (Q: jW 20.08.2015)
2015 Europa: BRD-Dänemark-Frankreich
Nach Bauernprotesten in mehreren europäischen Ländern wehren sich auch deutsche Landwirte gegen den Preissturz bei der Milch. Bauern starteten in Schleswig-Holstein - unterstützt von dänischen Kollegen - und in Niedersachsen mit mehr als 50 Tratoren Staffelfahrten quer durch Deutschland. Auch in Sachsen-Anhalt gingen Landwirte auf die Straße. Proteste hat es bereits in Frankreich, Belgien und Dänemark gegeben.
Ziel ist eine große Protestkundgebung am 1. September in München. Im Zuge der EU-Agrarreform wurde die Milchquote zum 1. April abgeschafft.
Die Nachfrage in wichtigen Abnehmerländern wie China ist gesunken, auch wirkt Russlands Agrarboykott als Antwort auf westliche Sanktionspolitik. (Q: jW 25.u.26.8.15)
2015 Europa: Brüssel
Tausende Bauern aus europäischen Staaten demonstrierten in Brüssel und protestierten gegen den Preisverfall bei den Agrarprodukten. Sie blockierten mit ihren Traktoren das EU-Viertel. Die belgische Polizei setzte Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein.
Erst lang andauernde energische Proteste der europäischen Bauern mit nunmehr gemeinsamen Aktionen zwang die EU-Behörden zu Beratungen über praktische Hilfen. Die Behörden befürchten sogenannte Butterberge und Milchseen. Angesichts der Herausforderungen, vor denen Europa steht, eine recht zweifelhafte Argumentation.
Die EU orientiert seit Jahren, die Agrarpolitik stärker am Markt ausrichten, einige wirtschaftliche Folgen scheinen sich dabei jedoch verhängnisvoll in der Landwirtschaft auszuwirken.
In Deutschland sehen 80 000 Milchbauern ihre Existenz bedroht. Ein dänischer Bauer erklärte, das 86 Prozent der dänischen Milchbauern wirtschaftlich fast am Ende sind. 20 000 französische Viehzüchter sind von der Pleite bedroht. Eine Bäuerin aus Litauen berichtete, das der Preis für fünf Liter Milch dem Preis für ein Liter Wasser entspricht.
Ursachen der Preisstürze seien u.a. das russische Einfuhrverbot für europäische Agrarprodukte als Antwort auf die Sanktionspolitik und die gesunkene Nachfrage aus China.
Der europäische Bauernverband Copa Cogeca hält die Maßnahmen der EU-behörde für unzureichend.
⇒  euronews
⇒  euronews
⇒  euronews
⇒  ZDF-heute
2015 Schweiz
In Bern demonstrierten Bauern gegen die neue Agrarpolitik. Dazu hatte die Internet-Gruppe Swiss Agri Militant (SAM) aufgerufen. Der Schweizer Bauernverband (SBV) erklärte zustimmend, das die Agrarreform ständig veränderte Bedingungen für die Bauern schaffe und Preise für die Bauern verschlechtere.
Die Bauern verlangen, im Haushalt 2016 keine Kürzungen in der Landwirtschaft mehr zu gestatten.
Auch das ⇒ Schoggigesetz soll erhalten bleiben. Bei dem aktuell starken Franken wäre es falsch, das Gesetz aufzugeben, es unterstütze im besonderen die Schweizer Milchbauern.
Q: topagrar-online 28.10.15, Agra-Europe Nr. 44 (26.10.2015) S. 28, ⇒  Agra-Europe 26.10.2015
2015 Griechenland
Tausende Landwirte, Fischer und Viehzüchter demonstrierten in Athen gegen ein weiteres geplantes sog. Kürzungspaket der Regierung. Über 5000 Bauern, allein aus Kreta mehr als 2000 Landwirte, nahmen an den Protesten teil. Der Kundgebung schlossen sich auch Bauern an, die ihre Produkte auf dem Wochenmarkt anboten. Bei dem Versuch der Kundgebungsteilnehmer, in den Hof des Parlaments vorzudringen, kam es ist es zu Rangeleien mit den Ordnungshütern, die mit Orangen und anderen Gegenstände beworfen wurden, woraufhin die Polizei Tränengas einsetzte.
Eine von der Regierung geplante "Reform" sieht unter anderem die Verdopplung des Steuersatzes auf 26 Prozent vor. Alle Einnahmen, darunter auch Entschädigungen im Falle von Unwetterschäden (!), sollen besteuert werden. Der Dieseltreibstoff für ihre Fahrzeuge ist bereits erheblich verteuert worden.
Q: ⇒  griechenland.net 18.11.15
2015 Schweiz
Erneute Demonstration von 10 000 Bauern in Bern. Auf der Kundgebung übergaben Vertreter des Schweizer Bauernverbandes ein Forderungskatalog an die Bundeskanzlei. Weil die Landesregierung kein Verständnis für die Situation der Bauern zeige, brauche es diese Kundgebung. Die bewilligte Veranstaltung verlief friedlich, stellenweise kam es zu Verkehrsbehinderungen.
Mit der Agrarpolitik 2014 bis 2017 habe der Bund den Bauern zusätzliche Aufgaben auferlegt. Zugleich wolle der Bundesrat den landwirtschaftlichen Zahlungsrahmen für die Jahre 2018 bis 2021 um insgesamt rund 800 Millionen Franken kürzen. Schon im Bundesbudget 2016 sollen zu Lasten der Bauern 100 Millionen Franken eingespart werden. 2015 müssten die Bauern voraussichtlich einen Einnahmenverlust von elf Prozent hinnehmen.
Q: ⇒ Schweizer Radio und Fernsehen SRF 27. November 2015  ◊  ⇒ Aargauer Zeitung 27.11.15
2016 Griechenland
Mit mehr als 6 000 Traktoren haben Bauern seit Tagen im ganzen Land an strategisch wichtigen Punkte Blockaden errichtet, um jeweils für Stunden den Verkehr auf den Autobahnen lahmzulegen.
Stundenweise blockierten sie u.a. die Grenze zu Bulgarien, dabei wurden 1 300 Landmaschinen gezählt. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Landwirte eine Dauerblockade des Übergangs in Promachona beschließen. Blockadepunkte befinden sich auch zwischen Patras und Pyrgos, in Lakonia und Argolida auf dem Peleponnes. In Iraklion auf Kreta wurde das Gebäude der örtlichen landwirtschaftlichen Versicherungsanstalt umstellt, in Thessaloniki, Rhodos (Stadt) und anderen Städten legten Traktoren für Stunden den Verkehr in den Innenstädten lahm. In der Regionalverwaltung von Komotini wurde der griechische Landwirtschaftsminister für mehrere Stunden festgehalten.
Die Proteste der Bauern setzen sich über längere Zeit fort: Etwa 10 000 Bauern blockierten erneut landesweit wichtige Straßenverbindungen und Grenzübergänge. Sie protestieren gegen die von der Regierung und der sog. Troika aus EZB, EU und IWF geplanten Kürzungen ihrer Renten um etwa 15 Prozent. Die großen Wochenmärkte in Athen wurden von den Bauern nicht beliefert. Das wenige Obst und Gemüse, das die Händler vorrätig hatten, verschenkten sie. Auch Seeleute streikten und brachten den Fährbetrieb zum Erliegen.
Die Bauern wehren sich gegen die geplante Rentenreform, durch die ihre Sozialversicherungsbeiträge in den kommenden Jahren um teilweise mehrere hundert Prozent erhöht werden.
Das von der Regierung und ausländischen Gläubigern beschlossene Paket sieht auch für andere Berufsgruppen Schlechterstellungen bei Leistungen und Erhöhungen bei den Abgaben vor. Die Bauern sind daher nicht die einzigen, die gegen die Kürzungen protestieren.
Q: 3sat-text 22.01.16 Nr.129 ∗∗∗ JW 22.01.16
Die Einnahmen der Rentenkassen waren in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, da die Arbeitslosenquote auf rund 25 Prozent anstieg. Weitere Streiks sind angekündigt.
Q: 28.01.16 JW (dpa/jW) ∗∗∗ 03.02.16 ⇒ euronews
2016 Bundesrepublik Deutschland
In zahlreichen Städten gab es Protestaktionen der Bauern. In Dresden und in Richtung Bautzen fuhren Landwirte mit Traktoren in Kolonne. Mit etwa 30 Traktoren haben über 100 Landwirte in Coswig gegen Dumpingpreise von Discountern protestiert. Auch in Schwerin und Stralsund demonstrierten Bauern für höhere Erzeugerpreise. Ihre Forderung: Landwirte müssen einen höheren Anteil vom Verkaufspreis der Lebensmittel erhalten und dürfen nicht mehr nur Restgeldempfänger sein.
Ursache des Protestes: Die Erlöse aus dem Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten, wie etwa Milch, Schweine und Weizen seien zu niedrig.
1971 blieb den Bauern noch ein Anteil von 46 Prozent des Ladenpreises. Bei Eiern waren es sogar 84%, bei Kartoffeln 62%, bei Milch und Milcherzeugnissen 57%, bei Fleisch und Wurstwaren 43% und beim Brot 19%. 40 Jahre später hat sich der Bauernanteil am Ladenpreis auf 23% halbiert. Vom Brotpreis erhalten die Getreidebauern etwa 5%, bei Kartoffeln 15% und bei Milchprodukten um 40%.
Q: 23.3.16 ⇒  ZDF Heute,     23.3.16 ⇒ sz-online
2016 Republik der Philippinen
Sechstausend Bauern blockierten drei Tage lang die Straße zwischen Davao und Cotabao, um Hilfen gegen die extreme Armut einzufordern. Die Regierung versprach notleidenden Familien einen Sack Reis, hielt jedoch die Zusage nicht ein. Deswegen protestierten die Bauern und nutzten eine Kirche als ihr Zentrum. Der folgende massive Polizeieinsatz, den es statt der versprochenen Nahrung gab, stieß seinerseits auf massiven Widerstand. Die Polizei eröffnete das Feuer und tötete (mindestens) drei Menschen, über 100 Menschen wurden verletzt. 78 Bauern (45 Männer, 33 Frauen) sind festgenommen worden und galten anfangs als vermißt. Die Polizei vermutete, dass militante Aktivisten hinter der Aktion ständen und durchsuchte das Kirchengelände, auf dem die Bauern Zuflucht gefunden hatten. Waffen oder andere Beweise wurden nicht gefunden.
Der Inselstaat wird seit Dezember des Vorjahres von einer Trockenperiode beherrscht. Als Ursache der Trockenheit gilt das Wetterphänomen El Nino. Es fehlen staatliche Struktur-Maßnahmen gegen den langandauernden Wassermangel.
Kidapawan, eine Stadt in der Provinz Nord-Cotabato, liegt in einer Gegend, die besonders in den letzten Jahren unter Naturgewalten zu leiden hatte. Den notleidenden Bauern war Hilfe in Form von Reis zugesagt worden.
Die Kirche verurteilte die Gewalt und forderte eine gerechte und friedliche Lösung des Konflikts. Der Staat müsse für Hilfsleistungen für die Bauernfamilien aufkommen, die wegen extremer Wetterbedingungen wie Stürmen oder Dürre nicht mehr für die Selbstversorgung aufkommen könnten. Er dürfe die Bauern in ihrer Not nicht alleine lassen.
Der Gewerkschaftsbund fordert ein sofortiges Ende des Notstandes in der Provinz, die Demonstrationsfreiheit für die Bauern und die Erfüllung ihrer Forderungen nach staatlichen Hilfen zur Wasserversorgung.
Q: 01.04.16 euronews; 04.04.16 Radio Vaticana
04.04.16 labournet
2016 Bundesrepublik Deutschland
Aus Protest gegen niedrige Milchpreise haben rund 50 Bauern vorübergehend das Zentrallager eines Discounters im niedersächsischen Hesel (Landkreis Leer) blockiert.
Mit Treckern verhinderten sie in einer Nacht, dass Waren aus- oder angeliefert werden konnten. Lkw-Lieferungen am Abend und am Morgen seien aufgehalten worden. Ein Polizeisprecher sprach von einer friedlichen Situation. Die Aktion habe die Versorgung nicht beeinträchtigt.
Mit der Aktion wollten die Milchbauern gegen die aktuell bestehenden Billigpreise für Milch protestieren. Dumping-Preise für Milch bei Discountern seien mitverantwortlich für die extrem niedrigen Milch-Erzeugerpreise. Derzeit bekommen die Landwirte im Schnitt nur etwa 20 bis 25 Cent je Liter von den Molkereien ausgezahlt. Um die Kosten decken zu können, gelten mindestens 35 Cent als nötig. Der Milchpreis schwankt regional und saisonal. Die Niedrigpreise würden immer mehr Betriebe zum Aufhören zwingen, hinzu komme, dass sich niemand für die Probleme der europäischen Milchbauern interessiere. "Dagegen wollten wir einfach ein Zeichen setzen."
Q: ⇒  Hannoversche Allgemeine 22.08.2016, ⇒  epochtimes 22.08.2016
2016 Indien (Maharashtra)
Bauern stoppen Wasserzug, Tausende Bauern verlassen ihre Dörfer.
Ein Zug mit 500 t Wasser zur Versorgung im Bezirk Latur wurde von wütenden Bauern gestoppt, die ihren Anteil einforderten. Die Wasserbereitstellung wird von Privatfirmen zu hohen Preisen organisiert. Gegen die Bauern wurde Polizei eingesetzt. Im Gebiet herrscht eine große Dürre.
Ernteausfälle sorgen dafür, dass sich arme Bauern Geld zu hohen Zinsen leihen müssen, um Saat, Dünger und Essen für die Familie und das Vieh zu kaufen. Sie verpfänden dafür ihr Land. Viele treiben diese Zustände in den Suizid.
Die Städte bekamen 400 Prozent mehr Trinkwasser als ländliche Regionen. Zu den Ursachen der Dürre zählen u.a. der Missbrauch der Grundwasserressourcen und der Anbau wasserintensiver Kulturen (z.B. Zuckerrohr).
Wegen ausgetrockneter Felder und ausgezehrtem Vieh verließen zehntausende Bauern ihr Land und ihre Bauernhöfe, wanderten in die Arbeitslosigkeit und Armut der Städte. Sie können keine Kredite zurück zahlen.
Q: 18.04.16 www.heute.de/rekord-duerre-in-indien-treibt-bauern-in-die-verzweiflung-43117824.html, Q: 23.04.16 spiegel
2016 Frankreich
Etwa 200 französische Landwirte beteiligten sich mit ihren Traktoren an der Aktion der LKW-Fahrer, der Hafenarbeiter und der Einwohner von Calais zur Sperrung der Autobahn zum Eurotunnel.
Die Demonstranten forderten die Auflösung des seit 2002 entstandenen Migrantenlagers ("Dschungel", "Favela der Unterdrückten") in Calais. Darin kampieren etwa 10 000 Migranten.
Q: (5.9.-6.9.) ⇒  theguardian.com,   ⇒  zeitonline,   ⇒  heute.de
Bild (AFP): ⇒  Ansicht,   Bild (dpa): ⇒  Ansicht
2016 Estland
Während einer Protestaktion in Tallinn haben Landwirte 10 000 Flaschen Milch vor dem Parlament aufgestellt. Der estnische Bauernverband wollte dadurch die Aufmerksamkeit der Staatsbehörden auf die andauernde Agrarkrise im Land lenken.
Der Grund dafür lag den Demonstranten zufolge in den anti-russischen Sanktionen der EU und Gegenmaßnahmen Russlands. ⇒ rtdeutsch am 12.09.2016
2017 Bundesrepublik Deutschland
Etwa 18 000 Menschen, darunter 130 Landwirte, demonstrierten in Berlin das siebte Mal für eine Wende in der Agrar- und Ernährungspolitik. Sie marschierten durch Innenstadt und Regierungsviertel.
Zum Trägerkreis von »Wir haben es satt« gehören Verbände des ökologischen Landbaus, Umwelt- und Entwicklungsverbände, Tierschutzverbände, kirchliche Hilfswerke und Sozialverbände. Unterstützt werden sie von Unternehmen der Biobranche und den Grünen.
In einem Neun-Punkte-Plan forderten die Kundgebungsteilnehmer ein Ende von Subventionen zugunsten von industriell wirtschaftenden Großbetrieben sowie einen Stopp von Mega-Fusionen im Agrarsektor.
Die Teilnehmer setzen sich für gesundes Essen, eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft sowie fairen Handel ein.
Agrarkonzerne, Finger weg von unserem Essen war eine zentrale Losung der Kundgebung anlässlich der Landwirtschaftsmesse Grüne Woche.
Nach Angaben der Veranstalter mussten aufgrund fehlgeleiteter Agrarpolitik in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als 100 000 vorwiegend kleinere Höfe aufgeben.
Schweizer Bauer am 21.1.2017
2017 Bundesrepublik Deutschland
Etwa achthundert Bauern waren in Berlin zum dritten Mal auf der Kundgebung
»Wir machen Euch satt« versammelt.
Am Berliner Hauptbahnhof vereinte der Protest kleine und große Betriebe, die sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaften.
Die Demonstranten warfen der Regierung Sprunghaftigkeit bei den Auflagen vor. Familienbetriebe würden dadurch in ihrer Existenz bedroht. Mediale Anfeindungen und wechselnde gesetzliche Vorgaben verunsichern viele Landwirte und demotivieren junge Bauern. Die Landwirte werden derzeit in den Medien mehr oder weniger platt gemacht - der neudeutsche Begriff heißt »Bauernbashing«. Dagegen wolle die Aktion ein Zeichen zu setzen. Die Bauern seien nicht die Agrarindustrie. ⇒ Schweizer Bauer am 22.1.2017
2017 Belgien
Im Brüsseler EU-Viertel ist es zu Protesten von Hunderten Landwirten aus zehn EU- Ländern wegen des geplanten Verkaufs von Milchpulver-Vorräten gekommen. Mittels Gebläsen verstreuten sie eine Tonne Milchpulver über den Sitz des EU-Rats. Damit machten sie die tagenden EU-Landwirtschaftsminister auf die Überkapazitäten des Milchmarktes aufmerksam.
Die Landwirte wollen mit dem Protest gegen einen befürchteten Preisverfall demonstrieren.
Ein Teilnehmer erklärte, diese Protestaktion sei eine Erinnerung daran, dass das grundlegende Milchproblem nicht gelöst sei. Die Liberalisierung der Landwirtschaft gefährde die Zukunft der Bauern in Europa. Dieser Protest in Brüssel sei sehr symbolträchtig.
euronews am 23.1.2017
2017 Griechenland
Bauern protestierten vor dem Agrarentwicklungsministerium in Athen. Über 1000 Landwirte und Viehzüchter von Kreta waren aus Chania, Heraklion, Rethymnon und Lasithi angereist. Es beteiligten sich auch Landwirte aus der Peloponnes und aus Makedonien in Nordgriechenland. Sie wurden begleitet von Vertretern ihrer Gemeinden und von Gewerkschaften, die sich an der Kundgebung solidarisch beteiligten. Um den Protest der Landwirte zu unterstützen, fanden gleichzeitig in Teilen Kretas keine Wochenmärkte statt.
Vor dem Landwirtschaftsministerium kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, als deutlich wurde, dass eine Delegation der Demonstranten nicht im Ministerium empfangen werden würde. Die Bauern zündeten Mülleimer an und schleuderten Steine auf die Fassade des Landwirtschaftsministeriums. Die Beamten setzten Tränengas und Schlagstöcke ein.
Die Bauern streiten schon seit langem mit den Behörden gegen finanzielle Belastungen. Diese sind unter anderem durch höhere Rentenbeiträge gestiegen.
Der Staat Griechenland ist an (mehrheitlich ungenannte internationale) Geldgeber verschuldet. Die Regierung hatte 2015 im Gegenzug für ein "Hilfspaket" (∼86 Milliarden Euro) weitere "Reformen" zugesagt, darunter auch die Erhöhung der Besteuerung der Bauern von 13 auf 22 Prozent ihres Jahreseinkommens. ⇒ griechenland-net 8.3.17 ⇒ kurier-at 8.3.17 ⇒ Junge Welt 9.3.17 ⇒ Badische Zeitung 8.3.17
2017 Indien (Tamil Nadu)
Mit drastischen Aktionen protestierten Hunderte Bauern im indischen Bundesstaat Tamil Nadu wochenlang gegen ihre dramatischen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Einige Demonstranten führten Schädel von Toten mit sich und erklärten, bei diesen handle es sich um Bauern, die aus Verzweiflung Selbstmord begangen hätten. Nach Angaben des Internetportals Firstpost nahmen sich allein im vergangenen Monat 106 Farmer das Leben. Demonstranten rasierten sich die Hälfte des Haupthaares und symbolisierten damit, dass ihre Einkünfte nicht zum Leben reichen.
Indien (Maharashtra)(Siehe dazu auch oben ins Jahr 2016)
Beitrag in der ARD-Sendung Tagesthemen über die Selbstmordrate der Bauern in Indien
am 17.12.2017 (Hinweis: in der Mitte der Sendung). Youtube-Adresse siehe Datei → Asien-Neuzeit 2017
Der Protest der Landbevölkerung entzündete sich an einer Entscheidung der Zentralregierung in Delhi, zwar den Bauern im Bundesstaat ⇒ Uttar Pradesh Schuldenerleichterungen zu gewähren, nicht aber denen in ⇒ Tamil Nadu. Der Grund für die hohe Verschuldung der Farmer ist in beiden Regionen derselbe: die massiv steigenden Produktionskosten, etwa die Erhöhung von Preisen für Saatgut, Dünger und Maschinen. Insbesondere die Monopolstellung des Agrargiganten Monsanto verschärfe die Lage. Zugleich sinken die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Junge Welt 7.4.17
2018 Bundesrepublik Deutschland
Schäfer machen auf die prekäre Lage ihres Berufsstandes aufmerksam. Deutschlandweit sammelten sie insgesamt 120.000 Unterschriften und übergaben die Petitionen ihren jeweiligen Landtagen. Um die Zukunft des Gewerbes zu sichern sei eine Weidetierprämie nötig. Schafe zu halten, lohne sich in Deutschland kaum noch. So gebe es z.B. in Sachsen-Anhalt schon mehr Wölfe als Schäfer. Lämmer ließen sich schlecht vermarkten. Die Schäfer fordern eine Weideprämie, wie in anderen europäischen Ländern bereits üblich.
Die Schäfer fordern mehr Unterstützungen durch ihre Landesregierungen. Bislang sind Prämien an die beweideten Flächen und nicht an die Anzahl der Tiere gebunden. Die Preise für Wolle seien im Keller. Die Schäfer erhalten derzeit 300 Euro pro Hektar beweideter Fläche im Jahr. Die Schäfer fordern eine jährliche Weidetierprämie von 38 Euro je Mutterschaf und Ziege.
Prüfen: in 22 EU-Mitgliedstaaten werden die Schäfer unterstützt.
(Siehe auch: Mahnwache gegen Wölfe im MDR 15.9.2017 und 16.9.2017)
   ⇒ Weidetierpraemie im MDR 12.04.2018
   ⇒ Schaefer ueberreichen Petition im WDR 12.04.2018
   ⇒ Weidetierprämie würde Schäfern helfen in der MOZ 12.04.2018
2018 Bauern demonstrieren in Indien
35 000 Bauern demonstrierten in Mumbai für bessere Lebensbedingungen über eine Strecke von 167 Kilometern. Die Bauern waren mit ihren Familien in der nordöstlichen Stadt Nashik aufgebrochen. Das letzte Stück nach Mumbai legten sie in der Nacht zurück, um kein Chaos im Berufsverkehr zu schaffen.
Deutsche Welle 12.03.2018
Die Bauern fordern einen Schuldenerlass und angemessene Preise für ihre Produkte. Sie hatten angekündigt, so lange in Mumbai auszuharren, bis sich die Regionalregierung auf ihre Forderungen einlässt. Der Wasser-Minister der Regionalregierung versprach eine Lösung für 80 bis 90 Prozent ihrer Probleme, auch für den geforderten Schuldenerlass.
Deutsche Welle 08.06.2018
2018 Serbien
Landwirte blockieren in Prijepolje die wichtige Verbindungsstraße nach Montenegro. Der Landwirtschaftsminister versicherte, dass die Bereitschaft bestehe, die Landwirte mit Subventionen und andere Hilfe zu unterstützen.
Die meisten in Serbien gepflückten Himbeeren sind für den Export bestimmt. Das Land gehört weltweit zu den größten Himbeerproduzenten. Mehr als hundert Tonnen werden im Jahr geerntet, doch haben die Kleinbauern meist nur wenig davon. Die Profite werden vor allem am Ende der Verwertungskette eingestrichen, nicht zuletzt von westeuropäischen Einzelhandelsunternehmen.   Junge Welt 08.06.2018
In Serbien verläuft der Konflikt vor allem zwischen den Bauern und den Betreibern der Kühlhäuser. Die Himbeerbauern, meist produzieren sie in kleinen Betriebe in Familienbesitz, verlangen, dass ihnen die Früchte für einen Preis von mindesten 180 Dinar für das Kilogramm abgenommen werden - rund 1,50 Euro. Zur Zeit werden lediglich 100 Dinar bezahlt.
Die Weiterverarbeitung der Früchte geschieht nur selten in Serbien, so dass im schlimmsten Fall den Bauern die reifen Beeren an den Sträuchern verderben. Versuche, sich in Genossenschaften oder Erzeugergemeinschaften zu organisieren, scheitern an den juristischen und ökonomischen Bedingungen.
2018 Frankreich
Massive Proteste der Bauern gegen Palmölimporte.
Die Landwirte blockieren Ölraffinerien, Treibstofflager und Tankstellen.  ⇒ agrarheute 11.06.2018
Die Bauern wehren sich gegen Agrarimporte und insbesondere gegen die Einfuhr von Palmöl aus Asien zur Herstellung von Biokraftstoff. Heimische Bauern könnten statt dessen Sonnenblumen- oder Rapsöl liefern, das teurer ist. Der französische Bauernverband FNSEA befürchtet, dass ein Mineralölkonzern in der Raffinerie in La Mède (Bouches-du-Rhône) infolge einer von der französischen Regierung erteilten Genehmigung 400 000 t Palmöl verarbeiten wird. Entsprechend reduziert sich der Bedarf an heimisch erzeugtem Rapsöl. Der Verband beklagt die inkohärente Politik der französischen Regierung beim Thema Palmöl.
2018 Frankreich
Eklat bei der 16. Etappe der Tour de France. Auf der Strecke zwischen Carcassonne und Bagnères-de-Luchon blockierten Bauern mit großen Heuballen die von Landmaschinen gesäumte Strecke.
Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein, das auch die Radprofis traf. Zahlreiche Sportler mussten behandelt werden. Nach kurzer Unterbrechung und Rücksprache mit der Gendarmerie wurde das Rennen forgesetzt.
Die Landwirte wollten mit ihrer Protestaktion ihrem Unmut wegen der Kürzung von finanziellen Mitteln durch den Staat Ausdruck geben und stoppten deshalb zwischenzeitlich die Tour de France.
 ⇒ t-online am 24.07.2018.
2018 Venezuela
Im Bundesstaat Portuguesa im Westen Venezuelas haben sich mehrere Dutzend Bauern aufgemacht, um zu Fuß die zwischen 400 und 500 Kilometer lange Strecke zwischen ihren Dörfern und der Hauptstadt Caracas zurückzulegen. Dort wollen sie dem Landwirtschaftsministerium ihre Forderungen übergeben.
Sie verlangen mehr Unterstützung durch die Regierung, zum Beispiel Landwirtschaftsmaschinen, Bewässerungsanlagen und vor allem die Garantie, auf den von ihnen bearbeiteten Ländereien bleiben zu können. In den vergangenen Monaten war es wiederholt zu Vertreibungen und Übergriffen gekommen.
 ⇒ amerika21 Nachrichten und Analysen aus Lateinamerika 25.07.2018
 junge welt am 26.07.2018
2018 Bauernproteste in Indien
Tausende (30 000- 50 000?) Landwirte zogen (von Haridwar aus?) nach Delhi. Der Aufruf zum Protest wurde von der Bharat Kisan Union ausgesprochen.
Die Bauern, die Traktoren und Trolleys mitführten, durchbrachen einige Barrikaden der Polizei und versuchten weitere zu stürmen. Bis zu 3000 Polizisten wurden eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Bauern nicht in die Hauptstadt Delhi gelangten. Die Polizei musste Wasserwerfer und Tränengas einsetzen, um die Demonstranten zu zerstreuen.
Die Bauern forderten bedingungslose Freistellungen für landwirtschaftliche Darlehen, die Festlegung von Mindeststützpreisen (MSP) und die Umsetzung des Swaminathan Committee Report.
Weitere Forderungen sind u.a.:
- Erhöhung der Einkaufspreise für landwirtschaftliche Produkte,
- Schuldenerlasse bei Kraftstoff- und Energieanschaffungen,
- die Einführung staatlicher Renten für Bauern über 60 .

Q: ⇒ indiatoday 02.10.2018
Q: ⇒ thehindu 02.10.2018
HW: In Google Suchbegriff Kisan Kranti Yatra eingeben, Bilder aufrufen.
2019 Bundesrepublik Deutschland
Über 170 Bauern beteiligten sich mit ihren ⇒ Traktoren an einer Demonstration von 35 000 Bürgern in der Bundeshauptstadt Berlin. Das Motto des Protestzuges, das über hundert Organisationen vereinte,
lautete: Wir haben Agrarindustrie satt!
Die Landwirte übergaben dem gleichzeitig in Berlin stattfindenden ⇒ Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) ihre Protestnote in der es u.a. heißt, bäuerliche Arbeit ist » sehr Wertvolles und vor allem Schützenswertes. «
Zu den Forderungen zählen u.a.:
  • Schluß mit pauschalen Flächensubventionen
  • Bauernhöfe in allen Regionen erhalten, gegen Politik von Wachse oder weiche und      Digitalisiere oder weiche
  • stärkere Beschränkung von Agrarindustrie und Digitalkonzernen
  • Staaten müssen ihre Hoheit über zentrale Daten der Welternährung zurück gewinnen
  • das Recht der Bauern, eigene Landmaschinen selbst reparieren zu dürfen
     (Forderung an die Landmaschinenkonzerne)
  • für eine Tierhaltung, die Tierschutz praktisch umsetzt und
     mit höheren Erzeugerpreisen fair bezahlt wird.
2019 Hinweis: Diese Protestdemonstration in Spanien ist nicht als Bauernprotestaktion in die Tabelle aufgenommen aber wird ihrer Bedeutung wegen unter den Bemerkungen mit aufgeführt.

Quellen:

https://www.handelsblatt.com/politik/international/madrid-zehntausende-bei-grossdemo-gegen-spaniens-landflucht/24165152.html
und
http://www.spiegel.de/panorama/madrid-zehntausende-demonstrieren-gegen-zunehmende-landflucht-a-1260553.html
Soria Quiere Futuro (Soria will Zukunft)
(Sonntag 31.03.2019) Mit einem Protestmarsch in Madrid haben Zehntausende Spanier auf das Problem der massiven Entvölkerung vieler Landesteile aufmerksam gemacht. An der Großkundgebung im Zentrum der Hauptstadt beteiligten sich Dutzende Verbände und Plattformen aus 23 Provinzen.
Organisatoren sprachen von 100.000, Behörden von 50.000 Demonstranten. Auf Transparenten war zu lesen: Gleichheit für Dörfer und Städte! und Spanienbraucht das ländliche Leben.
Regierungsangaben zufolge liegt die Bevölkerungsdichte in rund 48 Prozent aller spanischen Gemeinden bei weniger als 12,5 Einwohnern pro Quadratkilometer. Das wird in der EU als geringe Dichte mit Entvölkerungsrisiko eingestuft. Tausende Dörfer sind bereits gänzlich verlassen.
Zu der Kundgebung hatten die Plattformen Teruel existe und Soria Ya! aufgerufen.
Die Provinzen Teruel in Aragonien und Soria in Kastilien-León leiden besonders stark unter Landflucht.
2019 Bundesrepublik Deutschland
Bauern protestieren in Münster gegen neue Düngeverordnung.
Mehrere Tausend Landwirte aus dem ganzen Bundesgebiet haben (04.04.2019) in Münster demonstriert. Sie protestierten gegen die Verschärfung der Düngeverordnung.
Immer neue Auflagen verunsichern die Bauern. Die Planungen für die Höfe werden unberechenbarer. Die EU hatte die Bundesrepublik wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verklagt. Die bereits 2017 geänderten Düngeregeln sollen deswegen weiter verschärft werden.

Q: ⇒ wdr-Nachrichten am 4.4.2019und ZDF-text 125 vom 4.4.2019
2019 Bundesrepublik Deutschland
Das Aufstellen Grüner Kreuze auf Feldern und Wiesen ist eine Aktion der Bauern. Sie wollen damit auch die Verbraucher mit zum Nachdenken anregen. Die Grünen Kreuze sollen auf die aktuell schwierige Situation in der Land- und Forstwirtschaft aufmerksam machen. Als Mahnzeichen gegenüber Politik und Gesellschaft unterstützen verschiedene Bauernverbände diese Aktion.
Die Grünen Kreuze protestieren gegen:
    steigende Auflagenflut
    überzogene Bürokratie
    Dumpingpreise für Essen
    ungebremsten Flächenverbrauch
    unfaire Handelspolitik
Die Grünen Kreuze wollen als Mahnung an die Gesellschaft verstanden werden, sich dem Wert der heimischen Landwirtschaft wieder bewusst zu werden.     Q: ⇒ agrarheute 12.9.2019
2019 Belgien
In Ostbelgien haben mehrere hundert Milchbauern mit ihren Traktoren demonstriert. Sie wehren sich gegen die - ihrer Ansicht nach - zu niedrigen Milchpreise.
An den Protesten nahmen etwa 100 Landwirte aus dem deutsch-belgischen Grenzgebiet teil, außerdem Bauern aus den Niederlanden und Luxemburg. Auch Bauern aus Deutschland beteiligten sich an der Aktion.
Der Widerstand richtete sich gegen aktuelle Milchpreise, die Landwirte sehen ihre Existenz gefährdet.
Dazu eine Protestfahrt mit Traktoren: bereits am Morgen trafen sich Dutzende Bauern mit ihren Traktoren im belgischen Battice bei Eupen sowie in der Eifelgemeinde Sankt Vith. In einer Sternfahrt machten sich die Landwirte auf nach Ciney in den belgischen Ardennen. Dort hatten vor genau zehn Jahren frustrierte Bauern Tausende Liter Milch auf ein Feld geschüttet. Bauernvertreter aus der deutschen und belgischen Eifel erklärten, heute, nach zehn Jahren Kampf, habe sich nichts geändert. Der Milchpreis sei weiterhin 10 Cent zu niedrig. Die Bauern könnten damit kaum überleben. Q: ⇒ wdr.Nachrichten 16.9.2019
2019 Schweiz
Basisorganisationen und Milchbauern demonstrieren für einen fairen und transparenten Milchmarkt.
Demonstration in Emmen Luzern.
Es ist an der Zeit, eine faire Verteilung des Mehrwertschöpfung zu fordern. Die Nahrungsmittelproduktion ist keine verlustbringende Tätigkeit! Sie ist unerläßlich! Und sie erzeugt Reichtum! Das Problem ist, dass dieser Reichtum die Bauern nicht erreicht.
Q: Schweizer Bauer v. 24.9.2019, siehe auch youtube ⇒ youtube    ⇒ uniterre
2019 Bundesrepublik
51 Bauern waren mit ihren Traktoren aus ganz Thüringen angereist, um ein klares Zeichen für eine neue Landwirtschaftspolitik zu setzen. Sie führten den Demonstrationszug an, an der sich ca. 1500 Menschen beteiligten. Auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft hatten 18 Thüringer Verbände zur Wir haben es satt!-Demonstration aufgerufen.
Motto der Demonstration in Erfurt: Du hast die Wahl: enkeltaugliche Landwirtschaft jetzt!
Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung, für Klimagerechtigkeit und gutes Essen!

Q: Junge Welt 30.09.2019
2019 Niederlande
Protestierende Landwirte lösen Verkehrschaos aus.
Aus dem ganzen Land sind über 2000 Bauern auf Traktoren unterwegs. Die großen Zufahrtsstraßen nach Den Haag wurden verstopft. Insgesamt haben Staus eine Länge von über 1000 Kilometern. Um sich gegen die Flut von Forderungen und Unterstellungen gegenüber der Landwirtschaft zu wehren und um auf das immer schlechtere Image der Landwirtschaft in der Gesellschaft aufmerksam zu machen, organsierten die niederländischen Landwirte diese Protestaktion.
Die Bauern protestieren gegen einschneidende Maßnahmen, die sich gegen die Landwirtschaft richten. Die Landwirtschaft wird nach ihrer Ansicht einseitig für Umweltprobleme wie den Klimawandel und den zu hohen Stickstoffausstoß verantwortlich gemacht.
Die Veranstalter der Proteste nennen sich Agractie. Sie verweisen darauf, dass die protestierenden Bauern direkt betroffen sind. Sie werden zur Emissionsreduzierung gezwungen, während andere Industrien, wie etwa die Luftfahrt, mit einer solchen Politik nicht konfrontiert werden. Die Bauern fordern deshalb eine sofortige Änderung der allgemeinen Agrarpolitik des Landes.
Q: ⇒ agrarheute vom 02.10.2019 und ⇒ wallstreet online 01.10.2019
Hier zum Begriff ⇒ Agractie.
Videoberichte: ⇒ youtube und ⇒ youtube
Bauern protestieren im Konvoi auf dem Weg nach Den Haag - am 1.10.2019 ≈ 21300 Aufrufe - ⇒ youtube
2019 Bundesrepublik Deutschland                Grösste bundesweite Bauernaktion 22. Oktober 2019
Das Bündnis ⇒ Land schafft Verbindung rief zu einer zentralen Kundgebung in Bonn (22. Oktober.2019) und vielen dezentralen Protesten in zahlreichen weiteren Städten wie Berlin, Hannover, München, Rostock, Würzburg, Bayreuth, Chemnitz, ⇒ Stuttgart u.a. auf. An den Aktionen nahmen tausende Bauern teil. Viele führten ihre Traktoren mit und legten zeitweise den Verkehr in den Städten lahm.
Allein in Bonn kamen rund 6 000 Protestierende zusammen. Ihre Kritik galt dem Agrarpaket der Bundesregierung. Dieses gefährde die Existenz von Familienbetrieben.
Umweltschutz muß praxisnah im Dialog mit den Landwirten erarbeitet werden. Die Bauern protestierten auch gegen das EU-Handelsabkommen mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur und forderten höhere Wertschätzung ihrer Arbeit.
Auf den Transparenten war u.a. zu lesen: Wird der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert!Belastbare Daten statt belastete Familien ,   Uns reißt jetzt die Geduld, an allem sind die Bauern schuld! , Farmer for Future! .

Stuttgarter Zeitung v. 22.10.2019
zur Bildstrecke der besten Bauernplakate in agrarheute.

Presseinformation 06.11.2019 für geplante Kundgebung in Hamburg am 14.11.2019
Presseinformation 31.10.2019 der Initiative
     zur geplanten Kundgebung am 26.11.2019 in Berlin vor dem Brandenburger Tor.

Im einem Aufruf der Initiative der Landwirte ⇒ Land schafft Verbindung heißt es:
»Wir Landwirte ... setzen uns für unsere Arbeit ein ... In den letzten Jahren haben Politiker, Medien und Aktivisten ein negatives Bild von uns skizziert. Wir sind keine Tierschänder und Umweltverschmutzer. Wir haben ein Herz für unser Unternehmen. Die Unzuverlässigkeit der Regierung und der Behörden ist der Grund unsere Meinung friedlich zu äußern ...«
Der Bauer sei der Buhmann der Politik und vieler NGOs. Das Bauernbashing führt zu Frustrationen im Berufsstand. Diskriminierung, Benachteiligung und Mobbing von Angehörigen gehören zur Tagesordnung. Das gefährdet die Zukunft der Betriebe und des ländlichen Raums. Unter diesen gesellschaftlichen Umständen verliert der Beruf des Landwirts seine Attraktivität.
    Text und Video: ⇒ br-nachrichten v. 22.10.2019
    Text: ⇒ AZ München v. 22.10.2019
    Text und Video: ⇒ butenundbinnen v. 22.10.2019
    Video: Bauernproteste Chemnitz ⇒ mdr sachsen v. 22.10.2019
    Text und Video: ⇒ ndr Nachrichten v. 22.10.2019
    Text und Video: ⇒ merkur v. 23.10.2019
2019 2019 Bundesrepublik Deutschland
• Landwirte demonstrierten in Kaiserslautern gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. Mit großen Plakaten fuhren sie auf ihren Traktoren quer durch Kaiserslautern.
swraktuell v. 5.11.2019
• Mehrere Hundert Landwirte behinderten mit Trecker-Konvois im Emsland und in der Grafschaft Bentheim den Verkehr. Bei den Protesten gegen das Agrarpaket waren an die 450 landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs. Im Berufsverkehr entstanden auf Bundesstraßen (70, 213, 214, 402 und 403) lange Staus.
ndr-nachrichten v. 12.11.2019
• Etwa 1 000 Landwirte haben in Passau und Bad Füssing für weniger Vorschriften und mehr Wertschätzung für ihren Beruf demonstriert. Zu den Demonstrationen rief die Initiative "Land schafft Verbindung" auf, die mittlerweile über 10 000 Mitglieder zählen soll. (Q: BR24 v. 14.11.2019)
Die Bauern wollen darauf aufmerksam machen, dass neue Verordnungen und Gesetze der Politik ihre Betriebskosten immer weiter erhöhen. Die Verbraucher seien aber nicht bereit, einen höheren Preis für landwirtschaftliche Produkte zu zahlen. Das führe dazu, dass immer mehr Landwirte aufgeben müssten, weil sich ihr Betrieb nicht mehr rentiert.
2019 Bundesrepublik Deutschland
Tausende Bauern demonstrieren in Hamburg anläßlich der Umweltministerkonferenz gegen das Agrarpaket der Bundesregierung.
Mit Konvois aus rund 3500 Traktoren wurde der Verkehr in der Stadt zeitweilig blockiert.
Im Vorfeld der Demonstration besetzten am Vortag Bauern die Zentrale von Greenpeace in Hamburg mit einem Transparent:

    Wir denken in Generationen, nicht in Kampagnen!

   ⇒ Text und Video: agrarheute vom 13.11.2019
   ⇒ Text und Video: facebook-agrarheutelandleben
   ⇒ Video: Wir kommen! (twitter)
   ⇒ Text und Video: Konvois (twitter)
   ⇒ Bilder von der Bauerndemo Hamburg 14.11.2019: agrarheute
In der gemeinsamen Erklärung hat ein Aktionsbündnis Forderungen formuliert. Bund und Ländern sollen
   ♠ der Kooperation und Freiwilligkeit Vorrang vor Verboten und Auflagen einräumen
   ♠ zur Sicherung der Weidetierhaltung ein aktives Wolfsmanagement umsetzen
   ♠ Insektenschutz nur im Dialog und in Kooperation mit den Landnutzern umsetzen
   ♠ beim Gewässerschutz stärker regional differenzieren und die Kooperation stärken
   ♠ Waldbewirtschaftung und -nutzung zur Steigerung der CO2-Senkung stärken
   ♠ Klimaschutzleistungen der Land- und Forstwirtschaft honorieren
   ♠ Klimaanpassungsmaßnahmen im ländlichen Raum unterstützen
   ♠ den Schutzstatus von Natura 2000-Arten den vorhandenen Erhaltungszuständen anpassen

⇒ zum Text Kooperation statt Verbote eine Erklärung zur Umweltministerkonferenz November 2019
2019 2019 Bundesrepublik Deutschland
Mit einer Traktoren-Sternfahrt haben Landwirte aus ganz Deutschland am 26. November in Berlin gegen die Agrar- und Umweltpolitik der Bundesregierung protestiert. Die Veranstalter (mit dabei das Bündnis ⇒ Land schafft Verbindung) sprachen von rund 40 000 Teilnehmern und 5600 Fahrzeugen, die Polizei zählte 8600 Traktoren. Plakate trugen Aufschriften wie:
»Sie säen und sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser«,
»Ohne Landwirtschaft wärst Du hungrig, nackt und nüchtern«,
»Darf mein Kind noch Bauer werden?« usw.
Die Fahrzeuge rollten aus allen Himmelsrichtungen in die deutsche Hauptstadt. Der Konvoi der Traktoren erreichte im Zentrum Berlins eine Länge von etwa sechs Kilometern als bis zu fünf Maschinen nebeneinander zwischen Brandenburger Tor und auf dem Kaiserdamm parkten. Damit organisierten die Bauern den »längsten Parkplatz Deutschlands«.
Die größte Traktorensternfahrt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland machte Aufmerksam auf die fachlich unabgestimmten Vorgaben zum Insekten- und Umweltschutz und willkürlich festgelegte Düngebeschränkungen, die dem Schutz des Grundwassers dienen sollen und auf weiteren mit den Bauern nicht abgesprochenen Maßnahmen, die die Existenz von Landwirtschaftlichen Betrieben gefährden können.
In den vergangenen zehn Jahren mussten bereits 94 000 landwirtschaftliche Betriebe ihre Existenz aufgeben.
Den Bauern geht es um ein reales Mitspracherecht beim Festlegen von Verordnungen für die Landwirtschaft.
2019 2019 Frankreich
Einige zehntausend Bauern haben am 27.11.2019 in Paris gegen ihre Arbeits- und Lebensbedingungen protestiert. Sie waren aus allen Landesteilen auf mehr als tausend Traktoren Richtung Hauptstadt gefahren und blockierten vor den Toren der Metropole die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte.
In Paris versperrten die französischen Landwirte einen Teil der Champs Elysées mit ihren Traktoren und warfen Heu auf die Prachtstraße. Auf Zufahrtsstraßen Richtung Paris gab es weitere Behinderungen durch demonstrierende Bauern.
Die Bauern wollten ein Treffen mit dem Präsidenten erzwingen.
Für den fortschreitenden Preisverfall auf dem EU-Markt machten die französischen Landwirte ebenso wie ihre Kollegen in den Nachbarländern, die von Wirtschaftspolitikern und Finanzjongleuren gewollten und beschlossenen Freihandelsverträge verantwortlich. Am Markt könnten sie nicht bestehen wegen der »rein französischen Forderungen« im Bereich Umweltschutz, die ihre erzeugerischen Möglichkeiten weitgehend einzuschränken drohten.
Q: ⇒ swr aktuell am 27.11.2019   Q: Junge Welt am 28.11.2019
2019 Schweiz
Weinbauern-Demo in Bern: Westschweizer Weinbauern haben sich vor dem Bundeshaus eingefunden. Die tiefen Preise für ihre Weine gefährden die Existenz. Mit der Demonstration wollen sie auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen.

Video: ⇒ weinbauerndemo in Bern

Text: ⇒ schweizerbauer am 3.12.2019
Die Schweizer Winzer sehen sich in ihrer Existenz bedroht und wünschen sich Schutz durch Importzölle. Darauf haben die Weinproduzenten an der Demo vor dem Bundeshaus aufmerksam gemacht. Sie sehen sich ihrer Perspektive beraubt und fordern vom Staat, dass er die Weinwirtschaft besser schützt. In der Romandie mit den Weinanbaugebieten in den Kantonen Wallis, Waadt, Genf und der Drei-Seen-Region befinden sich rund drei Viertel der Weinberge der Schweiz. Hier sei es unmöglich, mit den Preisen importierter Weine mitzuhalten. Diese würden für drei bis vier Franken pro Flasche verkauft. Für Schweizer Weine müssten die Produzenten dagegen zehn bis 15 Franken pro Flasche verlangen. Die Demonstranten verlangen mehr Unterstützung vom Bund und eine Überprüfung der Einfuhrsteuern auf ausländischem Wein.
2019 Bundesrepublik Deutschland
Die Initiative Land schafft Verbindung hatte bundesweit dazu aufgerufen, Mahnfeuer zu entzünden. Beispielsweise brannten in Niedersachsen rund 250 Feuer gewesen, in Schleswig-Holstein 56 Feuer, 169 in den Landkreisen Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz. Das Agrarpaket der Bundesregierung sieht Verschärfungen vor allem beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und beim Ausbringen von Gülle auf den Feldern vor. Nach der Niederlage vor dem Europäischen Gerichtshof sind die Bauern in der Bundesrepublik verpflichtet, Maßnahmen gegen zu hohe Nitratwerte im Grundwasser zu ergreifen. Die Bauern kritisieren unter anderem, dass die Düngemittelverordnung erst 2017 geändert worden war und nun erneut verschärft werden soll.
Ziel der Bauernaktion ist es, deutlich zu machen, dass die moderne Landwirtschaft einen Beitrag zur Pflanzenvielfalt und zum Klimaschutz leistet. Aber die einzelnen Höfe brauchen Gestaltungsfreiheit für individuelle Maßnahmen und dürften nicht in »irrsinniger Auflagenflut« untergehen. Mit ihrem Protest in der Adventszeit machen sie darauf aufmerksam, dass ein Weihnachtsfest auch mit ihren landwirtschaftliche Produkten gestaltet wird.
Q: NDR info 08.12.2019 und Antenne Brandenburg 10.12.2019
2019 Bundesrepublik Deutschland
Tausende Landwirte in ganz Deutschland haben sich am 18.12. einem Schlepper-Flashmob an. Aufgerufen zu dem Protest hatte die Organisation Land schafft Verbindung (LSV) für die ganze Bundesrepublik. An ausgesuchten stark frequentierten Verkehrspunkten postierten sich die Landwirte zu Flashmobs mit Transparenten und eingeschalteten Rundumleuchten am Straßenrand. Den Verkehr wollten die Bauern dabei nicht blockieren, mit langsam fahrenden Traktoren mussten die Autofahrer allerdings rechnen. Viele LKW-Fahrer signalisierten ihre Verständnis.
Aufruf zum Flashmob am 18.12.2019
agrarheute Aufruf zu Protesten am 17.01.2020
Anlässe für die Aktionen sind die Solidarität für die niederländischen Bauern und die Ablehnung des Agrarpaktes der Bundesregierung. Die Landwirte beklagen, dass immer mehr Produkte aus dem Ausland importiert werden, bei denen die hohen Standards, die für deutsche Bauern gelten, nicht angelegt werden. Wegen der hohen Auflagen, die deutsche Bauern bekommen, können sie preislich nicht mehr mithalten. Das ist für immer mehr Betriebe existenzbedrohend.
Der Entwurf der neuen Düngeverordnung stößt bei den Landwirten auf Ablehnung. Experten würden beim Aufstellen der neuen Regeln nicht gehört. Und auch die Einwände der Bauern seien nicht in dem Entwurf des Landwirtschaftsministeriums berücksichtigt worden.
Q (u.a.): ⇒ Hessische Niedersächsische Allgemeine v. 19.12.2019
Q (u.a.): ⇒ Ruhrnachrichten v. 18.12.2019
2020 Bundesrepublik Deutschland
Bauern setzen ihre Proteste gegen geplante Düngeverordnung fort, so in Kiel, Schwerin, Rostock, Magdeburg, Halle, Hannover, Bremen, Nürnberg, Stuttgart, Wesel u.a.
Mit ihren Traktoren protestierten tausende Bauern in Berlin. Die Landwirte fuhren zur Eröffnung der Agrarmesse Grüne Woche mit ihren Traktoren über drei Routen in die Berliner Innenstadt zur Kundgebung am Brandenburger Tor. Die Bauern-Initiative ⇒ Land schafft Verbindung zählte etwa 800 bis 1 000 Traktoren. Der Protest richtete sich - wie bereits im vergangenen Jahr - gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Am folgenden Tag rollten etwa 170 Traktoren im Rahmen einer Demonstration unter dem Motto Wir haben es satt durch das Berliner Regierungsviertel. ⇒ Tagesspiegel PNN v. 18.01.2020

Darüber hinaus fanden weitere Aktionen Anfang 2020 statt: so haben sich in Bayern (in Eching, in Landsberg am Lech, in Gaimersheim und in Straubing) Landwirte mit über 200 Traktoren nachts vor Verteilzentren von Grosshandelsketten versammelt. Sie wollten auf ihre schwierige wirtschaftliche Situation aufmerksam machen und mit ihrer Demonstration ein Zeichen vor dem sogenannten Lebensmittel-Gipfel in Berlin setzen.
Schweizer Bauer am 04.02.2020.

Überblick der Protestaktionen zur Grünen Woche 2020.
Noch nie zeigte sich der Bauernprotest so geschlossen und stark. Die größte Traktorensternfahrt in der Geschichte der Bundesrepublik, die am 26. November 2019 nach Berlin führte, bewies im Vorjahr die Kampfbereitschaft der Landwirte, auch 2020 werden die Bauern ihre Proteste vermutlich fortsetzen.
Auf Plakaten an den Traktoren stand oft zu lesen: ♠ Mit uns statt gegen uns, ♠ Sorry - sonst werden wir nicht gehört usw., an die Adresse von Politikern und Städtern hieß es:   ♠ Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Doch sie wissen alles besser.
Die Arbeit der Landwirte für die gesamte Gesellschaft findet in der Bundesrepublik zu wenig Beachtung und Anerkennung. Das gilt generell für die Arbeit als gesellschaftliches Phänomen, wird aber in der Landwirtschaft besonders deutlich. Fachlich versierte Arbeit scheint gegenüber schnellem Geld zweitrangig geworden zu sein. Deswegen fordern die Landwirte u.a. faire Lebensmittelpreise. Laienhafte Eingriffe von außen in Produktionen, in denen Naturgesetze langfristig zwingend berücksichtigt werden müssen, häufen sich. Aus Sicht der Bauern sind z.B. pauschale Düngeeinschränkungen ohne Ortskenntnisse falsch. Es ist z.B. auch ungeklärt, ob kritische Nitratwerte tatsächlich nur auf die Landwirtschaft zurückzuführen sind. Nitratauswaschungen aus Deponien oder andere Altlasten sind mit zurechnen. Dem Bauernwort muss mehr Geltung verschafft werden.
2020 Spanien
Hunderte Landwirte protestierten in der Hauptstadt Madrid gegen zu niedrige Preise der landwirtschaftlichen Produkte. Mit zahlreichen Traktoren versammelten sich die Bauern, Landarbeiter und Viehzüchter vor dem Landwirtschaftsministerium. Sprechchöre skandierten Die vereinte Landwirtschaft wird niemals besiegt werden!
Mehrere Tage protestierten die Landwirte auch in anderen Städten Spaniens, so bei Straßenblockaden in Andalusien.
Die Demonstranten sprachen von einer existenzbedrohenden Krise der Branche. Sechs Supermarktketten halten die Preise in Spanien sehr niedrig. Steigende Kosten belasten die Produktion, u.a. durch die Erhöhung des Mindestlohns. Gleichzeitig würden von der Europäischen Union und der spanischen Regierung Hilfen gekürzt. Kritisiert wurde auch eine unzureichende Förderung der regionalen Produktion.
Plakate trugen Losungen wie ♠ Retten wir die Bauern! und ♠ Wer wird dir morgen zu essen geben?.
Q: ⇒ agrarheute am 6.2.2020
Q: junge welt am 6.02.2020
Q: ⇒ derStandard am 7.2.2020
2020 Österreich
Im österreichischen Marchtrenk bei Linz (A) haben Landwirte mit rund 70 Traktoren vor einem Verteilzentrum des Detailhändlers Spar protestiert. Sie fordern bessere Preise für ihre Produkte.
Q: ⇒ Schweizer Bauer
(HW: mit Video)
2020 Europäische Union
Bauernprotest gegen EU-Agrarmittelkürzungen in Brüssel. Mehrere hundert baltische Landwirte haben zum Auftakt des EU-Sondergipfels gegen geplante Kürzungen im Agrarbereich demonstriert.
Junge Welt 21.02.2020
2020 Frankreich
Landwirte protestieren [bei Baud in der Bretagne (27.01.)]. Dabei wurde u.a. Mist auf einem Marktplatz geschüttet und bergeweise Gummireifen auf der Autobahn abgeladen.
Q: ⇒ agrarheute 04.02.2020
Wie ihre deutschen Kollegen demonstrieren auch Frankreichs Farmer seit Wochen gegen Bauern-Bashing und die zu hohe finanzielle Belastung durch die Regierung. Das teilte die größte französische Bauern-Gewerkschaft FDSEA (Fédération Nationale des Syndicats d’Exploitants Agricoles, Nationaler Verband der Bauern-Gewerkschaften) mit.
2020 Niederlande
Bauern aus den ganzen Niederlanden protestieren in Den Haag.
Sie widersetzen sich Plänen, die den Stickstoffausstoß in der Tierhaltung reduzieren sollen.
Q: ⇒ zdf internet 19.02.2020
2020 Bundesrepublik Deutschland
Mit Veranstaltungen u.a. in Dessau, Dresden, Hamburg, Kiel und Bonn demonstrieren Bauern gemeinsam mit Unterstützern für den Erhalt der heimischen Landwirtschaft.

Bei den Protesten wird der Schwerpunkt auf die steigenden Lebensmittelimporte gelegt. Die seien problematisch, weil internationale Lieferketten jederzeit abreissen könnten und dadurch die Ernährungssicherheit in Gefahr sei, warnen die Bauern.
Die Landwirte fordern zudem, dass bei den Importen dieselben Produktionsstandards gelten wie in Deutschland.
Q: ⇒ Schweizer Bauer am 5.3.2020. (mit Video)
Die Bauern fordern:
1. Aussetzen der Düngeverordnung.
2. Deutsche Lebensmittelproduktion sicherstellen.
Die Landwirtschaft sei in vielen Regionen noch stark verankert und schaffe Arbeitsplätze. Die gegenwärtige Agrarpolitik gefährde die gesellschaftlich geforderte regionale Lebensmittelproduktion.
3. Zukunftskommission für Planungssicherheit.
Mit der aktuellen deutschen Agrarpolitik werden bäuerliche Existenzen und Naturräume hier und weltweit zerstört. Die Landwirtschaft benötige verlässliche langfristige Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Der dafür vereinbarten Gründung einer Zukunftskommission werde derzeit keinerlei Aufmerksamkeit gewidmet.
2020 2020 Bundesrepublik Deutschland
Die Bauern zeigen Präsens in den Städten am 28. Mai mit ihren Traktoren. (Berlin, Bonn, Magdeburg, Lübeck ua.) Die größte Demonstration fand in Münster statt, 1 650 Traktoren haben den Weg in den die nordrhein-westfälische Stadt geschafft.
Q: ⇒ agrarheute 28.05.2020 mit zwei Videos
Q: ⇒ ndr-schleswig-holstein 28.05.2020
Q: ⇒ topagrar 29.05.2020 mit Fotos und Video   Q: ⇒ Bayerischer Rundfunk 28.05.2020   Q: ⇒ Hessische-Niedersächsische Allgemeine 29.05.2020   Q: ⇒ mainpost 29.05.2020
Hinweis: Auflistung von Bauernprotesten (mit Videos) in ⇒ agrarheute 31.05.2020
Der LSV Deutschland fordert den Rücktritt der Bundesumweltministerin und des Staatssekretärs für Umwelt und Naturschutz. Anlass der Rücktrittsforderung ist der Bericht Zur Lage der Natur. Die Aussage: »Zuviel Dünger und Pestizide würden auf die Wiesen und Weiden eingesetzt und die intensive Wiesenmahd würde ebenfalls negativ einwirken« empfindet der LSV als Bauernbashing. Einzig der Landwirtschaft die Schuld für den Artenrückgang in die Schuhe zu schieben sei Bauernbashing. Das gegenseitige Vertrauen werde durch die massiven Anschuldigungen immer mehr zerstört.
2020 2020 Niederlande
Im Juli sind Bauerproteste wieder aufgeflammt. Bei verschiedenen Aktionen blockierten Landwirte u.a. das Vertriebszentrum eines Lebensmittelhandels in Zwolle und das Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt in Bilthoven.
Die Bauern protestieren gegen verschiedene Maßnahmen der Regierung. Schätzungsweise nahmen 1 500 Demonstranten an den Protesten in De Bilt/Utrecht teil. Ihr Protest verlief ruhig, wurde kurz unterbrochen, weil die Abstandsregeln nicht befolgt wurden, dann aber fortgesetzt.
Die Polizei verhaftete Personen, die den Protest stören wollten. Dies waren keine Bauern, sondern Anhänger einer Protestgruppe gegen die Coronamaßnahmen. Auch sollen sich Polizisten in Zivil unter die Demonstranten gemischt haben. Das Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt sicherten Militärfahrzeuge.
Erstmalig wurden Verbote im Zusammenhang mit Bauerndemonstrationen ausgesprochen. In den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe im Nordosten der Niederlande wurden Verbote für Demonstrationen mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen verhängt! Trotzdem blockierten die Landwirte unter anderem erfolgreich eine Müllentsorgungsanlage in Wijster (Provinz Drenthe) und den Flughafen Lelystad (Provinz Flevoland).
Die Situation der Landwirte wird durch die Corona-Krise immer unkalkulierbarer.
Viele Pächter sowohl mit Ackerbau- als auch mit Milchviehbetrieben sind von den Corona-Maßnahmen und deren Markteffekten stark betroffen. Es gibt Probleme bei der Zahlung der Bodenpacht. Aufgrund der Coronakrise steht vielen Bauern »das Wasser wirtschaftlich bis zum Hals«.
Die Proteste, an denen sich auch deutsche Landwirte solidarisch beteiligten, richten sich gegen Maßnahmen der Regierung und deren Pläne zur Stickstoffreduzierung. Beispielsweise sollen Kühe Futter mit reduziertem Eiweißgehalt erhalten. Diese Vorgabe soll nach Meinung der Beamten den Ammoniakausstoß senken (!) und die Stickstoffbilanz der Landwirtschaft verbessern. Die Landwirte hatten im Herbst 2019 einen eigenen Plan zur Reduktion der Stickstoffemissionen vorgelegt!

Q: ⇒ agrarheute am 10.07.2020,     und    ⇒ agrarheute am 23.07.2020
und ⇒ agrarheute am 15.06.2020,     und    Junge Welt, 25.07.2020
2020 Bundesrepublik Deutschland
In mehreren Städten blockierten Bauern mit ihren Traktoren verschiedene Auslieferungslager großer Einzelhandelskonzerne. Auslöser der Proteste war das niedrige Angebot für Butter, das eine Handelsfirma unterbreitet hatte. Zwischen den Akteuren in den Lieferketten besteht großes Machtgefälle zum Nachteil der Landwirte.
Die Bauern betonen: Bauernarbeit produziert nicht Rohstoffe, sondern Lebensmittel!
agrarheute 26.10.2020 und JW am 27.10.2020
Die Landwirte fordern existenzsichernde Preise. Ohne vom Billigsystem bei Fleisch, Milch, Getreide und Gemüse abzukommen, könne man den derzeitigen Bürgeransprüchen nach mehr Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl kaum nachkommen.
Die Milchpreise liegen bundesweit bei knapp über 30 Cent/Liter, nötig wären zehn Cent mehr. Milchbauern zeigen Solidarität mit den Schweinehaltern. Schlachtbetriebe werden abrupt wegen der Coronapandemie geschlossen aber Schweineaufzucht ist keine Fließbandfertigung, die man vom einen Tag auf den anderen anhalten kann.
2020 Niederlande
In Den Haag protestierten rund 2 000 Bauern gegen die Stickstoff- und Umweltschutzpolitik der Regierung. Auch vor der Zentrale des niederländischen Verbandes des Lebensmitteleinzelhandels in Leidschendam wurde für eine ehrliche Verteilung der Gewinnmargen in der Vermarktungskette demonstriert. Die Landwirte wollen eine Genossenschaft gründen, die die Vergabe und Abgabenfinanzierung eines entsprechenden Labels für Produkte im Lebensmitteleinzelhandel steuern soll. Dieser Plan werde von der Vereinigung der Milchviehhalter und dem Verband der Geflügelhalter unterstützt.
Die Bauern wollen ein Gesetz abwenden, dass ermächtigt, den Landwirten aus Umweltschutzgründen ihr Bodeneigentum abzunehmen. Das Gesetz solle restriktive Pläne zur Verringerung der Stickstoffemissionen in der Agrarwirtschaft ermöglichen. Die Provinzbehörden können seit Anfang November Viehhaltungsbetriebe aufkaufen, die überdurchschnittlich hohe Stickstoffemissionen aufweisen. Dabei wäre es möglich, dass die Bauern nach dem Verkauf ihrer Höfe anschließend keine neuen Betriebe mehr gründen dürften. Diese Einschränkung komme einem Berufsverbot gleich.
Q: ⇒ topagrar 24.11.2020 und ⇒ Schweizer Bauer 23.11.2020
2020
Bauernproteste in Indien
Bei Bauernprotesten gegen eine umstrittene Agrarreform ist es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Die Polizei hinderte Tausende Kundgebungsteilnehmer daran, ins Zentrum von Neu-Delhi vorzudringen. Demonstranten drängten gegen die Absperrungen und formierten sich spontan zu einem Sitzstreik. Eine Schnellstraße wurde blockiert. Traktoren sperrten Wege. Die Polizei setzte an mehreren Stellen Wasserwerfer, Schlagstöcke und Tränengas ein.
Hunderttausende Bauern versperrten tagelang in Indiens Kornkammer-Staaten Punjab und Haryana Strassen und Zugstrecken. Sie stellten sich gegen die neuen Landwirtschaftsgesetze.
Auslöser ist eine umstrittene Agrarreform. Die Bauern befürchten, dass es internationalen Akteuren und indischen Ketten ermöglicht, die Aufkaufpreise weiter zu drücken, wenn sie direkt mit den Bauern verhandeln. Die neuen Gesetze würden den Nahrungsmittelmultis ein Tor für grenzenlose Bereicherung öffnen.
FAZ im Netz am 27.11.2020    ⇒ Deutschlandfunkam 27.11.2020
Nachtrag:junge welt am 13.01.2021
Das höchste Gericht Indiens hat die Umsetzung von Gesetzen zur Deregulierung der Landwirtschaft gestoppt. Ein von dem Gericht organisiertes Komitee soll mit Bauernvertretern verhandeln.
2020/21 Bundesrepublik Deutschland
Nach mehrtägigen Bauern-Protesten (im Dezember 2020 und im Januar 2021) mit Traktoren vor Zentrallagern großer Supermarktketten beendeten die Demonstranten vorerst ihre Blockaden, nachdem verbale Zugeständnisse gemacht wurden.
In mehreren Bundesländern machten Bauern mit ihren Fahrzeugen derart auf ihre Lage aufmerksam. Wegen der Protestaktionen hätten die Landwirte nach Polizeiangaben mit juristischen Folgen rechnen. Mancherorts hat die Polizei Verfahren wegen Nötigung und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.
Q: ⇒ wdrnachrichten 11.01.2021
Hintergrund der Proteste war eine angekündigte Senkung der Butterpreise, die Landwirte fordern faire Preise für ihre Produkte. Ziel sind gemeinsame Gespräche der Bauern mit Bundesagrarministerium, Einzelhandelsketten, Molkereien und Schlachtereien. Es gehe um Regeln, die faire Bedingungen für alle Mitglieder der Lieferkette sicherstellten.
Q: junge Welt 30.12.2020, ⇒ mdr am 04.01.2021 und ⇒ video mdr vom 04.01.2021
Bilder der vielen Bauernproteste des Vorjahres in ⇒ agrarheute
2021 Bauernproteste in Indien
Bei einer Grossdemonstration haben Zehntausende Bauern am indischen Tag der Republik Barrikaden durchbrochen, um in der Hauptstadt Neu Delhi gegen Gesetze zur Deregulierung der Landwirtschaft zu protestieren. Sie fuhren mit ihren Traktoren in die Metropole, marschierten mit Flaggen und erstürmten den Palast Red Fort. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke gegen die Demonstranten ein. Mehrere Menschen wurden verletzt.
schweizerbauer 26.01.2021 (mit 3 Videos)
deutsche welle 26.01.2021
Schon seit November vorigen Jahres formiert sich unter indischen Landwirten Widerstand gegen eine geplante Agrarreform, die aus Sicht der Kritiker eine zunehmende Dominanz von Großunternehmen in der Landwirtschaft zur Folge hätte. Viele Bauern sind in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Bei Verhandlungen zwischen der Regierung und Bauernvertretern konnte keine Einigung erzielt werden.
2021 Bundesrepublik Deutschland
Bauern aus ganz Deutschland sind mit ihren Traktoren durch Berlin gefahren. Mit rund 100 Traktoren zogen die Demonstranten vor mehrere Bundesministerien. Die Landwirte verlangen Regelungen für kostendeckende Preise für ihre Erzeugnisse und mehr heimische Nahrungsmittel im Handel. Strengere Vorgaben, wie etwa beim Düngen, sollen ausgesetzt werden, Corona- und Schweinepest-Hilfen sofort fließen.
Auch eine Demonstration mit 30 Traktoren, die hupend durch das Berliner Regierungsviertel fuhren, gehörte zu dem Protest. Weitere Demonstrationen in Berlin sind angekündigt.
Der Protest richtete sich gegen sinkende Preise in Discountern und gegen zu schleppende Auszahlungen von Corona-Hilfen. Viele politische Entscheidungen bedeuteten eine bewusste Zerstörung der Betriebe, heißt es in einem Papier, das die Initiative Land schafft Verbindung verbreitete. Die hohen Standards im Innland gelten nicht für billigere bevorzugte Importe. Die Selbstversorgung des Landes aus eigener Produktion ist viel zu niedrig Es gilt die Produktion für den Binnenmarkt zu sichern. "Wir sind gleichermaßen von der Corona-Krise/Preisdumping betroffen und sind durch politisch ausgelöste Marktverwerfungen nicht in der Lage, kostendeckend diese Lebensmittel zu erzeugen." ⇒ rbb24 am 26.01.2021
2021 Bundesrepublik Deutschland
(Februar) Für kooperativen Insektenschutz – Traktorkorso!
Trotz Minusgraden und Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vor Schneeverwehungen demonstrierten mehrere Hundert Landwirte mit über 200 Traktoren in Stralsund für mehr freiwilligen und kooperativen Insektenschutz und gegen das geplante Insektenschutzgesetz. Vertreter von Bauernverband MV und Land schafft Verbindung MV übergaben dem Büro des Bundestagswahlkreises ein Bittschreiben, die Anliegen der Landwirtschaft stärker zu berücksichtigen.
Jetzt geht es um die blanke Existenz! Landwirte rufen zur Demo gegen ein Insektenschutzgesetz auf. Land schafft Verbindung sieht mit dem geplanten Insektenschutzgesetz des Umweltministeriums die Existenz der Landwirtschaft in Deutschland gefährdet.
Im Entwurf des »Gesetzes zum Schutz der Insektenvielfalt in Deutschland« sind Einschränkungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorgesehen, die die Landwirtschaft und ihr nachgelagerte Bereiche in starke wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen würde.
Bauernzeitung am 02.02.2021, ⇒ Bauernzeitung am 09.02.2021,
Bauernzeitung Brandenburg am 09.02.2021
2021 Bundesrepublik Deutschland
(März-April) Treckerdemo und Bauernmahnwache in Berlin. In der Nähe des Berliner Alexanderplatzes stationieren die Bauern eine Mahnwache und starten davon täglich einen Korso aus Treckern, Pick-ups, einem Unimog und einigen Pkw durch die Haupstadt. Die Berliner zeigen viel Zustimmung für die Protestierenden. Die Mahnwache soll Wochen bleiben und dazu beitragen, dass die Bauernverbände sich fester zusammenschließen. ⇒ Berliner Zeitung am 1.4.2021 und Bilder von der Treckerdemo am 23.3.2021 ⇒ agrarheute am 23.3.2021.
Der Protest richtet sich gegen Missachtung der Bauern durch die Politik, gegen ungerechtfertigte Schuldzuweisungen in Umweltfragen, gegen einen Aktivismus ohne wissenschaftliche Grundlage, und gegen das schlechte Image der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit. Die Bauern produzieren in Deutschland Lebensmittel mit den höchsten Standards. Im Ausland werden zuweilen Spritzmittel eingesetzt, die hier seit Jahren verboten sind. Wollen wir das? fragen die Teilnehmer der Mahnwache. ⇒ epochtimes am 05.04.2021
2021 Bundesrepublik Deutschland
(Juni) Angesichts stark gestiegener Kosten demonstrierten in Nord- und Süddeutschland Milchbauern für höhere Milchpreise. Vor Molkereien in den niedersächsischen Orten Edewecht und Zeven sowie im bayerischen Heimenkirch versammelten sich Landwirte und errichteten eine symbolische Preismauer, die durchbrochen werden muß.
Nach Angaben des niedersächsischen Landesbauernverbandes Landvolk erschweren den Milchbauern explodierende Futterkosten, steigende Kraftstoffpreise und zunehmende Energie-Kosten für (Strom und Gas) die Produktion. Im Frühling und Frühsommer sei für die Landwirte Liquidität besonders wichtig für Flächenpflege, Düngung und Einfahren der Grünlandernte. ⇒  epochtimes 11.06.2021
2021 Farmerprotest in der Türkei
Farmer fordern vom Staat, das Handelsmonopol für Haselnüsse zu zerschlagen.
Besonders prekär wird durch Monopolpraktiken das Arbeitsverhältnis der Saisonarbeiter, da über die Bauernwirtschaften der Preisdruck letztendlich weiter gereicht wird.
Die landesweite Ernte von Haselnüssen in der Türkei entspricht etwa 70 Prozent(?) der weltweiten Produktion.
Die Produzenten sind abhängig von Konzernen, die über große Einkaufsmengen Preise diktieren. Die sichern sich bereits im Voraus die Ernte, auch indem sie Maschinen und Dünger zur Verfügung stellen. So konnte ein Konzern im Geschäftsjahr 2019/20 seinen Umsatz um 7,8 Prozent auf 12,3 Mrd. Euro steigern.
Q: euronews am 27.10.2021 und www.vol.at/eins-auf-die-nuss-turkische-bauern-gegen am 28.10.2021
2021 Militär gegen Bauern in Guatemala.
Mehrere Tage blockierten Einwohner in El Estor im guatemaltekischen Departamento Izabal die Zufahrtsstraße zu einer Nickelmine.
Ein Protestcamp der Landbewohner wurde von Polizeieinheiten geräumt, die Einsatzkräfte gingen mit Tränengas gegen die Protestierenden vor. Auch die Armee war mit Militärhubschraubern und Schnellbooten auf dem angrenzenden Izabalsee im Einsatz. Im Ort El Estor fanden Durchsuchungen in den Häusern der Kleinbauern und Landarbeiter statt.
Q: euronews am 25.10.2021 Junge Welt am 27.10.2021 www.guatemalanetz-zuerich.ch/download/medien/Fallstudie_Soway_November2020.pdf
Das Nickelerz wird im offenen Tagebau gefördert und in der angrenzenden Raffinerie zu Ferronickel weiterverarbeitet. Die Bewohner befürchten eine gefährliche Verschmutzung des Izabalsees. Der Widerstand gegen den Nickelabbau geht bis in die 1950er Jahre zurück.

Hinweis: Die weltweite Pandemie-Berichterstattung trägt dazu bei, Nachrichten über soziale Konflikte und über prekäre Arbeitsbedingungen zu unterdrücken. So sind seit 2020 nur wenig Daten über Bauernproteste verfügbar.
2021 Bundesrepublik Deutschland
Ein Jahr nach den letzten Protesten versammelten sich rund 200 Landwirte mit ihren Traktoren vor dem Lager eines Handelskonzerns in Wiefelstede. Sie machen damit auf ihre Situation aufmerksam. Organisiert wurde der Protest von den Initiativen Land schafft Verbindung und Freie Bauern.
Ebenso protestierten rund 150 Landwirte vor dem Potsdamer Landtag. Sie befürchten weitere Einbußen bei der Umschichtung von EU-Fördermitteln.
Trotz steigender Lebensmittelpreise kommt immer weniger Geld auf den Höfen an. Die Bauern sehen sich in einer Situation, in der sie nicht mehr wissen, wie sie die Kosten noch weiter senken können. Die Grenze dafür sei erreicht.
⇒  ndr nachrichten Stand: 18.11.2021 ⇒  Antenne Brandenburg , 18.11.2021
2022 Bolivien
Zahlreiche Bauern haben gegen die geplante Einführung eines Impfnachweises demonstriert. Zudem forderten sie vor dem Gesundheitsministerium in La Paz den Rücktritt des Gesundheitsministers.
Die Demonstranten drohten mit Straßenblockaden, sollte die Regierung nicht jene Dekrete zurück nehmen, die ein Betreten von Supermärkten, Banken und Hochschulen verbieten, wenn kein Impfpass und kein PCR-Test vorliege.
Q: ZDFtext 140 Mi 12.01.22 Mi 32:07:27 nach bolivianischer Zeitung El Deber
2022 Niederlande und Bundesrepublik Deutschland
Über mehrere Wochen protestierten niederländische Bauern gegen Entscheidungen der Regierung zur Landwirtschaft. Sie fürchten aufgrund neuer Umweltauflagen für ihre Betriebe um ihre Existenzen. Erneut solidarisierten sich niedersächsische Landwirte mit den Bauernprotesten in den Niederlanden.
⇒  ndr Nachrichten 15.07.2022
Auflagen der niederl. Regierung sollen dazu dienen, den Schadstoff-Ausstoß drastisch zu reduzieren. Konkret ist das Ziel, die Emissionen von Stickoxiden und Ammoniak bis 2030 um 50 Prozent zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, soll die Viehzucht reduziert werden. Durch sie gelangt Stickstoff in Form von Nitrat ins Grundwasser. Nach Einschätzung der niederl. Regierung müssen etwa 30 Prozent der Viehbauern ihren Betrieb aufgeben.
2023 Niederlande
Etwa 25000 Demonstranten protestierten gegen die Stickstoffpolitik und für eine Entschädigung für Schäden, die durch Bodensenkungen und Erdbeben durch die Gasförderung in Groningen entstanden sind. Die Polizei verhängte Geldstrafen gegen Traktor- und LKW-Fahrer, die ihre Fahrzeuge zum Protest einsetzten.
⇒  Dutch farmers protests
⇒  Bauernproteste in den Niederlanden
Die EU-Kommission erlaubt der niederländischen Regierung, Bauernhöfe in der Nähe von Naturschutzgebieten aufzukaufen und danach zu schließen, wenn sie Grenzwerte der Stickstoffemissionen überschreiten. Die Maßnahmen stünden im Einklang mit den Zielen des European Green Deal. (Junge Welt 5.5.23)
2023 Bundesrepublik Deutschland
Mit über 130 Traktoren und LKW demonstrierten Bauern vor dem Sächsischen Landtag in Dresden. Die Protestierenden haben dem Landwirtschaftsminister (Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Partei Die Grünen) den Rücktritt nahegelegt.
Die sogenannten technischen Gründe sind Ausdruck des Versagens seiner Politik. Dafür habe er allerdings viele neue Stellen in seiner Verwaltung schaffen können.
Q: agrarheute 01.11.23 ; www.sächsische.de 01.11.23
In Sachsen wird die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete für das Jahr 2023 nicht wie gewohnt im Dezember ausgezahlt (240 Millionen Euro). Zur Erklärung nannte das Ministerium »technische Gründe«. Stattdessen sollen die Landwirte ihre seit Monaten beantragten Gelder »frühestmöglich, spätestens Ende Februar 2024« erhalten. Der Sächsische Landesbauernverband warnte vor Zahlungsschwierigkeiten in den Betrieben. Zum Jahreswechsel stünden bei den Landwirten Ausgaben an (Pachten, Kredite, Saatgut, Versicherungen), die stets pünktlich zu zahlen wären. Betroffen sind 7000 landwirtschaftliche Betriebe. Gründe für die verzögerte Auszahlung seien die um zwei Jahre verspätete Verabschiedung und die gestiegene Komplexität neuer Regelungen, sowie der Fachkräftemangel im IT-Bereich.
2023 Bundesrepublik Deutschland
Rund 50 Landwirte haben sich am Freitag 15.12.23 vor der Parteizentrale der bayerischen Grünen in München versammelt, um mit Parteiverantwortlichen ihre Wut über die Streichung der Agrardieselhilfe kund zu tun. Die Kürzung der Beihilfe verkündete die Bundesregierung am Mittwoch.
Von Parteiverantwortlichen der Grünen ließ sich während der Demo am Freitag niemand blicken.
agrarheute 15.12.23
2023 Bundesrepublik Deutschland
Traktoren im Berufsverkehr in Würzburg
An dieser spontanen Demo beteiligten sich rund 30 Traktoren. Die Verkehrsbeeinträchtigungen hielten sich nach Polizeiangaben aber in Grenzen. Die Landwirte brachten mit dieser Protestfahrt ihren Unmut zum Ausdruck, dass die Bundesregierung im Zuge der Haushaltsberatungen im Bereich der Landwirtschaft Einsparmaßnahmen plant. ⇒ agrarheute 15.12.23
Sie befürchten durch diese Maßnahmen eine Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU, wird ein Sprecher der Organisation Land schafft Verbindung (LSV) in den Medien zitiert.
2023 Bundesrepublik Deutschland
Mit ihren Traktoren demonstrierten 7000...10000 Bauern aus ganz Deutschland in Berlin gegen Pläne der Regierung, indirekt die Steuern für die landwirtschaftliche Produktion zu erhöhen. Mehr als 1300 Traktoren fuhren zum Brandenburger Tor. Die Sternfahrt stand unter der Losung Zu viel ist zu viel! Jetzt ist Schluss!. Die Straße des 17. Juni war zwischen dem Platz des 18. März und dem Großen Stern für mehrere Stunden auf allen Fahrbahnen mit geparkten Traktoren blockiert. Man kippte Mist auf die Boulevardstraße. Der Bundeslandwirtschaftsminister (Grüne) wurde von wütenden Demonstranten ausgepfiffen. Viele fragten, wann habe sich der Bundesminister vor die Landwirtschaft gestellt? Zwischenrufe wie: Neuwahlen ! waren zu hören und In den Niederlanden hat es auch geklappt! Ein Redner rief: Entweder die Regierung wechselt ihren Kurs oder wir wechseln die Regierung! Die Bauern betrachten die Regierungsentscheidung als eine Kampfansage gegen die Bauernschaft.
Unterstützung kam aus dem Freistaat Bayern. Der bayerische Wirtschaftsminister (Freie Wähler) nahm an der Demonstration teil.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) hatte gemeinsam mit mehreren Landesverbänden zum Protest aufgerufen. Der Protest der Landwirte richtet sich gegen Ankündigungen der Bundesregierung, Erstattungen für Agrardiesel sowie eine Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge zu streichen. Bislang können Betriebe den Kraftstoff für Landwirtschaftsmaschinen mit grünen Kennzeichen am Ende des Jahres bei der Steuer geltend machen. Das soll ersatzlos wegfallen. Mit der Streichung der Regelungen werde die deutsche Landwirtschaft pro Jahr mit einer Milliarde Euro zusätzlich belastet. Vor allen Dingen werden die kleineren Höfe belastet und möglicherweise ruiniert. Zukäufe von landwirtschaftlichen Produkten aus dem Ausland für den inneren Markt werden so indirekt unterstützt. Die Liquidierung von Höfen dient zukünftigen Bodenspekulationen für finanzkräftige internationale Unternehmen. Q: rbb 24 18.12.2023 / Tagesspiegel 18.12.2023 / ⇒ agrarheute 18.12.2023
2023 2023 Bundesrepublik Deutschland (19.12.2023)
Bauern blockieren Autobahnauffahrten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Die Proteste wurden eine Woche zuvor angekündigt. Für die Landesverbände war die länderübergreifende Aktion erwartbar und ein logischer Schluss aus der wachsenden Unzufriedenheit der Landwirte. Der sächsische Bauernverband erklärte, das er die Aktion nicht organisiert habe, aber die Bauern auch nicht davon abhielt.
Unterstützt wurde die Aktion vom Verein   ⇒  Land schafft Verbindung.
Der Protest der Bauern richtete sich gegen die Streichung von Steuererleichterungen für Agrardiesel sowie der Steuerbefreiung für land-und forstwirtschaftliche Maschinen. Die Regierungsmaßnahmen entsprächen einer Steuererhöhung. (Q: Welt 21.12.2023)

Die bundesdeutschen Nachrichten über internationale Ereignisse im Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Produktion sind begrenzt. Der Versuch einer weltweiten Auflistung bäuerlicher Protestaktionen ist leider nur mit unvollständigen Angaben möglich. Die weltweite Pandemie-Berichterstattung 2021/2022 trug dazu bei, Nachrichten über soziale Konflikte und über prekäre Arbeitsbedingungen zu unterdrücken.



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Notizen über Bauernkriege ♠ © Dipl.Ing. Hans Holger Lorenz ♠ letzte Änderung: 21. Dezember 2023 ♠ begonnen am 1.März 2006 ♠ 17 Jahre www.bauernkriege.de ♠ (I)WB - To